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Ausgabe:

1966

Spalte:

666-667

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Die Heilstat Gottes in Christus 1966

Rezensent:

Conzelmann, Hans

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 9

666

Prediger befaßten, ist vielfältiger Natur. Wir müssen die deutero-
nomischen Prediger in priesterlich-levitischen Kreisen suchen, die
Irager einer „militanten Frömmigkeit" waren. Im Reiche Juda ist das
Ueuteronomium unter Josia wirksam geworden; es stammt aber sehr
wahrscheinlich aus dem Nordreich. Ursprungsort wird eines der bedeutenden
Heiligtümer, etwa Sichern oder Bethel, gewesen sein. Entstanden
ist das Deuteronomium zwischen dem Untergang des Nordreichs
und der josianischen Reform; ein genaueres Datum läßt sich
nicht geben.

Die Auslegung selbst bleibt in dem durch den Aufriß des
Gesamtwerks gesetzten Rahmen. Doch kann man durchaus von
einer Exegese im strengen Sinne reden. So wird durch diese Auslegung
trotz der notgedrungenen Knappheit eine z. Zt. noch bestehende
empfindliche Lücke geschlossen.

Münstcr/Westf. Franz Hesse

Ei ß fei dt, Otto: Stammessage und Menschheitserzählung in der
Genesis. — Wahrheit und Dichtung in der Ruth-Erzählung. Berlin:
Akademie-Verlag 1965. 28 S. 8° = Sitzungsberichte der Sachs.
Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Philol.-hist. Klasse, 110,4
Kart. MDN 2.10.

In dieser Veröffentlichung legt der Verf. zwei Arbeiten vor,
in denen er versucht, Historisches und Novellistisches in den betreffenden
Überlieferungen voneinander zu scheiden. In der
ersten Abhandlung geht es nicht, wie man zunächst vermuten
könnte, um einen Vergleich der Patriarchengeschichte mit der Urgeschichte
der Genesis, in der allgemein menschliche Themen behandelt
werden, sondern der Verf. zeigt an drei Beispielen, wie
in der Patriarchengeschichtc durch die Verwendung novellistischer
Elemente die Entwicklung von der Stammessage zur Menschhcits-
erzählung geführt hat. Es wird das Verhältnis von Gen 25, 1—6
zu 16,4—14; 25,18; 21,8-21 ferner von Gen 22, 20—24 zu
29, 15-30, 24; 35, 16-20 sowie von Gen 35, 21—22a; 34, 1—31;
35, 5; 38, 1—30; 49, 3—7; Dtn 33, 7; Gen 49, 26 zu Gen 37, 1—
36; 39,1—48,22; 50,1—26 untersucht.

Der zweite Aufsatz ist der Ruth-Erzählung gewidmet. In
ihm soll gezeigt werden, was der Verf. des Büchleins Ruth an
historischen Gegebenheiten vorfand und was zur dichterischen
Ausschmückung gehört. Dieser Aspekt führt Eißfeldt gelegentlich
dazu, seine eigene, früher vertretene Ansicht zu revidieren.
Während er in der dritten Auflage seiner Einleitung in das Alte
Testament (1964, S. 649 f.) vermutete, daß primär keine Beziehungen
der Ruth-Erzählung zu David bestehen, rechnet er
jetzt, in sicherlich zutreffender Weise, damit, daß die Moabitcrin
Ruth tatsächlich eine der Stammütter Davids war und daß auch
°°as und Obed historische Gestalten sind. Damit werden alle
Anderungsvorschläge1 des schwierigen Verses Ruth 4, 17
überflüssig, da zwischen dem Ausruf der Frauen „geboren ist ein
Sohn der Noomi" und dem Namen Obed (Diener, Pfleger, d. h.
Fürsorger seiner Großmutter) ein Sinnzusammenhang besteht.

Dem Verf. gebührt Dank für seinen wichtigen Beitrag zur
Analyse der betreffenden Texte. Seine Ergebnisse haben teilweise
auch für die Geschichte Israels bestimmte Konsequenzen.

Jena EvaOßwald

') Vgl. O. Eißfeldt, a. a. O.; W. Rudolph, Das Buch Ruth (KAT
XVII, 1—3), Gütersloh 1962, S. 69f.; G. Gerleman, Ruth (BK XVIII, 1),
Neukirchen Kreis Moers 1960, S. 38.

FI a a g, Herbert: Die Komposition der Sündenfall-Erzählung (ThQ
146, 1966 S. 1-7).

"errmann, Siegfried: Der alttestamentliche Gottesname (EvTh 26,
1966 S. 281—293).

Jansen, Ludin H.: Die Hochzeitriten im Tobitbuche (Temenos 1,
!965 S. 142—149).

^ Grawe, Günter: Studien zum Aufbau der Neubabylonischen Chroniken
in ihrer Beziehung zu den chronologischen Notizen der Kö-
n'gsbüchcr (EvTh 26, 1966 S. 308—320).

*-°ewencIau, Ilse von: Zur Auslegung von Jesaja 1,2—3 (EvTh 26,
l966 S. 294—308).

Schmidt, Werner H.: Schöpfungsgeschichte — Mythos und Glaube
(KidZ 21, 1966 S. 258—261).

NEUES TESTAMENT

Scheid, Jose Ewaldo, S. J., Prof.: Die Heilstat Gottes in Christus.

Ergänzung zu Kerygma und Mythos V. Ergänzungsband II. Eine
Studie zu Rudolf Bultmanns Auffassung von der Erlösung in Jesu
Tod und Auferstehung. Hamburg: Reich 1962. 259 S. gr. 8° =
Theologische Forschung. Wissenschaftl. Beiträge z. kirchl.-evang.
Lehre, 23. Kart. DM 18.—.

Ziel ist „die Freilegung des Bultmannschen „Grundlagen-
gefüges", „soweit dieses für den katholischen Fundamentaltheologen
vom exegetisch-theologischen Standpunkt aus wichtig
sein dürfte" (S. 8). Musterhaft um Objektivität bemüht, läßt
der Verf. Bultmann selbst zu Wort kommen. Dann rundet er
jedes Kapitel mit einem „kritischen Rückblick" ab.

Er erklärt Bultmanns Protest gegen die Objektivierung aus
dem reformatorischen Prinzip sola fidc, „diesmal aber radikal
und eisern ,sola' verstanden" (S. 7). Freilich zeigt sich schnell,
daß die traditionellen Kategorien der katholischen Fundamental-
ontologic hoffnungslos versagen, wenn es um die Interpretation
der Existenz geht, und daß der katholische Entwurf kein modernes
Verstehen von Geschichte ermöglicht. Das führt z. B. dazu,
daß Bultmanns gesamte exegetische und historische Arbeit un-
unterschieden als Bestandteil seiner Theologie beschrieben und
kritisiert wird. Daß es Historie als objektive Forschung außerhalb
des katholischen Koordinatengefüges gibt, dieser Gedanke
ist dem Verf. offenbar schlechthin unzugänglich.

Der Inhalt:

1. Kap.: Die Erlösung des Menschen aus seinem schlechten
Wollen (S. 11 ff.).

2. Kap.: Sinn der Heiligen Schrift vor Paulus: naidaymyog
eig Xqiotov (S. 45 ff.). Im Sinne Bultmanns soll das bedeuten:
„Hinführer zu Christus". Hier wird Bultmanns Auffassung des
AT dargestellt, dann seine Rekonstruktion der Lehre Jesu, der
Urgemeinde, der hellenistischen Gemeinde, des Sakraments, des
Kyrioskultes. Warum dieses mixtum compositum? Weil überall
dieselbe Grundauffassung walte: daß überall ein „orthodoxes"
und ein „heterodoxes" Element vermischt seien, bis bei Paulus
endgültig das „rein orthodoxe" Heilsverständnis erreicht sei.
Dieser Exklusivität wird natürlich die katholische Synthese
gegenübergestellt (S. 117). Zu den Offenbarungsquellen „gehört
vor allem auch die Gesamtschrift als eine einzige, große und
nur im Zusammenhang zu verstehende .Weltansprachc' Gottes.
Als Willkür müßte daher bezeichnet werden, wollte man im
Stück das Ganze suchen" (S. 119).

3. Kap.: Tod und Auferstehung Jesu als „historisches" Ereignis
(S. 12 3 ff.). Hier gibt Verf. eine Einführung in die Formgeschichte
, vor allem der Passions- und Osterberichte. Für die
Grabesgeschichten gibt er eine „eigenartige Unausgeglichenheit
" zu; doch „brauchen wir allein dadurch noch nicht irre zu
werden und sofort auf ihre Nicht-Historizität zu schließen"
(S. 15 5). Schon die formgeschichtliche Analyse ist aus der Ent-
mythologisierung zu erklären: „Auf einem langen und höchst
komplizierten Weg versucht er, den Leser so ,müde' zu machen
und ihn davon zu überzeugen, daß es sich überhaupt nicht
,lohne', nach dem Historischen zu fragen . . ." (S. 172). „Also
entweder gibt Bultmann zu, daß das Christentum mit
Christus angefangen hat, daß man ohne Entmythologisicrung
zum Heil gelangen konnte, dann bleibt vollends unverständlich
, warum er einen so großen Wert auf ein genaues Wissen
um das Heil legt, ohne d a s ich absolut auch am Heil teilhaben
kann, und das umso mehr, nachdem er selber unermüdlich
betont, daß nicht im Wissen, sondern im Wollen
des Menschen sein Heil bestehen kann; oder er gibt zu, daß
die neue Heilsordnung erst mit Paulus und nicht mit Christus
angefangen hat, und daß diese nicht nur im Wollen, sondern
auch im genauen Wissen um die Rechtgläubigkeit zu
bestehen hat." (S. 174 f.).

4. Kap.: Tod und Auferstehung Jesu als „eschatologisches"
Ereignis (S. 189 ff.).

Der Schluß des Buches (S. 224): „Wenn Bultmann — und
darin müssen wir ihm zustimmen — auf die Suche geht nach