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Ausgabe:

1966

Spalte:

826-827

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Hebräisch-deutsche Präparation zu Jesaja 1966

Rezensent:

Staudigel, Helgalinde

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 11

826

AT üblichen Eingrenzung auf schreckliche, zumindest aber auf
unwillkommene Ereignisse begegnen, sondern auch auf glückbringende
Dinge bezogen werden können.

Im 2. Teil beschäftigt sich D. zunächst mit den für „plötzlich
" im NT gebrauchten griechischen Wörtern: aiphnidios,
aphno, exaiphnes und exapina (S. 28—34). Die These von der
möglichen etymologischen Affinität zwischen b't und petha'
findet D. dadurch bestätigt, daß aiphnidios in Verbindung mit
olethros und ephistanai vorkommt (vgl. Lk. 21, 34 f.; 1. Thess.
5,3). Dagegen macht sich bei aphno (vgl. Apg. 2, 2; 16,26;
28,6), exaiphnes (vgl. Lk. 2, 13; 9,39; Apg. 9, 3 f.; 22,6;
Ausnahme Mk. 13, 36) und exapina (vgl. Mk. 9, 8) der Sprachgebrauch
der LXX von exaisios bemerkbar, indem die genannten
Termini nicht in Beziehung zu „Verderben", wohl aber zu
Ereignissen von furchteinflößendem, übernatürlichen Charakter
stehen: „They might all be called exaisios . . . — a word by
which . . . the LXX renders pith'om . . . as well as pY " (S. 30).
Der Gedanke der „Plötzlichkeit" begegnet deshalb im NT (Ausnahme
: Joh.-Ev.!) nur auf zwei Gebieten: 1. in der Eschatologie
mit dem Endgericht und 2. bei übernatürlichen, furchtbaren Ereignissen
. Zum gleichen Ergebnis kommt D. bei der Untersuchung
der Begriffe eperchesthai und epeiserchesthai (S. 34—3 8), die
in Lk. 21, 26.34 f.; Apg. 8,24; 13,40; Jak. 5, 1 in Verbindung
mit dem meist eschatologisch ausgerichteten „Unheil" und „Verderben
" und in Lk. 1, 35; Apg. 1, 8 mit „wondrous events"
(S. 3 5) vorkommen. Einen neutralen, technischen Gebrauch von
diesen Verben will D. nur für Eph. 2, 7 zugeben, aber für
Lk. Ii, 22; Apg. 14, 19 müßte doch wohl das gleiche zugestanden
werden.

Zwei längere Unterabschnitte befassen sich mit parachrema
(S. 3 8—46) und euthysleutheos (S. 46—72), die nicht die Bedeutung
„plötzlich" haben. Als charakteristisch für das von Lukas
bevorzugte Wort parachrema sieht D. das Element des Wunderbaren
in der Form einer unmittelbaren wunderbaren Aktualisierung
eines Befehls oder einer Voraussage, die von Jesus selbst
oder in seinem Namen oder unter dem Einfluß des Geistes geschehen
ist, an (vgl. Lk. 1, 64; 4, 39; 5, 25 u. ö.). Als Ausnahme
läßt er nur Apg. 12, 23 gelten, wo parachrema bedeutungsmäßig
nicht weit von „plötzlich" entfernt ist, weshalb er diesen Text
entweder als aus einer anderen Quelle stammend oder im Zusammenhang
mit einer unterdrückten Vorhersage stehend bewerten
will. Die Divergenz von „plötzlich" und „sogleich" tritt
in der Verwendung von aphno und parachrema in Apg. 16, 26
besonders deutlich in Erscheinung: ,,parachrema here, too,
denotes the immediate result of divine Intervention. The lattcr
itself is .sudden', and then, .straightway', comes its effect" (S. 44).
Eingehend untersucht D. den markinischen Sprachgebrauch von
euthys. Im Unterschied zu J. Weiß (in: ZNW 11, 1910, 124 ff.)
und G. D. Kilpatrick (in: The Biblc Translator, 7, 1958, 2 f.)
erblickt D. den Grund der Bevorzugung dieser Partikel durch
Markus darin, „that it does express the inevitable, one-after-the-
other succession of events, from the first temptation to the
final delivering over to Pilate" (S. 60). Durch euthys wird also
hier die „Planmäßigkeit" des Geschehens unterstrichen. Demgegenüber
tritt euthysleutheos im lukanischen Schrifttum ganz
hinter parachrema zurück, mit dem es sich bedeutungsmäßig
niemals überschneidet (einzige Ausnahme nach D.: Lk. 5,13 =
Mk. 1, 42), während im Joh.-Ev. das an fünf wichtigen Stellen zu
belegende eutheos (vgl. 5, 9; 6, 21; 13, 30.32; 19, 34) im Sinne
des parachrema bei Lukas vorkommt.

Drei kleine Abschnitte, die den Charakter von Appendiccs
haben: „More Definition" (S 72—75), „Stigme chronou and
r'pe ophthalmou" (S. 75-77) und „A Ghost" (S. Ii—79) sowie
ein Stellenrcgister (S. 80—86) beschließen diese Untersuchung,
deren Fülle von wertvollen exegetischen Beobachtungen größte
Beachtung verdient.

Nur am Rande soll die Frage gestellt werden, ob nicht D. in dem
durchaus positiv zu wertenden Bemühen, die theologische Eigenart der
^erwendungsweise der verschiedenen, in der Studie behandelten Ausdrücke
klar herauszuarbeiten, die doch auch vorhandenen Übergänge
zwischen den einzelnen Termini (z. B. von parachrema und euthys
bei Lukas, vgl. außer Lk. 5,13 auch Apg. 9, 18.34; 13, III) bis hin zu

dem Flickwortcharakter (K. L. Schmidt) einiger der genannten Wörter
(vgl. z. B. euthys in Mk. 1, 23) zu wenig in Rechnung gestellt hat.
Die Erklärungen D's zu 2. Chr. 29, 36 und Apg. 12, 23 sowie seine
Einordnung von Lk. 19, n; Apg. 16, 33 wären darum kritisch zu
prüfen.

Berlin Günther Bnumbach

Edel, Reiner-Friedemann, Dr. theol. [Hrsg]: Hebräisch-Deutsche Präparation
zu Jesaja. Marburg: Ökum. Verlag Dr. Edel [1964]. IV,
153 S. 8°.

Um den Verkaufspreis des Buches möglichst niedrig zu halten,
wurde die Präparation zu Jesaja von Heiligstedt und Budie als
Stammteil benutzt, durchgesehen, verbessert, ergänzt.

Die vorliegende Präparation ist eigentlich ein Vokabelheft.
Als Fußnoten sind Übersetzungsvorschläge für schwierigere Stellen
beigegeben. Dabei sind die möglichst wörtlichen Übersetzungen
kursiv gedruckt, Erläuterungen sowie Umschreibungen hingegen
in normaler Schrift. Besonders hervorzuhebende Partien im Anmerkungsteil
, sowie zweifelhafte Wortbedeutungen im Vokabcl-
teil sind durch Sperrung gekennzeichnet. (Letzteres ist allerdings
nicht konsequent durchgeführt.) Überdies werden, sowohl zwischen
den Vokabeln wie auch besonders in den Fußnoten, laufend Hinweise
auf die Grammatik gegeben, welche gerade der ungeübte
Benutzer besonders dankbar entgegennehmen wird.

Allerdings fragt man sich, warum es denn durchaus so sehr
alte Grammatiken sein müssen. Man kann sehr wohl die größere
Breite und Ausführlichkeit geltend machen, welche in der Regel
die älteren Werke vor den modernen auszeichnet — aber auch
dann hätte man jedenfalls die letzte Auflage von Gesenius-
Kautzsch heranziehen sollen und nicht bei der 25. stehen bleiben,
die vor 1896 erschienen ist. Die 8. Auflage von Ewalds Hebr.
Grammatik ist vollends nahezu 100 Jahre alt.

Überhaupt zeigt sich bei näherem Zusehen das hohe Alter
der gesamten Präparation als ein nicht glücklicher Umstand. Die
zugrunde liegende Bibelausgabe ist nicht die heute in Deutschland
im wissenschaftlichen Gebrauch übliche Biblia Hebraica Kittel,
welche auf dem Kodex Leningradensis basiert. Demzufolge kann
auch auf deren wissenschaftlichen Apparat nicht eingegangen werden
. Auch die Jesaja-Handschriften vom Toten Meer, die doch
gelegentlich klärende oder antike Übersetzungen bestätigende
Lesarten bieten, werden nicht erwähnt. Das sind Mängel, welche
von solchen Studierenden, die ihre Zuflucht zu Präparationen
nehmen müssen, zweifelsohne als schmerzlich empfunden werden,
zumal der Umgang mit dem Apparat dem LIngeübten schwer fällt,
wie die Erfahrung lehrt. Schließlich dürfte auch der wiederholt
angezogene „chaldäische" Sprachgebrauch (so S. 11 zu 5, 6; S. 35
zu 14, 4; S. 146 not. 2) auf das hohe Alter der Präparation zurückzuführen
sein.

An diesem grundsätzlichen Mangel wird auch dadurch nichts
entscheidend geändert, daß bei der Mehrzahl der hapax legomena
sowie an zwei schwierigen und einer glatten Textstelle die im
Lexikon von Koehler-Baumgartner verzeichneten Bedeutungen
anmerkungsweise mitgeteilt werden. Wiederholt werden lateinische
und griechische Übersetzungen bzw. Erklärungen (?) geboten,
ohne daß der Leser erfährt, woher diese stammen. Desgleichen
werden gelegentlich „andere Erklärer" herangezogen, aber auch da
erfährt man durchaus nicht immer, wer diese sind. (So liest man
z. B. S. 147 not. 3: „ . . . nach LXX, Syr., Vulg. und vielen Auslegern
. . .".) Genaue Hinweise auf Kommentare fehlen ganz,
höchstens Namen werden manchmal genannt.

Was nun den reinen Vokabelteil anlangt, so wird nicht recht
ersichtlich, nach welchem Prinzip die Vokabeln überhaupt verzeichnet
und analysiert sind.

Da es nicht Aufgabe einer Rezension sein kann, für das
jeweils Gesagte sämtliche Belege lückenlos zu bieten, folgen hier
(und künftig) nur einzelne Beispiele, die sich allerdings mühelos
vermehren lassen.

So wird z. B. auf S. 2 zu 1, 10 vorausgesetzt, daß dem Benutzer
die Bedeutung von "O? bekannt ist; S. 5 dagegen wird
dessen Bedeutung zu 2, 1 angeführt. S. 1 zu 1,2 ist SUIS als bekannt
vorausgesetzt, S. 3 zu 1, 19 als unbekannt. S. 19 findet sich