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1967

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Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 3

192

Anleihen prophetischer Rede aus dem Sprachgebrauch der Kriegspraktiken
Israels und des Orients überhaupt, wobei sicherlich
jüngere Elemente neben ältere getreten sind. Was dabei das
scheinbar so sehr zur Annahme einer Gattung zwingende Nebeneinander
von Aufforderung und Begründung angeht, so ist es
zugestandenermaßen eine strittige Frage, ob solche Begründungen
zum ursprünglichen Bestand der Gattung zu rechnen sind. Verf.
sieht ganz richtig, daß hier die Eigenart prophetischer Rede
spürbar wird. Nun sind prophetische Begründungen wahrlich
keine Besonderheit, am allerwenigsten gerade nach einer überraschenden
Aufforderung zur Flucht. Bei der Aufforderung zum
Kampf sind die Begründungen auch in formaler Hinsicht weit
weniger einheitlich und typisch. So wird man die Merkmale dieser
„Gattungen" höchst variabel nennen dürfen, wenn man
meint, den Begriff „Gattung" überhaupt beibehalten zu müssen.

In der gegenwärtigen wissenschaftlichen Auseinandersetzung
um form- und überlieferungsgeschichtliche Kriterien ist Bachs
methodisch saubere Arbeit geeignet, Grenzen der Verfahrensweise
deutlich zu machen. Sie läßt fragen, ob angesichts bestimmter
Formen prophetischer Rede die formgeschichtliche
Methode sich allein in den Grenzen klassischer Gattungsforschung
nach dem Vorbild Gunkels bewegen kann oder nicht
vielmehr streckenweise einem weniger gebundenen Verständnis
prophetischer Terminologie Raum geben sollte.

Bodiuni Siegf ried H e r r m a n n

Edel, Reiner-Friedemann, Dr. theol.: Repetitorium der hebräischen
Grammatik. Marburg: Oekumenischer Verlag Dr. R. F. Edel [1964].
72 S. 8". Kart. DM 5.80.

Es ist verdienstvoll vom Verf., ein übersichtliches „Repetitorium
der hebräischen Grammatik" vorzulegen, dessen Sinn
darin bestehen möchte, die hebräische Sprache schnell und möglichst
mühelos dem „Gedächtnis wieder einprägen zu können"
(s. Vorwort, S. 3). Verf. stellt an den Anfang eine Vergleichstabelle
der „phönizischen, samaritanischen und hebräischen
Schrift" (S. 4) und schließt mit einem „Anhang", der Zusammenstellung
des arabischen, hebräischen und syrischen Alphabets
, ab, was hinsichtlich der Benutzung des sprachgeschichtlichen
Teiles eines jeden Artikels im Gesenius sehr wertvoll ist.
Auf S. 5 wird eine Übersicht über die semitische Sprachfamilie
wie über die Entwicklung der hebräischen Schrift geboten. Ein
erster Teil, die Schrift- und Lautlehre, behandelt „Die Sprachelemente
und ihre Gesetze" (S. 6—14). Der zweite Teil beschäftigt
sich mit der Formenlehre von „Pronomina, Präfixe(n), Suf-
fixe(n), und andere(n) Partikeln" (S. 15—22). Eine Tabelle über
„Die wichtigsten Partikeln mit Suffixen" (S. 20) und eine „Vo-
kalisationsübersicht von ?, 5,T? und "j " (S. 22) sind beigegeben
. Zur Formenlehre gehören ferner „Das Verbum" (S.
23—36) sowie die „Substantiva und Adjektiva" (S. 37—42).
Dem „Tabellenanhang" (S. 45—69; Paradigmen für Verbum und
Nomen), geht ein Abschnitt „Zur Syntax" (S. 43—44), der sich
in „Satzteile" und „Satzlehre" gliedert, voraus. Verf. schneidet
aber häufig syntaktische Fragen schon in der Formenlehre an.
Im Inhaltsverzeichnis (S. 70—71) wird jedem Kapitel der Hinweis
auf den entsprechenden Paragraphen in den beiden hebräischen
Lehrbüchern von O. Grether, Hebräische Grammatik für
den akademischen Unterricht, München 195 52, und Hollenberg-
Budde-Baumgartner, Hebräisches Schulbuch, Basel 1963"'*, hinzugefügt
. Mit diesen genannten Lehrbüchern, die dem „Repetitorium
" seine Eigenart aufprägen, sind auch die Grenzen abgesteckt
.

Es sei gestattet, einige kritische Bemerkungen zu machen.
Gerade dadurch, daß sich das „Repetitorium" so eng an O. Grether
anlehnt, wird unnötiger Ballast an Begriffen wie „Aphaere-
sis" und „Apokope" (S. 7) oder „Kompensation" (S. 9) übernommen
. Es drängt sich der Eindruck auf, daß der neuere Stand
der Hebraistik nicht immer Berücksichtigung findet (man vgl.
etwa das Festhalten am „Schwa medium", S. 10). Es wäre zu bedenken
, ob bei einer Neuauflage nicht das m. E. methodisch

wertvollere Lehrbuch des Hebräischen von A. Bertsch1 zugrunde
gelegt werden könnte. Für den neueren Stand der hebraisti-
schen Forschung aber möchte man die Grammatik der hebräischen
Sprache von R. Meyer heranziehen.

Als unglücklich ist es anzusehen, daß zum hebräischen Alphabet
(S. 6) keine Umschrift verzeichnet wird. Neben „Form,
Name, Zahlenwert" der einzelnen Konsonanten steht nur die
„Aussprache bzw. Bedeutung" des Buchstabens. Verwirrend ist
die Wiedergabe der S-Laute, wenn z. B. die Vokalzeichen mit
„Zere, Kamez, Kibbuz" (S. 8) umschrieben werden, im Alphabet
aber für Sade = s (z) angegeben ist. Auch die Umschreibung
eines Swa mobile durch ö, wie es beim Infinitivus construetus
„kötöl" (S. 24) geschieht, ist irreführend. Es ist empfehlenswert,
jeder — in welcher Form auch immer erarbeiteten — Grammatik
eine Umschrift beizufügen, da ja heute vielfach wissenschaftliche
Literatur in der Umschrift des Hebräischen herausgegeben wird'.

Das „Schwa medium" (S. 10) scheint nicht mehr vertretbar zu
sein. Es wird erläutert als ein „Zeichen einer besonders starken Vokalverflüchtigung
; anstelle eines elidierten ehemaligen Vollvokales; bewirkt
weiche Aussprache der Begad-Kephath . . . steht in fest geschlossener
Silbe" (ebd.). Jedoch hat beispielsweise bei E3riX nie ein
Vokal gestanden, vielmehr geht die spirantische Aussprache der
B"'gadk('fat nach einem silbenschließendem Swa — also Swa quies-
cenz — auf aramäischen Einfluß zurück4. Es ist wohl auch nicht ganz
eindeutig ausgedrückt, wenn es S. 25 über die Bedeutung des Nif'al-
Stammes heißt: „Niphal: ... ist das Passiv des Kai, steht zu diesem
aber auch reflexiv . . .". Die umgekehrte Reihenfolge der Bedeutung
wird anzuführen sein: Ursprünglich Reflexivstamni, sekundär als
Passiv gebraucht.

Die Afformative der 1. und 2. P. Sg. und PI. sind nicht nur „den
Personalpronomen verwandte Endungen" (S. 28), sondern sind als
pronominale Afformative zu bezeichnen, während diejenigen Endungen
der 3. P. Sg. und PI. nominale Afformative sind.

Als „Formbildungselemente beim Verb" die Konsonanten 2, D, 5
mit aufzuführen (S. 28), ist unrichtig; denn gerade für das Erkennen
der drei Wurzelkonsonanten eines Verbums ist die Unterscheidung
zwischen Präformativen und Präfixen wichtig.

Kasus im üblichen Sinne des Wortes sind im Hebräischen
nicht mehr vorhanden (bis auf wenige Reste), gebraucht man jedoch
diesen Begriff mangels eines besseren, so sollte man, wie
es vom Verf. geschieht, vom casus absolutus, casus adnominalis
und casus adverbalis (nicht adverbialis!) reden (S, 38); der Dativ
aber als „Präpositionalobjekt" sollte nicht unter die Kasus
eingereiht werden; denn bereits altkanaanäisch gibt es keinen
„Kasus Dativ" (vgl. schon S. 16).

Zur Syntax sei kurz angemerkt, daß unter A 1 (S. 43)
wohl NiMH Dipwn versehentlich mit „dieser Ort" statt „jener
Ort" wiedergegeben wurde. Im Großen und Ganzen aber würde
man sich diesen Teil etwas ausführlicher wünschen, Beispielsätze
würden zumindest das Gesagte erläutern müssen.

Einige Druckfehler: S. 26: Perfektum consecutivum hat die Form
" (nicht In den Verb-Tabellen möchte bei der 3. P. f. Sg. und
der 3. c. PI. Perf. ein Meteg gesetzt werden, u. z. wegen der Verwechslung
zwischen (z. B.) "p^p „sie tötete" und POtSP „töte doch!".

Jena Julia Körner

') Hebräische Sprachlehre, Stuttgart 1961!.

5) G. Beer — R. Meyer, Hebräische Grammatik. Bd. I: Berlin
19522 (= Sammlung Göschen 763/763a); Bd. II: Berlin 19552
(= Sammlung Göschen 764/764a). Vgl. Neuauflage: Bd. I. 1966;
Bd. II'III im Druck.

'') Die Umschrift der ZDMG hat sich heute allgemein bewährt.

*) Vgl. R. Meyer, Hebräische Grammatik I, 1<?66, S. 63.

Blenkinsopp, Joseph: Absicht und Sinn der Exodustradition in

Deuterojesaja (Is 40—5 5) (Concilium 2, 1<>66 S. 762—767).
Brownlee, W. H.: The Significance of "David's Compositions"

(Revue de Qumran 5, 1966 Nr. 20 S. 569—574).
Carmignac, J.: Un aramaisme biblique et qumränien: l'infinitif

place apres son complement d'objet (Revue de Qumran 5, 1966

Nr. 20 S. 503—52).
Daniel, C.: Une mention paulinienne des EEsseniens de Qumran

(Revue de Qumran 5, 1966 Nr. 20 S. 5 5 3—567).