Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1966

Spalte:

830-832

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Gärtner, Bertil Edgar

Titel/Untertitel:

The temple and the community in Qumran and the New Testament 1966

Rezensent:

Pfeifer, Gerhard

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

829

Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 11

830

gäbe von „Sein" und „seinshaft" durch being, existence, life, essential,
ontological, realistic). Gelegentlich wird dabei der Stil des Vf.s etwas
vereinfacht, aber z. T. auch klarer — sofern nicht solche sprachlichen Änderungen
auf den Vf. zurückgehen. Für bestimmte Wörter der theologischen
Sprache des Vf.s bietet das Englische wohl auch keine speziellen
Vokabeln („gnadenhaft" = gracious). Gelegentlich ist einmal der deutsche
Text sprachlich anscheinend nicht ganz erfaßt (sympathy für „Mitleiden
" E 180, pasä away für „dahinleben" 164).

E erweist sich gegenüber der deutschen Fassung (im folgenden
: D) — s. ThLZ 76 (1951) 608-611 — in der Tat als drasti-
cally revised (Vorwort), schon durch die z. T. sich bedeutsam
auswirkende Einarbeitung der bis etwa 1960 (seit 1950) neu erschienenen
bzw. dem Vf. bekannt gewordenen Literatur (sein Vorwort
ist vom Juni 1961 datiert); die Bibliographie ist um rund 45
Titel vermehrt (dafür sind ältere gestrichen), und das Autorenregister
weist etwa die dreifache Zahl neuer Namen auf. Durch Kürzungen
in der Auseinandersetzungen mit älteren, nicht mehr durchaus
akuten Auffassungen ist die Veränderung in der Situation z. B.
der religionsgeschichtlichen Forschung berücksichtigt.

So u. a. in der Heranziehung der Texte von Qumran oder von Jos.
As.; 2. T. unter Zurückstellung hellenistischer Beziehungen; im weiteren
Zusammenhang damit ist zu § 2 ein Abschnitt über das Verhältnis der
christlichen Taufe zu den jüdischen Tauchbädern angefügt worden (15—17).
Ferner verwertet der Vf. neuere Arbeiten über die corporate personality
usw.

Wichtigere Änderungen zur Exegese sind einmal in Kap. II des Teils
' vorgenommen. Hier wird die Auslegung zu Gal. 3,27 weithin neu gestaltet
(24f.): das Taufwasser wird nicht mehr als Gewand verstanden;
vielmehr liegt eine symbolische Beschreibung der Wirkung der Taufe vor,
durch die es zur völligen union with Christ kommt (24). 1. Kor. 12,13
wird nicht mehr dahin interpretiert, daß der Leib Christi „erst durch die
gleiche Taufe der Vielen gebildet" wird (D 23f.); vielmehr wird der einzelne
durch die Taufe in den Leib Christi aufgenommen (E 26f.). Die
Ausführungen zu 1. Kor. 12 in § 5 sind überhaupt weithin neu gefaßt,
erweitert und präzisiert.

Die einschneidendsten Eingriffe sind im folgenden Kap. zu Rom. 6
durchgeführt. Zu V.4 wird hervorgehoben (34), daß das „mitbegraben"
das Totsein unterstreicht (Stommel). In V. 5a wird (in betontem Gegensatz
zuD),m.E. mitRecht,nunmehroipupvtot unmittelbar mit repSftotmftmi
verbunden und in V. b eben diese Wendung ergänzt (36.46). Daraus ergeben
sich erhebliche Konsequenzen für das Verständnis des Zusammenhanges
. Die Ausführungen über den o/io/m/ia- Begriff sind überhaupt
weitgehend umgestaltet (49—53). Er wurzelt im Alten Testament; in
Rom. 6.5a ist die Rede von der Gestalt des Todes Jesu, mit der wir
durch die Taufe verbunden werden (^3). In § 8, zu nrrrmnvorM)^, finden
sich kaum Änderungen; Sehn. lehnt eine unmittelbare Reziehung des
Verbs auf das Geschehen von Golgatha in späteren Ausführungen nachdrücklich
ab (während in diesem Kap. gelegentliche polemische Bemerkungen
dieser Art weggefallen sind, E 54.63.74). Entsprechend wird Gal.
2,19 auf die Taufe hin interpretiert; deutlicht wird der Gedanke des Ein-
bezogenwerdens in das Ereignis von Golgatha durch die Taufe herausgestellt
(63f.). In den folgenden §§ sind mancherlei Aussagen neu gefaßt
bzw. erweitert. In § 12 wird zu Hebr. 6,4; 10,32 die Beziehung von
VminltfvTe; auf die Taufe stärker hervorgehoben (81 f.). 2. Kor. 1,21 f.
wird jetzt nicht mehr auf die Verkünder des Evangeliums bezogen (D 84).
sondern auf die Christen; es liegen drei Bilder für den Geistempfang vor
VC 9of ). Die Deutung von 1. Kor. 10.1 ff. ist z. T. neu und präziser
(§ 14). 1. Kor. 15,29 (95—102) wird nicht mehr der Gedanke der stellvertretenden
Taufe für die Toten festgehalten; ruin rüiv vfxqi7>v
Weint (so M. Racder): um mit nahestehenden Christen in der Auferstehung
vereinigt zu werden (102).

Geringer sind im ganzen die Eingriffe in Teil II. In § 18 wird in
einem neuen Absatz der Gedanke der Einleibung in die Kirche unterstriehen
. In 5 17 ist — im Blick auf Rom. 6 — der Gedanke des stellvertretenden
Todes Jc=n u. a. von dem der corporate personality her (I14f.),
genauer interpretiert (119—21). Der letzte wird in § 21 erneut aufgenommen
unter dem Thema: Das sakramentale Sterben und Auferstehen
"lit Christus als Einfügung in das Christusgeschchen (157.161 f.). In der
Taufe empfängt man Anteil am Heilsereignis des Kreuzes (149), an Tod
und Auferstehung Christi (162). (In dem kaum geänderten § 22 zeigt sich
"i. E„ wie schwierig die beiden Gedanken zusammenzuführen sind, daß in
der Taufe der Geist empfangen wird, und daß in ihr das Sterben und
Auferstehen mit Christus geschieht.) — In Teil III wird in § 24 deutlicher
herausstellt, daß am Anfang des Weges des Christen nicht die my-
stisdie Erfahrung in der Taufe steht, sondern der Akt der Gnade Gottes;
hernach erfährt und realisiert der Christ freilich in persönlicher — und
d- h. nach Sehn, auch: in mystischer — Weise das Sterben und Auferstehen
mit Christus (182). In den Änderungen der kurzen Zusammenfassung
werden u. a. noch einmal hervorgehoben: das Anteil-Empfängen an
dem Christusgeschick in der Taufe, im Zusammenhang damit der Gedanke
der Repräsentation; die Eingliederung in die Kirche als den Leib
Christi.

Die Umgestaltung zahlreicher Stellen im einzelnen kann hier
nicht aufgezeigt werden; dabei wären auch mancherlei Streichungen
zu erwähnen, nicht nur in der Auseinandersetzung mit älterer Literatur
, sondern auch in den Ausführungen des Vf.s selbst. Weithin
ist das schon vorher eindrückliche Buch dadurch und durch
zahlreiche Änderungen sonst — auch durch Zusätze — straffer und
sachlicher geworden, und das spezifisch Paulinische kommt deutlicher
in den Blick. Die Neufassung ist im ganzen so weitgehend,
daß man nur noch E benutzen kann, will man das Verständnis der
Tauftheologie des Paulus durch Sehn, kennenlernen. So ruft E
nach einer neuen deutschen Ausgabe (die nicht einfach eine Wiederholung
von E sein müßte).

Halle/Saale Gerhard Delling

Gärtner, BertiI: The Temple and the Community in Qumran and the
New Testament. A Comparative Study in the Temple Symbolism of
the Qumran Texts and the New Testament. Cambridge: University
Press 1965. XII, 164 S. 8° = Society for New Testament Studies,
Monograph Series, ed M. Black, 1. Lw. $ 4.75 / s. 25.

Die Society for New Testament Studies beginnt mit dem anzuzeigenden
Buch eine neue Reihe von Monographien, herausgegeben
von Matthew Black, die hauptsächlich Arbeiten veröffentlichen
soll, die für eine Aufnahme in die Zeitschrift ,New Testament
Studies' zu umfangreich sind.

In der Einleitung (IX—XI) macht uns G. mit der Aufgabe bekannt
, die er sich gestellt hat. Er will den auf den Tempel bezogenen
Symbolismus darstellen, der im NT und im Schrifttum der
Qumrangemeinschaft (= Q) begegnet.

Kapitel I (1—3) befaßt sich mit der wichtigsten unter den
zahlreichen Gruppen des Judentums zur Zeit des Tempels, den
Leviten und Priestern. Der Tempel bildete das Zentrum der
Heiligkeit, die sich von ihm aus in konzentrischen Kreisen bei abnehmender
Intensität verbreitete. An ihr hatten die Priester in
höherem Maße als das Volk Anteil, und die Leben und Dienst der
Priester bestimmenden Gesetze hatten das Ziel, diesen Heiligkeitsgrad
, und damit die Heiligkeit und Reinheit Israels, zu bewahren.

Kapitel II (4—15) geht davon aus, daß Q aus Laien und
Priestern bestand. Die Priester hatten in ihr besondere Aufgaben.
Aber nun werden in Q auch eine Reihe von Merkmalen, die sonst
die Priester vom Volk unterschieden, auf die Gemeinschaft als
Ganzes übertragen, gewisse priesterliche Heiligkeitsmerkmale zu
Bedingungen für die Gliedschaft erhoben. So wird die Beobachtung
der levitischen Reinheit von den Mitgliedern gefordert, körperliche
Mängel verhindern die volle Teilhabe (6). Auch die Altersgrenzen
für die einzelnen Stufen in Q (7) und die strenge hierarchische
Gliederung sind priesterlichen Ursprungs (8). Das kultische Mahl
mit Brot und Wein in Q geht möglicherweise auf die Mahlzeiten
der Priester im Tempel zurück (11). Einer der Gründe für die
Entstehung von Q war die Tatsache, daß ihre Führer, Tempel-
priester, die sich für die legitimen Zadokiten hielten, als Ersatz
für den durch die Übernahme des Hohenpriesteramtes durch die
nicht-zadokitischen Makkabäer entweihten Tempel, ein neues
Zentrum am Toten Meer gründeten (14). Q ist der neue Tempel,
der neue Mittelpunkt der Heiligkeit (15).

Das belegt Kapitel III (16—46) durch Heranziehung der
Texte. Die drei einander ähnlichen Texte 1 QS V 5 ff.; VIII 4 ff.;
IX 3 ff. bezeugen das Vorhandensein einer bestimmten Tradition
von Tempclsymbolik in Q, deren Ziel es war, die Haltung der
Gemeinde zum Tempel in Jerusalem und den dort dargebrachten
Opfern zu klären (30). Q ist der neue Tempel, dessen feste Grundlage
die Wahrheit ist, und hat auch dessen sühneschaffende Funktion
übernommen. Auch 4 Q Flor stellt Q als den eschatologischen
Tempel dar, auf dessen Heiligkeit besonderer Nachdruck gelegt
wird (30). Er ist ewig und unzerstörbar (3 3). Er besteht aus Menschen
, die in ihm dargebrachten Opfer sind die Gesetzeswerke (34).
Weitere Aufschlüsse über diese Gedankengänge findet G. schließlich
in 4 Qplsa'1, Fr. 1 (42 f.) und 1 QpHab XII 1 ff. (43 f.).

Das Leben in völligem Gehorsam gegen das Gesetz ist das
wahre, geistliche Opfer, das in dem neuen Tempel dargebracht