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Ausgabe:

1966

Spalte:

508-510

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Smith, Dwight Moody

Titel/Untertitel:

The composition and order of the fourth gospel 1966

Rezensent:

Haenchen, Ernst

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 7

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Einfluß heidnischen Gottesdienstes bezeichnet usw. und überdies kritik nicht die Waage halten. Der Hoffnung des Verf., daß seine

in diesem Brief zum ersten Mal von der leiblichen Auferstehung Rekonstruktion der Vorgeschichte des 1. Korintherbriefs „eines

der Christen gesprochen und die korinthischen Christen über die Tages die Basis für einen sachgemäßeren Hintergrund für das

Kollekte für Jerusalem informiert. Auch die Warnung vor dem Verständnis des Lebens und Denkens des Paulus" bilden werde,

Verkehr mit den Ungläubigen in 2. Kor. 6, 14—7, 1 möchte der wird man sich schwerlich anschließen können.
Verf., hier in Übereinstimmung mit vielen anderen Forschern, als Das Buch ist, auch in den zahlreichen deutschen und französischen

Bestandteil des Vorbriefes erweisen. Bei näherer Prüfung erweist Zitaten, sozusagen fehlerfrei gedruckt; Druckfehler, die sich nicht ohne

sich freilich die Annahme, der Vorbrief des Paulus habe alle die weiteres verbessern lassen, sind: S. 171, Z. 13 Absicht statt Aussicht;
Gegenstände behandelt, die die Korinther dann in ihrem Brief S. 315, Z. 17 Greeren statt Greeven; S. 324, Z. 4. v. u. Thackery statt

dem Paulus gegenüber erwähnt haben, als durchaus nicht be- Tbackeray. — Übersehen ist der für die Beurteilung der Apg durch den

wiesen, und an zahlreichen Punkten ist die Rekonstruktion des Verf. hinderliche Aufsatz von Th. H. Campbell, Paul's Missionary

„Vorbriefes" völlig willkürlich (daß z. B. Paulus wegen der Ge- Journeys as Reflected in His Letters- JBL 74- 1955> 80 ff-
fahr der Unzucht bereits in dem Vorbrief normale Geschlechts- Marburg/Lahn Werner Georg Kümmel

beziehungen der Eheleute angeordnet hatte, läßt sich beim besten

Willen aus 7, 1 f nicht erweisen; und ebensowenig ist gezeigt, Smith, Dwight Moody, JR.: The Composition and Order of the
daß Paulus in diesem Brief die gottesdienstliche Verhaltensweise fourth Gospel. Bultmanns Literary Theory. New Häven and London:
der Korinther mit Götzendienst in Verbindung gebracht hatte Ya e Un.versity Press 1965. XX. 272 S. 4» - Yale Publications in

. n , ^ , . , .. . . -ir u • r. j j Religion, ed. D. Hörne, 10. Lw. 72s.

usw.). Die Rekonstruktion des paulimschen Vorbnets und der

korinthischen Antwort darauf (Tabelle auf S. 238 f) ist darum Unter dem obigen Titel hat der Vf., Assistant Professor of
in keiner Weise zwingend oder auch nur einleuchtend. New Testament, Methodist Theological School, Ohio, seine -
_ , , , leicht überarbeitete — philosophische Doktorarbeit für die Gra-
Der Verf. meint nun aber auch zeigen zu können, wie es zur duate School of the Yale University vorgelegt; die Konzen-
Abfassung des paulimschen Vorbriefs gekommen ist: da Paulus tradon auf Bu]tmanns (abg.. B.) Johanneskommentar hatte Proseine
Meinung gegenüber der ersten Predigt in Korinth in dem fessor pau, sdiuheIt angeregt
Vorbrief geändert haben müsse, müsse ein äußerer hinfluß ihn , _ .

dazu veranlaßt haben, und der Verf. findet diesen Einfluß in dem . A"f ein Vorwort (S V I f) und ein Inhaltsverzeichnis IX f) folg

. , . . , i. , ' . __. , , , j eine „Einführung (XI-XVIl), die kurz über B.s Johanneskommentar

Aposteldekret, das Paulus inzwischen angenommen hatte und und die don vorausg<;setzte und begründcte Komposition und die fünf
dem er nun in dem Vorbrief in Korinth Geltung verschaffen Hauptschichten unterrichtet (Offenbarungsreden, „Zeichen"-Quclle,
wollte, worauf die Korinther in ihrem Brief mit dem Vorwurf der Leidensgeschichte, Material der „kirchlichen Redaktion", Beitrag des
Inkonsequenz antworten. Der 1. Korintherbrief ist dann der Evangelisten selbst) und auch schon auf die von B. vorausgesetzten UmVersuch
des Paulus, soweit wie möglich auf seine ursprüngliche Stellungen eingeht.

Predigt in Korinth zurückzugreifen und doch möglichst weit- Nach einer Liste der Abkürzungen (XIX f) beginnt das eigentliche
gehend an den Anordnungen des Vorbriefs festzuhalten. Schon Werk mit Kap. 1: „Die Komposition des Evangeliums durch den Evan-
diese These kann nur als völlig willkürlich bezeichnet werden, gelisten" (1—56), jenen — nach B. zum Jesusglauben bekehrten Täufer-
gänzlich unbegreiflich aber wird der Versuch des Verf., nun zu jünger, dessen Methode und die Kriterien, mittels deren B. den Anteil
erklären, warum Paulus das seinen Meinungswechsel verur- des Evangelisten zu identifizieren hofft, zunächst behandelt werden
sachende Aposteldekret den Korinthern verschwiegen habe (er ^~7>- oder hebräische Ausdrucksweise; 2. rabbinische Ausdrucks-

i . j!____i___• j_n , . , ... . weise; 3. das epexegetische ivn; 4. antithetische Satze mit positivem una

konnte nicht zugeben, daß er um der Anerkennung seiner Mission j . K r , , , ,,. ,.. , r , -ttumttte
.„.,?,.,, .„ . 6 . , negativem Ausdruck des Gedankens; 5. elliptisches aXk Iva; 6. stilisierte
willen m Jerusalem auf einen Kompromiß eingegangen war) und Idcntifizierungssatze wic i,i5i 7.^«»mh Akkusativ = über jeman-
warum er es auch m Gal. 2 verschweige (er hätte sonst seine Ab- den etwas sagen; 8. Wiederaufnahme des Subjekts oder Objekts durch
hängigkeit von Jerusalem zugeben müssen). An dieser Stelle das Demonstrativpronomen. Ein zweiter Abschnitt (7—9) bespricht
bricht die Konstruktion des Verf. endgültig zusammen, und sein Beleee für die Arbeitsweise des Evangelisten, die im Kontext sichtbar
Versuch, im 4. Teil („Folgerungen") die enthusiastische Hai- wird: er schreibt in Prosa (im Unterschied vom poetischen Stil der
tung des Paulus bei seinem 1. Besuch in Korinth als älteste Offenbarungsreden), steuert Anmerkungen und Erklärungen bei. schafft
erreichbare Form der Paulinischen Theologie zu erweisen ("We Übergänge und Abschlüsse, bildet (oft mit Benutzung der Offenbarungs-
conclude . . . that when Paul first visited Corinth he preached a redcn> die Di?,Pgc ^'ichen Jesus und dessen Widersachern macht Zett
r , j. ii i n .ni . , r und Ortsangaben, verrat sich (mindestens in 6, 22—26 und 8,44) dura'
tervent apocalypticism ; die Grundlage der Gewißheit des tr- . , * n rv „ n..—j„o p,nn-
, , in. i ^i i i o t. in. i i ii Mißverstehen einer Quelle. Die stilistischen Charakteristika des fcvan
lebens der Parusie war der Glaube, daß die Wirkung des Herren- gelisten (9_n) erweitern das bisher über die Kriterien Gesagte: theo-
mahls den Tod in Schach halte, S. 2S7), kann nur noch als reine logische Motive und eine besondere Terminologie treten hinzu (1' Pj
Phantasie bezeichnet werden. Die „Methode des Evangelisten" (12 f) läßt sich nach dem Vf. in für»
.1 , : ., ., ,. rII. .... ,. „, . Punkten zusammenfassen: 1. Anmerkungen und Übergänge; 2. KürzU""
Man wundert sich angesichts dieser Erklärung für die Wand- gen Versetzungen. Ausschnitte aus Quellen; 3. vorbereitende Einfühlung
im Denken des Faulus, daß der Verf., der der Apostel- p^g eincs spätcr behandelten Motivs; 4. Nachah mung des Stils •*
geschichte sonst so wenig geschichtlichen Wert zuerkennt, ihr die Quelle (besonders der Offenbarungsreden); 5. symbolisches Verständnis
alleinige Bewahrung des Apostcldekrets als der die Anschauungen oder Deutung von Angaben der Quellen. Darauf (14 f) bringt der vi-
des Paulus entscheidend verändernden Abmachung zwischen eine vorläufige Frage zu B.s Methode: Verwertet sie nicht hypothetisch«
Paulus und den Jerusalemern zutraut; und das Bild des Paulus, Annahmen als Voraussetzungen für weitere Schritte? Der Vf. gibt zu-
der um der Einigung mit den Jerusalemern willen seine grund- Es ist möglich, die vorgefundenen Data anders auszulegen und zu vc -
legende theologische Einstellung über Bord wirft und unter Ver- «^f! als B' D"scn Perspektive prädisponiert ihn dafür, die Bega*

!„„■„„ i cr;„A~ Cr,, r ■ j. i der Literaturana yse und literarischen Quellen als Schlüsse zur Losi"'*
schweigen der Grunde für seinen Gesinnungswechsel seiner der johanneisdlcny p zu sehen. _ Der nun Wgcride größcre AbGemeinde
plötzlich völlig entgegengesetzte Weisungen erteilt, ist sdlnin flber die Quc]Icn dcs Evangc,isten (1,_,6) giit zunächst den
nicht nur phantastisch, sondern völlig unglaubwürdig. Kann „Offenbarungsreden", deren von B. vorausgesetzter Wortlaut S. 23-?*
darum der Versuch des Verf., auf dem Wege traditionsgeschicht- abgedruckt wird — ein für den Leser sehr nützliches Unternehme'11
lieber Untersuchung zu früheren Formen paulinischer Theologie S. 34—44 wiederholt dann der Vf. dasselbe für die ,,Zeichen"-Quc'
vorzudringen, nur als gescheitert bezeichnet werden, so soll damit während er die Passions-Quelle S. 48—51 zum Abdruck bringt un
sein Buch doch nicht als wertlos hingestellt werden. Die sorg- ..Andere Quellen und Traditionen" S. 54-56. jeweils innerhalb vo
fältige Aufarbeitung der gesamten Literatur, die gründliche Er- diesen Themen gewidmeten Unterabschnitten. ^
örterung exegetischer und historischer Einzelprobleme, die tabel- Das zweite Kapitel (57—115) widmet der Vf. der Besprechung
larische Zusammenstellung der Forschungslage und die vorzüg- B-s Qnellentheorie. Er handelt zunächst von der Beurteilung, die -
liehen Bibliographien und Register machen das Buch auch für durch Jeremias, Martin Dibelius, Grobel Easton Menoud und besonn d
den, der die Resultate des Verf. nicht anzuerkennen vermag, zu *T Ka!em:inn "fah;en hat, geht dann auf Ruckstuh und Edu.

■___„ j r j . is ■ i i ■ c ii ■ schweizer ein unter Aufnahme von Schnackcnburgs Kritik, lallt " '

einem Repertonum der Exegese des 1 Korintherbriefs. Und man Noack zu Wort kommcn und gibt ausführlictl Auskt,nft übcr H. Becker

kann nur bedauern, daß die stupende Literaturkenntnis des Verf. Dissertation über „Die johanneischen Offenbarungsreden". Er mne»'

und sein fast kriminalistischer Scharfsinn der methodischen Selbst- demgegenüber mit Käsemann geltend, daß der Evangelist selbst '