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Ausgabe:

1966

Spalte:

510-512

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Aland, Kurt

Titel/Untertitel:

Kurzgefasste Liste der griechischen Handschriften des Neuen Testaments 1966

Rezensent:

Schaefer, Karl Theodor

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 7

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diesem Stil sprechen könnte und daß man nicht mit Becker die Argu- Der wohl ausgestattete Band mit seinem gut lesbaren Druck

mente Schweizers (Ego eimi) beiseite schieben kann. Endlich fragt er, ob wird durch die klaren Ausführungen des Vf.s jedem, der sich mit

der Glaube an historische gnostische Offenbarer wirklich so weit ver- B.s Johanneskommentar und den damit verbundenen Problemen

breitet war. Der zweite Teil dieses Kapitels, überschrieben: „Eine nach- beschäftigt, eine willkommene Hilfe sein, auch wenn er sich nur

bultmannsche Ära?" (85—115) nimmt die Diskussionsbeiträgc von jnit bestimmten Aspekten befaßt und die eigene Stellungnahme

C. H.Dodd, Barrett und anderen, besonders Siegfried Schulz und Wil- nie uber Gebühr betont. Es ist aber deutlich, daß der Vf. die kri-

helm Wilkens. auf, läßt aber auch die Einwände von I M. Robinson dsche Einstellung des Evangelisten zu gewissen kirchlichen Lehren

tfZ" ""'/m' r* 0mn,Cn, ÄT T Vm"' b7 (Sakramente, Eschatologie), wie sie B. ihm zuschreibt, abschwächt

und Morton/Mc Gregor werden mit vorbildlicher Unparteilichkeit be- v ' b "

sprochen (leider ist dem Vf. die Kritik an den letzteren in der ThLZ 87, oder ganz bestreitet.

]962, 487—498 nicht bekannt geworden: sie hätte ihm diesen Teil der Es ist schwer, aus dem sehr einheitlichen Werk B.s eine beArbeit
wesentlich erleichtert). Selbst K. A. Eckhardt (Der Tod des stimmte Seite herauszunehmen und zu behandeln. Der Vf. hat
Johannes. . .) und W. Hartke (Vier urchristliche Parteien .. .) bleiben diesen schwierigen Versuch nicht ohne Glück unternommen. Seine
nicht unberücksichtigt. Dann folgt eine kurze Kritik durch den Vf. Dissertation (daß es eine Erstlingsarbeit ist, muß man mit be-
(107-115). Dabei ergibt sich, daß B.s These über die Zeichen"-Ouelle denken) kann ein wütiges Hilfsmittel sein nicht nur für die
sicherer begründet zu sein scheint als die über d^..Offenban,nrsreden Beurteilung ciner Sonderfrage des B.schen Kommentars, sondern
**eh?KÄd™ für die Erf°rsdlu"g des vi"ten Evangeliums selbst.

Münster/W. Ernst Haenchen

Das dritte Kapitel behandelt die Umstellungen des Textes, seine
Neuordnung und Redaktion: 116-212. Nachdem über die Störungen Aland, Kurt. Kurzgefaßte Liste der griechischen Handschriften des
des Textes und dessen Wiederherstellung durch die kirchliche Redaktion Neuen Testf,ments. J. Gesamtübersicht. Berlin: de Gruyter 1963. VII,
'wie sie B. voraussetzt) berichtet ist (116-119), wird B.s Neuordnung m g gf g0 = Arbeiten zur neutestamentlichen Textforschung, hrsg.
«s Textes dargestellt und kritisiert - eine ausgezeichnete selbständige y Institut f neutestamentl. Textforschung a. d. Wcstfäl. Wilhelms-
Leistung (1.10-34; 3.30; Kap. 4-7; 5,1-47; 7.15-24; 8,13-20; Universität Münster/W., Bd. I. Lw. DM 88.-.
usw. usw.). Der überlieferte Text und der von B. hergestellte sind nach . . . „ jy, .... ...

<«" Vf. nicht zwei gleich mögliche Alternativen; wo der neu herge- , Alle textkntische Arbeit muß mit einem Überblick über die

stellte Text den Leser nicht zwineend überzeugt, wird man den über- vorhandenen Handschriften beginnen. Der Neutestamentlcr sah

lieferten vorziehen müssen. Der Zustand des Evangeliums, so wie es sich in dieser Hinsicht seit Jahrzehnten ständig wachsenden

dem Redaktor in die Hände kam, läßt sich schwer angeben — das hat Schwierigkeiten gegenüber. Caspar Rene Gregory hatte 1908

der Vf. gesehen. Die bei der von B. vermuteten Zerstörung der Hand- einen Band „Die griechischen Handschriften des Neuen Testa-

schrift entstandenen Fragmente sind stets syntaktisch vollständig. Mit ments" veröffentlicht, in dem er den damals bekannten Bestand

Abdruck des von B. vorausgesetzten ursprünglichen Textes (179- katalogisierte. Schon der 1909 folgende dritte Band seiner 1900
2V- sehr verdienstlichen und für den Leser hilfreichen Beitrag, b engn .Textkritik des Neuen Testamentes" brachte Erweist
dieses dritte Kapitel. terungen der Liste der Majuskelhandschriften von 0161 auf 0166,

Das vierte Kapitel ist den Hinzufügungen des „kirchlichen Rcdak- Jer Minuskeln von 2304 auf 2318 und der Lektionare von 1547

tors" gewidmet (213—237), die durch Sakramentalismus, apokalyptische auf 1561; unverändert blieb nur die Zahl der Papyri 14. Gregory

tschatologie, Angleichung an die Synoptiker und Erweiterung der Lieb- hane ^ erboten> im Interesse einer einheitlichen Fortsetzung

"ngsiü Stc|,cn gekennzeichnet ist; B. schreibt dem Redaktor auch d Ljsten Nummern neu auftauchende Handschriften anzu-

S nerBemrkUngenn ^ bm 22 5Ää£U?Vfv? „IS geben. In seinen 1911 publizierten „Vorschlägen für eine kritische

tischen Gründen von B. erschlossene Redaktion will der Vt. nicht grund- & r_ m

«> Prüfen (Ruekstuhl hat alle wichtigen Aussagen besprochen, die B. Ausgabe des griechischen Neuen Testament hat er die Ma-

Ier* Redaktor ruwdit). Der Vf. hält es zwar für wahrscheinlich, daß juskeln 0167 und 0168 und die Minuskeln 2319 und 2320 nach-

KaP- 21 eine spätere Zutat ist, aber er spricht dem Redaktor 6, 51 c-58 getragen; in der Theologischen Literaturzeitung 37 (1912) Sp. 477

«nd 5. 27 f ab. Die sakramentalen Stellen will er nicht aus dem ursprüng- hat er die ihm bis zum 1. Juli 1912 bekannt gewordenen Papyri

''dien Evangelium ausscheiden, wohl aber vielleicht 19,35. 4.22b und 10.16 15 bis 19, die Majuskeln 0167 bis 0169, die Minuskeln 2308 bis

^"d Parenthesen, die man nicht mit Sicherheit ausschließen kann. Der 2^26 und die Lesebücher 1562 bis 1565 verzeichnet; weitere

ßf- bezweifelt, daß man der Redaktion allen Stoff geben muß, den ihr Na(bträge und Berichtigungen enthielten seine bei der Univer-

' 2Uweist- sitätsbibliothek Leipzig aufbewahrten Handexemplare der beiden

Der Schlußabschnitt („Conclusion": 238—249) arbeitet noch ein- oben genannten Werke von 1908 und 1909. Gregory, der als

jj13' drei Hauptfragen heraus: 1. Wie kam es zur gegenwärtigen Ordnung beinahe Siebzigjähriger freiwillig in das deutsche Heer eingetreten

be,? ,K°mP°sitipn dcs Evangeliums?; 2 Wie muß man die Folseraneen ^ fje, m7 an dcr Ajsne Nadl dem j, Weltkrieg hat Ernst von

Ä 1 ?'™jc'm". AntwTrt Mtm .f.2,"5'' 555 £52 Elemente Dobschütz die Weiterführung der Listen übernommen; zunächst

"Deutung bat d e Besc t srune der angeblichen redaktionellen hlcmentc i^w^i»*.* «.v . ° , . £1_____ i:u„,l,.,,J

du*h B. für die BibeTau eZg als eine theologische Disziplin? Zu 1: in der 1923 von ihm herausgegebenen 4. Auflage von Eberhard

**"" B.t Konzeption der Entstehungsgeschichte" des Evangeliums nidl« Nestles „Einführung in das griechische Neue Testament dann in

^erzeugt, was sollen wir an deren Stelle setzen? Der Vf. greift auf die der Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft hat er bis

Vermutung zurück, daß das Evangelium nicht vollendet worden ist. 1933 die Liste der Majuskeln bis zur Nummer 0208, die der

, 2: Daß der Evangelist manchen Anschauungen der frühen Kirche in Minuskeln bis 2362 und von 2394 bis 2401, die der Lesebücher

^° ehern Maße kritisch gegenüberstand, wie B. annimmt, läßt sich nur ^is 2ur Nurnrner 1609 fortgeführt sowie zahlreiche Nachträge und

a,tin, wenn man B.s Annahmen über die Tätigkeit eines Redaktors Berichtigungen zu den früheren Listen geboten. Nach seinem 1934

neiriT'- Überdies 5ci nidlt gcsagt' daß, «^Evangelist jemals eine e,n' erfolgten Tode setzte Walter Eltester die Liste bis1?)64, 0212,

hat i- Undu"»»«""""hängende theologische Stellung emgenommen ■ sje aber der ^ def

gt &^KÄKÄS S Zeiten ^ Seit 1949 haben zunäht Gcorg MahJ-

*e,ten würden sich eröffnen, wenn man B.s Vorgehen bei andern Doku- feld, dann Kurt Aland teils in der ZNW, teils in der ThLZ die

**«en nachahmte? Kann die „höhere Kritik" das Offenbarungswort Listen weitergeführt und an den früheren Listen vorzunehmende

^a"?lich machen, das in der Schrift verfügbar sein soll? Der Vf. ver- Berichtigungen angezeigt. War es schon nicht angenehm, daß man

se'st bier auf B.s eigene Äußerung in „Glaube und Verstehen", Band 3, bej Benutzung der beiden ersten Bände von Gregory's „Text-

f 4' wonach man nicht ein für allemal bestimmen kann, was im Neuen IgjtÜr." ständig die Nachträge im 3. Band konsultieren mußte, so

B £mn"lt Offenbarung ist und was nicht. Ist B. dabei geblieben? wurdc die Lage jes Neutestamentiers dauernd schwieriger durch

exiTt» ?ilich nidlt a,,cs aus dem Kanpn entfcrne,n; ,was sidl, se,?er die Notwendigkeit, auch alle in den Zeitschriften veröffentlichten

d nt,aIcn Interpretation nicht erschließt. Aber er bleibt trotzdem bei ^^/"J1^ ^ ^tigungen zu berücksichtigen, ein nicht nur

ÄSS' SÄ trlntng^nur " S Ion «U* jMfjSQ-

J-'Kommenta, betreffen „nd dessen Gesamtbedeutung nicht in Frage mit sich bringendes Verfahren. Hinzu kam daß zwei Weltkriege.

5te,,en, beschließt der Vf dieses Kapitel. Revolutionen und andere Ereignisse ihre Folgen auch für die Existenz
und die Besitzverhältnisse zahlreicher Bibelhandschriften

Indev , f°Igen noch eine Bibliographie (251-255), ein rtgwtoa d ß ,f ^ unsidler blieb> ob und w0 cine in den

ö£.gX"-26,) und ein Verzeichnis der angeführten Bestellen j^^fcj^ HancbArift MOA Vorhand« War.