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Ausgabe: | 1966 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Reformationszeit |
Titel/Untertitel: | Neuerscheinungen |
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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 1 58
Zwmgliforschung, deren Vereinseitigung seit Jahrzehnten eine Auf diese Weise zeigt Pollet seine Verbundenheit mit Gott-
'mmer schwerer zu ertragende Kalamität darstellte. In Pollets fried W . Locher, der durch seine vielschichtigen Arbeiten wesent-
rtrbeit werden weder die Konfrontation Zwingiis mit Luther Hd, beigetragen hat, das Tor zu einem neuen Zwingliverständ-
nocn seine Beziehung zum zeitgenössischen Humanismus, noch nis aufzutun.
seine politischen bzw. patriotischen Ambitionen, noch auch sein Berlin Joachim Rogge
°rt behaupteter Abendmahlsspiritualismus in den Vordergrund -
gerückt. Vielmehr bemüht sich der Verfasser um ein gerechtes, Bodmer, Jean-Pierre: Werner Steiner und die Schlacht bei Marignano
ausgewogenes, das ganze Lebenswerk des Reformators über- (Zwingliana XII, 1965 S. 241—247).
schauendes Bild. Brandmüller, Walter: Ein Nachspiel der Auflösung des Konzils
r ., . wi ii. i i i y m i von Siena innerhalb des Augustinerordens (Römische Quartalschrift
tr gibt eingangs einen Uberblick über die von E. Egli, W. 60, 1965 S. 186—208).
Kohle, und zuletzt von O. Farner vorliegenden biographischen Fraenkel, Pierre: Quelques observations sur le „Tu es Petrus" chez
!? U" ß Welt£r ZU dner Sichtun? der Literatur Calvin, au collooue de Worms en 1540 et dans Institution de 1543
""er die Bildungsjahre des Reformators (1484-1506), über die (Bibliotheque d'Humanisme et Renaissance XXVII, 1965 S. 607-628).
esonders im Zeichen des Humanismus stehende Zeit in Glaris Hauswirth, Rene: Um Herkunft und Datierung der Kundschaft
"na tinsiedeln (1506-1518) und über die Periode des reforma- über „doctor F[abri]" (Zwingliana XII, 1965 S. 248-253).
torischen Werdens in Zürich (1519-1525). Mit einem Referat Jedin, Hubert: Der „Episkopalist" Braccio Martelli, Bischof von
"ber die literarische Arbeit betreffs der sich von 1525—1 531 Fiesole Nova et Vetera (Römische Quartalschrift 60, 1965 S. 153
konsolidierenden Zürcher Reformation schließt der erste chrono- —185).
ogisch aufgebaute Teil der Studie ab. Jenny, Markus: Eine zweite Liederhandschrift Gregor Manqolts mit
D ii , . . , i i it. i j, i -n einem bisher unbekannten Liede Leo Luds (Zwingliana XII, 1965
rollet arbeitet mit dem ganz deutlichen Ziel, die Anstoße S. 281—286).
und Fortwirkun-cn des Reformators, die zum Teil weit über MüIIer, Gerhard. Ein neues Lutherbild? (DtPfrBl 65, 1q65 S. 508
lwc'zer Lokalkolorit hinausreichen, aufzuspüren. Dazu gräbt er —510).
«-Wurzel nd es theologi sehen Denkens Zwi nglis auf und widmet peterf> Albrecht: Luther und die existentiale Interpretation
u- <<■ sogar der Ikonographie ein gesondertes Kapitel. In Analogie (^M 4, 1965 S. 466—473).
2ur Lutherrenaissance spricht Pollet von einer Zwinglirenaissance ~ „,.„ , , c,.., r. , , ,
un^I „. • ^ j ii i . i ^ i? i Qu an dt, Willy: Martin Luther als Schüler in Eisenach und das
nd weist deren Vorhandensein in der Gegenwartsliteratur nach. Eiienacher Lutherhaus. Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1965]. 40S.
dankenswert umfangreicher Abschnitt, der allerdings in der m 24 Abb. y 8«.
^esamtdisposition des Buches etwas spät kommt, ist Zwingiis d. du- t> • £ tu u
faLti^J. Ti.n i , . .. Keinerth, Karl: Zum Bullinger-Bnet an Johannes Hontems
Um Beeinflussung der taufenschen und sonstigen spintua- (Zwingiiana XII, 1965 S. 287-292).
ansehen Bewegung in der Schweiz und anderen Ländern gewid- . _ ... _
rnet cj.1 n i i i, , i i . ii i i Rusch, Ernst Gerhard: Die Theologie des reifen Bullinger (Zwmg-
tin Schlußabschnitt dient dann noch einmal besonders der i,„„„ YII .„,. c ,ort 6 6 B
K U- i,i ' i . .., i ..i liana All, 1965 b. 293—295).
"iDiiographischen Komplettierung über den vorerwähnten , _ , , _ - _ , . , _
^nglianisme-Artikel hinaus bis zum Erscheinungsjahr vor- R ^ *chReformation - Entdeckung des Gewissens?
ecpnfU a i . y-. . , , n (DtPfrBl 65, 1965 S. 601—605).
"Bender Arbeit. Ganz ausgezeichnete Wiedergaben von Portrats
d« Reformators, von Stichen. Münzen und Faksimiles der Hand- SpH I m a n n, Kurt: Zwingli und Zürich nach dem Ersten Landfrieden
**"ft runden den guten Eindruck, den Pollets Werk vermittelt, (ZwtagÜra« XII, 1965 S. 254-280).
.^s Erfreulichste an diesem Buch ist die Tatsache, daß ein KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT
tomisch-katholischcr Historiker sich um ein sachgemäßes Ver- . . . , , .
stänrlni,. j • ci n j. * n c „-Ui. u- ;,.<. Tieisch, Elfnede: Kierkegaards Glaube. Der Aufbruch des frühen
la"anis eines der einflußreichsten Reformatoren muht. Hier ist ,„ , , , , . . , _6. . , _*,.*
offpnc j.l i -i ™""v " s"v" „ . . , . , 19. lahrhunderts in das Zeitalter moderner, realistischer Religions-
hoH i VI vorhanden' was zur Revision oder zumindest auffasung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [1964]. 413 S. gr. 8°.
ganzung des Bildes der Reformationsgeschichte auf Seiten des Lw 3 g _.
komischen Katholizismus beitragen kann und was Joseph Lortz _ , . . A£J IT
durch c»; -i •• j- j i Ti c ^ i- j.^ Das Buch scheint zwei Untertitel zu haben. Auf dem Um-
u»cn seine zweibändige deutsche Reformationsgeschichte vor ca. ,, ^ . r^. . , , £ , n, , , , c..
25 IqrlP„„ • i • l / £ j ii. n i r schlag steht: Die matenale und formale Glaubenslehre Soren
J Janren eingeleitet hat (cf. dazu auch die Bemerkungen rntz v. f , . .... . ,. . , ,,,„11 » £ 1 „
B anVo,. i ■ er j a ^ii 1 r- 1 j. ii.j. t 1 i- Kierkegaards im Verhältnis zur klassischen Wertlcnre. Auf dem
•»"Kes m seinem treffenden Artikel: Eine katholische Zwingli- . r, » ru j f~-i. m t l l. j
Darstfllnn^, • m v j. -7 * c m^x ni c t Titelblatt steht: Der Aufbruch des frühen 19. Jahrhunderts in
•"Stellung, in: Neue Zürcher Zeitung, vom 31. 5. 1964, Bl. 5 t). , _ . . , n n i. bju cc -ut-u
Es knm,,,* j • •• j , " . «.u , •• 01 j. das Zeitalter moderner, realistischer Religionsauffassung. — Wah-
Kommt gar nicht primär darauf an, ob Pollet in sämtlichen , • n- 1 1 • j • 1 1 ■ r> j .
Detailno^u j ^. 1 « . c... ... TU „ „ rend man in Danemark anscheinend eine kleine Pause in der
<-idiiDeobaditungen recht hat — etwa seine Satze über Ihomas . . , . , , . „ ,. ,
Münt-r^r l 1, l j 1 ■ 1 j v 1^ j j Kierkegaardtorschung einlegt, arbeitet man in Deutschland ge-
ganze C^S T S,dlerlel* ^er Korrektur -. sondern das ^ ]m ^ ^ ^ &e ^ )o_
Pollet t? t CSeu Z,WlngJ1'-Wu,rdlgUl.n^ ' begrüßenswert. e Abhandl von Prof. Dr. Gerd-Günther Grau über
"er triumphiert nicht über die politische Katastrophe oder über v.r . , j c u j t * 1 n- c iu^k„ t
ethisrriPc i j n f . , ,r 11 .1 1 Kierkegaard mit dem aufsehenerregenden Titel „Die Selbstaut-
Anl l l " SUt denbleibenden lösung des christlichen Glaubens" - 344 große Seiten - ein
lochen dle,Zwmgh gegeben hat, selbst wenn sie nur ge- Sdtenstück 2U sejner Nietzschearbeit von 1958 „Christlicher
Ulen, abgeschwächt oder modifiziert verwirklicht worden sind. n. , , „ ,___„ _ ,,. ,, ~ xr , „ . . >
Glaube und intellektuelle Redlichkeit . Der Verfasser ist der
g Worin kulminiert die Arbeit Pollets? Vielleicht in folgenden Meinung, daß nicht nur Nietzsches, sondern auch Kierkegaards
^nierkungen, die für künftige Forschung beherzigenswert wären: Denken das Christentum im Namen der intelektuellen Redlich-
'' es etudes multiples et fragmentaires nous permettent d'aborder keit von innen her auflöst. Eine solche Blickrichtung hat die
Jourd'hui ä mcilleur escient le probleme de l'originalite de la Berliner Philosophin Elfriede Tieisch nicht. Sie meint im Gegen-
teiSee zwinglienne et de son orientation fonciere. La part du teil, daß Kierkegaards Denken wieder die Grenzen zwischen Ethik
a 'tionalisme et meme du conservatisme religieux y est plus und Religion beseitigt und zeigt, daß die religiöse Lebenshaltung
gfand qu'on ne ].a cru j'gbo,.^ Ainsj m^me en theodieee. Comme etwas ist, was eine moderne aufgeklärte Lebensführung fordern
v er l'a montre, nombre de coneepts theologiques oü l'on muß, aber natürlich auf eigene Verantwortung hin; und damit hat
°.yait jadis des emprunts au courant humaniste, sc revelent das Buch den Deutschen von heute etwas zu sagen, wo die Auto-
Soj°Urd hui comme procedant de la tradition scolastique. Le rität anscheinend immer noch weit höher geschätzt wird als die
fait 'Ht Pantneismc de Zwingli ä saveur stoicienne n'est en Autonomie, wie es auf Seite 10 heißt. Man traut sich nicht, der
ext ^U Un Universalismc ou si l'on prefere, un monarchisme theiste ethischen Wertbildung freien Lauf zu lassen. Man geht beständig
fijj ?'„k doctrine de la Trinite garde son credit; la theologie noch von einem gegebenen positiven und überlebten Moralkodex
jeC, era'c ". oü sc rencontrent les affirmations de la theodieee et aus, den selbst der Existentialismus nicht gewagt hat, wirklich
]e a *ristologie, accentue le ,,Deus noster" qui va de pair avec zur Diskussion zu stellen. Der Appell des deutschen Existentia-
nristus noster"." (S. 86) lismus an die „Entscheidung" verweist auf die gleichen Phäno-