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Ausgabe:

1967

Spalte:

180-186

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Finegan, Jack

Titel/Untertitel:

Handbook of biblical chronology 1967

Rezensent:

Strobel, August

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179

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 3

180

Zandee, J.: Het Evangelie der Waarheid. Een gnostisch geschrift.
Amsterdam: W. ten Have [1964]. 128 S. kl. 8° = Carillon-Reeks, 40.
Hfl. 1.95.

Der Verf. dieses Büchleins, J. Zandee, hat sich schon sehr um
die Publikation1 und Kommentierung2 des gnostischen Handschriftenfundes
von Nag Hammadi verdient gemacht. Jetzt legt er
eine allgemein verständliche holländisch geschriebene Arbeit über
das Evangelium Veritatis (= EV) vor. Diese Schrift wurde bekanntlich
als erster Text dieses Fundes veröffentlicht3 und ist
seitdem in viele Sprachen übersetzt worden 4. Der Verf. gliedert
seine Arbeit in 7 Kapitel: über den Handschriftenfund (Zeitpunkt,
Ort und Inhalt) wird in Kap. 1 (S. 7—14), über die Gnosis als
einer pessimistischen Weltbetrachtung in Kap. 2 (S. 15—23) berichtet5
. Das 3. Kap. (S. 24—33) ist Valentin und seiner Schule
gewidmet. Der Verf. ist der Ansicht, das EV stamme aus der Schule
Valentins (S. 25). Im 4. Kap. (S. 34—37) wird zunächst zitiert, was
Irenaus (adv. haer. III, 11, 9) über ein bei den Valentianern bezeugtes
EV aussagt und dann der Standpunkt vertreten, daß Irenaus
damit das vorliegende EV meine. Der Verf. teilt auch darin
die Ansicht der Herausgeber dieses Textes, daß er (S. 34 f) die
Vermutung äußert, der Codex Jung (= Codex I) sei aus einer
valentinianischen Gemeinschaft erst später nach Chenoboskion zu
einer sethianischen Sekte gebracht worden 6. Seine Ansicht stützt
sich darauf, daß sich Sprache und Format des Buches angeblich von
allen anderen Codices des Fundes unterscheiden. Das ist aber nicht
so, denn sehr ähnliche Größenverhältnisse weisen auch Codex II
und XI auf7, und denselben Dialekt, einen Unterdialekt des
Subachmimischen, finden wir auch in Codex X und im 1. Teil von
Codex XI8. Wir dürfen daraus schließen, daß alle Codices in derselben
Gegend etwa zur gleichen Zeit geschrieben wurden. Die
fortlaufende holländische Übersetzung des EV wird in Kap. 5
(S. 38-5 3) geboten. Daran schließt sich in Kap. 6 (S. 54-114) ein
Kommentar an. Der Text wird in Einheiten unterteilt, die oft von
den Sinnabschnitten H.-M. Schenkes0, K. Grobeis10 und S. Arais11
und den Strophen G. Fechts12 abweichen. Der besondere Wert des
Kommentars besteht darin, daß der Verf. neben dem veröffentlichten
gnostischen Schrifttum auch die noch unveröffentlichten
Texte aus dem Codex Jung heranzieht. Auf das 7. Kap. (S. 115—
125) „Die Gnosis und wir" folgt (S. 126) ein Literaturverzeichnis.

Wir danken dem Verf. für seine gelungene Arbeit, der wir
eine deutsche Übersetzung wünschen.

Münster / W. Martin Kraus«

*) Er ist Mitherausgeber der Schrift „De resurrectione", vgl. dazu
J. Leipoldt in: ThLZ 90, 1965, 518—520.

~) J. Zandee, Gnostische trekken in een apocryphe brief van Jaco-
bus in: NTT 17, 1963, 401—422; Ders., De opstanding in de brief aan
Rheginos en in het evangelie van Philippus in: NTT 16, 1962, 361—377;
Ders., The Terminology of Plotinus and of somc Gnostic Writings, mainly
the Fourth Treatise of the Jung Codex, Istanbul 1961.

3) M. Malinine, H.-Ch. Puech und G. Quispel, Evangelium Veritatis
Zürich 1956, vgl. hierzu J. Leipoldt in: ThLZ 82, 1957, 830—834.

") M. Krause und P. Labib, Die drei Versionen des Apokryphon
des Johannes im Koptischen Museum zu Alt-Kairo, Wiesbaden 1962,
11 f., S. Arai, Die Christologie des Evangeliums Veritatis. Eine religionsgeschichtliche
Untersuchung, Leiden 1964, 3ff. und E. Haenchen,
ThR 30, 1964, 39ff.

r') vgl. auch seinen Aufsatz: Gnostic Ideas on the Fall and Salvation
in: Numen XI, 1964, 13—74.

e) vgl. Arai, aO. 5 und A. 2—3.

7) M. Krause, Zum koptischen Handschriftenfund bei Nag Hammadi
in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Abteilung
Kairo 19, 1963, 109.

8) Krause, aO. 113.

°) H.-M. Schenke, Die Herkunft des sogenannten Evangelium Veritatis
, Berlin 1958.

10) K. Grobel, The Gospel of Truth. A Valentinian Meditation on
the Gospel, London 1960.
") vgl. A. 4.

12) G. Fecht, Der erste „Teil" des sogenannten Evangelium Veritatis
(S. 16, 31—22, 20) in: Orientalia 30, 1961, 371—390; 31, 1962,
85—119; 32, 1963, 298—335.

Andreis, Chiara: Un genere di „mala morte" nell'Africa Occi-

dentale (SMSR XXXVII, 1966 S. 3-46).
Bausani, Alessandro: „Sopravvivenze pagane nell'Islam" o inte-

grazione islamica? (SMSR XXXVII, 1966 S. 189—209).
Bisi, Anna Maria: Le influenze puniche sulla religione Iibica: la

gorfa di Kefeel-Blida (SMSR XXXVII, 1966 S. 8 5-112).
Cavalletti, Sofia: La tipologia dei Rabbini (SMSR XXXVII,

1966 S. 223—25 1).
Delcourt, Marie: Tydec et Melanippe (SMSR XXXVII, 1966

S. 139—18b).

Heinrichs, Maurus: Deutung und Wertung der Konkupiszenz in
nichtchristlichen Religionen (FS 48, 1966 S. 377—434).

Levrini, Clelia: II mito dell'origine degli insetti (SMSR XXXVII,
1966 S. 211—221)..

Napoli, Antonio: I rapporti tra Bruzi e Lucani. L'uso, presso i
Lucani, di una pratica di iniziazione giovanile, svolta, in piena
etä storica, da un popolo soggetto: i Bruzi (SMSR XXXVII, 1966
S. 61—83).

Piccaluga, Giulia: Plutarco, de Is. 6: il vino nella religione
dell'antico Egitto (SMSR XXXVII, 1966 S. 47-60).

Quiles, Ismael: EI Absoluto budista como „Vacio" (Sunya), segun
Nagarjuna (Stromata XXII, 1966 S. 3—24).

BIBELWISSENSCHAFT

Finegan, Jack: Handbook of Biblical Chronology. Principles of
Time Reckoning in the Ancient World and Problems of Chronology
in the Bible. Princeton/N. J.: Princeton University Press 1964-.
XXVI, 33 8 S. gr. 8". Lw. $ 8.50.

Der Verfasser, Professor für neutestamentliche Zeitgeschichte
und Archäologie an der Pacific School of Religion in Berkeley
Cal., liefert eine umfassende Darstellung aller mit der biblischen
Zeitrechnung zusammenhängenden Sachkreise und Probleme. Sehr
geschickt wird der Leser vom Einfachen zum Schwierigen und vom
Grundsätzlichen zu den komplizierten Detailfragen geführt. Übersichtliche
Tabellen und gründliche bibliographische Vermerke machen
das Handbuch in der Tat zum idealen Nachschlagewerk. Aus
der deutschsprachigen Literatur können wir keine vergleichbare
Arbeit nennen. Seit F. K. Ginzels ,Handbuch der mathematischen
und technischen Chronologie' (1906/14), das auch die biblische
Chronologie berücksichtigt und auf eine Anregung A. v. Har-
nacks zurückgeht, wurde zwar noch wichtige Einzelarbeit geleistet
, z. B. durch H. Lietzmann, B. Krusch u. a., aber eine zusammenfassende
Darstellung der chronologischen und kalendcrge-
schichtlichen Probleme für den Nichtfachmann fehlt bis heute.
Dieser Mangel ist um so bedauerlicher, als die ausländische Forschung
der letzten zwei bis drei Jahrzehnte auf diesem Gebiet
keineswegs in dem Maße stagnierte wie die deutsche. Finegans
Handbuch macht deutlich, daß man nicht zuletzt dank neuer Quellen
mit beachtlichem Erfolg arbeitete.

Die folgenden Ausführungen können positiv und kritisch
nur die wichtigsten Abschnitte ins Auge fassen. Wenn unser Bestreben
dahin geht, verschiedene Ergänzungen anzubringen, so
nicht um den Wert des Handbuches zu schmälern. Seiner Reichhaltigkeit
und seiner Anlage nach stellt es eine vorbildliche Leistung
dar, methodisch erheben sich für den von der modernen li-
terargeschichtlichen Arbeit an der Bibel her kommenden Leser
aber zum Teil gewichtige Fragen. Der Vf. läßt zwar eingehend
die verschiedenen Hypothesen und Möglichkeiten zu Worte kommen
, er unterschätzt aber nicht selten am Ende die geschichts-
prägende Kraft des Glaubens. Die Stärke des Buches liegt in der
klaren Entfaltung der Grundlagenprobleme, nicht in den gegebenen
Lösungsvorschlägen.

Wir schicken eine gedrängte Übersicht über das Gebotene vorweg.
Ein 1. Teil über 'Principles of Chronology in the Ancient World' (S.
1—184) behandelt die technischen Voraussetzungen einer biblischen
Zeitrechnung. Wir werden (A.) unterrichtet über die verschiedenen Zeiteinheiten
(Tag, Woche, Monat, lahr), über ihre Anfänge, Geschichte
und biblische Verwendung (S. 7ff.). Die Einführung betrifft weiter (B.)
die Kalenderformen, z. B. in Ägypten (S. 21 ff.), Babylonien (S. 29ff.)
und Israel (S. 58ff.). Im letzteren Fall wird der Leser vor allem bekannt
gemacht mit den Positionen vom Sol. Gandz, J. Morgenstern und
I. M. Baumgarten.

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