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Ausgabe:

1966

Spalte:

907-915

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Orbe, Antonio

Titel/Untertitel:

Los primeros herejes ante la persecución 1966

Rezensent:

Bertram, Georg

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 12

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wird und aus der andererseits der „Rest" die Kraft zum Festhalten
an Jahwe schöpft. An diesem Maßstab werden nun auch die
Aussagen der restlichen Kapitel des Jesajabuches unter Berücksichtigung
ihrer Entstehungszeit gemessen.

Ein zweiter Teil, der die Theologie des Glaubens darbietet,
untersucht zuerst die Terminologie des Glaubens und des Unglaubens
, geht dann zur Darlegung der Politik des Glaubens über, der
der Mangel an Glauben entgegengestellt wird, und konzentriert
sich schließlich auf den rein messianischen Glauben und die Grundlagen
des Glaubens, woran sich noch ein kurzer Ausblick über die
Nachwirkung des jesajanischen Gegensatzpaars bei Paulus und
Augustinus anschließt.

Es handelt sich um eine auf breiter Basis angelegte Untersuchung
des jesajanischen Glaubensbegriffs, über den vieles gesagt
wird, was man gern zustimmend zur Kenntnis nimmt. Aber Jes.
7,14 kann die traditionelle Deutung nicht befriedigen, da Ahas
mit einem Zeichen, das er selbst nicht mehr erleben kann, nichts
genützt ist, weder als Drohung noch als Verheißung. Damit aber
entschwindet die Möglichkeit, den Immanuel als Hinweis auf
Christus zu deuten, und so auch die Möglichkeit, in diesem Ausmaß
, wie es hier geschieht, den Glauben des Jesaja eschatologisch-
messianisch zu interpretieren. An die Stelle der Bipolarität des
Glaubens an Jahwe und an seinen Heilsplan sollte die Einfalt des
Glaubens als eines völligen Vertrauens auf Jahwe, den Herrn der
Geschichte und der Geschicke, allein treten. Dann würde man der
Auffassung Jesajas näherkommen.

Man liest die auf einer großen Belesenheit ruhende Studie
mit wirklichem Gewinn, auch dort, wo man anderer Meinung sein
muß.

Erlangen Leonhard R o s t

Albright, W. F.: Some Recent Excavation Reports and Publications

(BASOR 183, 1966 S.32-34).
B a r a g , D.: The Effects of the Tennes Rebellion on Palestine (BASOR

183, 1966 S. 6—12).
C a 11 a w a y , J. A. and M. B. N i c o 1 : A Sounding at Khirbet Haiyän

(BASOR 183, 1966 S. 12-19).
Hamrick, E. W.: New Excavations at Sukenik's "Third Wall" (BASOR
183, 1966 S. 19—26).
K r a m e r , S. N.: Dumuzi's Annual Resurrection: An Important Correc-

tion to "Inanna's Descent" (BASOR 193, 1966 S. 31).
Moran, William L: The Literary Connection between Lv 11, 13—19

and Dt 14, 12—18 (CBQ XXVIII, 1966 S. 271—277).
Na veh , Joseph: The Scripts of Two Ostraca from Elath (BASOR 183,

1966 S. 27—30).

Sanders, J. A.: Variorum in the Psalms Scroll (llQPs") (HThR 59,
1966 S. 83—94).

Tadmor, Hayim: Philistia Under Assyrian Rule (BA 29, 1966 S.
86—102).

Wright, G. Ernest: Fresh Evidence For The Philistine Story (BA
29, 1966 S. 70—86).

NEUES TESTAMENT

Orbe, Antonio, S. J.: Los primeros herejes ante la persecucion. Estudios
Valentinianos, Vol. V. Rom: Universitatis Gregorianae 1956. XI,
314 S. gr. 8° = Analecta Gregoriana, 83. Series Facultatis Theologi-
cae Sectio A Nr. 15, L. 2 000.—.

— La unicon del Verbo. Estudios Valentinianos, Vol. III. Ebda 1961.
XVIII, 717 S. gr. 8° = Analecta Gregoriana, 113. Series Facultatis
Theologicae Sectio A, Nr. 19. L. 7 000.—.

Die vorliegenden umfangreichen Studien sind nur ein Teil
des groß angelegten Gesamtwerkes des Verfassers über die valen-
tinianische Gnosis. Zwei Bände dieses Werkes sind mit Verspätung
zur Besprechung eingegangen und diese hat sich leider bei
den mehr als 1000 Seiten einer schwierigen und vielseitigen Materie
, die in spanischer Sprache durchzuarbeiten waren, noch weiter
verzögert. Der Verfasser der Studien ist sich bewußt, den alten
Acker neu zu pflügen und dabei auch zu neuen Ergebnissen zu
kommen. Es geht nicht um die „Hellenisierung des Christentums"
vermittelst der Gnosis, sondern fast umgekehrt um die Ver-

christlichung der Gnosis, die allerdings auch den kirchlichen Theologen
, besonders den Alexandrinern, nicht gelingt und gelingen
kann. Prüfstein dafür ist das Thema des 5. Bandes der Studien:
Die Haltung der ersten Häretiker gegenüber der Verfolgung. Ausgangspunkt
ist die Exegese von Mt 10,32f. durch Herakleon, den
bedeutendsten Schüler Valentins. Danach kann sich diese Stelle
nicht auf das Wortbekenntnis der Märtyrer vor heidnischen Gerichten
beziehen, denn nicht alle Christen, nicht einmal alle Apostel
haben ein solches Bekenntnis abgelegt. Was Jesus hier fordert,
wäre vielmehr ein ständiges Bekennen im Leben, das gnostische
Martyrium des Alltags also und nicht das einmalige, blutige, öffentliche
. Clemens versteht das gnostische Martyrium ganz ähnlich
wie Herakleon seine Homologia universal; für ihn gibt es aber im
Sinne der Großkirche eine Berufung zum blutigen Martyrium
durch den HI. Geist. Damit ist das dualistische Verständnis des
Martyriums als Befreiung von Fleisch und Sünde bei den Marcio-
niten ebenso abgelehnt wie das der Valentiniancr, die glauben,
die Erleuchtung der Gnosis sei schon die Auferstehung, und die
daher das blutige Martyrium nicht nötig zu haben meinen. Nicht
der pneumatische Erlöser, sondern nur der psychische Christus ist
gekreuzigt; nur gegen seine Anhänger richtet sich die Verfolgung
durch die heidnischen Gerichte.

In der valentinianischen Gnosis geht es nicht um den einen
Christus sondern um die vier oder fünf Erscheinungs- oder Offenbarungsformen
des Erlösers.

Das eigentliche, das gnostische Glaubensbekenntnis ist abzulegen
vor Mächten von kosmischem Charakter, auf die Mt 10,32f.
mit dem Begriff .Menschen' gewiesen wird. Damit wird der geschichtliche
Jesus Christus unwichtig, die Passion wird entwertet
und das Ärgernis des Kreuzes wird aufgehoben. In der Moderne
würde das der in der Debatte um die Geschichtlichkeit Jesu von
Arthur Drews u. a. propagierten Christusidee entsprechen, die als
säkulare Religiosität der Welt ja ebenfalls keinen Anstoß bietet.

Das Weltbild der Valentinianer hat, wie das der Gnosis
überhaupt, seiner Entstehung nach nichts mit dem Christentum zu
tun, wenn sich auch bekanntermaßen bereits im NT entsprechende
kosmische Beziehungen nachweisen lassen. In der Prägung dieses
Weltbildes haben die Valentinianer einen Basilides und Marcion
und erst recht die übrigen Vertreter der Gnosis übertroffen und
sind deshalb als die ersten großen spekulativen Denker des christlichen
Glaubens zu betrachten. Aber die mit ihrer Mythisierung
der Leidensgeschichte Jesu gegebene Entwertung des blutigen Martyriums
muß als eine Apologie der Apostaten erscheinen. Der
dialektische Scharfsinn und die spekulativen Fähigkeiten der Valentinianer
wie ihre hierophantische Überheblichkeit verfälschten
das Christentum zur Mysterienreligion und nahmen ihnen das
Vermögen, Geist und Wesen des Evangeliums in sich aufzunehmen
.

Das hellenistische Weltblid, das mannigfaltige abendländische und
orientalische Elemente in sich verarbeitet hat, ist den Valcntiniancrn mit
Heiden und Kirchenchristen gemeinsam. Über dem sublunaren Kosmos
zählt man bis zum Saturn sieben Planetensphären. Es folgt die Ogdoas
mit den Fixsternen und schließlich neuntens das Pleroma, das Reich des
reinsten Lichtes.

An den Grenzen dieser Bereiche muß nach valentinianischer Lehre
der Geistesmensch bei seinem Aufstieg Bekenntnis ablegen.

Am Eingang in den Fixsternhimmel treten die .Zöllner' (vgl. Lk
3, 12; Mt 10, 32f.), himmlische Menschen, dem valentinianischen Gnostiker
so entgegen wie die heidnischen Behörden den Christen in Zeiten der Verfolgung
. Für die Valentinianer ist die Gnosis die einzige wahre Taufe zur
Befreiung. Trotz dieser grundsätzlich antiritualistischen Haltung treten
Anhänger der valentinianischen Gnosis in die kultischen Traditionen der
Mysterienreligionen ein und sinken damit in teils magische Praktiken ab.
Die bei dem Aufstieg zum Pleroma verwendeten Bekcnntnisformeln sind
vielfach Ich-Aussagen, die an biblische Stellen wie loh 1, 11; 7, 28.29:
Ro 9, 20.21 usw. anknüpfen. Dabei geht es um die Erkenntnis der eigenen
göttlichen Sohnschaft. Die Sophia Superior, die Mutter der Acha-
moth, die im Vater im Pleroma wohnt, soll dabei dem Gnostiker helfen
. Vor dem Kosmokrator und den Mächten des Bösen legt er sein körperliches
Sein ab; den Engeln des Dcmiurgen läßt er das psychische Element
. So tritt er als Geistesmensch zusammen mit seinem Engel in das
himmlische Brautgemach, das Pleroma ein.