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Ausgabe:

1966

Spalte:

138-139

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Bring, Ragnar

Titel/Untertitel:

Das göttliche Wort 1966

Rezensent:

Mann, Ulrich

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 2

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neue Gestalt gefunden habe. Gestützt auf die Forschungsergebnisse
verschiedener Gelehrter verweist er darauf, daß in der römischen
Kaiserzeit seit Konstantin d. Gr. mannigfache Elemente des Hofzeremoniells
Eingang in den christlichen Kult gefunden haben:
Thron, Lichter, Weihrauch, Mappula, Handkuß u. a. m. Wir vermissen
jedoch den Hinweis auf die Bemühungen, das Gottesreich
sinnbildlich darzustellen, wie es sich nach den damaligen Vorstellungen
in den Verhaltnissen im christlichen römischen Reich
verkörperte, indem man durch die Anlage des Atriums im Ostteil
Konstantinischer Basiliken auf den Kaiserhof im Osten des Reiches
u'id durch die Errichtung der Apsis und der Kathedra im Westen
auf den Papstsitz in Rom anspielte. Anlaß zu Bedenken gibt die
vom Verf. wiederholt geäußerte These vom Weggedanken im
frühchristlichen und frühmittelalterlichen Kirchenbau („Anders als
die Antike faßte der christliche Kultus den Raum der Basilika nicht
als Verweilraum, sondern als Wegraum auf, als einen Weg aus der
Welt zum Altar, dem Thron Christi, dem Allerheiligsten", S. 18).

verkennt hier entscheidende Merkmale des christlichen Kultus
jener Zeit; denn der Meßgottesdienst vollzog sich weder in der
Alten Kirche noch in frühmittelalterlicher Zeit in Form einer
Prozession, sondern in der Feier der um den Altar bzw. den Tisch
"es Herrn versammelten Gemeinde. Und der Tisch des Herrn
hatte seinen Platz in frühchristlicher Zeit nicht am Ende eines
••Wegraumes" und dort in einer „Erscheinungsnische", sondern
mmitten des Gotteshauses, ganz gleich, ob es sich um einen Langnausbau
oder einen Zentralbau handelte, also inmitten der
feiernden Gemeinde.

Cuxhaven Alfred W c ck we r 1 h

"eyer, Oskar: Die religiöse Linie Ludwig Mcidncrs (Kunst und
Kirche XXVIII, 1965 S. 51-57).

"lankesteijn, H. R.: Andere Kirdien in einer sich verändernden

Welt (Kunst und Kirdie 28, 1965 S. 106—108).
" ' r o I a m o . Claudio di: El Arte en nuestros tiempos (Teologia y

Vida VI, 1965 S. 34—38).
Tempel. Eberhard: Paul Sinkwitz. Maler und Graphiker. Berlin:

Evang. Verlagsanstalt [1965]. "56 S. m. 43 Abb. 8°. Lw. MDN 6.80.

^'ntzenstern, Herbert von: Die Bilderpredigt des Gothaer Tafcl-

altars. Berlin: Evang. Verlagsanstalt 1196s]. 134 S. m. 126 Abb. i. Text

0. auf Taf., z.T. färb. gr. 8°. Lw. MDN 16.-.
Bijrzel, Stephan: Glasmalerei im Kirdienraum (Kunst und Kirdie 28.

1965 S. 134-136).
~~ Kirchlicher Zentralbau heute? (Kunst und Kirche 28, 1965 S. 171

~172).

— Verwirrung der Kunstbegriffe (Kunst und Kirche XXVIII, 1965
S. 79—80).

'Nienfeld. Kurt: Silesia Sacra oder ,.Kripplein Christi" (Kunst und

Kirche 28, 1965 S. 121—127).
Klauser. Theodor: Erwägungen zur Entstehung der altchristlidicn

Kunst (ZKG LXXVI. 1965 S. 1-11).
^rönig. Wolfgang: Der Mensch der Gegenwart und die christliche

Kunst (Kunst und Kirche 28, 1965 S. 147—151).

angmaack. Gerhard: Abschied vom Kirchturm (Kunst und Kirche

28. 1965 S. 162—165).
^a«rcs. Rudolf: Der Kirchenvorstand und die Kunst der Gegenwart

Kunst und Kirche XXVIII, 1965 S. 77-70).
W u m m , Reinhard: Probleme des Kirchenbaus in der Liturgik eines

Predigerseminars (Kunst und Kirche 28, 1965 S. 158—161).

Elender, Frowin, u. Lothar Schreycr: Das Antlitz Christi.
Christusbilder aus dem vierten bis zwölften Jahrhundert, erläutert.
Berlin: Evang. Verlagsanstalt (Lizenzausgabe d. Friedrich Wittig Verlages
, Hamburg) [1965]. 16 S., 12 Taf. 8° — Frühmittelalterliche
Buchmalerei, hrsg. v. F. Oslender, VI.

b i 1 i p p j, Karl: Gedanken und Erfahrungen beim Bau von Kirchen

'PBl 106, 1966 S. 74—86).
^°scharsky, Peter: Was erfährt ein Theologiestudent vom neuen

Kirchenbau? (Kunst und Kirche 28, 1965 S. 99—102).
* Jet ich eli Christian: Die kirchlichen Bauten Le Corbusiers

(ZdZ 19, 1965 S. 448-452).

össler, Helmut: Das Gemeindezentrum als Lebensmitte der Gemeinde
(Kunst und Kirdie XXVIII, 1965 S. 62-65).
0drigucz, Leon, u. C o r r e a , Martin: Obscrvando al arquitectura
re'igiosa chilena (Teologia y Vida VI. 1965 S. 14—21).

Schreycr, Lothar: Evangelisten. Farbige Buchmalerei aus dem siebenten
bis elften Jahrhundert, erläutert. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
(Lizenzausgabe d. Friedrich Wittig Verlages, Hamburg) [1965]. 16 S.,
12 Taf. 8° = Frühmittelalterliche Buchmalerei, hrsg. v. F. Oslender, V.
(s. Bespr. in ThLZ 1959, Sp. 924).

Weinbrenner, Eberhard: Fordert das gottesdienstliche Leben ein
bauliches Provisorium? (Kunst und Kirche 28, 1965 S. 114—117).

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Bring, Ragnar: Das göttliche Wort. Grundfragen unseres Glaubens.
Übers, v. H. Nitschke. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus G.Mohn
[1964]. 111 S. gr. 8°. Lw. DM 14.80.

Das außerordentlich klar und auch für Laien gut faßbar geschriebene
Buch ist ein Kompendium dogmatischer Grundfragen,
eine Dogmatik in nuce; das kennzeichnende Merkmal ist die
strenge Konzentration aller Einzelaussagen auf die Lehre vom
Wort Gottes.

Ein erster Abschnitt (Das rettende Wort) beschreibt die
Offenbarung als Gottes Erlösungshandeln. Hier werden scharf einander
entgegengestellt das griechische und das biblische Verständnis
von Offenbarung. Der griechische Offenbarungsbegriff, wie
ihn auch die thomistische Scholastik vertritt, ist „wesentlich
kognitiv", Offenbarung vermittelt nach diesem Verständnis Erkenntnis
. Das biblische Denken dagegen, wie es vor allem Luther
wieder entdeckt und vertreten hat, versteht unter Offenbarung
die „dramatische Manifestation" des göttlichen Hcilswillens und
seiner Erlösungstat. Dieser Verschiedenheit entspricht auch eine
Differenzierung im griechischen und biblischen Glaubensbegriff.
Im griechischen Verständnis heißt glauben: etwas für wahr halten;
in der Bibel heißt glauben: sein Vertrauen auf den in Christus
handelnden Gott setzen (S. 16). Der alttestamentliche Glaube an
das Schöpferwort und der neutestamentliche Glaube an das Erlösungswort
in Christus sind grundsätzlich eins. Von da aus stellt
sich das Problem der Schriftauslegung. Es kommt darauf an, die
Bibel „im Blick darauf zu lesen, daß sich in der Geschichte der
lebendige Gott offenbart" (S. 20). Die Schrift muß jedoch zugleich
auch unter dem kritisch-historischen Aspekt betrachtet werden,
und dieser letztere Aspekt hat vor allem die Bedeutung, eine allc-
gorisicrende oder moralisierende Schriftauslegung kritisch auszuschalten
. So steht die historisch-kritische Bibelauslegung unmittelbar
im Dienst des biblischen Denkens.

Ein zweiter Abschnitt (Das geschriebene Wort) entfaltet
diesen Gedanken. Eine sehr fruchtbare Parallelisierung von Abend-
mahlslchre und Schriftverständnis verdeutlicht Luthers Grundanschauung
von der Bibclauslegung.

Der dritte Abschnitt (Das flcischgewordene Wort) bezieht
die Zwei-Naturen-Lehre auf den Grundgedanken von Gottes
Erlösungstat. Der vierte Abschnitt (Das lebendige Wort) beschreibt
die Einbeit der Schrift von der Bekehrung des Paulus und dessen
Verständnis des Alten Testamentes aus. Der fünfte Abschnitt
(Das übergreifende Wort) handelt, zwischen Erwählung und Er-
wählthcit unterscheidend, von der Prädestination, die einerseits
für die Glieder der Kirche einen unbegrenzten Dienstauftrag bedeutet
(Erwähltheit), andererseits als Erwählung ganz universal
gilt.

Der sechste Abschnitt (Das Wort des Gesetzes und des Evangeliums
) stellt Unterschiede wie Übereinstimmung zwischen
Paulus und Luther deutlich heraus. Luthers Sicht ist einerseits
eine neue, „schöpferische Konzeption", seine schöpferische Abweichung
verlebendigt jedoch „die paulinische Sicht von Gesetz
und Evangelium" (S. 91). Für Luther wie für Paulus sind Gesetz
und Evangelium durchaus eschatologisch orientiert; der große
Fehler jeder möglichen Luther-Interpretation läge in der Psychologisierung
des reformatorischen Denkens.

Der siebte Abschnitt (Das Wort der Freiheit) spricht vom
Gehorsam der Freiheit unter dem Aspekt der Erbsünde (S. 97, im
Inhaltsverzeichnis steht zutreffender „Ursünde"). Hier wird
Luthers „simul justus et peccator" unter dem Aspekt der libertas
christiana in ihrem Gegensatz zum liberum arbitrium verdeutlicht.

Im achten Abschnitt (Das Wort der Verkündigung) entfaltet
Ragnar Bring die Lehre vom Predigtamt. Das Predigtamt vermittelt