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Ausgabe:

1966

Spalte:

738-740

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Sprüche, Prediger

Titel/Untertitel:

Das Hohe Lied, Klagelieder, Das Buch Esther 1966

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Theologische Litcraturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 10

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in Iran" und behandelt als deren Gebiete „Evangelisation, Bibelübersetzungen
und -revisionen, Literarische Arbeit, Schul- und
Internatsarbeit, Christliche Erziehung und Jugendarbeit, Ärztliche
Arbeit, Blindenarbeit und die Ausbildung kirchlicher Mitarbeiter."
Der Abschnitt „Blindenarbeit" ist der „Christoffel-Blindenmis-
sion" gewidmet, deren Tätigkeit gut als „Anschauungsunterricht
christlicher Liebesarbeit für Christen und Mohammedaner"
gekennzeichnet wird; sie hat sich trotz vieler innerer Schwierigkeiten
und Krisen gehalten und das „Interesse des Staates für Blindenarbeit
" geweckt. Teil III und IV bilden insofern eine Einheit,
als sie die Begegnung und Auseinandersetzung der iranischen Kirnen
mit der alten, vom Schiitischen Islam geprägten „sozial-religiösen
Struktur der Gesellschaft" und ihrer von der „Zivilisation
und dem Nationalismus des 20. Jahrhunderts" beeinflußten Form
aarstellen. Das Lirteil des Verfassers über Möglichkeiten der Begegnung
zwischen Kirche und Islam ist besonnen. Es lautet — unter
Berufung auf Bischof H. B. Dehqani —: „Es ist eine Frage an die
Zeugnisbereitschaft der Christen Irans, ob die zarathustrisch-
christlich-islamische Vergangenheit und die heute verkündete
christliche Botschaft eine iranisch-christliche Kultur schaffen können
, die zu einem neuen Verständnis der Botschaft Christi füh, t."
Beachtenswert in diesem Kapitel ist der Abschnitt über die „Verwurzelung
der Konvertiten in der christlichen Gesellschaft". Anzumerken
ist, daß der Satz: „Der Baha'ismus ist eher eine abgeleitete
neue Religion aus dem Islam als eine seiner Sekten" entschiedener
hätte formuliert werden sollen. Der Baha'ismus ist in der Tat eine
neue Religion — eine religionsgeschichtliche Tatsache, die für
seine Behandlung z. B. in der Türkei schwerwiegende Konsequenzen
hat. Der Ausdruck „Mohammedaner" sollte aus Rücksicht auf
die Empfindlichkeit der „Muslime", die ihn als ihrem Glauben
unangemessen ablehnen, vermieden werden. Teil V behandelt die
quälenden „Auseinandersetzungen der iranischen Kirchen mit der
Wacht und den Traditionen der Muttcrkirchcii", Teil VI „Ökumenische
Verbindungen und LInionsversuche der Kirchen in Iran".

Das Bild der beiden Kirchen, das der Verfasser zeichnet, ist
trotz mancher ermutigenden Einzelzüge als Ganzes erschütternd.
Zwar hat sich ihr anfänglich durch den Vorwurf der Proselytenma-
cherei belastetes Verhältnis zu den beiden alten Kirchen des Landes
, der nestorianischen und assyrischen Kirche, wesentlich gebessert
; auch stehen sie durch ihre Zugehörigkeit zum Church Council
°f Iran mit dem Ncar East Christian Council in erfreulich aktiver
Verbindung, durch die sie auch Mitglieder des Ökumenischen Rates
der Kirchen sind. Dennoch bleibt der bedrückende Eindruck; Zwei
winzige Kirchen — die presbyterianische „Evangelische Kirche" in
Nordiran, die anglikanische „Bischöfliche Kirche" in Südiran,
beide zusammen mit 3—4000 iranischen Gliedern — kommen trotz
aller Unionsverhandlungen nicht zueinander und erschweren dadurch
nicht nur ihre gegenwärtige und künftige Existenz, sondern
s'nd dadurch an der Erfüllung des Auftrages gehindert, der ihnen
in ihrer islamischen Umwelt gestellt ist. Als Grund dafür nennt
der Verfasser, „daß es noch keine iranische Kirche mit Kirchenbewußtsein
gibt. . . Die Kirchen haben viel Gemeinsames, sie haben
aber auch viel grundsätzlich Trennendes zu überwinden. Zweifellos
ist die größte Trennmauer die Unnachgiebigkeit der anglikanischen
Kommunion." Sein abschließendes Lirteil lautet: „Sollte die
Kirche nicht von innen her zusammengeführt werden können, mag
sie in nicht zu ferner Zukunft von außen her zusammengezwungen
werden, oder getrennt sterben."

Das Buch ist gut ausgestattet und mit einem umfangreichen
Literaturverzeichnis, das auch die verwendeten Manuskripte registriert
, sowie mit einem Sach- und Personenregister versehen.

Tübingen Gerhard R o s en k r a n z

ALTES TESTAMENT

Annual of Leeds University Oriental Society. Ed.: J. Macdonald
. Vol. IV, 1962—1963. Leiden: Brill 1964. VI, 156 S. m.
14 Abb., 15 Taf., 1 Faltplan, gr. 8° = Leeds University Oriental
Society, hfl. 36.—.

Das Vorwort des Herausgebers (S. 1—2), das über Veränderungen
im Bestand des Department of Semitic Languages & Lite-

ratures an der Universität Leeds sowie der von ihm betreuten
Oriental Society berichtet und eine Übersicht über die dann folgenden
Aufsätze gibt, einerseits und Hinweise auf die Arabistik
und Islamkunde angehenden Ausstellungen in London und Leeds,
auf Vorträge der Jahre 1961—1964, die von Mitgliedern der
Society besucht worden sind, sowie auf Veröffentlichungen des Department
und der Society (S. 150—15 8) anderseits bilden den Rahmen
für diese sieben Aufsätze: John M. Allegro, Some Unpu-
blished Fragments of Pseudepigraphical Literature from Qumran's
Fourth Cave (S. 3—5. Taf. I) veröffentlicht Fragmente von zwei
Pescher-artigen Schriften, von der ersten eins, von der zweiten
zwei. Das Fragment der ersten Schrift beginnt „Pescher über die
Zeitalter, die Gott machte" (bN rTO? 1©« intpü bJ> VCe). G. R.
D r i v e r , Problems in Judges newly Discussed (S. 6—2 5) bietet
knappe Bemerkungen grammatikalisch-lexikographisch-textkritischer
Art zu etwa 50 Stellen des Richterbuches. So hält er 9, 31
"im Geheimen" oder dergleichen für richtig und lehnt die
Änderung in STBTlKa „in Arumah" ab. A. Guillaume, The
Unity of the Book of Job (S. 26—46) schreibt — in Weiterführung
seines Beitrages zu den Essays Presented to S. H. Hooke, 1963,
S. 106—127 über "The Arabic Background of the Book of Job" —
die sonst von anderen Händen hergeleiteten Interpolationen dem
Dichter des Hiob-Buches zu. A. Guillaume, A Note on
Lamentations IV 9 (S. 47—48) erklärt ibbn und D^piM nach den
entsprechenden arabischen Wörtern und gewinnt so für Lam 4, 9
diese Übersetzung: "More fortunate were they who died by the
sword than those who wasted away from hunger;/For they died
quickly, having eaten their fill of the fruits of the field". John S.
Harris, An Introduction to the Study of Personal Ornaments
of Precious, Semi-precious and Imitation Stones used throughout
Biblical History (S. 49—8 3. Taf. II—IV) teilt die hier berücksichtigten
„Gemmen" in die beiden Gruppen „Natural Stones" und
„Imitation" ein und führt 22 in der Bibel erwähnte „Edelsteine"
vor, beginnend mit „Agate (Hebr. Kadkod, LXX Iaspis . . .)"
und schließend mit „Topaz (Hebr. Pitedah, LXX, NT Greek
Topazion . ..)". B. S. J. I s s e r 1 i n , E. M a c n a m a r a , J. N.
Coldstream,G. Pike.J. du Plat Taylor and A. M.
Snodgrass. With Notes by Prof. J. Evans and C. Western
, Motya, a Phoenician-Punic Site near Marsala, Sicily.
Preliminary report of the Leeds-London-Fairleigh Dickinson Exkavation
1961-1963 (S. 84-131 mit 15 Fig. Taf. V-XV) behandeln
nach "Introduction" hintereinander "1. The Causeway and Lagoon
1962", "2. The North Gate, 1961-1962", "3. Traffic through the
North Gate of Motya", "4. The South Gate", "5. The Greek
Pottery", "6. The Coarse Pottery" und "7. The Metalwork".
Dr. D. Patterson, Epistolary Elements in the Novels of
Abraham Mapu (S. 132—149) legt dar, daß der größte der hebräisch
geschriebenen Romane Abraham Mapus, der 1858—1864
in Wilna erschienene dreibändige 'Ayit Sabhu'a "The Hypocrite"
große im Briefstil gehaltene Abschnitte, etwa ein Sechstel des
Ganzen, aufweist und daß Mapu in dieser reichen Verwendung
epistolarischer Elemente seinen Nachfolgern Muster und Vorbild
gewesen ist.

Halle/Saale Otto Ei flf el d t

R i n g g r e n, Helmer, Weiser, Artur, und Walther Z i m m e r 1 i:
Sprüche, Prediger, Das Hohe Lied, Klagelieder, Das Buch Esther

übers, u. erklärt. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1962. IV,
405 S. gr. 8° = Das Alte Testament Deutsch, Neues Göttinger
Bibelwerk, hrsg. v. A. Weiser, 16. Kart. DM 15.40; Lw. DM 18.80.

Sprüche, das Hohe Lied und das Buch Esther sind von Helmer
Ringgren, der Prediger von Walther Zimmerli und die Klagelieder
von Artur Weiser bearbeitet worden. Die Anlage der Bearbeitungen
ist die gleiche wie in den bisherigen Teilbänden.
Textkritische Bemerkungen sind in den Anmerkungen untergebracht
, vorwiegend nach BHK3. Die Literaturangaben stehen am
Schluß eines jeden Buches. Eine allgemeine, auf die einleitungswissenschaftlichen
und theologischen Fragen hinführende Einleitung
geht den Übersetzungen und Auslegungen voran. Die Auslegungen
erfolgen jeweils nach den betreffenden Übersetzungsabschnitten
.