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Ausgabe:

1966

Spalte:

598

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Polman, Andries D. R.

Titel/Untertitel:

De Leer van god bij Augustinus 1966

Rezensent:

Diesner, Hans-Joachim

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 8

598

schweizerische erwiesen" zu haben (2, 67). Tatsächlich aber hat er
nicht mehr erwiesen, als daß Honter mit Bullinger in der Ablehnung
der Ohrenbeichte und — jedenfalls wahrscheinlich — in
der Bilderfrage übereinstimmte. Damit aber wurde er noch nicht
zum Zwinglianer und Kronstadt nicht zu einer „schweizerischen"
Stadt (2, 72). Die Versuche Roths, Honter auch in anderen Fragen
spezifisch „schweizerische" Ansichten nachzuweisen, hängen
durchweg in der Luft — sei es daß es sich um Entscheidungen
handelt, die gar nicht spezifisch „schweizerisch" waren, z.B. die
Lehre, die Obrigkeit sei custos primae tabulae, sei es daß die
Quellenbasis zweideutig ist. Ja, an der wichtigsten Stelle, in der
Abendmahlsfrage, gibt es überhaupt keinen Beleg für Honters
Position, und die Behauptung, es sei „wahrscheinlich", daß er
auch hier Zwinglianer war (2, 25 Anm. 8), beruht unverkennbar
auf einer petitio principii; es ist m. E. im Gegenteil höchst unwahrscheinlich
, daß seine Gegner eine derartige Stellungnahme
Honters hätten in Vergessenheit geraten lassen.

Alle diese Aufstellungen des Verfassers wären nur dann
überzeugend, wenn man die Voraussetzung machen könnte, daß
« um 1542 eine klar geschiedene und je in sich abgerundete
..lutherische" und „schweizerische" Theologie gegeben habe.
Diese Voraussetzung aber ist anachronistisch. Gerade die Jahre
zwischen der Wittenberger Konkordie und dem Neuaufbruch des
Abendmahlsstreits 1544 sind bekanntlich im Gegenteil eine Zeit,
in der die innerprotestantischen Meinungsverschiedenheiten weitgehend
zum Schweigen gekommen waren. Das heißt gewiß nicht,
daß sie nicht vorhanden gewesen wären, und insoweit dürfte
Roth gegenüber der älteren Forchung recht behalten: Die Annahme
, in der Gestalt Honters hätte das genuine Luthertum in
Siebenbürgen seinen Einzug gehalten, ist sicherlich nicht weniger
unpassend. Er mag, dogmatisch geurteilt, unentschieden oder
zweideutig zwischen den Fronten gestanden haben. Aber er ist
Wahrhaftig nicht der einzige Reformator, für den das gelten
würde!

Göttingen Bernd Moeller

KIRCHEN GESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Schneemelcher, W.: Bibliographia Patristica. Internationale pa-
^ tristische Bibliographie, hrsg. im Auftrag der Patristischen Kommission
d. Akademien d. Wissenschaften zu Göttingen, Heidelberg,
Mündicn u. d. Akademie der Wissenschaften u. d. Literatur zu
Mainz. VII: Die Erscheinungen des Jahres 1962. Berlin: de Gruyter
1964. XXXIV, 108 S. gr. 8°. Lw. DM 23.-.

Der hier anzuzeigende VII. Band folgt im Aufbau unverändert
den in Band V eingeführten Verbesserungen. Die Anlage der
Bibliographie befriedigt seitdem weitgehend. Für offen gebliebene
Wünsche sei noch einmal auf die Besprechung in der ThLZ 89
(1964) 365 zurückverwiesen. Wenn zum Jahr 1962 insgesamt
1089 neue Veröffentlichungen und 240 Rezensionen mitgeteilt
Werden, so wird damit nicht nur das Ansteigen der patrologischen
Produktion und der Fortschritt in dieser Disziplin bezeugt, sondern
auch die Arbeitsleistung des Herausgebers und seiner Helfer
eindrucksvoll dokumentiert.

Beigelegt ist diesem Band ein loses Blatt mit Korrekturen
zum Jahrgang 1961. Es stört dagegen optisch und sachlich, daß die
Bibliographie für 1962 ebenfalls mit Nachträgen zu 1961 beginnt
(Nr. 1, 2, 4, 7 usw.). Begrüßenswert wäre, wenn auch die Nachträge
jeweils gesondert zusammengefaßt und nicht unter die
neuen Erscheinungen des Berichtsjahres eingereiht würden.

Eine stichprobenartige Überprüfung des Abschnittes II 2 (Apo-
erypha) ergab folgendes. Nr. 1078 wäre konsequenter statt in Abschnitt
VII (Gnostica) im vollen Text schon in II 2 a angeführt worden. Vermißt
wurden, um einmal nur deutschsprachige Titel zu nennen: Krause
M. — Labib P., Die drei Versionen des Apokryphon des Johannes im
Koptischen Museum zu Alt-Kairo (Abhandlungen des Deutschen Archäologischen
Instituts Kairo, Koptische Reihe, Band 1), Wiesbaden: Otto
Harrassowitz 1962; Bauer J. B., Zum koptischen Thomasevangelium —
BiZ N. F. 6 (1962) 283—288; Haardt R., Zur Struktur des Plane-Mythos
im Evangelium Veritatis des Codex Jung — Wiener Zeitschrift für
Kunde des Morgenlandes 58 (1962) 24—38. Vom gleichen Verfasser erschien
ein Aufsatz, der zu Abschnitt VII nachzutragen wäre: Haardt, R.,
Vom Wesen der Gnosis - Ho 55 (1962) 120-125.

S. 74 lies als Zwischentitel VI 3 b Trinitas statt Trinitatis.
Freiling Joseph A. Fischer

P o 1 m a n , A. D. R., Dr.: De leer van God bij Augustinus. Kampen:
Kok 1965. 415 S. gr. 8° = De Theologie van Augustinus. Dogmahistorische
Studies v. A. D. R. Polman, II. Lw. hfl. 19.75.

In einer breitangelegten Untersuchung greift P. das innerhalb
der augustinischen Theologie zentrale und oft behandelte
Gottesproblem auf. Einer „Vorläufigen Orientierung" folgen die
Hauptabschnitte „Die Existenz und Erkennbarkeit Gottes" (Het
Bestaan en de Kenbaarheid Gods), „Die göttliche Trinität" (God
Drieeenheid) und „Gott im Reichtum seiner Tugenden" (God in
de Rijkdom van zijn Deugden). Es folgen ein Resümee einzelner
Ergebnisse und ein — kaum entbehrliches — Sachregister. Daß
Namenregister und Index Iocorum fehlen, macht sich immerhin
nachteilig bemerkbar.

Die gründliche Arbeit berücksichtigt eine Fülle wichtiger
Augustinstellen, vor allem aus fundamentalen Werken wie „De
trinitate", „De civitate Dei", „De vera religione", aus den „Con-
fessiones" oder wichtigen antihäretischen Schriften; auch die
Briefe und Sermones werden jedoch oft herangezogen, was in der
sonstigen Augustinforschung oft noch nicht der Fall ist. Da P.
auch die der Bekehrungsperiode unmittelbar folgenden Schriften
berücksichtigt („Soliloquia", „Contra Academicos"), vermag er
neben dem systematischen Problem auch der Genesis der Gotteslehre
Augustins einiges abzugewinnen.

Verf. arbeitet also vor allem mit den Quellen, verwendet
jedoch auch die moderne Fachliteratur intensiv. Hinsichtlich der
Trinitätslehre, auf die wir uns beschränken müssen, hebt er hervor
, daß die (Haupt-) Frage für Augustin in der unergründlichen
Verbindung der Einheit der Gottheit und der Unterscheidung der
drei Personen liegt. Wegen der Unteilbarkeit der Gottheit kann
nur von einem Gott gesprochen werden, und wegen der Besonderheit
und Vollkommenheit jeder der drei göttlichen Personen
gibt es keine Teile der einen Gottheit. Vom göttlichen Wesen
liegt nichts außerhalb der Trinität, und die drei Persone» bilden
„geen collectieve eenheid" (S. 401). Auch von einer „Quater-
nität", wobei die Gottheit über oder hinter den Personen steht,
ist keine Rede. Neben Gott-Vater und -Sohn wird dem Heiligen
Geist, der vom Vater wie vom Sohn ausgeht, bei Augustin viel
Aufmerksamkeit gewidmet, der ja überhaupt in Auseinandersetzung
mit den Häresien (Arianismus) oder mit dem Neuplato-
nismus der Festigung der Trinitätslehre immer wieder seine Aufmerksamkeit
zuwenden mußte. P. meint, daß Augustin sich dabei
mehr auf die griechische als auf die lateinische Kirchenvätertradition
gestützt habe, wiewohl er die Eigenständigkeit der augustinischen
Lehre stark hervorhebt.

Halle/Saale Hans-Joachim D i e s n e r

Vollmann, P. Benedikt, O.S.B.: Studien zum Priszillianismus. Die

Forschung, die Quellen, der fünfzehnte Brief Papst Leos des Großen.
St. Ottilien: EOS Verlag d. Erzabtei St. Ottilien 1965. XXIV, 175 S.
gr. 8° = Kirchengeschichtliche Quellen und Studien, begründet und
geleitet v. H. S. Brechter, 7. Lw. DM 18.—.

„Eine neue Arbeit über Priszillian und die mit seinem Namen
verknüpfte Bewegung wird bei jedem mit der Materie Vertrauten
auf spontanen Widerstand stoßen. Es ist, so wird man sagen, wirklich
schon zu viel darüber verhandelt und gestritten worden. Die
ganze Sache war bereits den Zeitgenossen nicht recht durchsichtig;
uns Späteren ist es unmöglich, in allem eine endgültige Antwort zu
finden." Mit diesen skeptischen Sätzen beginnt das neue Priszillian-
buch, um sie dann weitgehend zu widerlegen. Wir bekommen zunächst
einen ausführlichen Bericht über die Quellen und die Forschung
; in der 2. Hälfte des Buches wird dann von einer bisher
weniger beachteten Quelle her ein neuer Einstieg versucht. Beides
ist förderlich: Wer in Zukunft über den Priszillianismus arbeiten
will, hat die Quellen übersichtlich zusammengestellt; er kann auch
auf ältere Literatur vielfach verzichten, wenn er die Arbeit von V.
zur Hand hat. Die Interpretation des 15. Briefes des Papstes Leo I.
geschieht behutsam und bringt uns ein gutes Stück weiter, auch
wenn man den letzten optimistischen Folgerungen des Autors nicht
zu folgen vermag.

Kapitel I „Die Forschung" setzt ein mit dem Abschnitt „Vom 16. Jahrhundert
bis 1886" (§ 1). Von den Magdeburger Zenturien und Baronius
führt der Bericht über Tillemont und Arnold zur Aufklärung und endlich