Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1966

Spalte:

111-112

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Finkel, Asher

Titel/Untertitel:

The Pharisees and the teacher of Nazareth 1966

Rezensent:

Leipoldt, Johannes

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

111

Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 2

112

ein besonnenes, abgewogenes Urteil (vgl. als ein Beispiel für
viele S. 21 unten mit Anm. 3). Man kann nicht umhin einzugestehen
, daß die Art, wie er die Dinge entwickelt, die Lektüre
spannend macht. Der Alttestamentier und Orientalist wird erwartungsvoll
dem angekündigten Buche Delekats, das mit dem
vorliegenden in sachlichem Zusammenhang steht, entgegensehen

I.eipzig Wolfram H^irrmann

Bagatti, B.: La posizione del tempio erodiano di Gerusalemme
(Bibl 46, 1965 S. 428—444).

Brinktrine, Johannes: „Dominus regnavit a ligno" (BZ 10, 1966
S. 105-107).

D el c o r , Matthias: Zum Psalter von Qumran (BZ 10, 1966 S. 15—29).

Hey de, Henning: Kain, der erste Jahwe-Verehrer. Die ursprüngliche
Bedeutung der Sage von Kain und Auswirkungen in Israel. Berlin:
Evang. Verlagsanstalt, u. Stuttgart: Calwer-Verlag [1965]. 44 S. gr. 8°
= Aufsätze u. Vorträge zur Theologie u. Religionswissenschaft, hrsg.
v.E.Schott u. H. Urner, 33.

Kilian, Rudolf: Die Totenerweckungen Elias und Elisas — «ine
Motivwanderung? (BZ 10, 1966 S. 44—56).

Kunstmann, W.: O Derramamento do Espirito Santo e Sinais do
Dia do Senhor segundo o Profeta Joel 2. 28—32 (Igrcja Luterana
XXVI, 1965 S. 128-134).

Loretz, Oswald: Die theologische Bedeutung des Hohenliedes
(BZ 10, 1966 S. 29—43).

Nitschke, Horst: Da pries ich die Freude. Die Weisheit des Predigers
Salomo, übertragen u. hrsg. Stuttgart: Steinkopf [1965]. 96 S.
m. 28 Taf. 8°. Pp. DM 16.80.

Richter, Wolfgang: Urgeschichte und Hoftheologie (BZ 10, 1966
S. 96—105).

Schedl. Claus: Worte und Jahre. Zehnerverschreibungen und Mitregentschaften
(Bibl 46, 1965 S. 454—459).

Shenkel, James Donald: An Interpretation of Psalm 93, 5 (Bibl 46.
1965 S. 401—416).

Vogt, Ernst: „Die Wagen Gottes, zehntausendfach, Tausende sin'an"
(Ps. 68,18)? (Bibl 46, 1965 S. 460-463).

W e i n f e 1 d , M.: Traces of Assyrian Treaty Formulae in Deutero-
nomy (Bibl 46, 1965 S. 417—427).

Werner, Herbert: Abraham. Der Erstling und Repräsentant Israels.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [1965]. 246 S. 8° = Exempla
Biblica, 1. DM 14.80.

Wolff, Hans Walter: Studien zum Jonabuch Neukirchen-Vluyn:
Neukirchener Verlag d. Erziehungsvereins [1965]. 130 S. 8° = Biblische
Studien, hrsg. v. O. Weber, H. Gollwitzer u. H.-J. Kraus, 47.
Kart. DM 7.50.

NEUES TESTAMENT

Finkel, Asher: The Pharisees and the Teacher of Nazarcth. A Study
of their Background, their Halachic and Midrashic Teachings, the
Similarities and Differences. Leiden-Köln: Brill 1964. XIII, 184 S.
gr. 8° = Arbeiten z. Geschichte d. Spätjudentums u. Urchristentums,
Bd. IV. Lw. hfl. 24.-.

Das Buch, das hervorragend ausgestattet ist, wird in der
Vorrede als philosophische Doktorarbeit von Tübingen (v. J.
1962) bezeichnet. Der Vf. will eine Art jüdischer Geistesgeschichte
geben von Ezra und den „Männern der großen Synagoge" an etwa
bis zum Untergange des zweiten Tempels und den frühen Tanna-
itern. In diese jüdische Entwicklung fügt er Jesus ein. Vf. hat eine
gute Kenntnis des Alten Testaments und der Rabbinen; einigermaßen
kommt auch das Neue Testament zur Geltung. Die Schriften
der Qumran-Leute treten zurück. So erhalten wir eine gelehrte
Darstellung, aus der sich mancherlei lernen läßt. Ich muß freilich
bekennen, daß ich zu einer anderen Sicht der Dinge komme, aus
folgenden Gründen.

Zunächst läßt sich m. E. zeigen, daß sich das Judentum während
der angegebenen Zeit nicht nur aus sich selbst und aus dem
Alten Testamente entwickelte, sondern von der Umgebung abhängig
war, vor allem von der griechischen Welt und von Persien.
Das gilt gerade auch von den Rabbinen. Es fehlt hier noch vielfach
an Einzeluntersuchungen und an einer Gesamtdarstellung, besonders
was die Griechen betrifft; aber der Tatbestand an sich kann
nicht bezweifelt werden.

Weiter bemüht sich Vf. nicht immer um eine kritische
Wertung seiner Belege. S. 49 las ich mit Erstaunen von der Hochzeit
des Herodes Antipas und der Herodias after the death of her
husband who was a stepbrother of Antipas: Vf. beruft sich auf den
slavischen Josephus, macht aber zugleich das Urteil des Täufers
über diese Ehe unverständlich. S. 52 steht: An emigration from
the Holy Land began as a result of the persecutions by Antiochus
Epiphanes. Ich frage: wie alt ist die jüdische Diaspora? Nach
S. 132 will Jesus Luk. 8, 46 sagen: er könne die Frau nicht heilen,
weil sie unrein sei. Vf. schließt that Jesus during the period of his
ministry adhered to the Pharisaic code of purity! Dieser Mangel
an Kritik macht sich besonders bei der Benutzung der Evangelien
geltend. Vf. kennt den Wortlaut; die Bemühungen der Forscher
um sein Verständnis und um die Geschichte der Überlieferung
sind ihm unbekannt. Er kann S. 94 schreiben, um Zusätze bei Mt.
und Lk. zu erklären: The explanation can be attributed to
several note-books (!) kept by various disciples which were
employed by the authors. Nicht beachtet wird die Schlüsselstellung
, die Gal. 1 f für den Erforscher des Urchristentums einnimmt
.

Vf.s Begabung besteht darin, daß er schriftstellerische Formen
vergleicht. Das darf ich hervorheben, obwohl ich hier längst nicht
von allem überzeugt bin, was er beibringt. Aber man kann
Formen übernehmen und mit neuem Inhalt erfüllen. Das ist in
den Evangelisten weithin der Fall. Man kann nicht sagen (S. 130):
„Jesus schloß in seine Lehren die Predigten der pharisäischen
Mitglieder ein und die des (qumranischen) Lehrers der Gerechtigkeit
. Er verkündet: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe."
Auch der folgende Satz ist offenkundig falsch (S. 134): The
polemics with the Pharisees, the harsh „woes" addressed to their
teachers were, in fact, directed at the zealous Pharisees, the disciples
of Shammai's academy. Aber warum wurde Jesus gekreuzigt
? Ist es so schwer zu begreifen, daß Jesus alle Kasuistik ablehnt,
gerade auch die Hillels? S. 134 scheint das auch vom Vf. anerkannt
zu sein: His intendet mission required close contact with the
sick, the poor, the unclean and the untouchable. Es glückt dem
Vf. nicht, ein einheitliches Jesusbild zu schaffen.

Wir brauchen Untersuchungen, wie sie der Vf. anstellt. Aber
sie bringen die Wissenschaft nur weiter, wenn sie unbefangen
und mit Hilfe geschichtlicher Kritik alle Quellen benutzen. Dabei
ist die bereits geleistete Forschung zu berücksichtigen. Unser Vf.
bringt umfangreiche Zusammenstellungen von Buchtiteln: der
Name Bultmann fehlt. Ebenso fehlt beispielshalber der Name
Ethelbert Stauffers, der sich besondere Mühe gab, Jesus mit den
Rabbinen zu vergleichen, und mit den Rabbinen gut bekannt ist.

Johannes L e i p ol d t t

M u 6 n e r , Franz. Prof.: Der Jakobusbrief ausgelegt. Freibure-Basel-
Wien: Herder 1964. XXIX, 238 S. gr. 8° = Herders Theologischer
Kommentar z. Neuen Testament, hrsg. v. A. Wikenhauser f u. A-
Vögtle, Bd. XIII, I. DM 25.-; Lw. DM 28.-.

Das Motto, das der Verf. seinem Kommentar voranstellt:
„Wir Christen sind auch Juden" (Pius XII.) zeigt an, daß er bei
der Auslegung des Jakobusbriefes besonders auf paränetisches
Gut. das aus dem Judentum übernommen wurde, seine Aufmerksamkeit
richtet. Das reichhaltige Material, das M. Dibelius in
seinem wegweisenden Kommentar zusammengetragen hatte, ist
sorgfältig ausgewertet und durch Belege aus neueren Funden —
vor allem den Qumranschriften und den gnostischen Texten von
Nag-Hammadi — vermehrt worden, die bestätigen, daß die Mahnungen
des Jak. weithin auf Tradition fußen, die durch die
Synagoge der christlichen Gemeinde zugekommen ist. Allerdings
stammt dieses Gut keineswegs ausschließlich aus dem Alten Testament
und dem palästinischen Judentum, sondern mancherlei
Sprüche weisen auch auf Zusammenhänge mit der hellenistischen
Popularphilosophic und außerjüdische Herkunft. Der Kommentar
von Mußner trägt auch diesen Verbindungen Rechnung und legt
dar, daß Jak. in einem auffallend guten Griechisch gehalten ist
(S. 26—32), sich nicht an das orientalische, sondern an das grie-
schiche Briefformular anschließt (S. 60—62) und sich der vielfältigen
Erfahrungen lehrhafter Mahnungen bedient, die die gesamte
Lim weit des Neuen Testamentes bereithielt.