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Ausgabe: | 1966 |
Spalte: | 751-752 |
Kategorie: | Judaistik |
Autor/Hrsg.: | Wirszubski, Chaim |
Titel/Untertitel: | Flavius Mithridates Sermo des Passione Domini 1966 |
Rezensent: | Eckle, Wolfgang |
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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 10
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nides himself, even those who regarded the study of his works
as potentially harmful. The dispute was one of individuals and
hardly affected the communities at large. Some of the critics
were motivated by intellectual vanity, all too ready to point
out errors in works so encyclopedic. Others, such as the
exilarchs and rabbinical judges, feit that their authority would
be shaken if the Law became the property of all; still others
feared a lowering of intellectual Standards. The most vigorous
action against the theological works took place in France, where
the communities had reason to fear a newly active durch that
was beginning anew to attack heretics and infidels; they feared
that the rationalistic explanations of the Bible passages would
weaken faith and encourage apostasy, and they knew from
experience how dangerous such apostasy might be. However,
Silver convincingly demonstrates that the accusation that the
anti-Maimonists invoked the Church authorities to burn the
books is decidedly false. His final conclusion is summed up in
the following words: „The best of the anti-Maimonists were
good, decent, able and pious men. The best of the Maimonists
were good, decent, able and pious men. That the pressures of
survival should separate these men is the tragedy of this
history."
For students of Jewish history, this book will undoubtedly
be an indispensable reference source. It will also be useful for
those who are interested in religious law, Bible interpretation,
and the reconciliation of religion and science.
It is to be regretted that the work does not contain an
explanation of the abbreviations in the notes, which would have
been helpful to students. There are a few typographical errors,
but these can be easily corrected.
Cincinnati Simon Cohen
Wirszubski, Chaim: Flavius Mithridates Setmo de Passione Domini.
Ed. with Introduction and Commentary. Jerusalem: Israel Academy of
Sciences and Humanities; Magnes Press 1963. 138 S., 6 Taf. gr. 8° =
Publications of the Israel Academy of Sciences and Humanities. Lw.
20 S.
Eine Kuriosität und doch zugleich ein wertvolles literarisches
Dokument nennt der Herausgeber Chaim Wirszubski das von ihm
mit größter Sorgfalt kommentierte Manuskript der Karfreitagspredigt
, die am 20. April 1481 im Vatikan vor dem Papst und den
Kardinälen von einem als Jude geborenen Konvertiten gehalten
wurde. Flavius Guillelmus Ramundus Mithridates, der Sohn eines
gelehrten jüdischen Sizilianers, war der orientalistische Lehrer von
Pico della Mirandola. Er war Professor der Theologie in Rom,
lehrte aber auch in Frankreich, Tübingen und Köln. Joh. Reuchlin
zitiert ihn als einen seiner Hebräisch-Lehrer._____
Von der langen Predigt ist in der Biblioteca Vaticana (Cod.
Babr. Lat 1775, foll. 90—126) ein Autograph erhalten. Es war
ein Geschenk des Autors an Sixtus IV. Aus dem Leih-Register der
Bibliothek ist zu entnehmen, daß FI. Mithridates sein Manuskript
von Mai bis Nov. 1481 noch einmal selbst benützte, vermutlich
um eine Abschrift herzustellen. Die einzige bis jetzt bekannte Abschrift
(Biblioteca Comunale di Livorno) enthält die fremdsprachlichen
Zitate, welche das Original sehr interessant machen, nicht.
Durch seine fremdsprachlichen Zitate muß Flavius Mithridates
sein gelehrtes Publikum tief beeindruckt haben. Der Herausgeber
zitiert aus dem Tagebuch eines Giacomo Gherardi u. A.:
„oratio vero, quamvis spatium duarum horarum accupaverit,
tarnen grata Omnibus fuit, tarn propter rerum varietatem, quam
propter hebreorum et arabum verborum sonum, que ipse tamquam
vernacula pronuntiavit
Die Zitate des Autographs sind interessant für die Geschichte
der Punktation hebräischer Texte. Im Zusammenhang der Predigt
sollen die Zitate zeigen, daß die Leidensgeschichte Jesu von Propheten
und Rabbinern vorausgesagt oder im Voraus angedeutet
war. Somit ist der Grundgedanke der Karfreitagspredigt nicht originell
. „ . . . Mithridates owes far more to the writings of mediae-
val Christian polemists against the Jews than to an independent
study of the Jewish sources themselves." (p. 13).
Chaim Wirszubski weist im Kommentar und in der Einführung
zu seiner Textausgabe nach, daß Flavius Mithridates sich häufig
an eine aus dem XIII. Jhdt. stammende Apologie des Christentums
gegen die Juden von Raymund Martini („Pugio Fidei adver-
sus Mauros et Judaeos", gedruckt in Leipzig 1687) anlehnt. Mithridates
versucht allerdings nicht, den jüdischen Glauben zu widerlegen
oder seine Anhänger zu bekehren. Die Zitate jüdischer
Schriften erhalten in seiner Predigt einen anderen Sinn als in seinen
Quellen, in welchen sie die Juden des Unverständnisses für
ihre eigene Religion überführen sollten. Mithridates betrachtet die
auf Christus weisenden Talmud-Zitate als wunderbare Argumente
für die christliche Lehre. Die erfüllten Weissagungen erscheinen
umso wunderbarer, als Mithridates betont, daß sie einer sehr alten,
noch vorchristlichen talmudischen Geheimlehre entnommen seien.
Die wissenschaftliche Genauigkeit und sogar die Redlichkeit des
Mithridates wird vom Herausgeber bezweifelt (vgl. p. 41); offensichtlich
mit gutem Grund, denn Chaim Wirszubski ist der Herkunft
jedes Zitats sehr gewissenhaft nachgegangen, so daß auch
sein Zweifel an der Echtheit nicht weniger Zitate glaubhaft wird.
Sehr seltsam ist auch, daß Mithridates aramäische Worte in äthiopischen
Buchstaben schrieb und das Ergebnis als ein „chaldäisches"
Zitat bezeichnete (vgl. p. 37—40 und Facsimilia Plate VI).
Die Einführung in den Text (p. 11—76) behandelt zuerst die
Probleme des edierten Manuskripts und geht dann auf die Person
des Flavius Mithridates ein. Die Fülle des gesammelten und verarbeiteten
bibliothekarischen Materials ist erstaunlich. Bewundernswert
ist die Auswahl von Zitaten aus Schriften und Briefen
gelehrter Humanisten, die von Mithridates beeindruckt waren. Bei
knapper Sachlichkeit ist die eigene Darstellung Chaim Wirszubskis
sehr lebendig und fesselnd. Ausführliche bibliographische Angaben
regen zu weiteren Studien an.
Aus der genaueren Interpretation des jetzt leicht zugänglich
gemachten Textes dürften sich noch mancherlei interessante Gesichtspunkte
für die Geschichte der Philologie, der Theologie und
nicht zuletzt für die Geschichte der Frömmigkeit im Zeitalter der
Renaissance ergeben.
Geislingen/Steige • Wolfgang Eckle
Ben-Chorin, Schalom: Das Judentum im Ringen der Gegenwart.
Hamburg: Reich 1965. 109 S. 8° = Evang. Zeitstimmen 22/23.
Quervain, Alfred de: Das Judentum in der Lehre und Verkündigung
der Kirche heute. München: Kaiser 1966. 42 S. 8° = Theol. Existenz
heute, hrsg. v. K. G. Steck u. G. Eichholz, N. F. 130. DM 4.—.
— Martin Bubers Verständnis des Judentums und des heutigen Israel
(KidZ 21, 1966 S. 106—109).
NEUES TESTAMENT
Weiss, Johannes: Die Predigt vom Reiche Gottes. 3. Aufl., hrsg. v. F.
Hahn. Mit einem Geleitwort v. R. Bultmann. Göttingen: Vanden-
hoeck & Ruprecht 1964. XV, 251 S., 1 Portrait gr. 8°. Lw. DM 16.80.
Dem Benutzer der neutestamentlichen Bibliothek im Berliner
Seminar der theologischen Fakultät tritt die Bedeutung des Jahres
1892 für die Jesusforschung sinnenfällig vor Augen, wenn er
in einem Bande drei Veröffentlichungen jenes Jahres vereinigt findet
: Lic. Joh. Weiss, Die Predigt Jesu vom Reiche Gottes; Lic
Wilhelm Bousset: Jesu Predigt in ihrem Gegensatz zum Judentum
und Martin Kähler: Der sogenannte historische Jesus und
der geschichtliche, biblische Christus.
Während M. Kählers bedeutsame Schrift unter textlicher
Zugrundelegung der ersten Auflage, bereichert durch Anmerkungen
aus der Debatte Kählers mit seinen theologischen Gegnern W-
Beyschlag und W. Herrmann, im Jahre 1953 neu herauskam (E-
Wolf: Theologische Bücherei Band 2, Systematische Theologie) hat
nun Ferdinand Hahn eine dritte Auflage des Werkes von Joh.
Weiß im Jahre 1964 herausgebracht und seinem erläuternden Vorwort
(S. VII — X) ein kurzes Geleitwort Rudolf Bultmanns vorausgeschickt
, dessen Text den Theologischen Blättern 1939 entnommen
wurde. Bei der starken Differenz zwischen der 1. und 2.
Auflage (67 gegen 178 Seiten, dazu noch fünf Exkurse von S. 179
bis 210) fand es Hahn angezeigt, den Abdruck der 2. vermehrten
Auflage von 1900 samt dem Vorwort des Verfassers darzubieten