Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1966

Spalte:

135-136

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Weitzmann, Kurt

Titel/Untertitel:

Aus den Bibliotheken des Athos 1966

Rezensent:

Onasch, Konrad

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

135

Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 2

136

„Ambo" (Sp. 126—133) von Ch. Delvoy mit der Erwähnung der
wichtigen Untersuchung von G. Xydis, „Ampullen" (Sp. 137—
142) von K. Wessel, „Apsis" (Sp. 246—268), ,,Baptisterium"
(Sp. 460—496) von Ch. Delevoy, von diesem auch der umfangreiche
Artikel „Bailika" (Sp. 514—567), während sich K.Wessel
mit der umstrittenen ,,Basilica discoperta" (Sp. 507—514) beschäftigt
, und „Bema" (Sp. 583—599) von Delevoy. Alle archäologischen
und topographischen Stichwörter sind von Fachleuten
geschrieben worden, die an den betreffenden Ausgrabungen beteiligt
, bzw. mit den Topographien aus eigener Kenntnis bekannt
sind. Die Realien werden stets instruktiv, die wichtigsten Hypothesen
vortragend und abwägend dargeboten. Ikonographisch werden
behandelt: Außer den bereits erwähnten Artikeln „Abendmahl",
„Acheiropoietos" und ,.Apostelkommunion" „Anastasis" (Sp.
142—148) von E. Lucchesi Palli und „Anbetung der Magier und
Hirten" (Sp. 148—154) von K. Wessel. Von ihm auch „Adam und
Eva" (Sp. 40—54). Aus dem interessanten Bereich der literarisch-
ikonographischen Thematik wollen wir nur nennen: „Apokrypha"
(Sp. 209—218) von K. Wessel, und, ebenfalls von Wessel,
„Barlaam und Joasaph" (Sp. 496—507). In das Gebiet der Hym-
nologie und Hymnographie fällt der Artikel „Akathistos Hymnos"
(Sp. 94—96) von A. Chadzinikolau. Da es sich hierbei um die Ikonographie
einer liturgisch-literarischen Vorlage handelt, wäre ein
Hinweis auf E. Wellesz, The Akathistos Hymn, Copenhagen 1957
für den Leser dienlich gewesen. Verf. hätte neben dem Aufsatz
von Myslivec noch N. Scheffer, The Akathistos of the Holy Virgin
in Russian Art (GBA 28, 1945) erwähnen können. Von grundsätzlicher
Bedeutung für das Bilderverständnis der orthodoxen
Kirche ist der in Lieferung 4 begonnene Artikel „Bild" von
K. Wessel (Sp. 616—640). Verf. führt zunächst an Hand der literarischen
Quellen in das Problem der Bilderfeindschaft der Alten
Kirche ein und resümiert folgendermaßen: „Man wird also weder
die zahlreichen kunstfeindlichen Äußerungen bagatellisieren, noch
eine generelle Kunstfeindschaft der Alten Kirche annehmen
dürfen, auch nicht ihres gesamten höheren Klerus, sondern nur
eine Uneinheitlichkeit der Anschauungen, freilich bei klarem
Überwiegen der negativen bzw. skeptischen Äußerungen in vielen
Teilen der Ökumene, feststellen können" (Sp. 626). Unter Hinweis
auf die LIntersuchungen von Holl und Kollwitz werden die
„Vorformen" der byzantinischen Bilderverehrung (Bilder der
Styliten, Kaiserbilder, Bischofs- und Votivbilder, Sp. 626—628)
behandelt. Es folgen die Bildlegenden, unter Heranziehung des
großen, unerschöpflichen Werkes von v. Dobschütz und der
Quellen selbst. Im Mittelpunkt steht neben dem Abgarbild
(Acheiropoietos) die Legende vom Bild der Gottemutter, das der
Apostel Lukas gemalt haben soll (Sp. 629—63 5). Der Abschnitt
„Der B.er-Streit" bringt unter I den „Verlauf des Bilderstreites"
(Sp. 635—640). Ich halte diesen Abschnitt in seiner Kürze und
zugleich ständigen Quellendarbietung für besonders wertvoll. Mit
Recht betont Verf., daß der kirchlichen Partei der Ikonoklasten
„der Kampf gegen das B. ein ernstes religiöses Anliegen war"
(Sp. 637). Mit wenigen Zeilen des Absatzes II: „Theologie der
Ikonoklasten" (Sp. 640) bricht die 4 Lieferung und damit der
Artikel „Bild" zunächst ab. Die Benutzer des Reallexikons
werden auf die Fortsetzung der Darstellung der Theologie der
Ikonoklasten mit besonderer Spannung warten, weil der Verf.
offenbar aus gewichtigen Gründen diese vor der der Ikonodulen
behandelt wissen möchte. Es darf jedenfalls schon jetzt gesagt
werden, daß W.s Referat zum Besten gehört, was in dieser Form
über die Bilderfrage geschrieben worden ist.

Für das Gesamtwerk sind vier Bände mit einem Umfang von
je 640 Seiten vorgesehen, wobei jährlich 3—4 Lieferungen von je
80 Seiten geplant sind. Wir möchten den Herausgebern und ihrer.
Mitarbeitern einen zügigen Fortgang ihres bedeutungsvollen
Unternehmens wünschen.

Halle/Saale Konrad O nasch

Weitzmann, Kurt: Aus den Bibliotheken des Athos. Illustrierte
Handschriften aus mittel- und spätbyzantinischer Zeit. Hamburg:
Wittig [1963]. 115 S. m. 25 z.T. färb. Abb. 8°. Lw. DM 16.-.

Zur Milleniumsfeier des Athos 1963 brachte der Hamburger
Verlag aus der Feder des international bekannten Forschers
illuminierter Handschriften diesen schmalen, aber wertvollen

Band heraus. Weitzmann gibt eine allgemeinverständliche Einführung
in Geschichte, Technik und die wichtigsten Typen der
Athosminiaturen. Es folgen 24 Einzelthemen mit Beispielen der
größtenteils bunt wiedergegebenen Miniaturen. Der Leser erhält
hier nichts Geringeres als eine unter sicherer Führung stehende
Einführung in zahlreiche Sonderfragen. Wer W.s große Werke
kennt, wird ihm auch in diesem kostbaren Bändchen mit Vergnügen
folgen. Nicht nur der Liebhaber, der in erster Linie angesprochen
werden soll, auch der Kunsthistoriker wird gerne noch aus
den Ausführungen des Verf.s lernen.

Halle/Saale Konrad O n a s ch

Stange, Alfred: Basiliken, Kuppelkirchen, Kathedralen. Das himmlische
Jerusalem in der Sicht der Jahrhunderte. Regensburg- Pustet
[1964]. 77 S. m. 15 Abb., 38 Taf. 8° = Welt des Glaubens in der
Kunst, IV. Lw. DM 13.80.

Der Verfasser beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit
der Ikonologie des christlichen Kirchengebäudes. Seine Untersuchungen
fanden 1950 einen Niederschlag in dem Buche „Das
frühchristliche Kirchengebäude als Bild des Himmels". In der vorliegenden
Publikation greift er den dort bearbeiteten Fragenbereich
wieder auf und weitet seine Untersuchungen auf die verschiedenen
Kirchentypen vom Beginn der christlichen Kunst bis
zu den gotischen Kathedralen aus S. legt dar, daß die Kirchengebäude
in ihren Bauformen und in ihrer Ausgestaltung die Vorstellungen
vom christlichen Himmel, wie sie durch die Heilige
Schrift gegeben sind und in den Frömmigkeitserlebnissen jener
Epochen ihren Ausdruck fanden, sinnbildlich veranschaulichten.
In dem gesamten Zeitraum habe man die Kirche als „Himmliches
Jerusalem" gesehen, aber auch als „Pforte des Himmels", von der
die Liturgie spricht. Bei den monastischen Bauten werde jedoch
ein anderes Bemühen festgestellt; diese Gebäude sollten nur Befund
Bußräume sein. Ihre Gestaltung sei vor allem durch das
Kreuzmysterium und den Weggedanken geprägt. In den Bauten
der Gotik komme der Wunsch nach der Schau des Jenseitigen zum
Ausdruck, der sich auch in der Liturgie jener Zeit auspräge. Den
verschiedenen Kirchengebäudetypen liege also ein verschiedener
Sinn zu Grunde. S. belegt seine Aussagen durch eine große Zahl
von Fotos und Grundrissen, die zur Klärung der Darlegung in
hervorragender Weise beitragen. Leider beschränkt sich der Verf.
bei den Grundrissen meistens auf das Haupthaus (Langhaus mit
Seiten- und Querschiffen sowie Apsis) und geht auf die Gestaltung
des Atriums nicht ein. Außerdem berücksichtigt er nicht die
Himmelsrichtungen. Die Apsiden gibt er stets an der rechten
Bildseite wieder, ohne einen Hinweis zur Orientierung in die
Skizze aufzunehmen. Dadurch wird der Eindruck hervorgerufen,
daß die Apsis am östlichen Ende des Gebäudes liege, was aber bei
einem großen Teil der Gebäude nicht der Fall ist. Die Himmelsrichtungen
sind aber für das volle Verständnis der Ikonologie der
betreffenden Kirchengebäude oft von großer Bedeutung. Es ist
bedauerlich, daß dem Verf. ein Teil der neueren Literatur, die sich
mit der Ikonologie des Kirchengebäudes befaßt, wohl entgangen
ist. Wir denken da vor allem an das Buch von Josef A. Jungmann
„Symbolik der katholischen Kirche" (Stuttgart: Hierscmann 1960)
mit dem darin enthaltenen Anhang von Ekkehart Sauser „Symbolik
des katholischen Kirchengebäudes", ferner auch an die
Aufsätze des Rezensenten „Das altchristlichc und das frühmittelalterliche
Kirchengebäude — ein Bild des ,Gottesreiches'", in:
Zeitschr. f. Kirchengesch. 69 (1958) 26—78; „Die frühchristliche
Basilika und der St.-Galler Klosterplan", in: Zeitschr. f. Schweiz.
Archäol. u. Kunstgesch. 21 (1961) 143-151; „Die christliche
Basilika — ein theologischer Begriff und eine theologische Gestalt
", in: Westfälische Zeitschrift 112 (1962) 205—225, und „Tisch
und Altar", in: Zeitschr. f. Religions- u. Geistesgesch. 15 (1963)
209—244. Eine Einbeziehung der in diesen Schriften mitgeteilten
Untersuchungsergebnisse hätte die vorliegende vorzügliche Arbeit
Alfred Stanges sicherlich um mehrere Aspekte bereichert und den
Verf. möglicherweise veranlaßt, einige seiner Themen anders zu
formulieren. In den römischen Basiliken sieht S. eine Verknüpfung
von „antikem Erbe und Tat aus christlichem Kult". Er hebt zu
Recht hervor, daß es nicht so ist, wie man früher geglaubt hat,
daß das junge Christentum für seine Kulträume keine eigene und