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Ausgabe:

1966

Spalte:

555-556

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Frik, Helmut

Titel/Untertitel:

Existentiale Interpretation und christliche Unterweisung 1966

Rezensent:

Frik, Helmut

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555

Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 7

556

In der bisher ungeklärten Frage nach dem Rang des Erzbischofs,
der den Bulgaren nach ihrer Rückkehr zu Byzanz gewährt wurde, läßt
sich aus dem Sprachgebrauch zeitgenössischer byzantinischer Bischofslisten
schließen, daß dieser im Range eines Metropoliten stand.

Eine eingehende Analyse der Quellen macht deutlich, daß im sog.
Photianischen Schisma die dogmatischen und rituellen Unterschiede, ja
selbst die Anerkennung der Weihe des Photios, nur eine untergeordnete
Rolle spielten. Es handelte sich in erster Linie um das Widereinander
päpstlicher und byzantinischer Machtansprüche, wobei sich der von der
Papstidee getragene römische Universalismus und der durch seine Staats-
Kirchen-Konzeption geprägte byzantinische Universalismus nur in ihrem
Ansatz, nicht aber in ihrem Wirken unterschieden. Wie wenig es dabei
um die echten Unterschiede zwischen östlichem und westlichem Christentum
ging, zeigt sich darin, daß diese Momente der jeweiligen Situation
entsprechend hervorgehoben oder völlig ignoriert wurden. Aber im
Streit um Bulgarien waren die sich aus einer langen unterschiedlichen
Entwicklung ergebenden Verschiedenheiten zu Gegensätzen geworden,
die schließlich zur endgültigen Spaltung in eine östliche und westliche
Christenheit führen sollten.

Frik, Helmut: Existentiale Interpretation und Christliche Unterweisung
. Diss. Tübingen 1965. 251 S., Beilagen und Anmerkungen.
Paul Tillich weist im Vorwort zum zweiten Band seiner Systematischen
Theologie darauf hin, daß der Ansatz seines theologischen
Denkens wichtige Konsequenzen für die christliche Erziehung habe.
Dieser Ansatz besteht in der Herstellung einer Korrelation zwischen der
Situation des Menschen und der Botschaft, die der Theologie aufgetragen
ist. Die vorliegende Arbeit nimmt den Hinweis Tillichs auf, indem sie
diese Konsequenzen entfaltet. Ihr Weg führt deshalb vom theologischen
Ansatz Paul Tillichs zu Theorie und Praxis der Christlichen Unterweisung.

Ein Teil der religionspädagogischen Literatur der Gegenwart will
die notwendige Korrelation zwischen Hörer und Botschaft in der Christlichen
Unterweisung durch die Anwendung existentialer Interpretation
herstellen. Ein ausgeführter Versuch liegt in dem Buch „Studien zur
Auslegung der synoptischen Evangelien im Unterricht" von Hans Stock
vor (Gütersloh 2. A. i960). Damit ergibt sich die Frage, ob hier bereits
eine legitime Lösung des von Tillich genannten Problems gegeben ist.
Die vorliegende Untersuchung nimmt diese Frage unter ihrem herme-
neutischen und ihrem didaktischen Aspekt auf.

Im hermeneutischen Teil führt ein ausführliches Referat der Arbeit
von Hans Stock zu dem Ergebnis, daß sich hier unter dem Vorzeichen

existentialer Interpretation eine doppelte Einschränkung der Christologie
ergibt: einmal ist Christus lediglich als exemplum bedeutsam, dessen
Selbstverständnis verwirklicht, was Glaube und Liebe heißt. Zum andern
wird der Bereich des vom Kerygma als ontisch-faktisch Vorausgesetzten
bei der Synoptikerinterpretation auf das historisch-kritisch Verifizierbare
eingeschränkt. — Der Verfasser der vorliegenden Untersuchung
kommt demgegenüber zu dem Ergebnis, daß hier philosophische Prämissen
wirksam werden, die auf eine religionsgeschichtliche Einebnung
des Kerygmas hinauslaufen und gerade das „Kerygmatische am Kerygma"
ausklammern. Bei der Herstellung der Korrelation zwischen Hörer und
Botschaft dominiert hier der Hörer mit seinem philosophischen Werturteil
.

Positiv versucht der Verfasser, durch Aufnahme der Theologie
Adolf Schlatters und deren Anwendung auf die moderne theologische
Situation zu einer Beschreibung des Kerygmas zu kommen, welche die
enge Klammer des existential Beschreibbaren aufgrund der im Kerygma
selbst liegenden Inhalte nicht gelten läßt, wohl aber der existentialen
Interpretation an ihrem Ort ein legitimes Interesse zubilligt: nämlich
dort, wo es um die Beschreibung des „alten Menschen" geht und dort,
wo — innerhalb des Kerygmas — auch von einem Selbstverständnis Jesu
und des in seiner Nachfolge Glaubenden zu reden ist.

Die Forderung, existentiale Interpretation auf die Christliche Unterweisung
anzuwenden, hat aber auch eine didaktisch-psychologische Seite.
Hier geht es um die Frage, ob im Interesse einer „Vergegenwärtigung'
von Textinhalten vor dem Schüler und mit dem Schüler existential interpretiert
werden kann. Der didaktische Teil der vorliegenden Arbeit entfaltet
deshalb eine Altersstufenpsychologie unter besonderer Berücksichtigung
der für die Christliche Unterweisung wichtigen psychologischen
Untersuchungen. Der Verfasser beschränkt sich auf die Phasen der mittleren
und reifen Kindheit und kommt zu dem Ergebnis, daß im Unterricht
an die Stelle existentialer Interpretation eine „elementare" Interpretation
zu treten hat, die dem rational noch wenig entwickelten
„Verstehen" des Kindes gemäß ist. Gerade unter dem psychologischen
Aspekt vermag also existentiale Interpretation die notwendige Korrelation
nicht herzustellen.

Was elementare Interpretation konkret heißt, untersucht der praktische
Teil der vorliegenden Arbeit anhand einiger Textbeispiele aus den
neutestamentlichen Evangelien. Dazu werden jeweils nach den notwendigen
exegetischen Überlegungen die didaktischen Voraussetzungen beider
Altersstufen zusammengestellt und Stundenbilder für dieselben geboten.

VON PERSONEN

Gottfried Quell

zu seinem 70. Geburtstag am 14. Juni 1966

Der Rat der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität
Berlin widmet seinem emeritierten Mitglied, Herrn Professor D. Gottfried
Quell, zu seinem 70. Geburtstag am 14. Juni 1966 in Verbindung
mit einer Tabula gratulatoria die folgende Adresse:
Gottfried Quell

viro excellentissimo theologiae professori ordinario emerito doctori
Scripturae Sacrae ordinis theologorum Berolinensis

qui in studiis philologicis et historicis optime instruetus atque
eruditus summo ingenio res humanas ac divinas recte cognoscendi prae-
ditus

Sacrae Scripturae Veteris Testamenti in omnem partem et investi-
gandae et perscrutandae destinatus erat

qui in Universitate Litterarum Lipsiensi Rudolf Kittel viro illu-
strissimo adiunetus codicis Leningradensis collationem fecit et libros
Exodum et Leviticum edidit

qui summa cura ac sagacitate illustravit quid esset foedus quid
Deus quid iustitia aliaque capita theologiae in Vetere Testamento
inclusae

qui locupletissimis enituit studiis pertinentibus et ad ambiguitatem
verbi et charismatis prophetici explicandam et ad voces pseudoprophe'
tarum secundum verbum Dei interpretandas

qui miracula divina in Vetere Testamento descripta phaenomena
sui generis intellegenda esse doeuit

qui optime est meritus de libro Psalmorum docendo explanand0
illustrando

cui maxima debetur gratia quod post atrocissimum illud bellu1"
populi nostri ordinem theologorum Rostochiensem redintegravil

qui in praedicando verbo divino et docendo testificatus est veri'
tatem Dei

et hoc modo animos diseipulorum et amicorum ad Sacrae Scripturae
reverentiam Studium amorem excitavit

septuagenario

gratissimis animis congratulantur et bona Optant omnia

collegae ordinis theologorum Berolinens'3-

NEUE BÜCHER

Baly, D.: Geographisches Handbuch zur Bibel, übers, v. R. Bordiert.
Neukirchen/Vluyn: Neukirchener Verlag des Erziehungsvereins [1966].
232 S. m. 31 Ktn.-Skizzen u. Diagrammen, 10 färb. Ktn. gr. 8°. Lw.
DM 23.-.

Baräuna, G. [Hrsg.]: De Ecclesia. Beiträge zur Konstitution „Über die
Kirche" des Zweiten Vatikanischen Konzils. I. Übers, v. O. Semmelroth
, J. G. Gerhartz u. H. Vorgrimler. Freiburg-Basel-Wien: Herdef'
Frankfurt/M.: Knecht [1966]. 629 S. gr. 8°.

Baumann, R.: Hoffnung aus Sankt Paul. Vom Konzil zur Einheit-
Essen: Driewer [1966]. 290 S. 8°.

Best, E.: Christian Faith and Cultural Crisis. The Japanese Case. Leiden
Brill 1966. XV, 199 S. gr. 8°. Lw. hfl. 28.-.