Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1966

Spalte:

462

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

Autor/Hrsg.:

Kütemeyer, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Die Krankheit in ihrer Menschlichkeit 1966

Rezensent:

Rössler, Dietrich

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

461

Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 6

462

Robinson , John A. T.: Gott ist anders. Übers, v. Ch. u. G. Hahn. diesen tragischen Gegensatz im Leben Reinhold Schneiders klar
Berlin: Evang. Verlagsanstalt [19651. (Lizenzausgabe des Verlags heraus, welchen Gegensatz der Dichter selbst in seinen großen
Kaiser, München) 224 S. 8 Dramen (vor allem in den beiden Papstdramen „Der große Verls
. Bespr. in ThLZ 90, ?965, Sp. 384). ■ j,„.. % , , c . , ^ " ,^ . , . , , ,

c . , , „. ' . - , , zieht und „Innozenz und Franziskus ) gestaltet hat: „Nachfolge

S lVl-12 VanS 8Cn; Gottlosi«keit (ZdZ 20' 1966 Christi in der Welt, buchstäblich und total, ist unmöglich und ent-

kI , , , , , spricht doch der Forderung Christi" (S. 82). Mit Recht läßt sich

Windeier, Alois: Mysterium mortis. Neue eschatolog.sche Lehren Zirnrnermann auf eine ausführlidie und kluge Analyse d;—-

leser

(ThGl 56, 1966 S. 144—159). u j r>

T beiden Dramen ein.
l appenbeck, Heinrich: Die Auffassung von der Ehe in Dogmatik , . . . , „

und Kirchenrecht des römisdien Katholizismus (Die evangelische Dia- , lm letzten Kapitel „Der Widerspruch und das Kommende

spora 36, 1966 S. 141—154). faßt Zimmermann die Tatsachen des „Falles Reinhold Schneider"

Willems, Bonifac A.: Karl Barth und seine ökumenische Bedeu- anläßlich seines Protestes gegen die Wiederbewaffnung zusammen.

tung (Concilium 2, 1966 S. 249—253). Es ist zu begrüßen, daß durch Zimmermanns Darstellung die Wahr-

Wittram, Reinhard: Bedeutung und Gefahren des Institutionellen heit über Reinhold Schneider ans Licht gebracht wird: er „hat von

in der Kirche (MPTh 54, 1965 S. 257—269). Herzen gewünscht, daß das deutsche Volk und die Welt zum Frieden
, zur .radikalen sozialen Gerechtigkeit' finden möchten." (S. 92)

ETHIK Reinhold Schneider mußte diesen Willen zum Frieden mit

7: , -. . ,. n r ■ j n- schweren Qualen, körperlichen wie geistigen, bezahlen, wofür

*•' m m e r m a n n , Ingo: Stimme in die Zeit. Das Encdenszeuenis Rein- -r. . , _ r ~~„ n . .

h«u cj. j c- c» j- d i- e j i - » i. i,„,,i Zimmermann viele Zeugnisse u.a. aus person ichen „Briefen an
nold Schneiders. Eine Studie. Berlin: fcvang. Verlagsanstalt 11963 . _ ,„ .,6 , . . . r , , ... . .

104 S. l Titelb 8° Lw DM 5 — einen Freund (Otto Heuscheie) und aus dem letzten Werk des

Dichters, den Tagebuchaufzeichnungen „Winter in Wien" sach-

Seit sich Reinhold Schneider in schwerer Zeit zum Sprecher kundig und einfühlsam zusammengestellt hat.

und Tröster der Verfolgten und Leidenden machte, dürfen ihn alle -r- j »«r j_ r> ■ i_ i j cj. -j

ri,,. . i n « j i i c il Zimmermann zitiert das Wort, wonach Reinhold Schneider

fristen und alle Deutschen beanspruchen. Sein Lebensschicksal . r n 4. j.i j •< . j j .. l

m,„ , ,. , ■ . j i.j, das „Gewissen Deutschlands genannt wurde, und nennt ihn zu-

mag symbolisch verstanden werden: der Vater war evangelisch, die , ., i r ■ , v m « /c c ■ c - j

u,,.,. i , j i7 i u r u- gleich das „Gewissen der Kirche (S. 91). „Sein Friedenszeugnis

»lutter katholisch, die Vorfahren des Vaters lebten im Lrzgebirge, r, , • « /c m rv t j i

Jj„ . .. ' , „ . n , „ , 6 war sein Glaubenszeugnis (S. 91). Dieses Zeugnis wurde gelebt

Qie der Mutter am Bodensee. Der in Baden-Baden 1903 geborene j v j j u j. ui ka

1Inj • c ., ir> j l j 1 j j unter dem Kreuz, unter dem der hochsensible, integre Mann

"na in Freiburg 1958 verstorbene Dichter verbrachte entscheidende ,,. fll., .

labr» i i .. c , .. . , , schließlich verblutete.

Jdnre seines Lebens (1922—1937) in Sachsen, I hunngen und auch _ ,„.-,,,,

in n i- 1, . r i •<• i j j j ix ■ Freiburg i. B. Curt Vi in te rlial t<-r

"■ Berlin. Von seinen Schuften konnten auch nach dem Krieg
wiederholt Lizenzauflagen im St. Benno-Verlag, Leipzig, erscheinen
. Er war einer der wenigen westdeutschen Schriftsteller, Kütemeyer, Wilhelm: Die Krankheit in ihrer Menschlichkeit. Zur
die an Johannes R. Becher zum 60. Geburtstag schrieben. Der Methode der Erschließung und Behandlung körperlicher Erkrankungen,
immer wieder in allen Lagern mißverstandene Mann wurde zu mfuTo Vandcnh°ed< & lX96*1 W S' ?r '* Lw'
°eginn der Laudatio bei der Verleihung des Friedenspreises des

deutschen Buchhandels, 1956, von Werner Bergengruen als ein Dieses Buch unterscheidet sich dadurch gründlich von der

Bote des Friedens im biblischen Sinn begrüßt. landläufigen medizinischen Literatur, daß es den Leser teilhaben

Es lag nahe, daß der junge Theologe Ingo Zimmermann sich läßt »n ärztlicher Beobachtung Erfahrung und Deutung. Es ver-

>n seiner Studie über Reinhold Schneider auf das Thema des Frie- mltte f "i*4 ,bloße Sach-Ergebnisse naturwissenschaftlich-medi-

«nsstifters konzentrierte. Aus einer genauen Kenntnis des um- zinischer Forschung sondern führt ein in die ärztliche Anschauung

«ngreichen und teilweise nicht leicht zugänglichen Werkes des kranken Menschen. Das gibt diesem Buch seine Bedeutung

s*öpfe„d, gibt Zimmermann in fünf Kapiteln eine Darstellung S^de für eine theologische Leserschaft. Freilich ist die Lektüre

der -Gedanken des Friedens" Reinhold Schneiders in dessen Leben nidlt ficht nicht nur des oft eigenwilligen Stiles wegen, sondern

""d Werk. In überzeugender Weise und mit glücklicher Hand führt ^or, aIIem durd de" Aufbau im Ganzen Das Buch hat neben

d« Verfasser von Zeugnis zu Zeugnis. Aus den Tagebüchern des Einleitungen und Schluß vier durchaus selbständige Teile, deren

Rundes Jochen Klepper zitierend, verweist Zimmermann auf Verknüpfung durch eine übergeordnete Thematik gegeben ist Es

^e"ihold Schneiders „Inselreich", das bereits 1936 mit seiner „Be- s;nd„2 theoretische oder systematische Erörterungen (Von

*0n«ng der ethischen Seite der Geschichte" eine unüberhörbare der Pathologischen Physiologie zur Anthropologischen Medizin

^iwort auf die damals gängige Auffassung von der Macht gab. (Friedrich Kraus), S. 36-42 und II (Ludolf von Krehl), S. 96-101)

Jahre später erschien als ein Protest gegen die Verfolgung "nd 2 Krankengeschichten (Lungentuberkulose S. 20-3 5 und

der Juden die Erzählung aus der Konquistadorenzeit „Las Casas Pril™ chronische Polyarthritis, S. 43-95 Die Teile b.eten m.t-

*>r Karl V.", ein Bekenntnis zum Gedanken, daß Gott die Völker einander keine fortschreitende Gedankenfuhrung sondern setzen

nic"t für den Krieg, sondern für den Frieden geschaffen hat. iew,ei 5 neu ein' um bestimmte Akzente und Probleme, Ansichten

[ni . , „...icj -i und Interpretationen darzulegen. Die verbindenden und immer

Hehr in Mfe"de" )*hr™ wuchs Re.nhold Schneider immer wjederkehrenden Hauptthemen sind: Die Verflechtung von Seeli-

Volke "u "C « g .C i ?? Ac"klager U",d Tr0Ster STf schem und Körperlichem bei der Entstehung einer Krankheit, in

Sätze rnem- Er wir,k/c durch seine Sonette und religiösen Auf- der Krankengeschichte und bei der Heilung; die Bedeutung der

unser SfTS V°F f™,, Se"3e BeJtra*tu£n8en ZT £Va!fr" Umwelt des Kranken für sein Kranksein: andere Menschen, soziale

Gebet 2 A t~' S Heimat " mK> -S ^ v tt und moralische Bindungen und Normen; und schließlich das Ver-

'n der l, 5l 'hnLZUr cinLz,gart^e" Mo^,d?k,clt s^nem V°lk hältnis von Arzt und Patient, das in verschiedenen Dimensionen

d*te S0Y| Tl11 ü"g Jbcizrustenfn- Daß % Slch dabel.se,bst ffanr" eine gegenseitige Bindung wird und für Heilung und Krankheit*

blick' duÄ Ub" dc,r TatSachc RCttU"g ,m ICtZt^ verlauf von Gewicht ist. Freilich sind diese Themen schon immer

Recht v* Beendig""g d« Krieges vergessen werden Mit dje ^ anthropoiogischen Medizin gewesen. Aber K. zeigt an

Reinhold 7u$t, Zm™rmann auf die Jcrem.a-Beziehung vje]en ^ Erfahrun£,en und Deutungen, die auch den

reiche De»,dlncider" dcr "och kurzL vor scinem Tod elne aufsdllllß- Leser erkennen lassen, was dem Buch die Überschrift gab: Die

cutung des Propheten gab. Krankheit in ihrer Menschlichkeit.

Ben"-- m Krieg fühlte sich Rcinhold Schneider erst recht Tübingen Dietrich kös<I(m

& "ratio*- M-i.___ .i i .. . ii 17 ii • _

Bakema, Jacob Berend: Die gebaute menschliche Umgebung

Volk"dgt' rnitzuwir'<en, daß aus seinem geschlagenen Volk, „ein
miß), er Beter und Büßer" werde. Die überkommenen und vielfach

und ra,Uentcn Vorstellungen von Macht und Gewissen, Wahrheit (MPTh 54, 1965 S. 278-283).

durchs ' ^rc'hcit und Menschenwürde sollten überprüft, neu Desjardins, Claude: La contribution du Pere Joseph de Finance a

^«BtnA * U"d "CU ßelcbt werden- Daß Rc'nhold Schneider dabei la Philosophie morale (Sciences Ecclesiastiques 18, 1966 S. 65-94).

gelan °n ^idersprudi zu staatlichen und kirchlichen Autoritäten Hamel, Edouard: L'usage de l'Ecriture Sainte en theologie morale

8en mußte, war nicht verwunderlich. Zimmermann stellt (Gregorianum 47, 1966 S. 53—85).