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Ausgabe:

1966

Spalte:

520-521

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Pieszczoch, Szczepan

Titel/Untertitel:

Patrologia 1966

Rezensent:

Wrzecionko, Paul

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 7

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quis tyranm imagines habeat, qui iam victus interiit, iure damnatur. berührt, doch das ist ein Ergebnis seines Studiums von Philo und Ori-
Quomodo tu hostis et adversarii imaginem in civitatem veri imperatoris genes. Er ist wesentlich Schüler dieser beiden Männer, nicht des Plotin
mducis, msi ut ipse te damnet? Damit läßt sich zusammenhalten De Damit soll das platonische Element keineswegs geleugnet werden, doch
mterpellatione lob et David IV, 8,24: exemplum accersamus de ist es ihm ganz überwiegend mittelbar entgegengetreten, eben in den
saeculo: vide quemadmodum in civitatibus bonorum principum imagines Schriften der beiden Alexandriner. Bei Augustin liegen die Dinge anders;
perseverent, deleantur imagines tyrannorum. Diese Schrift ist gleichfalls er hat die libri Platonici selbst gelesen und hat nicht etwa erst durch
nach dem Sturz des Maximus verfaßt5, und die Übereinstimmung in der Ambrosius den Piatonismus kennengelernt. Freilich fließen in ihm dann

Bildwahl unterstützt Pizzolatos Datierung von expl. ps. 38, da Ambro- beide Ströme zusammen, Piatonismus und Kirchenglaube, zu dessen geist-

sius in gleichzeitigen Äußerungen oft gleiche Wendungen vorbringt. haftem Verständnis ihm die Predigt des Ambrosius die Augen öffnete.

Nicht einverstanden bin ich mit dem Vorschlag, expl. ps. 37 in die Einer Seite der Psalmenauslegung ist auch von Pizzolato keine Beach-

Jahre 388/89 zu setzen (S. 20). Einmal sind die Anspielungen auf die im tung zuteil geworden; der Wink, den Peterson zu expl. ps. 45 gab, ist

Jahre 390 erfolgte Buße des Theodosius unverkennbar, andrerseits heißt ihm entgangen ". Es ist die hin und wieder sich findende „politische"

es § 1: de paenitentia duos iam dudum scripsi libellos. De paenitentia Psalmenauslegung. Ambrosius bringt nicht selten Anspielungen auf Ereig-

ist sehr wahrscheinlich 389/390 entstanden". Der Ausdruck iam dudum nisse des Staatslebens (die uns für die Datierung nützlich sind). Nun

darf gewiß nicht gepreßt werden, immerhin geht aus ihm hervor, daß läßt sich aber zeigen, daß Ambrosius nicht willkürlich zu bestimmten

expl. ps. 37 nach de paenitentia verfaßt ist. So empfiehlt sich die Datie- Psalmversen auf diese Anspielungen verfällt: In der Psalmenauslegung

rung auf 390/391. des Origenes und der origenischen Tradition, also in unserem Falle vor

Teil II beschäftigt sich mit den Quellen der ambrosianischen j>I,ern des Euseh. sind die Reichen Textstellen auf das staatliche Leben

Psalmenauslegung, nicht ohne zu fragen, ob schon für die Predigt bezogen. Fast gerät man einen Augenblick in Versuchung zu vermuten,

oder erst für die schriftliche Ausarbeitung jene Kommentare ein- Ambr°flus .ha.be ™abest™mtc" Ta*cn ei"en Psa1m .^gelegt, um sich

. , ■ i r i j i. • i j. n i Ii- eine biblisch begründete Beleuchtung von Tagesereignissen zu gestatten;

gesehen worden sind. Es handelt sich um die Psalmenerklarung docb ,ft der Gedanke abwe(jJ wJdie Hjn ^ zu ^ betont

von Origenes, Euseb v. Caesarea, Athanasius, Didymus, Basilius erscheinen. Doch gilt in jedem Falle: die exegetische Tradition (die nicht
v. Caesarea und Hilarius v. Poitiers. Die vergleichbaren Passagen zufällig auf Origenes zurückführt!) lud den Ausle ger bei bestimmten
werden synoptisch nebeneinandergestellt. Das Ergebnis des an- Psalmstellen zu einer „politischen" Anwendung des Bibelwortes ein. und
gestellten Vergleichs verändert die bisherige Vorstellung von der es bleibt beachtenswert, wie gut Ambrosius das verstanden hat. Wir
Quellenbenutzung des Ambrosius nicht, bestätigt sie vielmehr im finden nicnt nur die Hinweise auf Maximus, Eugenius usw., sondern ein
wesentlichen: Origenes ist im tiefsten Sinne die „Quelle" des Vorkommnis wie der Abfall zweier Mönche, des Sarmatio und des
A—L » • r> d • -L / i . <i . .i .. , „ i Barbatianus, wird gleichfalls durch eine Psalmstelle beleuchtet: expl. ps-
Ambrosius. Der Bischor hat sich in ihn so vertieft, daß es nahezu ,, .„ ij.cn j * u o • ri u ut„ii
.. ,., . ,. , _..„ ., . . ., . . . . „ . 36,49. Zur gleichen Stelle redet aber Origenes vom Glaubcnsabrall-
unmoglich ist, samtliche Falle literarischer „Abhängigkeit im DieSc „Aktualisierung" findet sich auch bei anderen griechischen und
einzelnen nachzuweisen . Das besagt aber, daß die Beziehung lateinischen Exegeten10. Man sollte ihr einmal nachgehen. Überhaupt Verdes
Ambrosius zu Origenes auf einer anderen Ebene als der bloß dient die altkirchliche Psalmenauslegung weitere gründliche Untcrsuchun-
literarischer Abhängigkeit liegt. Es ist zu einer wirklichen Aneig- gen, ist doch der Psalter das Buch des Alten Testamentes, das wie kein
nung origenischen Geistes gekommen, freilich innerhalb der anderes von der Frömmigkeit des Einzelnen und dem Gottesdienst der
Schranken, die die Person des Abendländers und Lateiners einem Kircne angeeignet worden ist •*.

völligen Aufgehen in der origenischen Spekulation zieht. Die Spu-

Tiibingen Hnns-Dietrich A11 en do r f

ren der übrigen Ausleger sind demgegenüber vereinzelt wahr- Peters Der Monotheisinus als politisches Problem, „„,

nehmbar; sie lassen sich eher abgrenzen, eben weil es sich um ab druckt in: Theologische Traktate, 1951, 96 f.
„literarische Anleihen handelt. Euseb und Basilius sind am 10 Die sog. „mönchische" Redaktion der mittelbyzantinischen

meisten benutzt; möglicherweise laßt sich über das Verhältnis PsaiterjllUstration macht lebhaften Gebrauch von ihr.
zu Didymus Genaueres sagen wenn einmal der ganze Psalmen- U) c u_ Anm „ muß dje SteIlenangabe ]auten: De virginibus L

kommentar aus dem Turafund vorliegt . Pizzolato erweist sich in i, i. _ S. 19, Anm. 67 werden die Anathematismen des Damasus der

diesem Abschnitt als feinsinniger und taktvoller Interpret. Sowohl Synode von 3 82 zugewiesen (unter Berufung auf Denzingcrs Enchiri-

die Auslegung der erwähnten Kommentatoren wie die des Ambro- dion); sie gehören ins lahr 378, s. Ed. Schwartz, Gesammelte Schriften IV

sius selbst wird durchweg treffend charakterisiert. Im Schluß- (i960) 79 ff. Es ist fraglich, ob expl. ps. 3 5,4 an sie denkt, wie Verf.

abschnitt — Interpretazione ed Espressione nella esegesi della vermutet.
„Explanatio Psalmorum XII" — wird die Interpretation der

ambrosianischen Exegese vertieft, der Themastellung gemäß vor Pieszczoch.Ks. Szczepan: Patrologia. Wprowadzenie w Studium
allem unter dem literarischen Gesichtspunkt. Was über die Eigen- Ojcöw Kosciofa. Poznari-Warszawa-Lublin: KsiQgarnia SW^Wojciecn.
art der Psalmenerklärung gesagt wird, über die Schriftbenutzung, t1964l- vm- 268 S- m- 1 Abb- 1 Falttab- 1 Faltkte- gr 8 '
die Bildersprache, das poetische Element, das ist sorgsam und ein- Entscheidend für das Verständnis dieser „Einführung • • •

dringend beobachtet und dargestellt. Die Exegese des Ambrosius ist die dogmatische Vorklärung des ersten Teils. Der Autor wi

wird oft gering geachtet, weil ihre Allegorik mißfällt. Doch ver- bewußt — im Einklang mit nichtpolnischen röm.-kath. Erforscher^

tieft man sich in die Ausführungen des Bischofs und bedenkt die der altchristlichen Literaturgeschichte, z. B. Quasten und Alt^

Absicht des Exegeten und seine geschichtliche Lage, dann fängt ner — eine „Patrologie" bieten; d.h. die historisch-kritisen

man doch an zu begreifen, daß Augustin nicht einer Täuschung Arbeit wird anerkannt und vorausgesetzt, nicht minder wjen s

zum Opfer fiel, als er von der Predigt des Mannes ergriffen ist aber auch das Kriterium der „dogmatischen Bedeutung . 1

wurde. Pizzolato hat zu ihrem Verständnis einen unverächtlichen wiefern die Väter im Huß der zeitgebundenen Veränderliaik^

Beitrag geleistet. theologischen Denkens das von ihren Vorgängern in der urchris ^

Unterstreichen möchte ich die Bemerkungen, die vor einer Über- liehen Gemeinde übernommene „depositum fidei" bewahrt U
Schätzung des neuplatonischen Elementes im Denken des Ambrosius weitergegeben haben. Begründet wird dieser Leitgedanke in el
warnen (S. 117 ff). In der Tat ist Ambrosius von platonischem Geiste eingehenden exegetischen, dogmcngeschichtlichen und "08*"'
- tischen Erörterung des Problems der Tradition, wobei ^fl^

4) Pizzolato S. 20 ist das Zitat entstellt wiedergegeben. <jer _ mjt großem j geschriebenen — „Traditio", als inhaltlich i

5) Nicht schon etwa 387, wie S. 23 beiläufig angegeben ist, s. bestimmende volle Wahrheit, und den „außerschriftlichen Dok
G.Rauschen, lahrbücher der christlichen Kirche unter dem Kaiser Theo- mentationen" der „traditioncs" unterschieden wird. In der Tra
dosius dem Großen (1897) 293. tio iiegt fce Einneit unc} Kontinuität der Väter, sie bestimmt d«

°) O. Faller in der Vorrede zur Edition, CSEL 73 (1955), S. 64*. „Wert" ihrer Lehre für die Kirche, während die im

Schlußkapitt'

7) Das schließt nicht aus, daß in zahlreichen Fällen die Übernahme <jes ersten Teils behandelte „spekulativ-theologische Wirksa^

exakt aufgezeigt werden kann, so im Falle des in expl. ps. 36, 5 er- keit" ;m Gewand damals gültiger philosophischer Kategorien .

wähnten Exempels. Bei Pizzolato S. 27 wird das nicht deutlich, weil die ^ orjgjne]*en Schöpferkraft der Väter in der Verkündigung u

Stelle nicht sachgemäß ausgehoben ist. E. Klostermann^ hat auf sie auf- Abw(;hr häretjscher Ansichten zeugt.

merksam gemacht (Theologische Rundschau N. h 9 (1937) 325). , , , ^„„nloizische1

•) Der Kölner Quatemio, dessen Edition durch A. Kehl ich dem- Der zweite Teil des Werkes beh nde n ehr onolog >

nächst in der ThLZ anzeigen werde, gibt für den Vergleich nichts her, da Reihenfolge die Anfange der Patn»t.sd.en 1^^^^ ~ ^^leXan'

er nur Psalm 29/30 enthält, die Ambrosius nicht behandelt. stolikum und der Didache über die Apologeten bis zur