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Ausgabe:

1966

Spalte:

760-761

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Schindler, Alfred

Titel/Untertitel:

Wort und Analogie in Augustins Trinitaetslehre 1966

Rezensent:

Diesner, Hans-Joachim

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 10

760

werk „Thüringen und der Harz, mit ihren Merkwürdigkeiten,
Volkssagen und Legenden" (18 39 ff.). An diese Tradition scheint
Hans-Herbert Möller unmittelbar anknüpfen zu wollen. Das geht
besonders aus den alten Bildern hervor, mit denen der Band ausgestattet
ist, und „die meist aus einer Zeit stammen, als das
Interesse an den kirchlichen und profanen Altertümern sich wieder
zu regen begann". Sie sollen der besondere Reiz des Buches sein
und sind es auch.

In der Einleitung geht der Verfasser vom geologischen Aufbau
Thüringens aus — in historischen Arbeiten etwas Besonderes
! — und gibt dann einen Abriß der kirchlichen Landesgeschichte
sowie der baugeschichtlichen Entwicklung. Bonifatius
hat hier den Grund zur Christianisierung gelegt und Erfurt zum
geistigen Mittelpunkt des Landes bestimmt. In den ersten Jahrhunderten
spielten die Klöster die führende Rolle, weshalb sich
auch die baugeschichtliche Entwicklung vor allem an den Klosterkirchen
vollzog. Der Bau der gotischen Hallenkirchen in Erfurt,
Mühlhausen und Arnstadt geht indes auf wohlhabende Bürger
zurück. Der Naumburger Dom bildet schließlich den Höhepunkt
mittelalterlicher Baukunst in Thüringen. Die künstlerische Aussagekraft
des Thüringer Kirchenbaus war aber schon im ausgehenden
Mittelalter erschöpft. Renaissance, Barock, Rokoko und
Klassizismus vermochten dann keine bedeutenden Kirchenbauten
mehr hervorzubringen.

Der Hauptteil des Buches gibt in kurzen Beschreibungen
?tne Auswahl von etwa 100 Domen, Kirchen i<nd Klöstern in
geographischer Ordnung. In zehn Abschnitten führt der Verfasser
durch das Thüringer Land, das für ihn ungefähr von der
Linie: Werra — Heiligenstadt — Nordhausen — Unstrut —
Altenburg — Weida — Schleiz — Sonneberg begrenzt wird. Das
Coburger Gebiet wird im Band Franken dieser Reihe behandelt.
Die Beschreibungen sind aus den neuesten Forschungsergebnissera
geschöpft und vermitteln ein instruktives Bild des jeweiligen Gebäudes
. Vielleicht hätte aber auch der Kirchenbau aus der Zeit
nach dem 2. Weltkrieg wenigstens an einem Beispiel gezeigt
werden sollen.

Im Nachwort gibt der Autor einen kurzen Literaturbericht,
der gegen Ende jedoch einiger Ergänzungen bedarf. Wenn er die
Einzelforschungen zur kirchlichen Baukunst durch das Kunstgeschichtliche
Seminar der Universität Jena erwähnt, dann hätte
auch auf die zahlreichen Kloster-Monographien verwiesen werden
sollen, die vor und nach 1945 im Historischen Seminar dieser
Universität unter Friedrich Schneider entstanden sind. Die Arbeiten
von Th. Scheffler (1932) und H. Werner (1933) zum protestantischen
Kirchenbau, die das Literaturverzeichnis anführt
hätten hier ebenfalls genannt werden müssen. Und schließlich
fehlen die 1959 ff. bei der Evangelischen Verlagsanstalt Berlin
erschienenen Bildbändchen von Dietrich Wohlfahrt.

Den Abschluß des Buches bilden ein Orts- und ein Personenverzeichnis
, ein Verzeichnis der Abbildungsvorlagen, der Abbildungswerke
und der wichtigsten Literatur. Das Ortsverzeichnis
ersetzt ein Inhaltsverzeichnis. Im Literaturverzeichnis hätte der
allgemeine Teil noch um einige Angaben vermehrt werden
können, während die Ortsgeschichten und Beschreibungen einzelner
Bauwerke in einem solchen Buch besser beiseite gelassen
worden wären. Die Auswahl wäre zu umfangreich, und nur
einiges davon zu nennen, hat wenig Zweck.

Kleine Versehen kommen bisweilen vor. So wird das Zisterzienser
-Nonnenkloster Roda (Stadtroda) auf Seite 8 als „Zisterzienser
-Abtei" bezeichnet, die Zisterzienser-Abtei Georgenthal auf
Seite 39 als „Benediktiner-Abtei". Die Roten Spitzen in Altenburg
heißen hier „Rote Türme" (S. 227, 23 5, 254), und Holtmeyer trägt
einen falschen Vornamen (S. 241 und 255). Auf vereinzelt vorkommende
Druckfehler will ich nicht eingehen.

Im ganzen aber ein recht gutes Buch, von dem wir nur bedauern
, daß es in Thüringen kaum zu haben sein wird.

Kosma (Kreis Altenburg) Helfried M a 11 h e s

Benz, Ernst: Der Montserrat in der europäischen Geistesgeschichte
(ZRGG 18, 1966 S. 15—32).

Kupisch, Karl: Gustav Freytag und Martin Luther. Zum 150. Geburtstag
eines deutschen Liberalen (KidZ 21, 1966 S. 319—321).

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Schindler, Alfred: Wort und Analogie in Augustiiis Trinitätslehre.

Tübingen: Mohr 1965. XI, 269 S. gr. 8° = Hermeneutische Untersuchungen
zur Theologie, hrsg. v. G. Ebeling, E. Fuchs, M. Mezger,
4. Kart. DM 22.— ; Lw. DM 26.50.

Sch. behandelt in diesem sorgfältig gearbeiteten und auch in
angrenzende Bereiche vorstoßenden Buch ein Problem, dem letztlich
das ganze Werk Augustins zugrundegelegt werden müßte, was
indes methodisch wie arbeitstechnisch recht kompliziert wäre. Die
bewußt vorgenommene Beschränkung auf die Schrift „De trini-
tate" hat jedoch viel für sich, zumal der Kirchenvater dort besonders
deutlich „um die Analogie und um das .verbum'" ringt (V);
natürlich wird infolge der genannten Eingrenzung der Aspekt der
„besonderen Komplikation des Analogieproblems angesichts der
Trinitätslehre" (V) herausgehoben.

Im 1. Kapitel behandelt Sch. „Biographische Voraussetzungen
und Entstehungszeit des Werkes De trinitate", wobei er zum Editionsdatum
418—425 (S. 7ff.) gelangt. Üblicherweise setzt man die
Entstehungszeit auf 399—419 (Altaner, Marrou); Sch. hält an 399
als Anfangspunkt fest, nennt aber d. J. 415 als terminus a quo
und d. J. 429 als terminus ante quem für den Abschluß. Auf Grund
eines Hinweises in De praedestinatione sanctorum wird dann die
Eingrenzung auf 418—425 für Abschluß und Edition vorgenommen
. Als detaillierte Chronologie gibt Sch., wohl mit Recht, an:
399 bis 405: Bücher I bis IV; 410 bis 415: Bücher VIII bis XII, 1-
Teil; 418 bis 421: Bücher XII, 2. Teil bis XV; Bücher V bis VII
wohl zwischen 405 und 415 (S. 10).

Dann behandelt Sch. „Augustins Trinitätslehre vor und
außerhalb De trinitate", „Die imago dei vor und außerhalb De
trinitate", „Menschliches und göttliches verbum außerhalb De
trinitate" und schließlich die Trinitätslehre Augustins anhand des
Hauptwerkes selbst. Durch sorgfältige Interpretation vor allem des
zweiten Teils von De trinitate weist Sch. nach, daß der Kirchenvater
nie daran gedacht hat — wie ihm manche moderne Autoren
unterstellten —, die Trinität durch die Analogien (Triaden wie
memoria, intelligentia, voluntas oder esse, vivere, intellegere) zu
erfassen.Es kam ihm nicht darauf an, die „einmal aufgestellte Trinitätslehre
", die ja ständig gegen die Häresien (Arianismus) verteidigt
werden mußte, „durch die Analogien zu bereichern"; vielmehr
wollte er „dem Menschen eine Bereicherung durch Aufzeigen
von Ähnlichkeiten im Geist" vermitteln. Da er unerschütterlich
am Dogma festhält, dringt die „dem Verstehen dienende Spekulation
.. . erstaunlich wenig ins trinitarische Mysterium ein; sie
umrankt es gleichsam im Interesse des suchenden Gläubigen'
(S. 229f.). Von hier aus stellt sich Sch. auch gegen die Augustin
oft zugesprochene „psychologische Trinitätslehre", obgleich er zugibt
, daß der Kirchenvater — nicht nur wegen seines unspezifischen
Sprachgebrauchs — „der Seelendreiheit trotz allen Vorbehalten
eine gewisse Ähnlichkeit mit der göttlichen Dreiheit zugesteht",
zumal „seine Ontologie und Soteriologie eine völlige Analogie-
losigkeit zwischen Schöpfer und Geschöpf schlechterdings nicht
zuläßt". Es heißt weiter: „Er ist zu stark dem Bild- und Ähnlichkeitsdenken
verhaftet, als daß er die Trinität sozusagen außerhalb
dieses Rahmens stehen lassen könnte, obschon . . . damit gewaltige
Schwierigkeiten verbunden sind" (S. 230). Wir würden letzteres
noch stärker hervorheben und damit auch stärker auf die Widersprüche
im System Augustins verweisen, auf die Sch. selbst, beispielsweise
bei der Analyse des persona-Begriffes, stößt (S. 166ff-,
244f.). Es scheint auch so, als müsse die Einwirkung des Rhetors
auf den Theologen Augustin noch stärker beachtet werden, als c»
hier geschieht (gute Ansätze S. 56ff.).

Nur am Rande einige Hinweise zu Sch.s Äußerungen über den Arianismus
. Der comes Africae Bonifatius hatte erst in zweiter Ehe die „Aria-
nerin" Pelagia zur Gattin (zu S. 3). Den Einfluß des Arianismus auf das
augustinische Nordafrika unterschätzt Sch. zweifellos. Germanische Födc-
raten und Buccellarier sowie Zuwanderer aus Übersee stärkten die Häresie
immerhin so sehr, daß Augustin in Brief 185 mit einiger Besorgnis
von einer denkbaren und einmal sogar ins Auge gefaßten Koalition
zwischen Donatisten und gotischen Arianern spricht (zu S. 3 — 6).