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1966

Kategorie:

Praktische Theologie

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 9

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für das 17. Jahrhundert entscheidend wichtiger Denkmäler. Genannt
seien der als architektonisch gegliederte Wand gestaltete
Kanzelaltar in der Schloßkapelle zu Bückeburg (1601 ff.) und der
Pyramidenkanzelaltar in der Schloßkapelle zu Weimar (1658). Besonders
letzterer ist ein Musterbeispiel für die Verbreitungsgeschichte
des Kanzelaltars im 17. Jahrhundert und steht dem
Typus nach zwischen den „Rentabelkanzeln" und den vom Altartisch
gesonderten Kanzeln. Die im 17. Jahrhundert für Mecklenburg
nachgewiesenen axial aufgestellten Kanzeln beweisen nur,
daß man bei ihnen sich noch nicht zutraute, was später allgemeine
Sitte wurde: die Kanzel in den Altaraufsatz einzufügen. So ließ
man vorerst den Altaraufsatz ganz fort.

Die Scheidung zwischen lutherischem und reformiertem
Kirchenbau läßt sich nicht konsequent durchführen. Seit dem
18. Jahrhundert, vor allem unter dem Einfluß Sturms, ist konfessionellen
Besonderheiten das Leitbild eines protestantischen
Kirchenbaus vorgeordnet. Die S. 294 oben dargelegten Ergebnisse
möchte ich folgendermaßen einschäränken: Wo uns die seitliche
Kanzelstellung in lutherichen Barockkirchen begegnet, darf
zumindest ein bewußtes Festhalten an der Tradition vorausgesetzt
werden, wie umgekehrt der Wille, Kanzel und Altar zu vereinigen
, sich auch unter Beibehaltung traditioneller Raumformen
durchsetzt.

Die Auswahl der Bilder befriedigt nicht. Bei den 15 abgebildeten
Kanzelaltären entfallen 1 auf Niedersachsen, 10 auf
Thüringen, 1 auf Franken, 1 auf Waldeck, 1 auf Nassau, 1 auf
Sachsen. Leider stimmen die Abbildungshinweise im Text gewöhnlich
nicht mit den Nummern im Bildteil überein.

Berichtigungen und Ergänzungen:
S. 38, Anm. 58: Kommt nicht die horizontale Gliederung in dem
kräftigen Sockelgesims zum Ausdruck? S. 97, Zeile 8: „Daß" 6tatt
„Da". S. 101, Z. 14 f.: Weitere, jetzt zerstörte Beispiele in Creußen bei
Pegnitz, Großhartmannsdorf bei Freiberg/Sa., Peine und Sömmerda
(Bonifatiuskirche). S. 116, Anm. 124: „Elia" statt „Elisa". S. 176:
Die Zeilen 12 und 13 sind zu vertauschen. S. 177, Z. 3: Laut Inschrift
an der Konsole stammt der Kanzelkorb bereits von 1564, der Schalldeckel
trägt die Jahreszahl 1566; Z. 8: Buchstabe „ß" zu streichen;
Z. 12: Die Stiftung des Passamahls ist dargestellt. S. 185, Z. 35:
„Anton von Delmenhorst" statt „Anton Delmenhorst". S. 214, Anm. 7:
Der Altar in Großkorbetha ist kein Kanzelaltar. S. 217, Anm. 19:
Dieser Entwurf stammt nicht von Kayser, sondern von einem Unbekannten
; Anm. 26: „Freiburg" statt „Freiberg". S. 218, Anm. 40:
Nach Beckmanns Nachlaß von 1743 stand damals die Kanzel in der
Sabinenkirche zu Prenzlau noch seitlich. S. 220, Anm. 56: „Stiebritz"
statt „Stiebnitz". S. 223, Z. 19 f.: Die „Emporenkanzel" läßt sich als
spezifische Form der Frühzeit (2. Hälfte des 17. Jahrh.) nachweisen.
S. 226, Anm. 105: „Stiebritz" statt „Stiebnitz". S. 228 oben: Die
Gegenüberstellung von Mose und Johannes d. Ev. ist eine begründete
Darstellungsweise des Gegenübers von Gesetz und Evangelium.
S. 229 ff.: Die Darlegungen über die Genesis der Pyramidenkanzel-
altäre in den thüringischen Dorfkirchen sind hinfällig, da ihr Modell
in der Weimarer Schloßkapelle, dem zugleich ältesten Kanzelaltar
Mittelthüringens, nicht bekannt ist. S. 230, Z. 19 f.: Die starke Verbreitung
des Palmbaums zeugt von seiner hohen symbolischen Bedeutung
(vgl. Großes vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften
und Künste. Halle und Leipzig: Verlegts Johann Heinrich
Zedier. Bd. 26. 1746, Sp. 378—388). S. 234, Z. 5: „Freiburg" statt
„Freiberg". S. 240, Anm. 199: Gerade der Plan Schmidts für Großenhain
von 1753 zeigt das deutliche Bestreben, Kanzelaltar und Orgel
als künstlerische Einheit zu gestalten. S. 247, Z. 34 ff.: Die Zeit des
Klassizismus bringt noch einmal neue Strukturen des Kanzelaltars
hervor. S. 248, Z. 23: Das erste „in" ist zu streichen. S. 249, Anm.
242: Weitere Beispiele für die Verbindung eines Nebenaltars mit der
Kanzel in katholischen Kirchen: Stadtkirche in Meßkirch/Südbaden
und Franziskanerkirche in Brünn. S. 253, Anm. 11: Die Stadtkirche
in Ludwigsburg besaß ursprünglich einen Kanzelaltar. S. 257, Anm. 23:
„Detleffsen" statt „Detleffen"; Anm. 28: Sturm konvertierte in
Frankfurt/O. zur reformierten Kirche. S. 258, Z. 10 ff.: Der von
Sturm in der „Vollständigen Anweisung" Tabula XIV wiedergegebene
Entwurf einer Kreuzkirche zeigt eindeutig die seitliche Stellung der
Kanzel; Anm. 31: Die Erläuterung zu Tab. XIV bei Sturm auf S. 39.
S. 266, Z. 6 ff. und S. 282, Anm. 10: Die Trinitatiskirche zu Zerbst
wurde unter lutherischer Landesherrschaft erbaut. S. 266, Anm. 73:
„Lindenberg" statt „Kindenberg". S. 299: Beim Stichwort „Brathe,
Paul" „297" Statt „296".

Man könnte mit den vielen Ortsangaben mehr anfangen.wenn
nicht in den meisten Fällen eine nähere Lagebestimmung unterblieben

wäre, und das bei ganz entlegenen Orten und solchen, deren Name
oft vorkommt. Auch hätte bei Orten, die wie Bischofswerda, Kamena
und Nordhausen mehrere Kirchen besitzen, in jedem Falle die ge*
meinte bezeichnet werden müssen.

Leipzig Hartmut Mai

Bolewski, Hans: Zum Verhältnis von manifester und latenter Kirche
. Überlegungen nach dem Kölner Kirchentag (Pastoraltheologie 55,
1966 S. 230—242).

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42 S. 8° = Theologische Existenz heute, hrsg. v. K. G. Steck u.
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Gerken, Alexander, OFM: Christ und Kirche im Umbruch der Gegenwart
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Hoch, Fritz: Aller Diener. Leben und Werk der Gründer des Diakonissenhauses
in Paris-Reuilly. Basel: Friedrich Reinhardt o. J. 124 S.,
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LITURGIEWISSENSCHAFT

Handbuch zum Evangelischen Kirchengesangbach, hrsg. v. Ch. Mahrenholz
u. O. Söhngen unter Mitarb. v. O. S c h I i s s k e.
Bd. I, 2: Die biblischen Quellen der Lieder. Von R. Köhler. Berlin
: Evang. Verlagsanstalt u. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht,
[1964]. 604 S. gr. 8°.

Friedrich Niebergall stellte sich 1931 in seiner Schrift »Da«
Gesangbuch als kirchliches Bekenntnis" die Aufgabe zu untersuchen
, ob sich das Gesangbuch dazu eigne, „als kirchliches Bekenntnis
angesehen und gebraucht zu werden. Genauer gesagt,
ob man jemand, etwa einem jungen Theologen, der fragt, was
denn nun die Kirche glaubt und verkündigt, eben dieses Buch in
die Hand geben kann, das ihm ja meistens über all seinen dogmatischen
Kompendien völlig unbekannt geblieben ist". Wer aus
eigener Erfahrung mit dem Gesangbuch glaubt, diese Möglichkeit
bejahen zu können, und darum die heute oft so oberflächlich wie
kenntnislos gegen das EKG vorgetragenen Angriffe nur schmerzlich
empfinden kann, wird das vorliegende Buch mit dankbarer
Freude begrüßen. Es hilft dazu, das evangelische Kirchenlied in
seiner Verwurzelung im Worte Gottes zu begreifen. Es zeigt das
Kirchengesangbuch nicht nur als "Spiegelbild der Hl. Schrift",
sondern über die Bezeugung der Schriftwahrheit hinaus als deren
Bewährung in Glauben und Leben der hier zu uns redenden
Zeugen.

Dieses Ziel konnte nicht auf dem Wege erreicht werden,
daß hier nur die Zahl jener Gesangbuchkonkordanzen vermehrt
worden wäre, die ohne jede Differenzierung nach dem Prinzip des
wörtlichen Anklangs die Beziehungen zwischen den Liedern und
Bibelworten aufweisen. Es wurde vielmehr der dafür ganz neue
Weg einer Motivforschung beschritten, d. h. der Schwerpunkt der
Untersuchung galt jeweils der Frage, worin die „Mitte" des einzelnen
Liedes zu sehen sei. Der Verf. versucht demgemäß zuerst
das Ganze eines Liedes zu erfassen, um dann erst „die einzelnen
Bezüge ihrer Wichtigkeit für das Ganze, also ihrer integralen
Funktion entsprechend einzustufen".

Als entscheidendes Motiv einer evangelischen Kirchenlieddichtung
steht dabei natürlich die unmittelbare Verarbeitung von
Schriftworten im Vordergrund. Hierbei lag die besondere Schwie-