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Ausgabe:

1966

Spalte:

449-451

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Seifert, Siegfried

Titel/Untertitel:

Niedergang und Wiederaufstieg der katholischen Kirche in Sachsen 1966

Rezensent:

Barnikol, Ernst

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 6

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Diese Aufgaben erlauben keine Monopolstellung der Theologen das Aufhebungsjahr des Jesuitenordens 1773 als Grenze gesetzt,

mehr. Ein gutes Beispiel für das veränderte Verhältnis von Laien was mehr negativ als positiv ist. Übrigens wurde schon 1726

und Theologen ist die Vorbereitung der Predigt im Gespräch mit selbst von katholischer Seite die „Einseitigkeit" des dort allein

den Laien. Dagegen beurteile ich die Dialogpredigt wegen der wirkenden Jesuitenordens ausführlich kritisiert (vgl. den nunmehr

Gefahr der Auflösung der Verkündigung ins Unverbindliche kri- verlorenen, aber durch Safts Benutzung bekannt gebliebenen

tischer. Im Verhältnis von Sammlung und Sendung fällt bei K. Dresdener Text bei Seifert S. 157—158). Die angebliche „Wicder-

der Akzent zu einseitig auf die Sendung und wird das in herstcllung" seit 1697/1699 bis 1773 ist doch keine eigentliche

C. A. VII über die congregatio Gesagte verkürzt. M. E. hängt Wiederherstellung, sondern eine höfische, dadurch politisch be-

das damit zusammen, daß bei der Bestimmung der Freiheit der dingte und gegenreformatorisch partielle „Wiedererscheinung",

Kirche als Frei-sein für die Menschen nicht ausreichend bedacht außerhalb Bautzens. Die archivalische Abgrenzung mit 1773 ist

•st, daß die Freiheit der Kirche zuerst ihr Frei-sein für Gott und also willkürlich, da bekanntlich erst 1807 die Katholiken in

nur so auch ihr Frei-sein für die Menschen ist. Wird dies beachtet, Sachsen den Lutheranern politisch überall prinzipiell gleichgestellt

gewinnt der Gottesdienst der Gemeinde an Gewicht und erhal- wurden.

ten auch die Ausführungen am Schluß über die heute drohenden .. _ r . . . , .

Unfreiheiten (atomarer Terror, sanfter Terror der Massenmedien „ . Hcrz0* G„eorg von Sachsen (1471-1539) w.rd in seiner

und Enteignung des Gewissens) und den damit gebotenen Dienst Haltung: pro Reform, aber contra Luthers Reformation darge-

der Kirche für den Menschen einen besonderen Akzent. *tell| und sozusagen a's Wahr« der strengen „Landes- und

Reichsgesetze geehrt (b. 6). Hier muß auf einen irrigen Vorwurf

Die Schrift als Ganze, die ihre Nähe zur Theologie Karl Sejferts und zug]eich auf eine bedenkliche Lücke in seiner Arbeit

Harths nicht verleugnet, darf als wertvoller Beitrag zur Klärung aufmerksam gemacht werden. Es handelt sich um den - nicht

der gegenwärtigen Bedeutung der Barmer Satze betrachtet Leipziger - Buchdrucker und .Buchführer", d.h. Buchhändler

erdcn- Hans Hergot aus Nürnberg. Dieser, der Thomas Müntzers Streit-

GörIitz _Hans-Joachim Frankel schrift gegen Luther 1524 heimlich in Nürnberg gedruckt hatte,

c„l . , „ ,, r,- vii j- j • *y. , .., ,<--,,, wurde wegen einer „aufrührerischen" Schrift, deren Titel Seifert

5 c h n c i d e r , Burkhart: Pius XII. an die deutschen Bischöfe (StZ 177, ... . • t ■ ■ ,„ . lr„l. ... . ~

91 Ig 1966 S 252—266) n nennt, In Leipzig am 20. Mai 1527 hingerichtet. Zu Llnrecht

wirft Seifert Blanckmeister vor, dieser habe in seiner „Sächsischen
Kirchengeschichte" (1906J „S. 218", lies: S. 118) „Vertrieb ketze-

KIRCHEN- UND KONFESSIONSKUNDE rischcr Schriften" (so Seifert S. 5) als Grund angegeben; Blanckmeister
spricht dort von „aufrührerischen" Schriften. Das Leip-

Seifert, Siegfried: Niedergang and Wiederaufstieg der katholischen ziger Stadtarchiv-Exemplar, das mit der Stadtbibliothek am

Kirche in Sachsen 1517—1773. Leipzig: St. Benno-Verlag [1964]. IX, 4. Dezember 1943 verbrannte, war kein Unikum und ist in der

196 S. 8° = Studien zur kath. Bistums- u. Klostcrgeschichte, hrsg. v. Faksimile-Wiedergabe „o. ].", um 1925) vollständig erhalten; das

Hoff™nn u. F. P. Sonntag, 6. zwcitc Exempiar fand sic}l in der Zwickauer Ratsschulbibliothek

Diese von dem Leipziger Kirchenhistoriker Lau angeregte, (Museum), wo vor 1939 beide Exemplare von mir verglichen

Von der Leipziger Theologischen Fakultät als Promotionsschrift wurden, und stammt aus dem Besitz des Magisters Stephan Roth.

anRenommenc und in dem bekannten katholischen Verlag — Seifert kennt nicht die Spezialliteratur, zumal nicht die neuesten

-Kirchliche Druckerlaubnis: Bautzen, den 13. April 1964. Dr. Publikationen: nach A. Kirchhoff (1878 und 1886) weder die

Hötzel, "Generalvikar" — erschienene Studie ist nach Form und Faksimile-Wiedergabe um 1925, noch den Neudruck in Halle von

Inhalt eine erfreuliche Erstlingsarbeit und bedeutsame Publika- L.E.Schmitt (1953), vor allem nicht die literatur-, quellen- und

*ion. Der Verfasser hat die bisherige Literatur gut gesammelt und auch weithin problemkundige Studie von Gerhard Zschäbitz:

geschickt verwertet, besonders seinen Vorgänger: Fr. Saft, SJ, -Von der newen Wandlung eynes Christlichen Lebens" - eine oft

D'e Wiederherstellung der katholischen Kirche in Sachsen im mißdeutete Schrift aus der Zeit nach dem Großen Deutschen

*8- Jahrhundert. Maschinenmanuskript. (Der Verf. ist kathol. Bauernkrieg (Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, VIII. Jahr-

Studentenpfarrcr in Erfurt. Die Arbeit erschien, gekürzt und um- gang, 1960 S. 908-918). War Hergot der Verfasser oder nur der

gearbeitet, 1961 in Leipzig unter dem Titel: Der Neuaufbau der Verantwortliche des (Leipziger?) Druckes und der Verbreiter, an

katholischen Kirche in Sachsen im 18. Jahrhundert.)" (S. 195, vgl. dem Herzog Georg auf dem offenen Markte in Leipzig sein ab-

s- 157 Anm. 116: ein Dresdener Text „ist Kriegsverlust, und ich schreckendes Exempel statuierte? Wo blieben die zwei bzw. drei

muß mich hier, wie so oft, auf Saft stützen"). Vor allem hat Seifert Leipziger Studenten, die, als Verbreiter des Textes (in Abschrif-

das noch erreichbare archivalische Material herangezogen, wobei ten) verhaftet, doch im Juni 1527 freigelassen wurden? Ist nicht

er sich der Beihilfe des „Domkapitels St. Petri in Bautzen" und der Verfasser der sozial-christlichen Reformschrift zwar nicht

der „Patres der Gesellschaft Jesu" erfreute (S. XII). Die Bezug- „lutherisch-reformatorisch", sondern eher „(pseudo)katholisch-

"ahme auf Franz Blanckmeister ist für dessen Arbeiten, besonders: reformistisch" bestimmt, da er klagend das Versagen seines

^nristianc Eberhardine (1891), Val. E.Löscher (1893 und 1926), Papstes konstatiert: „vnsern aller heyligsten vater den Bapst

Sächsische Kirchcngechichtc (1899. 1906 ') und Urteile ehrenvoll, vn die höchsten priester alle mit eynander ynn vneynigkeyt"

zumal dieser manchmal deutlicher selbst urteilt und nicht nur (Schmitt S. 62/63)? Jedenfalls ist hier bei diesem christlich wich-

lexte, Tatsachen und Zitate sprechen läßt. tigen und tragischen Leipziger Exempel vom Mai 1527 die not-

. , Seifert behandelt in seinen drei Teilen in I: Den Niedergang wendige richtige und zumindest vollständige Orientierung sowie

^Mischen Kirchenwesens in Sachsen, Kap. 1: Die Reformation selbständige Weiterarbeit hinsichtlich des Verfassers und seines

£ Sachsen, Kap. 2: Das Schicksal der katholischen Bistümer und rätselhaften Büchleins 1964 in Leipzig leider nicht geschehen,

lausig S^S,cn- Kap 3: Die katholische Kirche in der .Qber- Erfreulich ist die Hervorhebung der übereinstimmenden

Sachi ' j0'1, II: Die Versudlc' katholisches Kirchenwesen in G]eicnsetzung von priester und Bjschof _ „cin Ding in der

alleem ■ Wl ,fhcrZUSte,,Cni Kap- 4: PiC Gegenreformation im Scnrift« _ bd Luther bej Georg yon Anhalt sdt m5 a,s

HosiucT6"' P' 5: PctrUS Canisius (sd?°" 155,1!] und Stanislaus mKoadiUbUm in den geistlichen Sachen evangelischer „Bischof"

nach d t i57,10' Kap- 6: Die katholisdlc ,K,r*c und Sachsen fa Merseburg, und bei Nikolaus von Amsdorf, seit 1542. evange-

genKri v Kurfurst A"g"Sts bis zum Ende des Dreißigjahn- ]isdier ßjsdiof jn Naumburg durch Ernennung des Kurfürsten,

Die Wl *f*Y P' l: Versuchc und Erfolge 1656-1697; in Teil III: durch Luther jht und eingeführt,
d . acrncrstcllung der katholischen Kirche in Sachsen (die

off. zunacnst nur eine bedingte und höfische war, mit nicht- Wie die Reformation ist auch die Gegenreformation politisch

^ entliehen „Hofgottesdiensten in der Hofkapclle", mit der ersten bedingt, vielleicht noch mehr; zumal für die Päpste und für die

DfSSj im Dresdener Schloß Herbst 1699, vgl. S. 136): Kap. 8: Jesuiten wird das deutlich qucllengcmäß gezeigt, nicht zuletzt für

Nachi ^ap' 9: Leipzig, Kap. 10: Hubertusburg und Kap. 11: den Bereich Bautzens. Mit Recht übernimmt Seifert, wie er S. 106

Rüd<hlSCi' dari|ntcr: „Lutherische Gegenwehr". Abschließend: selbst sagt, in der Zeichnung des skrupellosen und a-rcligiösen

blick, Quellen- und Literaturverzeichnis. Der Verfasser hat Konvertiten August des Starken (1697-1720) die treffliche Studie