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Ausgabe:

1966

Spalte:

903-904

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Titel/Untertitel:

Wörterbuch zur biblischen Botschaft 1966

Rezensent:

Schneider, Johannes

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Seite 1

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903

Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 12

904

Rahmen, nacheinander König über Juda und über Israel geworden
, nachdem das von Saul beherrschte Gebiet zuerst auf Ischbaal
übergegangen war.

6. Schließlich ist für den letzten Schritt zu Königtum und
Staatsbildung wohl das Beispiel der Nachbarvölker von Einfluß
gewesen, vielleicht weniger das der philistäischen Stadtstaaten
als das der ostjordanischen Ammoniter, Moabiter und Edomiter;
sie hatten Territorialstaaten mit Königen gebildet, die mehr als

Stammesfürsten waren. Von dort kam in der Zeit der Philisternot
infolge des ammonitischen Angriffs auf das ostjordanische
israelitische Gebiet dann auch der letzte Anstoß, der Saul zum
Eingreifen und die Stämme zur Königserhebung veranlaßte.

Insgesamt ergibt sich für die Richter- und den Übergang
zur Königszeit ohne Verwendung der Amphiktyonie-Hypothese
und der ben/-VorsteIlung als tragender Ideen ein ebenso klares
Bild wie mit ihnen.

BIBELWISSENSCHAFT

Leon-Dufour, Xavier: Wörterbuch zur biblischen Botschaft. In

Zusammenarbeit mit J. Duplacy, A. George, P. Grelot, J. Guillet, M.-
F. Lacan hrsg. Freiburg: Herder [1964]. XXV, 827 S. gr. 8°. Lw. 88.—.

Das 1962 erschienene Vocabulaire de Theologie biblique
liegt nun in deutscher Übersetzung vor. Es handelt sich um ein
Gemeinschaftswerk von 70 katholischen Theologen in Frankreich,
das unter der Leitung von Pater Xavier Leon-Dufour stand und
das trotz der vielen Mitarbeiter eine erstaunliche Geschlossenheit
zeigt. Das von vornherein festgelegte Ziel hieß: Biblische
Theologie und Verkündigung. Es sollten auf wissenschaftlicher
Grundlage die bedeutsamsten biblischen Themen verständlich dargestellt
werden. Unter diesem Gesichtspunkt wurden die Stichworte
ausgewählt. Darum fehlen Artikel archäologischen oder rein
historischen Charakters.

Sehr aufschlußreich für die mit dem Werk verfolgte Absicht
ist die 15 Seiten umfassende Einführung, die über die dem Wörterbuch
zugrundeliegenden Prinzipien unterrichtet. Die Bibel wird
als ein organisches Ganzes verstanden, dessen Mitte Jesus Christus
ist. „Die Einheit des Geistes, die durch die ganze Bibel hindurch
die religiösen Überlieferungen und Anschauungen beseelt",
ermöglicht eine biblische Theologie, „d. h. ein synthetisches Verstehen
des unter all seinen Gestalten einheitlichen Wortes Gottes
". Diese Synthese wird freilich „in der analytischen Form eines
Wörterbuches" dargeboten, aber dadurch werde vermieden, dem
Leser eine „abstrakte Systematik" aufzudrängen, die notwendigerweise
etwas Willkürliches in sich trägt.

Bei dieser grundsätzlichen Stellung zur Bibel (theologische
Einheit der Heiligen Schrift) wird nun aber — das ist der zweite
methodische Gesichtspunkt — der literarische Charakter der Bibel
nicht außer acht gelassen. Ein bibeltheologisches Wörterbuch habe
zwar nicht die Aufgabe, die kritischen Probleme darzulegen, welche
die biblischen Bücher aufwerfen, aber es könne sie auch nicht
völlig ignorieren. So wird folgender Gedankengang entwickelt:
Da ein bibeltheologisches Wörterbuch „die Lehrthemen der Schrift
in ihrer historischen Entwicklung zu erfassen sucht, um so den
Spuren der göttlichen Pädagogik selber zu folgen, kann es sich
nicht damit begnügen, Texte und Beziehungen in rein logischer
Ordnung zusammenzustellen. Jeder inspirierte Text hat einen lebendigen
Zusammenhang, aus dem man ihn nicht ohne Schaden
lösen darf; denn das Wachstum der Offenbarung hat sich im
Rhythmus der Geschichte vollzogen. Alles, was uns in den Stand
setzt, die literarische Entwicklung der Bibel besser zu verstehen,
ermöglicht uns eben dadurch auch ein besseres Erfassen der Wege
Gottes" (S. XVII). Dieser allgemein festgestellte Grundsatz wird
dann zunächst auf das AT angewandt. Hier wird ein ausgezeichneter
Überblick über die Ergebnisse der literarkritischen Forschung
gegeben, die positiv gewertet werden, soweit es sich nicht um
Hypothesen handelt, die von „rationalistischen Postulaten" ausgehen
. Dagegen sind die Ausführungen über das NT zu knapp.
Sie deuten wohl die literarischen und literarkritischen Probleme
an, gehen aber nicht genügend in die Tiefe, so daß kein ganz klares
und umfassendes Bild entsteht. Bei einer Neuauflage wäre da
wohl manches nachzuholen und zu ergänzen.

Die soeben skizzierten Prinzipien sind für die Gestaltung der
einzelnen Artikel maßgebend gewesen. Das ist unverkennbar,
wenn auch die Verwirklichung der letzten Absichten nicht überall
in gleicher Weise erreicht worden ist. Als ein Beispiel für das

recht gute Gelingen sei der Artikel „Gesetz" genannt. Manche
Artikel, wie etwa der über Jesus, werden dem Reichtum der biblischen
Aussagen nicht voll gerecht. Das Stichwort „Paulus" fehlt
bedauerlicherweise, wenn auch eine Reihe von Beiträgen unter
anderen Stichworten über die theologischen Anschauungen des
Apostels Auskunft geben.

Das am Schluß beigefügte, sehr ausführliche und mit großer
Sorgfalt zusammengestellte Namen- und Sachregister ist von großem
Nutzen. Es stellt geradezu ein kleines biblisch-theologisches
Kompendium dar.

Aufs Ganze gesehen dürfen wir für dieses durch eine einheitliche
Konzeption ausgezeichnete und auf ein bestimmtes
Ziel hin ausgerichtete Werk dankbar sein. Es vermittelt eine Fülle
von Erkenntnissen und trägt wesentlich dazu bei, den entscheidenden
Sinngehalt der biblischen Botschaft zu erfassen. Die Entfaltung
der göttlichen Offenbarung in der Heilsgeschichte wird
dem Leser deutlich zum Bewußtsein gebracht. Die meisten Artikel
beruhen auf einer gründlichen Exegese, der man weithin zustimmen
kann. Doch steht die Auslegung bestimmter Stellen des NT, vor
allem in den Artikeln „Eucharistie", „Kirche", „Maria", „Petrus"
— wie nicht anders zu erwarten ist — zu stark unter dem Einfluß
des katholischen Dogmas. Aber das Bemühen, statt einer Theologie
des AT und des NT eine einheitliche biblische Theologie
darzubieten, verdient volle Beachtung und Würdigung, obwohl es
nicht ganz unproblematisch ist.

Berlin Johannes Schneider

Zeitschriftenschau, Internationale, für Biberwissenschaft und
Grenzgebiete. Bd. XI, 1964/65. Hrsg. v. F. Stier. Düsseldorf: Pat-
mos-Verlag [19651. XIII, 351 S. gr. 8°. DM 60.—.

Der neue Band der zuletzt in ThLZ 91, 1966, Sp. 270 angezeigten
Bibliographie folgt seinem Vorgänger wieder pünktlich.
Seine Anordnung ist noch sorgfältiger redigiert, die Inhaltsangaben
der außerordentlich reichhaltig erfaßten Veröffentlichungen
sind im allgemeinen erfreulich präzise, so daß der Benutzer rasch
eine erste Orientierung erhält. Es kann nur erneut auf das nützliche
und bequeme Hilfsmittel aufmerksam gemacht werden, das die
Publikation eines ganzen Jahres verzeichnet, soweit sie in Zeitschriften
erschienen sind; auch einige vor dem behandelten Jahr
1963 erschienene Arbeiten sind gebucht, desgleichen werden wichtige
Rezensionen notiert, die im Berichtszeitraum erschienen. Der
erhöhte Umfang hat leider wieder einen erhöhten Preis im Gefolge
gehabt; so werden sich nur wenige Einzelne die Bibliographie leisten
können. Gerade deswegen sollten vor allem unsere Studenten
auf die Zeitschriftenschau aufmerksam gemacht werden, die
ihnen einen leichten Zugang zur Literatur ermöglicht, die sie sich
anders mühsam zusammensuchen müssen. Es wäre schade, wenn
das mit hingebendem Eifer von Herausgeber und Mitarbeitern
zusammengestellte Nachschlagewerk unbenutzt in den verchiede-
nen öffentlichen Bibiliotheken sein Dasein fristete, ohne von
denen in die Hand genommen zu werden, für die es gedacht ist.

Tübingen Hans-Dietrich A11 e n d © r f

E p p , Eldon Jay: Coptic Manuscript G 67 and the Rdle of Codex Bezae
as a Western Witness in Acts (JBL LXXXV, 1966 S. 197—212).

Lohse, Eduard: Deus dixit. Wort Gottes im Zeugnis des Alten und
Neuen Testaments (EvThcol 567—586).

Thiele, Walter: Zur Vulgata des Neuen Testamentes (DtPfrBl 66,
1966 S. 383—384).