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Ausgabe:

1966

Spalte:

553

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Barth, Hans-Martin

Titel/Untertitel:

Der Teufel und Jesus Christus in der Theologie Martin Luthers 1966

Rezensent:

Barth, Hans-Martin

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553

Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 7

554

schichte eingedrungen ist. Ein sorgfältiges Namen-, Sach- und
Ortsregister sowie ein Abkürzungs- und Literaturverzeichnis sind
unerläßliche Hilfsmittel für den Leser, der dem Verf. auf seinem
schwierigen Weg durch jenes „Dickicht" folgen will.

Sagard/RUgen Kurl-Heinrich Bieritz

Dürr, Alfred: Neue Bach-Forschung (Universitas 21, 1966 S. 469—
479).

Fiorito, M. A.: Las letanias de los santos en la Compania de Jesus,
como acto liturgico de communidad (Stromata 21, 1966 S. 507—513).

Hagen, Rochus A. M.: „Deutsche Spirituals" und Jazzmesse

(MuK 36, 1966 S. 69—74).
Hart, Günter: Der Orgelbauer Jost Pape (MuK 36, 1966 S. 78—82).

Kalb, Friedrich: Darf der evangelische Gottesdienst feierlich sein?
(MuK 36. 1966 S. 58—69).

Mittring, Gerhard: Gottes Dienst und unser Dienst. Eine Einführung
in die Ordnung des Gottesdienstes der Evangelischen Kirche
der Union — unter besonderer Berücksichtigung der kirchenmusika-
lischcn Aufgaben und Möglichkeiten. Witten: Luther-Verlag 1966.
115 S. kl. 8°.

Nitschke, Horst: Wörterbuch des gottesdienstlichen Lebens. Liturgie
, christliche Kunst, Kirchenmusik. Gütersloh: Gütersloher Vcrlags-
haus G.Mohn [1966]. 176 S. m. Abb. 8" = Evangelische Enzyklopädie
, hrsg. v. H. Thielicke u. H. Thimme, 10. Kart. DM 7.80.

Reich, Herbert: Handels Trauer-Hymne und die Musikalischen Exe-
quien von Schütz (MuK 36, 1966 S. 74—78).

Referate über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Barth , Hans-Martin: Der Teufel und Jesus Christus in der Theologie
Martin Luthers. Diss. Erlangen 1965. 549 S.

Die Wahl des Themas dürfte durch das gegenwärtige theologische
Desinteresse am „Teufel", durch das klischeehafte Bild des Teufels bei
Luther im Bewußtsein der Allgemeinheit sowie durch den Stand der
Lutherforschung an diesem Punkt gerechtfertigt sein.

Die Arbeit von H. Obendick „Der Teufel bei Martin Luther" schien
■W, abgesehen davon, daß sie bereits mehr als 30 Jahre zurückliegt, keine
"gentlich theologische Bewältigung des Problems zu bieten: bei meinen
"Renen Bemühungen um diese Frage zeigte sich, daß Obendick auch
materialmäßig ergänzt werden mußte.

Im Gegensatz zu der lose zusammentragenden Methode Obendieks
wollte ich untersuchen, ob der Teufel bei Martin Luther ein im Grunde
cntbchrlichcs Rudiment mittelalterlichen Volksglaubens ist oder ob er
"nen notwendigen und eindeutig zu bestimmenden theologischen Ort
hat. Die Lutherliteratur der letzten drei Jahrzehnte bringt ja, obwohl
P'eses Thema seit Obendick monographisch nicht mehr bearbeitet worden
,sf. mancherlei Beobaditunecn und Urteile über Luthers Teufelsvor-
stellunr. die gesammelt und überprüft werden mußten. Das Buch von
^hendick selbst leidet darunter, daß es die Arbeit von Bring über
••Dualismen hos Luther" nicht beaditet. obwohl diese zwei Jahre vorher
^rdn'enen war. Seit Runcstam, bis in die jüngste Vergangenheit hinein,
"at sich die skandinavische Lutherforechung stärker als die kontinentale
um das Problem der Satanologic bemüht. Die bei Bohlin, Ljunggren und
anderen vertretene Sicht einer äußersten Nähe zwischen Teufel und Dcus
absconditus sowie der Kampf um Aulcns These von der „klassischen"
"ersöhnungslehrc bei Luther ergänzen eindrucksvoll das Bild des Teufels
ln Luthers Theologie, wie es von der deutschen Forschung erarbeitet
Wurde.

Unter intensiver Heranziehung sowohl der Primär- wie auch der
pkundärliteratur bin ich zu dem Ergebnis gekommen, daß der Teufel bei
^ther tatsächlich einen eindeutigen und unaufgebbaren theologischen
hat. Luther interessiert sich für den Teufel nicht aus spekulativer
Nei,Rierdc. sondern weil er das Handeln Gottes in dieser Welt ernst
mmmt. Daß Gott in Jesus Christus die Welt aufsucht, setzt nach Luther
die Herrschaft des Teufels voraus — und aktualisiert sie zugleich. Damit
*'rd deutlich, daß der Teufel für Luther primär ein offenbarungstheo-

ogisebes Phänomen darstellt. Dadurch, daß Christus den Teufel besiegt,
deckt er auf, wer in Wirklichkeit Gott und wer in Wirklichkeit der
ei,fel ist. Für den Glaubenden treten daher in Christus Gott und Teufel
'^einander, während sie für den, der nidit glaubt, ununterscheidbar

'ciben. Luthers Tcufclsglaubc steht entscheidend in einer christo-

°Rischen Perspektive, die durch das bei ihm vorliegende Verhältnis
fischen Teufel und Deus absconditus nur noch unterstrichen wird.
ver*'ts der Titel meiner Arbeit hebt deswegen die Gegenüberstellung

°n Teufel und Jesus Christus in Luthers Theologie hervor.

,P mann, Hans-Dieter: Die Bedeutung Bulgariens für die Trennung
J[r.J>st'idien und der westlichen Christenheit. Ein Rcitrag zur Ge-
y,!„ c des Photianischcn Schismas. Habilitationsschrift Berlin 1965,
*VH, 162 S.

incr 4ntCr dem Gesichtspunkt, daß echtes Bemühen um das Überwinden
rb ■ 'tllnR die Kenntnis ihrer Ursachen erfordert, befaßt sich die
Jjj den Ereignissen, die als das sog. Photianische Schisma in die

n t ?n8cschichtc eingegangen sind und eine entscheidende Vorstufe der
re 1054 endgültig vollzogenen Trennung darstellen. Es geht um

das Herausarbeiten eines bisher vernachlässigten Aspekts: die Bedeutung,
die den jungen Völkern der Balkanhalbinsel, insbesondere dem Ersten
bulgarischen Reich und seiner Kirche, im Zeichen des römisch-byzantinischen
Gegensatzes für das Auseinanderleben der damaligen Christenheit
zukommt. Die Arbeit ist zugleich als Jubiläumsbeitrag gedacht,
denn im Jahr 1965 wurde von der Bulgarischen Orthodoxen Kirdie die
Elfhundcrtjahrfeier der offiziellen Annahme des Christentums begangen.

Da in der bisherigen Forschung die Christenheit auf der Balkanhalbinsel
nur ungenügend berücksichtigt worden ist, wird zunächst ein
Überblick über deren Entwicklung gegeben: einst Brücke zwischen Ost
und West im Zeichen kirchlicher Einheit und Gemeinsamkeit, wurde der
Balkan infolge der Reichsteilung und des Zerfalls des dortigen Kirchen-
tums durch das Eindringen der heidnischen Stämme aus dem Osten zur
Grenzscheide zwischen östlichem und westlichem Christentum.

Weitere Abschnitte befassen sich mit der Neugliederung des Balkans
nach der Landnahme der Slavcn, dem Entstehen des Ersten bulgarischen
Reiches und seiner Stellung zwischen Byzanz und den Franken. Ober die
Glaubenswelt der jungen Balkanvölker bieten die Quellen nur wenige
Anhaltspunkte. Dabei dürften sich die Angaben in den Responsa Nicolai I
papae ad consulta Bulgaronim wie auch bei Theophylakt von Ochrid
nicht auf die Religion der Protobulgiren, sondern auf eine späte sla-
visch-bulgarische Mischform beziehen.

Die Rediristianisicrung des Balkans führte zum Gegensatz zwischen
Byzanz und den Lateinern. So ist bereits jener Akt vom Jahre 732,
durch den (Ost-) Illyrien dem Patriarchat Konstantinopel unterstellt
wurde, nicht nur auf dem Hintergrund des Bilderstreites zu verstehen,
sondern als Versuch der Byzantiner, das erneute Ausdehnen ihres Einflußbereichs
durch die kirchliche Oberhoheit zu festigen.

Das sog. Photianiscbe Schisma steht vorwiegend im Zeichen des
sich daraus ergebenden Jurisdiktionsstreites. Schon die Ablehnung der
Weihe des Photios wurde von Rom mit dem Illyrien-Problem verknüpft.
Bald konzentrierte sich die Auseinandersetzung auf die damals vorherrschende
Macht des Balkans, das Erste bulgarische Reich.

Dessen Christianisierung erfolgte im Zcidicn des römisch-byzantinischen
Wettstreits um die Gewinnung der jungen Völker Südosteuropas
und damit zugleich im Wechselspiel der das Land umgebenden Großmächte
. Entgegen der Annahme, Mähren habe zur Abwehr einer fränkisch
-byzantinischen Umklammerung von Byzanz Hilfe und zugleich
slavischc Missionare (Kyrill und Method) erbeten, ist festzustellen, daß
das fränkisch-bulgarische Bündnis erst die Folge der Verbindung Mährens
mit Byzanz gewesen ist. Da das hierbei von Bulgarien den Franken gegebene
Versprechen zur Annahme des Christentums die Gefahr eines
Vordringens des Lateinertums bis nahe an die Tore Konstantinopels bedeutete
, nötigte Byzanz, unter Ausnützung einer Notlage, den Bulgaren-
Chan Boris, das byzantinische Christentum anzunehmen.

Als sich Bulgarien in der Hoffnung auf größere kirchliche Eigenständigkeit
Rom anschloß und die lateinischen Missionare, um jede
Bindung Bulgariens an die byzantinische Welt zu zerstören, den lateinischen
Ritus und das filioque einführten, kam es zum erbitterten
Kampf. Nun stellte Photios die dogmatisdien und rituellen Unterschiede
heraus, um die orientalischen Patriarchen gegen Rom einzunehmen. Und
Nikolaus I. tat ein Gleiches, um die Linterstützung der in gespanntem
Verhältnis zu Rom stehenden Franken zu erlangen. Nach der Rückkehr
der von Rom enttäuschten Bulgaren zu Byzanz rangen die Päpste mehr
als ein Jahrzehnt lang um deren Wiedergewinnung. Dabei verbreitete
sich sogar die Behauptung, Bulgarien sei von Rom christianisiert worden.