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1966

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Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 1

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ist durch Zusammenfassung der Handschriften in Gruppen ent- wesentlich und unmittelbar zugehört. Das hat Folgen für die
•astet, aber wo die Deutlichkeit es verlangt, werden die Hand- Auffassung von der seelischen und überhaupt menschlichen Tätig'
Schriften einzeln aufgeführt. Den Apparat ergänzt ein sehr wert- keit, von der menschlichen Sozialität und Sexualität; es kommt
voller kritischer Kommentar, der natürlich auch das Verständnis am deutlichsten zum Vorschein in der Lehre von der Aufer-
des Inhalts fördert. Es verdient volle Zustimmung, daß Tr. vul- stehung. Der Vf. ist sich klar, daß er damit den Bereich der
gare Parallelen zu gewissen Varianten benutzt, um diese als zeit- Theologie einbezieht; wie er meint (S. 59), kann der Phänomeno-
gemäße sprachliche Verderbnisse zu erklären, statt sie Tertullian löge nicht aus der Phänomenologie ausgeschlossen werden, so
selbst zuzuschreiben. daß seine Gläubigkeit, sein „Optimismus" gar — wie in Thomas'
In strenger Methode hat Tr. mit seinen Untersuchungen und Aussagen zu den Themen Angst und Tod — eine notwendige
«einer Textausgabe das Verständnis Tertullians und der Schrift Rolle spielt. Diese zweifelhafte Behauptung mag dahingestellt
Adversus Iudaeos ganz wesentlich vertieft. bleiben — jedenfalls wird eine thomistische Grundcinstellung
Bonn H. Karpp deutlich, die im entscheidenden Punkt philosophisch gesichert ist,
r und dieser Teil erfüllt die Aufgabe, den Leser gleichsam „einher
y, Picrre-Yves: Les psaumes et l'unite de I'Eglise Selon saint zustimmen", damit er im historischen Gewände mögliche Ant-
Augustm. ^Habker en freres tous cnsemble" (Verbum Caro 19, 1965, worten auf gegenwärtige Fragen erkennt.

Steidle, Basilius: Die Armut in der frühen Kirche und im alten . £«J} T«*' f"hrt au/ das, Feld, der -Epistemologie": er

Mönchtum (Erbe und Auftrag 41, 1965 S. 460—481). bemuht sich um die Begründung des thomistischen „Realismus .

"starroz, Manuel: Los milagrös e Ia vida publica de Jesus en la Vf; sieht csfic der Intentionalität des Erkennens, das wesentlich

Prcdicacion de San Augustin (Stromata XXI, 1965 S. 231-265). nldlt schaffend, sondern empfangend ist: es ist geöffnet zum Sein

hin und nicht in Immanenz beschlossen. Die Abstraktionslchrc —

KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER durdl die thomistische Deutung der Lehre vom intellectus agens

so umgestaltet, daß sie akzeptabel wird — macht sodann deutlich,

MonH Tj * i c-i tz j nx j- c t r«-a w'e das Erkennen leiblich-welthaft gebunden sein und zugleich in

"nain, Battiste: La Filosoha dcll Esscre dl S. Tommaso D Aquino. ,. , . , ,°. , _ . ,* , ,

Roma: Casa Editrice Herder [1964]. 335 S. gr. 8". Lire 2.800.-. d,e metaphysische Dimension vordringen kann. Gesichert durch

tv r> j i i ■ i • i v ,r ^ • r> ■ die unmittelbar einsichtigen ersten Prinzipien, kann schließlich

uies Buch beabsichtigt laut Vorwort (S. 8) einen Beitrag zu , ,, . ., , ■ . 3 c . . . ..... ,.,

der A.,( l j r j .l , j x rn.ii i- das Lirteil die Wahrheit des beins errcidicn und festhalten, wie

, Aufgabe, das ,,System der thomistischen Philosophie aus , . . ■ ... . , . u ■ .. j u a 1

der tUn^i ■ j. ii- j j i.- • j i- I immer es hinsichtlich der höchsten Wahrheiten durch Analogie

tneologischen Einordnung, in der es historisch vorliegt, . . - . , , , , ... .

hennc-7,,i>: j i I_ " t> i.. ."TV eingeschränkt und dem Irrtum — der im Willen, nicht im Ver-

, <auszulosen l,nd zu ..rekonstruieren . Dabei geht es zugleich . ,,, , . .

darum A;~ n, ■ ■ w=i j tu j j. l j. j- stand seine Wurzel hat — ausgesetzt bleibe,

•»■um, die Originalität des Ihomismus deutlich zu machen, die &

5.er Vf. mit Recht in der zentralen Bedeutung sieht, welche bei Nach diesen Vorbereitungen kann im III. Teil die
Jnomas das „Sein" gewinnt. Ihm geht es wesentlich - wie der Metaphysik dargestellt werden. Ihr Gegenstand ist - nach
Ute] sagt - um diesen grundlegenden Aspekt der „Scinsphilo- der alten Formel, die bei Thomas aber einen neuen Inhalt be-
s°phie", also um die Metaphysik. kommt - das „Seiende, sofern es Seiendes ist" — das heißt also:
Jedoch handelt es sich keineswegs um einen Forschungsbeitrag, das Sein des Seienden; kein Seiendes demnach, sondern das
vielmehr um eine Einführung, die sich offensichtlich an Anfänger wendet, -Sein selbst" (S. 137). Dies ist nun nicht bloß der allgemeinste
'daktischc Ziele verfolgt und auf gelehrten Apparat verzichtet. Dem- Nenner, das überall gegebene Minimum (ens commune), sondern
«kiS**™*' ist cinc Einleitung vorausgeschickt, welche eine biogra- das allbeherrschende Prinzip aller Vollkommenheit, die Vollsten
Skizzc' Bemerkungen zu Thomas' philosophicgeschichtlidier kommenheit aller Vollkommenheiten, die Aktuaität aller Akte
enAäUB'i Ci" Werkv"zeichnis und wenige bibliographische Hinweise und s0 absolute Vollkommenheit, absolute Aktualität. In diesem

fasse« ,i tZtCrC 7rdieUtl!*eI' ins,ofcrn dic Grundeinstellung des Ver- Verständnis des Sinnes von Sein ist die entscheidende originale

3crs, als er gerade jene Thomas-Interpreten auffuhrt (und nur sie), die r . . ■ TL , ■ ,c , __ ... . . , «

am kräftigsten die Originalität der thomitischen Lehre vom Sein Entdeckung Thomas zu sehen (S. 152); durch sie enthebt er sich

herausgearbeitet und betont haben: Fabro, Gilson, Hayen als einziger der „Seinsvergessenheit , welche seit Parmenides und

Und de F i n a n c e. An sie schließt er sich in seinen eigenen Deutungen bis zu Heidegger (einschließlich!) die Metaphysik beherrscht hat

an' und sie das Letzte in nur besonderen Weisen des Seins, in Seien-

D. Im Folgenden läßt der Vf. weitgehend Thomas selbst sprechen. dem ansetzen ließ — sei das Substanz, Idee, „Dasein" oder was

10 Kapitel bieten jeweils eine kurze Einleitung, welche Sinn, Bedeu- immer (ebda. u. S. 169).

PreL^ Einordnung des Themas erläutert und zugleich die Inter- jm Seienden findet 6icn das j>Sein seij,st" stets bezogen auf

folgen " " *l lÄ T cine,Reihe von 7*7? T ein bestimmtes Wesen, durch dessen Aufnahmefähigkeit es „be-

*v! meist kurze Abschnitte bis zur Lange eines Artikels —, die . „, , p . , . ,. . .

n Übersetzung mit beigefügtem Urtext geboten werden. Die Text- aus Wesen und Sein als real distinkten Prinzipien ist

™swahl ist durchweg treffend und jedenfalls zweckdienlich, die Aus- das Seiende wie aus Akt und Potenz zusammengesetzt. Gerade

auffH* gr°ß gem* daß sich ein Gedankengang erkennen läßt. Es mag die „Realdistinktion" verweist nun auf einen Ursprung alles

zieh da" dcr unterschiedslos Früh- und Spätschriften heran- Seienden, der als „subsistierendes Sein" zu denken ist, damit als

zu k a'S° das Geamtwerk als Einheit behandelt; jedoch ist das nicht ..reiner Akt" und als höchste, alles umfassende Vollkommenheit,

ÄnhnnnStanidcn' da es um Grundpositionen geht, die Thomas von eingeschlossen Personalität, Erkennen und Freiheit. Der Ge-

«««1 M»J?LrTt8nJ fest,PehaUen ^l; - Die Texte gibt der Vf. nach danke des Sejns führt so zu cincm Gottesverständnis, das diesen

ihn KSS* Ifer auch bei In Boeth. De tr.n, wo , hr , iSeicndes.. und damit crst wirklidl als Ursprung

, Korrupte Leseart S. 150 in Schwierigkeiten bringt; dabei bietet . _ . . ,. .. . . „ w

dcen19^ (0 erschienene kritische Ausgabe von B. D e c k e r den Text, des Seienden, als Schopfer faßt.

teilw" voraussetzen muß! — Zur italienischen Übersetzung, die Vf. Dem Moment des „Aufstiegs" kann nun der „Abstieg" fol-

eise übernimmt, ist hier nicht Stellung zu nehmen. gen, bei dem das Entspringen des Seienden aus dem Ursprung.

Wie sieht nun das „System" aus, das Vf. in dieser Weise sein Eigenstand und seine Ordnung im Verhältnis zum Ursprung

efft jnstruicren" will? Hier mag sich der Leser zuerst wundern, zu bedenken sind. Das Entspringen wird durch die Begriffe

ya der Vf. gar nicht an das System denkt, das Thomas selbst Schöpfung, „Mitteilung" (communicatio), Teilhabe, „Anähn-

^Ofschwebtc. „Systematisch" heißt bei ihm anscheinend so viel lichung" (assimilatio) gekennzeichnet, die alle in der Linie des

er'6 "l3*''1^1 notwendig", und die sachliche Notwendigkeit läßt „Seins" liegen; im gleichen Sinne wird Gottes seinserhaltende

aj|/'cn zunächst von zeitgenössischen Denkern vorgeben, vor und vorsehende Tätigkeit gedeutet. Von hier ergibt sich erst

fa t"!i "Existentialisten" — Heidegger an der Spitze, welcher volles Verständnis der transzendentalen Bestimmungen des

die M mcist£cnannte Philosoph ist. So sucht er den Einstieg in Seienden als des Einen. Wahren, Guten, durch die es wesentlich

2ue v1etaPhysik mittels einer „Phänomenologie des Menschen", auf Gott bezogen ist. Zugleich gewinnt das Seiende von da aus

sdi Cf '3C' Tnomas „Fragmente" sammelt (I. T e i 1). Ent- Eigenstand, Substantialität und Subsistenz, die sich, da Sein

Me ?nd ist Thomas' Auffassung von der „Welthaftigkeit" des immer Akt und insofern auch „Aktivität" besagt, in Eigentätig-

Na£* n' der in der Mitte zwischen geistiger und körperlicher keit und echter Kausalität entfaltet. Schließlich ist vom Ursprung

Ur steht als eine Icib-scelische Einheit der die Leiblichkeit her — und nur von ihm her: im aristotelischen Kontext ist das