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1966

Kategorie:

Religionswissenschaft

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 11

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Im 3. Kap. gibt er wichtige Einblicke in das Verhältnis der Regierung
zu den unabhängigen Kirchen;

Thema des 4. Kap. sind die soziologischen Strukturen dieser Kirchen
;

Im 5. Kap. untersucht der Verfasser das Verhältnis zwischen Führern
und Anhängern;

Im 6. Kap. behandelt er die Gottesdienstformen und die Heilung;

Das 7. Kap. untersucht die Vermischung von altem afrikanischem
und von christlichem Glaubensgut;

Auf die Schlußfolgerungen folgt ein der 2. Aufl. zugefügter Abschnitt
, der die Entwicklung von 1945 bis 1960 beschreibt;

Der Anhang enthält einen wichtigen Vergleich des christlichen Propheten
mit dem traditionellen Wahrsager der Zulu und eine Liste der
separatistischen Kirchen Südafrikas von 1945.

Mit seiner Studie will B. Sunkler eine für die Zukunft des
Christentums in Afrika gewichtige Frage klären helfen: welche
Grundsätze des Glaubens und der Kirche gibt der afrikanische
Christ auch dann nicht preis, wenn er der Aufsicht und Leitung des
weißen Missionars entweicht und sich selbst überlassen bleibt?

Die Antwort ist für jeden der drei Typen verschieden, auf
die der Verfasser die zahlreichen südafrikanischen Kirchenbildungen
zurückgeführt hat. Kirchen des äthiopischen Typus
haben sich vor allem aus rassischen Gründen von den Missionen
getrennt, sie sind jedoch bestrebt, Niveau und Formen ihrer
Mutterkirche beizubehalten. Daher gehört das Hauptinteresse des
Verfassers dem zionistischen Typus. Zwei Quellen scheinen
seine Glaubenswelt zu speisen: Dogmen der historischen
Mutterkirche, einer apokalyptischen Kongregation aus Zion City,
Illinois, USA, die 1904 in Südafrika zu missionieren begann, und
traditionelle religiöse Vorstellungen der Zulu. Die zentrale Stellung
der Heilung, die Interpretation des Ahnengeistes als heiliger
Geist, der Immersionstaufe und des öffentlichen Sündenbekenntnisses
als Reinigungsriten, der Kampf gegen Schadzauberei, strenge
Tabuvorschriften, Ritualismus und Emotionalismus, Träume und
Visionen als Offenbarungsmittel sind wichtigste Charakteristika
dieses Typus. Die Vorstellung von einem schwarzen Christus
scheint ein möglicher Endpunkt solcher Entwicklung zu sein. War
die Rassenschranke Südafrikas der wichtigste Antoß zu dieser
Vorstellung, so schließt sich folgerichtig der Kreis mit der Proklamation
einer umgekehrten Rassenschranke im Himmel. Schon in
der l. Aufl. hatte der Verfasser auf diesen Komplex hingewiesen
und einige Messiase beschrieben. In der Erweiterung zur 2. Aufl.
fügte er seiner Zweiteilung noch den messianischen Typus
zu. Der jeweilige Kirchengründer gilt bei seinen Anhängern als
schwarzer Messias, der von den Toten auferstanden ist, d. h.
dessen Visionen von einer Himmelsreise ihn legitimieren und der
meist auch die Vollmacht der Heilung besitzt. Wenn die fünf
Messiasgruppen auch an Zahl klein sind, so üben sie dennoch einen
beträchtlichen Einfluß aus.

Bedeutsam ist auch die enge Verknüpfung, die der Autor
zwischen den beiden ersten Kirchentypen und ihren Führern sieht.
Überwiegt in den „äthiopischen" Kirchen der Häuptlingstyp, der
Zulu Häuptling (inkosi), der zu einem sein Volk aus der Sklaverei
führenden Mose geworden ist, so herrscht in den „zionistischen"
Gemeinden der Typ des Propheten vor, der als christliche Llm-
deutung des Zulu Wahrsagers (isangoma) erwiesen wird.

Häuptlings- und Prophetentyp. Messias, „äthiopische",
„zionistische" und „messianische" Gemeinschaften, B. Sundkler
scheint es gelungen zu sein, die verwirrend große Zahl der autonomen
Gruppen (im Mai 1960 gab es in Südafrika 2030!) und die
vielfachen Schattierungen ihrer Lehren und Riten in ein übersichtliches
Schema gebracht zu haben. Dieses Schema wird seine
Gültigkeit für das afrikanisierte Christentum unter den Zulu behalten
, es auch auf andere Gebiete Afrikas zu übertragen, dürfte
dagegen auf Schwierigkeiten stoßen.

Die Typologie erwies sid z. B. in Nigerien1, in Kenya und Uganda",
ja selbst in anderen Gebieten Südafrikas* als nicht ohne weiteres anwend-

') G. Parrinder, Religion in an African City (London, 1953), p. 108.
:) F. B. Welbourn, East African Rebeis (London, 1961), p. 215.
J) B. A. Pauw, Religion in a Tswana Chiefdom 'London, i960), p.

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bar, obwohl viele vom Autor beschriebene Phänomene audi anderswo in
Afrika zu finden sind'.

Von historischer Seite"' wurde schon darauf hingewiesen, daß B.
Sundkiers „äthiopischer" Typ zu eng gefaßt ist, wenn er die für die frühe
Entwicklung des südafrikanischen Separatismus sehr wichtig gewesene
amerikanische „African Methodist Episcopal Church" in diesen Typus
nicht einschließen möchte. Andererseits überbetont er aber die historischen
Zusammenhänge, wenn er den Begriff „zionistisch" im Hinblick
auf Zion City, Illinois prägt. In der Tat hätte die Bezeichnung „äthiopisch
" in ihrem historischen Zusammenhang belassen werden können,
wenn neue Termini der Phänomenologie entnommen worden wären.
Unbedingt sollte man B. Sundkler in seiner Unterscheidung von „separatistischen
" und „independenten" Kirchen folgen; viele sind selbständig
entstanden, ohne sich von einer Mutterkirche getrennt zu haben.

Die Übersetzung ist gut gelungen, wenn auch vermeidbare Umdeu-
tungen unterlaufen sind. So muß „High God" mit „Hochgott", nicht
aber mit „Großer Gott" wiedergegeben werden.

Bedauerlidi ist, daß die sehr guten Illustrationen der englischen Ausgabe
fehlen. Bei der Fülle der mitgeteilten Details ist der Verzicht des
Verlages auf einen Index aber noch mehr zu bedauern.

Die theologische Bedeutung des Buches liegt m. E. vor
allem in den Fragen, die der Autor an anderer Stelle" den älteren
Kirchen vorgelegt hat und die als theologisches Ergebnis seiner
Forschungen für diese Studie gewertet werden dürfen: Ist der
Paternalismus die rechte seelsorgerliche Haltung des weißen Theologen
in Afrika? Ist die katechetische Form der christlichen Lehre,
die sich ausschließich an den Intellekt wendet, allein richtig, oder
sollte man nicht auch versuchen, die tieferen Schichten der „afrikanischen
Seele" zu erreichen? Was muß getan werden, damit die
eine Kirche Christi sichtbarer werden kann, trotz der schillernden
Vielfalt der in Afrika missionierenden europäischen und amerikanischen
Kongregationen?

Nsukka/East Nigeria Hanfl-JflrgMI G r e s c h a (

*' Vgl. z. B. J. V. Taylor — D. Lehmann. Christians of the Cop-
perbelt (London, 1961) p. 246.

') G. Shepperson, „Church and Scct in Central Africa", Rhodcs-
Livingstone Journal, XXXIII (1963), pp. 84—85.

6) „What is at Stake?", African Independent Church Movcments
(London, 1963), V. E. W. Hayward ed., pp. 30—32.

Edelby, Neophytos: Der Islam und die Religionsfreiheit (Concilium
2, 1966 S. 599—603).

Hoffner. Harry A.: Symbols for Masculinity and Feminity: Their
Use in Ancient Near Eastern Sympathctic Magic Rituals (JBL
LXXXV. 1966 S. 326-334).

Masson . Joseph: Die Religionsfreiheit aus hinduistischer Sicht (Concilium
2, 1966 S. 607—612).

Melzer, Friso: Dem Hinduismus begegnen (EMZ 23, 1966 S.
157—169).

Mohr, R. J.: Vom Verstehen fremder Religionen (ThRv 62, 1966
Sp. 145—152).

M o u I i n i e r , Louis: Psyche — Homerischer Seelenglaube (Univcrsitas
21, 1966 S. 1077—1092).

ALTES TESTAMENT

R u p p e r t, Lothar: Die Josephscrzählung der Genesis. Ein Beitrag
zur Theologie der Pentateuchquellen. München: Kösel-Verlag 1965.
278 S. gr. 8° = Studien z. Alten u. Neuen Testament, hrsg. v.
V. Hamp u. J. Schmid, XI. Kart. DM 3 8.-.

Auf die „Einleitung" (S. 15—25), die vom Stand der Erforschung
der Josephserzählung überhaupt und ihrer hier in Rede
stehenden Besonderheit handelt und das Ziel der vorliegenden
Untersuchung umschreibt, folgt die Untersuchung selbst, die in
diese drei Teile gegliedert ist: I. „Nach Sinnabschnitten geglic
derte historisch - kritische Untersuchung der Quellen auf ihre
Theologie" (S. 29—204), II. „Systematische Darstellung der aus
der Josephserzählung erhobenen Theologie im Rahmen der Gesamtquellen
unter besonderer Berücksichtigung ihres Verhältnisses
zur Weisheit" (S. 208—235), III. „Das Nachwirken der Joscphs-
erzählung in der Bibel" (S. 239-258) mit „Zusammenfassung"
(S. 259 f.). Ein „Anhang" bringt „Abkürzungsverzeichnis" (S-
263), „Literaturverzeichnis" (S. 264—268), „Autorenregister" (S-
269 f.), „Biblisches Stellenverzeichnis" (S. 271—274) und ..Sach-