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Ausgabe:

1966

Spalte:

512-514

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Ehrhardt, Arnold

Titel/Untertitel:

The framework of the New Testament stories 1966

Rezensent:

Schmithals, Walter

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 7

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Um so dankbarer muß der Neutestamentier dafür sein, daß findet, und die bis zu der Entdeckung ihres Charakters geleistete

Kurt Aland als erste Veröffentlichung des von ihm gegründeten Aufräumungsarbeit wäre vergebens getan worden. Ich würde es

Instituts für neutestamentliche Textforschung jetzt eine Gesamt- für richtiger halten, sie in der Liste zu belassen, aber in eckige

Übersicht über die griechischen Handschriften des Neuen Testa- Klammern zu setzen und eine Bemerkung über ihren Inhalt bei-

ments vorgelegt hat. Sie ist als erster Teil eines umfassenderen zufügen.

Werkes gedacht dessen zweiter Band nähere Beschreibungen der Erfreulicherweise ist jetzt ein Institut vohanden, das die
nach Gregory s letzter Liste entdeckten Handschriften bringen Fortführung der Handschriftenliste als eine seiner Aufgaben über-
so . Bisher war es, wie Aland mitteilt, in einer ganzen Reihe von nommen hat; für die Kräfte eines Einzelnen ist sie heute zu
Fallen trotz allen Bemühens nicht möglich, Zweifelsfragen zu schwierig geworden, und ein Institut garantiert die Fortsetzung
klaren; manchmal war weder von der Bibliothek noch von ihr von Arbeiten auch bei Wechsel der Personen. Es sollte aber beivorgesetzten
oder benachbarten Stellen Auskunft zu erhalten, ob 2eiten überIegt werden, auf welche Weise die laufend zur Kennt-
Handschriften noch existieren; manche Bibliothek war aufge öst nis des instituts kommenden Ergänzungen und Berichtigungen der
worden und niemand wußte, wohin ihre neutestamentlichen Liste a]len Interessenten möglichst schnell mitgeteilt werden
Handschriften geraten waren. So muß damit gerechnet werden, können. Eine Wiederholung des Zustandes, in dem man ein
daß bisher mehrfach verzeichnete Hss als nur eine identifiziert, halbes Jahrhundert lang zwischen dem Erscheinen von Gregory's
bisher getrennt verzeichnete Handschriftenteile als zusammen- Ietzter Liste und der jetzjgen Publikation AIands war> müßte un.
gehörig erkannt werden, andere Hss ausgeschieden werden bedingt verhindert werden. Der in Aussicht gestellte zweite Band,
müssen. Hätte man warten wollen, bis auch die schon jetzt er- der auch Berichtigungen des ersten bringen soll, wird vermutlich
kannten Fragen sicher beantwortet werden konnten, so waren noch nicht sehr bald erscheinen konnen und auch dan„ nur vorübcr.
viele Jahre vergangen. So ist man froh diese Liste in Händen zu gehend helfen. dcnn mit Sicberheit jst vorauszusehen, daß laufend
haben; sie macht zwar die Heranziehung der Beschreibungen Ergänzungen und Berichtigungen notwendig werden. Ich erlaube
Gregory s und von Sodens noch nicht überflüssig, charakterisiert mir> einen Vorschlag zu wiederholen, den ich mit Erfolg für die
aber doch alle bis heute bekannt gewordenen griechischen Hss 2 Auf]age des Sigelverzeichnisses der Beuroner Vetus Latina ge-
des NT einheitlich nach Inhalt, Entstehungszeit, Blattzahl, Spal- macht habe> näm]idl zum Loseblatt.Verfahren überzugehen. Zu
ten, Zeilen, Format und Aufbewahrungsort. dem 1963 herausgegebenen Band, der die Sigel für Kirchenschrift-
Hochwillkommen sind auch die der Handschriftenliste bei- steller enthält, ist schon die 2. Ergänzungslieferung nötig gegefügten
Sigelkonkordanzen, die es ermöglichen, die Bezeich- worden; für die Liste der griechischen Handschriften des NT wird
nungen Tischendorfs und von Sodens in die von Gregory-Aland die Notwendigkeit von Berichtigungen und Ergänzungen ver-
zu transponieren. Zwar hatte schon Gregory seiner Liste der mutlich ebenso schnell sich ergeben. Anders als jetzt bei der
griechischen Hss eine ähnliche Konkordanz beigegeben, aber das Beuroner Liste kann man die Blätter des gebundenen Werkes
Werk war ja längst vergriffen; die recht praktischen Listen von zw<lr nicht austauschen; aber jeweils zu kontrollieren, ob in einem
Benedikt Kraft (31955) und F.Krüger (1927) waren nicht voll- neben dem grundlegenden Werk aufzustellenden Sammelband ein
ständig. Jetzt ist es sehr leicht gemacht, aus den Apparaten Ergänzungsblatt zu einer bestimmten Seite vorhanden ist, wäre
Tischendorfs und von Sodens einen auf das System Gregory- eine vergleichsweise geringe Mühe. Die Vorstellung, daß die BeAland
umgestellten zu erarbeiten; da wir vermutlich noch sehr sitzer der jetzigen Liste Alands, wie bisher bei Gregory's Liste,
lange werden warten müssen, bis diese beiden Ausgaben ersetzt laufend genötigt sein sollten, handschriftlich Berichtigungen einsind
, bleibt vorläufig kein anderer Weg, wenn es auf Vollständig- zutragen, die in Zeitschriften bekanntgegeben werden, - aber
keit der Zeugen ankommt. Auch die im I. Teil der Ausgabe von wer soll das bei den in Universitäts- und Seminar-Bibliotheken
Sodens enthaltenen Beschreibungen von Hss sind jetzt bequemer befindlichen Exemplaren besorgen? - oder jahrelang auf einen Er-
verwertbar. gänzungsband zu warten, wäre deprimierend; an eine Neuauflage
... ., _ ., . , , ... des jetzt erschienenen Bandes ist sicherlich in absehbarer Zeit nicht
Aland verzeichnet 76 Papyri, 250 Majuskeln, 2646 Mi- 2U denken IA bin der Mei daß man auf dcm von mir
nuskeln und 1997 Lektionare. Dabei ist zu bemerken daß er die vorgeschlagenen Weg auch am schnellsten dem Ziel sich nähern
Lücke, die von Dobschutz - anscheinend, weil er dem Rockefeiler könnte> das jem noch jn wdter Ferne ,. nämljch dem m.
McCorm.ck New Testament die auszeichnende Nummer 2400 fassenden Werk, das auch Gregory's dreibändige „Textkritik des
geben wollte - bei den Minuskeln zwischen den Nummern 2362 Neuen Testamentes« und den I.Teil der Ausgabe von Sodens
bis 2394 gelassen hatte, geschlossen hat; bei den Lektionaren crsetZ£n ^ guf bdde wjrd man audi ^ d«m Erscheinen des
dagegen sind die Nummern 1581 bis 1589 und 1596 (warum kundi ten zwdten Bandes weiterhin angewiesen bleiben,
eigentlich?) weiterhin unbesetzt geblieben. Noch wahrend der w£., ^ ^ ^ ^ d ^ ^

Korrektur des Drucks mußten neue Hss in die Liste aufgenommen kommenen Hss beschreiben wird. Wenn jenes Ziel für lange

werden. Der Band ist ein Aufruf an die Betreuer der im Biblio- ^ nm ^ fromm£r ^ so haben A]and und

theksverze.chnis aufgeführten Institute, zu kontrollieren ob die sdn Mitarbdterstab doch schon ■ den aufrichtigen Dank aller

hier gemachten Angaben noch zutreffen; noch viele Nach orschun- verdjent_ dje ^ jn . ddner Wdse mjt der Textgeschichte des

gen an Ort und Stelle sind notwendig, bis die Zuverlässigkeit NeU£n Testaments befassen

erreicht sein wird, die man von einer Handschmtenliste verlangen _ _ . a . .

_ . Bona KnrI Tn. Sphtlfer

darf.

Mit Recht hält Aland an dem Grundsatz fest, eine in der Ehrhardt, Arnold: The Framework of the New Testament Stori«-

Liste frei werdende Nummer nicht neu zu besetzen; eine Lücke Manchester: University Press 1964. IX, 336 S. 8°. Lw. 37 s. 6. d.

schadet — anders als bei von Soden — in Gregory's System gar Erhardt legt eine Reihe von Aufsätzen vor, die sämtne"

nichts, eine Umbesetzung aber würde Verwirrung stiften. Hin- zwischen 1945 und 1962 bereits in Zeit- oder Festschriften et'

gegen hätte er schon jetzt Kommentarhandschriften, die nach- schienen sind. Er hofft, daß sie in Form eines Sammelbandes men

weislich Bibeltext nicht enthalten, streichen können. Schon Ernst Aufmerksamkeit finden als bisher und, obschon bzw. weil *»

von Dobschütz hat (ZNW 32 [1933] 201) eine Mitteilung von nicht immer letzte Antworten zu geben beanspruchen, in iW*

Josef Schmid publiziert, daß die Minuskel 2063 nur den Kommen- nicht alltäglichen Thematik die Forschung anregen möchten. vo(

tar des Andreas von Kaisareia zur Apokalypse, aber keinen Text allem hofft Ehrhardt, seinem Lehrer Karl Ludwig Schmidt rn

bzw. nur Stichworte enthält, und daß der Apokalypse-Text der diesem Aufsatzband ein Denkmal setzen zu können; denn er i ^

Minuskel 2066 eine Abschrift des gedruckten textus reeeprus ist; der Überzeugung, daß Karl Ludwig Schmidts theologische Pr'n

trotzdem figurieren beide Hss mit der Angabe rK in Alands Liste, zipien bei der gegenwärtigen Generation weniger Aufmerksan

ohne Fußnoten, die in anderen Fällen die nötigen Hinweise keit gefunden haben, als sie verdient hätten. Da Karl Lud*

bringen. Natürlich wird man überlegen müssen, ob man solche Schmidt der Erforschung der hellenistischen Umwelt des NT sei

Hss, die nun einmal in die Liste hineingeraten sind, durch ein- besonderes Interesse zuwandte, ist es verständlich, daß Ehrha

fache Weglassung streichen soll; es könnte dann geschehen, daß in allen seinen hier zusammengestellten Aufsätzen dies

jemand sie neu zu entdecken glaubt, weil er sie nicht in der Liste Forschungsweg folgt.