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Ausgabe:

1967

Spalte:

188-191

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Bach, Robert

Titel/Untertitel:

Die Aufforderungen zur Flucht und zum Kampf im alttestamentlichen Prophetenspruch 1967

Rezensent:

Herrmann, Siegfried

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187

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 3

188

Abjathar die Vertreter der alten konservativen Mächte sehen,
die die Monarchie unter Kontrolle halten wollten. Unter
Rehabeam kommt die silonitische Priesterschaft erneut zum Zug.
Ahia von Silo wird als silonitischer Seherpriester vom Verfasser
angesehen, ohne daß diese Ansicht überzeugt. Ein Exkurs über
den Ursprung des Stammes Juda macht den Beschluß. Als politische
Einheit ist Juda erst zu Lebzeiten Davids in Erscheinung
getreten. — A. Cronbach, Unmeant meanings of Scripture
(S. 99—123), gibt in dem ersten Teil seiner Untersuchung eine
Reihe von Beispielen, an denen er die Verbiegung und Um-
deutung eines Bibelwortes in der Predigt deutlich macht. Auch
in der Bibel selbst findet er Beispiele von einem Bedeutungswandel
verschiedener Stellen (Dt 8, 3; Ps 23, 4; 29, 2; Prv 23, 7;
Hi 13,15; 19,25). Diese und andere Beispielstellen werden im
Zusammenhang des Kontextes behandelt, im Zusammenhang
der Übersetzungsmöglichkeiten, in der Punktation, im Wechsel
der hebräischen Vokalisation und des Konsonantenbestandes.
Verfasser nimmt keinen Anstoß an der Mehrsinnigkeit eines
Bibelwortes und bezieht sich dabei auf die vier verschiedenen
Interpretationsmöglichkeiten des früheren Judentums, the piain
meaning (Peshat), the homiletic meaning (Derush), the hinted
meaning (Remez), the cryptic meaning (Sod). — A. J. Reines,
Abrabanel on Prophecy in the Moreh Nebhukhim: IV. Commen-
tary to Chapters Thirty-Six and Thirty-Seven (Part II)"
(S. 12 5-152). Die fünfte Fortsetzung der in Band XXXI begonnenen
großen Arbeit mit sehr wertvollen und interessanten
Aufschlüssen über das jüdische Verständnis der alttestament-
lichen Prophetie. — S. Cohen, The political Background of the
Words of Arnos (S. 15 3—160). Verfasser setzt Am 1,2; 4, 10;
5,15; 6,13; 5,18 mit entsprechenden Abschnitten aus dem
2. Königsbuch in Verbindung und kommt zu dem Ergebnis, daß
in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. Urartu und
nicht Assyrien die Großmacht war, die die kleineren Königreiche
von Westasien bedrohte. Dabei setzt er herkömmlich
den Arnos zwischen 760 und 750 an und behauptet, daß die
Regierung Jerobeams II. wenigstens in der zweiten Hälfte keineswegs
friedevoll war, sondern Syrien und die Ammoniter mit
einem Angriffskrieg gegen Israel beschäftigt waren, Moab und
Edom zwar neutrale Königreiche waren, aber in der Vergangenheit
Krieg mit Israel und Juda geführt hatten und als potentielle
Feinde anzusehen waren. Ägypten verhielt sich völlig
ruhig in dieser Zeit. Manches ist in dem kurzen Aufsatz nur
hypothetisch angedeutet, so daß der Verfasser in seinem Schlußsatz
eine weitere Studie über Arnos ankündigt, die sich besonders
mit der angeblich angezettelten Verschwörung (Am 7,11)
befassen soll. — R. A. Rosenberg, The God Sedeq (S. 161—177)
geht von der Annahme aus, daß die Verehrung des Sonnengottes
von den Westsemiten (Amoritern) nach Sumer und Akkad
gebracht worden sei und setzt diesen Kult mit Hilfe von
Namenmaterial in Verbindung mit der Sonnenverehrung im
Tempel zu Jerusalem, wobei er bis auf die Eroberung Jerusalems
durch David und bis auf den Priester Zadoq zurückgeht und den
Gott Sedeq als Schutzgottheit von Jerusalem ansieht. Erst im
Zeitalter Josias und des Deuteronomiums wurde diese Gottheit
mit Jahwe vereint bzw. ihr unterworfen, woraus sich das Prädikat
der sedaqah für Jahwe erklärt. — S. B. Freehof, Hazkarath
neshamoth (S. 179—189) behandelt ein Problem der synagogalen
Liturgie, nämlich das Gebet für die Märtyrer und die Toten.
Er konstruiert die Entwicklungslinie von dem Gebet für die
jüdischen Märtyrer der Kreuzfahrerzeit, dann für die Opfer des
schwarzen Todes (Pest!). Neben diesen gibt es auch ein betendes
Gedächtnis für die Wohltäter der Gemeinde und schließlich ein
solches für die gestorbenen Mitglieder der einzelnen Familien.
Der Verfasser kündigt eine weitere Studie an über die verschiedenen
Gebetsformulare. — M. Haran, The Priestly Image
of the Tabernacle (S. 191—226) will eine systematische Darstellung
der biblischen Überlieferung über die Stiftshütte geben,
wobei er erst die Einrichtung (mit Zeichnungen) beschreibt, dann
die verschiedenen Materialien, die zur Anfertigung benötigt
wurden, schließlich die verschiedene Priesterkleidung und dann
die Stufenfolge der Annäherung an das Heiligtum, also den
verschiedenen Tabu-Charakter der eingefriedigten Bezirke und
des Heiligtums selbst, bespricht. - A. Scheiber, Fernere Fragmente
aus- sch'lwth 'tjqwt (S. 227—259) berichtet über die Entdeckung
weiterer Fragmente zu der erstmalig von S. Schechter
entdeckten und publizierten Handschrift, die von A. Kahana
jenen in der Überschrift des Aufsatzes genannten Titel erhielt.
Er fand die neuen Fragmente in Cambridge (England) unter der
Signatur Or. 1081, Box I4 und T.-S. N. S. 1441. Es liegen somit
von dieser gegen die Karäer gerichteten Schrift zwei Handschriften
vor von derselben Hand, wobei der von Scheiber gefundene
Text der sorgfältiger ausgeführte ist. Sechs Tafeln bietet
die Handschrift dar, von der Verfasser eine sorgfältige Abschrift
gibt mit zahlreichen Anmerkungen. — B. Brilling, Eibenschütziana
(Die „Taufe" und der Baronstitel des Wolf Eibenschütz) (S. 261 —
278). Fortsetzung der begonnenen Ausführungen in Band XXXIV
und XXXV unter Abdruck der einschlägigen Aktenstücke aus
dem Wiener Österreichischen Staatsarchiv, aus dem Stadtarchiv
Dresden und aus dem früheren Archiv der Synagogengemeinde
Breslau. Da die Aushändigung des Adelsbriefes von der römischkatholischen
Taufe des Wolf Eibenschütz abhä ngig gemacht
wurde, dieser aber die Taufe verweigerte, ist das Dokument ihm
nie ausgehändigt worden. Obwohl im Volksmund ihm dieser
Titel zugesprochen wurde, hat Wolf Eibenschütz nie von ihm
Gebrauch gemacht. — I. S. Emmanuel, Cincinnati, 'rb' t'wdwt
b'brjt wstj ktwbwt mjwchdwt mrbnj hsprdjm sl 'mstrdm (S. 1—
15, davon S. 13. 14. 15 Tafeln mit Abbildung der Handschriften
).

Leipzig HansBardtke

Bach, Robert: Die Aufforderungen zur Flucht und zum Kampf im
alttestamentlichen Prophetenspruch. Neukirchen/Moers: Neukirchener
Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins 1962. 112 S. gr.
8° = Wissenschaftliche Monographien z. Alten u. Neuen Testament,
hrsg. v. G. Bornkamm u. G. v. Rad, 9. DM 11.25; Lw. DM 13.50.

Diese unter dem zunächst eigenartig anmutenden Titel „Die
Aufforderungen zur Flucht und zum Kampf..." vorgelegte
Studie1 ist eine methodisch vorbildliche, in ihren Einzelheiten
aber äußerst diffizile formgeschichtliche Untersuchung. Es geht
dabei um die Ermittlung zweier Gattungen prophetischer Rede,
deren Belege zum größeren Teile in den Fremdvölkersprüchen
des Jeremiabuches zu finden sind, darüber hinaus aber auch sporadisch
anderwärts bei Jeremia, ferner bei Jesaja, Hosea, Joel,
Obadja und Sacharja auftreten, bei letzteren freilich nur sehr
vereinzelt2. Die Aufforderung zur Flucht und die Aufforderung
zum Kampf werden als in sich selbständige Gattungen herausgearbeitet
und also auch in den zwei ersten Kapiteln des Buches
zunächst unabhängig voneinander bearbeitet. Trotzdem wäre es
möglich, zusammenfassend über beide zu referieren, weil sie
weitgehend gemeinsame Voraussetzungen und formal wie inhaltlich
verwandte Merkmale besitzen. Infolgedessen geht Verf.
in den beiden ersten Kapiteln methodisch zweimal denselben
Weg. Nach der Übersetzung der ausgewählten Prophetensprüchc
folgt die Prüfung ihrer formalen Struktur, sodann die Begründung
, daß sie jeweils eine eigenständige Gattung, und zwar eine
prophetische Gattung, darstellen; zuletzt schließt sich sowohl für
die „Aufforderung zur Flucht" als auch für die „Aufforderung
zum Kampf" eine eingehende Diskussion darüber an, welche Geschichte
die Gattung durchlaufen haben müsse; am Ende steht
jeweils die Frage nach dem Sitz der Gattung im Leben Israels.
Nachdem auf solche Weise unabhängig voneinander beide Gattungen
eingehend besprochen wurden, ist in einem abschließenden
dritten Kapitel das Verhältnis von heiligem Krieg und Prophetie
untersucht.

Im einzelnen läßt sich der Gedankengang des Buches mit wenigen
Worten etwa so umreißen: Im Zusammenhang mit den heiligen Krie-

') Es handelt sich um die gleiche Arbeit, die als Bonner Habilitationsschrift
19 56 den Titel „Formgeschichtliche Untersuchungen zu
den Fremdvölkersprüchen des Jeremiabuches" trug.

2) Die folgenden Stellen sind herangezogen und analysiert worden;
Aufforderung zur Flucht: Jer. 48, 6—8; 48, 28; 49, 8; 49, 30; 50, 8—10;
51,6; 51,45; 6,1; 4, 5 f.; Sach. 2,10—13. Aufforderung zum Kampf:
Jer. 46, 3—6; 46, 9 f.; 49, 14 f.; 49, 28 f.; 49, 31—33 ; 50,14f.; 50,16;
50,21—23; 50, 26 f.; 50, 29 f.; 51, 3 f.; 51, 11 f.; 51,27—29; Jes.
13,2—4; 21,2bJfj; 21,5b; Jer. 5, 10 f.; 6,4-6; Hos. 5, 8 f.; Joel
4, 9—12; 4, 13 f.; Mi. 4, 13; Ob. 1 f.