Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1966

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

627

Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 8

628

divine faith) betont, daß zum Glaubensvollzug nicht nur ein Verstandeselement
eingebracht werden muß, sondern ein Willensaffekt
und eine Atmosphäre der Achtung und der Verehrung, die
geeignet sein soll, zum Glauben hinzuführen, m. a. W. Voraussetzung
für den Glauben auf menschlicher Seite ist das Gefühl
der Ehrfurcht. Peters (La Valeur morale de l'intimite personelle)
geht einem sehr zeitnahen Problem nach, nämlich der Frage nach
der moralischen Bedeutung der Wahrung der Intimsphäre, der
Anwendung der Wahrheitsdroge usw. und kommt zu einer unbedingten
Ablehnung eines zwangsweisen Bruches der Intimsphäre.
— Aus dem Themen der Pastoraltheologie gewidmeten Schlußteil
ist besonders bemerkenswert der Beitrag des brasilianischen Jesuiten
B. de Margerie über den Auftrag der Beichtväter und das
soziale Gewissen. Hier wird erstmalig ernst gemacht mit der
sozialen Orientierung des Gewissens an den Sozialenzykliken der
Päpste und der diesen entsprechenden Befragung der Beichtenden,
gewiß ein großer Schritt über die einseitig individualistische Ausrichtung
der bisher üblichen Beichtpraxis hinaus. Der letzte Beitrag
des Bandes von Th. Fornoville (Reflexions d'un croyant sur
„La foi d'un incroyant") befaßt sich mit dem Buch gleichen Titels
von Francis Jeanson, in dem die These vertreten wird, daß Gott
nicht jenseitige Transzendenz sei, sondern unter den Menschen,
also in der Mitmenschlichkeit zu finden ist. Der Streitpunkt ist
schließlich der, ob die Würde des Menschen nur gewahrt werden
kann bei Annahme einer „immanenten Transzendenz", also der
sozialen Mitmenschlichkeit, oder bei Annahme einer überweltlichen
personalen Transzendenz im christlichen Sinne.

Die beiden Bände stellen einen guten Durchschnitt durch die
neuen Bestrebungen zur Erneuerung der katholischen Moraltheologie
dar, in denen die Treue zur Tradition mit einer besonnenen
Aufnahme moderner Erkenntnisse der Exegese und der Soziologie
verbunden ist.

Heidelberg H.-H. Schrey

Ermecke, Gustav: Zur moraltheologischen Methodenlehre heute
(ThRv 62, 1966 Sp. 73—84).

Halvorson, Loren E.: A New Breed of Christian (dialog 5, 1966
S. 90—97).

Stephan, Gerhard: Probleme der Mischehe zwischen evangelischen
und griechisch-orthodoxen Christen (KidZ 21, 1966 S. 215—220).

W i 1 k e n s, Erwin: Krise im Mischehegespräch (KidZ 21, 1966
S. 209—214).

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Jungmann, Josef Andreas S. J.: Glaubensverkündigung im Lichte der
Frohbotschaft. Innsbruck-Wien-München: Tyrolia-Verlag [1963]. 187 S.
8°.

Was Vf. 1936 in seinem Buche „Die Frohbotschaft und unsere
Glaubensverkündigung" vertreten und besonders in dem Sammelband
„Liturgisches Erbe und pastorale Gegenwart" (i960) aufs
neue bedacht hat, wird im vorliegenden Werk im Reifestadium
noch einmal dargestellt. Das Buch ist zweifellos auf das Konzil hin
geschrieben, und vieles von dem, was hier vertreten wird, ist in
dessen Arbeit eingegangen. Dabei ist besonders an die Liturgie-
Konstitution und an die Dogmatische Konstitution über die Kirche
zu denken.

Der Titel des Buches würde, handelte es sich um einen evangelischen
Autor, anderes erwarten lassen. Vf. meint schon das
Evangelium; um die .Frohbotschaft" ist es ihm zu tun. Es
geht ihm um „die Tatsache, daß Christus... für uns Sünder gestorben
ist, begraben wurde und am dritten Tage auferstand
(1. Kor 15, 3 f), daß wir in der Taufe mit ihm auferstanden (Rom
6, 3 ff) und Glieder seines Leibes geworden sind, der die Kirche ist
(Rom 12, 5; 1. Kor 12, 12 ff), und daß es gilt, nur festzustehen in
dem, was uns geschenkt ist (Phil 4, 1), und ein Leben ,in Christus'
zu führen, um, wenn er als Richter erscheint, bestehen zu können
(Rom 2, 16)" (S. 20). Wer wollte sich gegen diese Formeln auflehnen
? Sie müßten nur so verständlich gemacht werden, daß das
Skandalon des Kreuzes spürbar wird und damit die ganze Steilheit
der befreienden Botschaft. Für J. geht es um das „Bild der neuen

Gottesordnung" (S. 17), um die nova lex. So bejaht er auch die
„grundsätzliche Kongruenz zwischen Menschennatur und Offenbarung
" (S. 13, vgl. S. 73). Die im Buchtitel gemeinte Leuchtkraft
des Evangeliums vermißt man. — Wer dürfte bestreiten, daß wir
das Evangelium nirgendwo anders haben als in der Kirche? Aber es
ist doch bezeichnend, daß ein Buch über die Verkündigung des
Evangeliums nach wenigen Seiten über „das Ursprüngliche" fast
nur noch über die Kirche spricht: über ihr Bekenntnis, ihre
Frömmigkeit, ihren Kult, besonders ihr sakramentales Leben.

Nach diesen kritischen Anmerkungen kann nunmehr auf viel
Erfreuliches hingewiesen werden. Vieles spricht für sich, ohne daß
es unsererseits besonderer Hinweise bedürfte. Vf. will das Evangelium
, wie er es versteht, im Zusammenhang deutlich machen
(S. 13 u. ö.) und in einer Konzentration, die alles Überflüssige
und Zerstreuende vermeidet (S. 14. 175 u. ö.). Es gibt
nicht nur im Leben der Kirche, sondern auch in ihrer Glaubensverkündigung
— nicht jedoch in den Sakramenten und im Dogma
im strengen Sinn — Abirrungen und Schwankungen. Zu warnen ist
vor einer Intellektualisierung der kirchlichen Lehre, vor einem Zuviel
an Überlieferungen, vor dogmatischen Überspannungen. So
nimmt J. z. B. die Erkenntnisse seiner Habilitationsschrift von 1925
(„Die Stellung Christi im liturgischen Gebet") wieder auf, nach
denen die Notwendigkeit, den Arianismus zu bekämpfen, in Lehre
und Kult zu christologischen und m a r i o 1 o g i -
sehen Vereinseitigungen geführt hat, die es zu korrigieren
gilt. Christus darf nicht mit dem Vater identifiziert, seine
Menschheit darf nicht verkürzt werden. Sind wir „vom Überglanz
der Gottheit (Christi) geblendet" (S. 92), dann gewinnt Maria
leicht die Stellung einer Mittlerin zum Mittler (Bernh. v. CL). Das
marianische Thema will aber organisch ins Gesamtbild der christlichen
Heilsordnung eingefügt sein, d. h. aber: „Maria wird mit der
Kirche zusammengeschaut" — so inzwischen auch in der Dogm-
Konstitution „De ecclesia" des Vaticanum II —; „sie ist die Ersterlöste
in der erlösten Menschheit" (S. 97). Selbstverständlich kann
und will J. die kath. Mariologie nicht abbauen; aber es ist nicht
uninteressant, daß der Autor, der auf Konzentration und Einfachheit
der Glaubensverkündigung aus ist, die Mariendogmen von
1854 und 1950 nicht erwähnt.

Bemerkenswert ist die Akzentsetzung in der Meßopfer-
lehre. J. geht vom Eucharistiebegriff aus. Er vernimmt nicht nur
den Passionsklang, sondern zugleich „den österlichen Grundton"
(S. 116); Gedenken ist vor allem Danken (S. 117). „Das Opfer . • •
ist das Opfer Christi, aber es ist zugleich das Opfer der Kirche, das
sie mit ihm zusammen darbringt, ja es ist zum Unterschied vom
Kreuzesopfer vor allem das Opfer der Kirche" (S. 116). „Das
Meßopfer ist nicht das Opfer zur Erlösung der Welt, sondern das
Opfer der Erlösten, . . . das sacrificium Iaudis . . . Die Messe ist
zwar auch Sühneopfer ... Ja der Gedanke der Sühne und der Bitte
um Vergebung der Sünden kraft des Opfers ist in jede Messe eingebaut
; aber er bildet nicht den Grundton der Messe und bestimmt
nicht ihren Aufbau. Lobopfer und Sühnopfer liegen nicht auf der
gleichen Ebene" (S. 120 f).

Für das ganze Buch ist bezeichnend, daß es, aus souveräner
Kenntnis der Geschichte der Liturgie schöpfend, sich um Verlebendigung
und Reinigung des Gebetslebens der Kirche und des
einzelnen Christen bemüht. Es geht um „Seelsorge" in dem weiten
Sinn, den das Wort in der katholischen Theologie hat. Im Dienste
dieses Bemühens steht nicht nur ein in wohltuend schlichter Weise
dargebotenes immenses Wissen, sondern auch eine große Gebetserfahrung
. Dies macht uns das Buch besonders lieb.

Leipzig Gottfried Vsigt

Barth, Karl: Homiletik. Wesen und Vorbereitung der Predigt. Zürich:
EVZ-Verlag [1966]. 114 S. 8°. Kart. DM 8.80.

Bohren, Rudolf: Die Laienfrage als Frage nach der Predigt (EvTh 26<
1966 S. 75—95).

Fürst, Walther: Der Geist des Gebets. Beten und Beter in der Bibel-
Hamburg: Furche-Verlag [1966]. 93 S. kl. 8° — Stundenbücher, ?9-
DM 2.80.