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Ausgabe:

1966

Spalte:

544-545

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Problèmes actuels de christologie 1966

Rezensent:

Prigent, Pierre

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 7

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Gnade durch Selbstmitteilung Gottes und nicht durch kausale vergessen. Ohne Luther kein Tridentinum, und selbst neue BeEffizienz
eines anderen nennen, dann hat eben diese absolute mühungen um reformatio in der römischen Kirche lassen sich
Transzendenz auf die absolute Nähe des sich selbst dem Menschen ohne sein Werk nicht denken.

schenkenden unsagbaren Geheimnisses hin eine Geschichte, und Eine Unklarheit S. 25, 3 b): „Überlieferung existiert dann konkret

sie ist die, die wir die Offenbarungsgeschichte nennen." als Gegenwart [Christi?] im Glauben, der wiederum als Einwohnung

Mit dem „Grundbegriff der Offenbarung" umfaßt Rahner Christi allen Einzelexplikationen voraus ist und fruchtbar, lebendig,

die „transzendentale und die kategoriale Offenbarung" und ver- daher e*-Pllzierend >st die Ze>ten hlndurA- Beintker
steht die Offenbarungsgeschichte als „koexistent mit der g e i - Jena

stigen Geschichte der Menschheit über- Bouesse, H. O. P. et J. J. Latour: Problemes actucls de Christo-

h a u p t . Das sei kein Irrtum des Modernismus, sondern eine logic> Travaux du Symposium de l'Arbresle 1961 recueillis et presenchristliche
Wahrheit. Den Beleg dafür findet er im Wirken „des tes Brügge: Desclee de Brouwer [1965]. 459 S. 8° = Textes et
übernatürlichen Heils überall in der Geschichte"; nicht nur Reli- Emdes theologiques. bfr. 300.—.

gionsgeschichte und Menschheitsgeschichte belegen das, sondern Cet ouvrage r^un;t des Communications presentees a un

auch „eine transzendentale Vergöttlichung der Grundbefindlidi- coll0que theologique sur le Christ. On y trouve des travaux

keit, des letzten Erkenntnis- und Freiheitshorizontes des Men- d'orientations diverses: Certaines etudes se veulent decidcment

sehen" sprechen dafür. - Freilich sind das Gedanken, die nicht systematiques. La theologie qui s'y exprime entend bien ne paS

allgemein anerkannt werden, aber sie haben in religionsphiloso- etre pUrernent speculative mais rejoindre l'actualite. Elle veut

phischer Beziehung überkonfessionelle Gültigkeit. parler du Christ dans le monde contemporain, tel qu'il est.

Wertvoll wegen neuer Aspekte sind schließlich die Bemer- D'autres contributions sont plus specialement orientees vers

kungen zur Entmythologisierungsfrage und zur fides implicita, l'histoire, que ce soit l'histoire de la theologie ou l'histoire de

die Rahner mit Bezug auf die „Implizität" des „eigentlich Ge- l'exegese. s

offenbarten im Wort der Offenbarung" und auf die „Implizität" n„„. tM „,„„,;„,. V~~*>.i J„ v D,un»r

, . i i ■,, , T i i r- ii Uans le premier groupe on peut ranger 1 expose de k. Kahner

des eigenen Glaubens in dem der Kirche mit neuem Inhalt füllt. . _„_-.. j„ „„0:Jir,t;„„„ „x„A.r„i„„ „„, i„ ■

6 qui propose des „considerations generales sur la christologie •

Ratzingers „Versuch zur Frage des Traditionsbegriffes" glie- l'incarnation seule donne son sens ä la nature humaine et, par

dert sich in zwei Abschnitte: Analyse des Begriffes mit exegeti- lä-meme, eile est revelation de Dieu. C'est dire que la theologie

sehen und dogmatischen Überlegungen und Stellungnahme zur d0it toujours etre comprise comme une anthropologie christo-

Auslegung des Trienter Traditionsdekrets. Beide Abschnitte logique. Aussi faut il refuser toute demythologisation tandis que

können als Bestätigung der Einsichten Rahners von der histo- la vie consacree ä Jesus-Christ doit etre estimee ä un bien plus

rischen Auseinandersetzung mit den Reformatoren über die Frage haut prix qu'une formulation parfaitement exaete de la foi.

Offenbarung und Überlieferung her gelten Es wird die evange- G. Martelet tente ensuite (p. 35 ss. „Sur le motif de l'incar-

lisch-katholische Polemik behutsam entflochten durch die These nation-} de transcender les deux positions antagonistes defen-

des Fortlebens Christi in seinem Wort. Tradition und Schrift dues par ,es thomistes pour qui nncarnation est conditionnce

können z. T. sogar als identisch verstanden werden. Schon „Sen- par je ^ et par ks scotistes ; affirment que rincarnation

pando (und viele andere Trienter Vater) erkennen „Traditionen £St incc,n(£itionnee

in der Schrift". Danach ist Tradition nicht das Ungeschriebene, .. T , ' T , . . . , ,„

sondern kommt „in und außerhalb von Schrift vor". Ratzinger , ^. J. Nicolas reflechit sur Les mysteres de la vie: cachec

hat dieses Verständnis von traditio, wie wir in der evangelischen du Chnst et les, hommes, de.1 hlst0lre <P- " .ss-): Pcndan'

nr% i • . . j l. pi - Ii i; l •• j- „ les trente premieres annees de sa vie le Christ commence

Theologie jetzt sagen und die Schrift sowie allen Verkundigungs- , c , . ■> ... . . ,, _

gehalt damit meinen, in seinem eigenen Versuch der Analyse des ^ "lan.fester le mystere de I hum.l.at.on et poursu.t 1 aecom-

Begriffes ausführlich begründet. Luthers berechtigtes Betonen des Pl'«ement du grand dessein de 1 incarnat.on: divimser la condi-

nr.j.. j r « a c E j cj.^i» tion humaine et le temps humain.

„ Wachteramtes der Exegese , wie es m Aufnahme des schritt- r

Prinzips gegenüber dem kirchlichen Lehramt heißt, wird voll an- H- Bouesse traite „De la causalite de l'humanite du Christ

erkannt. Überhaupt ist hier ein Weg gebahnt, der mit Christus, (P- W ss >- Examinant tour ä tour l'exemplarite, la causalite

der Offenbarung Gottes, als Schlüssel für Schrift und Tradition meritoire et l'efficience instrumentale de cette humanite du

zu überkonfessionellen Einsichten führt. Christ, il cherdie comment cette realite historique, et donc passee,

n j i ,11 ,1 t, i j. c j-i -^l j peut exercer ä jamais sur l'homme une influence actuelle

Bedenken stellen sich ein, wenn Rahner die Sachkntik des r '

Modernismus als „häretisch zu früh" unternommene Lösung be- >• Mourroux („Propositions sur la conscience du Christ et

zeichnet. Wie soll denn eine Änderung überkommener Vorstellun- le temps", p. 179 ss.), M. Nedoncelle („Le moi du Christ et I«

gen eintreten, wenn nicht nach protestantischem Prinzip vor moi des hommes ä la lumiere de la reeiprocite des consciences .

einer kirchlichen Lehramtsentscheidung neue Wege begangen P- 201 ss-)> et J. J. Latour („Imago dei invisibilis", p. 227 *».)

werden? Es soll wohl unhäretische Entwicklungen geben, damit s'attaquent aux problemes que pose la psychologie du Christ et

die kirchliche Oberkeit nichts an ihrer Autorität einbüßt? Das 6es implications anthropologiques. H. Volk s'interroge sur

Wirken des Geistes kann man aber so nicht „regeln". - Bei »L'homme d'aujourd'hui et son cheminement vers le Christ

Ratzinger liegt keine eindeutige Entscheidung vor, ob die Kirche (P- 265 ss-)- 11 Pose un diagnostic sur cette humanite moderne

über der Schrift oder die Schrift über der Kirche stehen soll. Zwar <lui Prend conscience de son unite, pour qui le monde est P"'

neio<- er vielfach zum ersten, aber w<»nn die Schrift als Wort rement profane, qui vit dans une peur grandissante et cependant

Christi betont wird, wieder zum letzten. Es schimmert mehrfach s'ouvre ä des points de vue nouveaux. II cherche comment le

die Gleichsetzung Kirche gleich Christus durch. Doch das Herrsein Christ Peut etre aujourd'hui presente comme täte de la creation

Christi über die Kirche als Leib müßte m. E. grundlegend beachtet en un evangile de portee cosmique.

werden. Man liest zustimmend die Ausführungen über den Glau- L. Malevez degage les implications theologiques d u"

ben: „Schrift kann gehabt werden, ohne daß Offenbarung gehabt parallele qu'il etablit entre „La mort du Christ et la mort^ do

wird. Denn Offenbarung wird immer und nur erst da Wirklich- chretien" (p. 317 ss.): La mort est pour l'homme le lieu ou 1

keit, wo Glaube ist". Jedoch darf m. E. dabei die Bindung des eprouve sa radicale impuissance et s'ouvre ä la gräce; mais eile

testimonium internum des Geistes an das äußere Wort und Er- est aussi une realite fondamentalemcnt transformee dans le Chris

weckung des Glaubens dadurch nicht fehlen. Es ist auch fraglich, et que l'Esprit aecorde des ä present au chretien. ,
ob die Orthodoxie, wie gesagt wird, die Unterscheidung zwischen Y. M. Congar, dans une etude intitulee: „Le Christ, ch

Offenbarung und Schrift wirklich und allgemein „verwischt" hat. invisible de l'eglise visible d'aprcs St Paul" (p. 367 ss.), offre

Die Ehrenrettung des Tridentinum durch Geltendmachung seines theologiens les resultats des recentes recherches d'exegcse PaU .

paulinischen Hintergrundes ist beachtlich, aber die Abhängig- nienne. On retrouve dans ces pages le souci oecumenique ql

keit der Konzilsväter von Luthers Prinzip, die Schrift mit Christus habite cet auteur.

ZU lesen, und die doch von ihm im Anschluß an Paulus abge- Un genre plus historique est represente par les travaux aL

wiesene Meinung von der Schrift als Buchstaben wollen wir nicht A. Patfoort qui expose „L'cnseignement de St Thomas sur 1 ess