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Ausgabe:

1966

Spalte:

445

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Maier, Hans

Titel/Untertitel:

Revolution und Kirche 1966

Rezensent:

Kupisch, Karl

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Seite 1

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445

Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 6

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L i n d r o t h , Hjalmar: The Nature of Catholic Unity according to the Karnetzki, Manfred [Hrsg.]: Ein Ruf nach vorwärts. Eine Auslegung
Lutheran Reformation (Studia Theologica 19, 1965 S. 97—111). der Theologischen Erklärung von Barmen 30 Jahre darnach. München:

Lohse, Bernhard: Luther und Huß (Luther. Zeitschrift der Luther- Kaiser "j*4- 9jJ; 8° = Theologische Existenz heute, hrsg. v. K. G.
gescllschaft 36, 1965 S. 108-122). Steck u- G- Eidiholz. N. F. Nr. 115. DM 5.80.

Ludolphy, Ingetraut: Johann Huß (Luther. Zeitschrift der Luther- Diese Schrift ist insofern eine Gemeinschaftsarbeit, als jede

gesellschaft 36, 1965 S. 97—107). These von einem anderen Autor behandelt wird, wobei es allen

Meyer, Harding: Menschheit und Gottheit Jesu in Luthers Weih- um eine Übersetzung für die Gegenwart geht.

nachtspredigt (MPTh 54, 1965 S. 468-^75). u , . r „ .. ,_,.„., „ .

6 Helmut Gollwitzer eröffnet die Reihe mit seinem Beitrag

Molndr, Enrico S.: Two Ecclesiological Betrayais of Pre-Reforma- zur l. These: „Gottes Wirklichkeit und die Ideologien der Men-

tion Movements (Anglican Theological Review 47, 1965 S. 419-426). sehen". Im Anschluß an Karl Barth (Theol. Existenz heute Heft 1,

Secret, F.: Notes sur Egidio da Viterbo (Augustiniana 15, 1965 1933) weist er darauf hin, daß die Kirche nur dem Worte

S. 414—418). Gottes zu dienen habe. Damit wird ein Damm errichtet gegen

Winkler, Eberhard: Melanchthons lateinische Leichenrede auf Kur- die „Ideologisierung des Menschen selbst" (S. 9), die sich überfürst
Friedrich den Weisen (ZfRG 18, 1966 S. 3 5—42). all «ort vollzieht, wo die Wahrheit, daß der Mensch Glied seines

yi.it t.. to ii» t ix .tu.* in m Volkes oder auch der Gesellschaft ist, in ihrer Bedeutung nicht

" o I r, Ernst: Was wollte Luther eigentlich? (Concihum 2, 1966 ■ » ■, .•. , .... _. 6. .

S. 236—240) mehr offen bleibt, sondern mit einer bestimmten Theorie des

Volkes oder der Gesellschaft identifiziert wird. Indem aber der
Dienst der Kirche direkt auf das Wort Gottes bezogen ist, wer-

KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT t»^ÄTÄ^^

bewahrt. Für alle noch so legitimen Ansprüche der Welt gibt es
Maier, Hans: Revolution und Kirche. Studien zur Frühgeschichte der eine Grenze, „an der sie ... unterstellt werden dem höheren
christlichen Demokratie (1789—1901). 2., erweit. Aufl. Freiburg/Br.: Namen ... des dreieinigen, lebendigen Gottes" (S. 11). Im Fol-
Rombach [1965]. 3 32 S. 8° = Freiburger Studien zu Politik und genden unterscheidet G. das Hören des Glaubens von der Posi-
ioziologie, begründet v. A. Bergsträsser f. Lw. DM 29.-. tion der Horchenden. Zu hören ist Gott allein in Jesus Christus.
Die erste Auflage dieser trefflichen Arbeit ist an dieser Stelle .Jesus Christus — also ein irdisches Menschenleben in einer be-
(ThLZ, 1961, H. 3) ausführlich gewürdigt worden. Die neue Auf- stimmten Zeit gelebt, (wohlgemerkt, nicht: war das Wort
Jage ist unter Aufnahme weiterer Literatur bearbeitet und im Gottes) sondern ist das Wort Gottes" (S. 15). In seiner ein-
historischen Teil bis auf die Zeit der Kirchenpolitik Leo XIII. er- drucksvollen Entfaltung dieses Satzes sagt G., daß „nichts mehr
Deitert worden. Man wird zu dieser im inneren Duktus gleich- geschehen" kann, was nicht „irgendwie in Gemeinschaft mit
gebliebenen Arbeit dasselbe sagen dürfen, was von der ersten diesem einen Menschenleben lebt". Hier bleibt die leise Frage,
Auflage galt: unter der historisch-politischen Gegenwartsliteratur ob nicht damit das in Gottes großem Ja immer mitgesetzte Nein
zählt dieses Buch zu den hervorragenden Leistungen. Das vor- heimlich verkürzt wird und, bei aller anzuerkennenden Konzenlehme
Verständnis, das der Verfasser auch anders denkenden tration auf das Positive, der Verwerfungssatz nicht doch etwas
Protestantischen Auffassungen entgegenbringt, sollte gerade diese stärker hätte berücksichtigt werden müssen. Dessen ungeachtet
Preise reizen, seinen Studien mit derselben Liberalität nachzu- bleibt es ein besonderes Verdienst dieses konzentrierten Beiden
, träges, die Bedeutung der 1. Barmer These gegenüber allen ille-
Berlin Karl Kupiseh gitimen Ansprüchen der Ideologien aufgewiesen zu haben.

„Entbindung zum Leben" überschreibt Friedrich-Wilhelm
Eicken, Erich von: Heiliger Geist - Menschengeist - Schwarmgeist. Marquardt seine Ausführungen zur 2. These. Er versucht vielen
Beitrag zur Geschichte der Pfingstbewegung in Deutschland. leicht am entschlossensten von allen Barmen als einen Ruf nach
Wuppertal: Brockhaus [1964]. 92 S. 8°. Kart. DM 6.80. vorwärts zu verstehen. Es ist richtig, daß in der Entwicklung

rw ii i j d- ji. t ■ c-u j n u„„ nach 1945 es je länger je weniger zu einer tatsächlichen Vcrbind-

, , Der Untertitel des Bandchens ist irreführend. Denn es han- ,,,___- > 6 r , * . , . . lt.^ „ . ^

delt <nVU l • j- r j- j.» j dc- *u „_____in lichmachung der Barmer Erkenntnisse gekommen ist. Mit Recht

tlc sich keineswegs um die Geschichte der Pfingstbewegung in ( , ~ , , ... . . « . . . . .j. . „

Deut<;<+.lonj . i i D r, .i /nf„ D(i^^<.i,r„,» sieht M. den Grund dafür nicht allein in einem juridischen Be-

tutscniand, wie sie besonders von P. Heisch (Die Ftingstbewe- . . , ... , , . , ' , ,

gun? in n„ * j-i j u j. • u j „ -„.,,1.™ ,™ kenntnisbegriff, sondern auch in bestimmten soziologischen

su'«g in Deutschland, 1957) beschrieben worden ist, sondern um _ . _ ,* .. .. , , _ . , „ . , ,, 6,

eine anfc d, u> j. j... i j. a „.„•„„„j.,,,.,,*,,,,,., Iatbestanden, nämlich dem Faktum, daß in der offenen demo-

«= auts Praktische gerichtete kritische Auseinandersetzung mit , , , ,. ... . ,

den pnfl„,„- j. r> j j. • j». E_..jl..__o kratischen Gesellschaft die Publizität kirchlicher Entscheidungen

" enthusiastischen Randerscheinungen der Erweckungs- und . Al , , , , . , ?.

Gemeinc^u^u u £ " - i .., u~*n~.Z*^ ei„ zu einer Überfremdung der Iexte durch die von der Kirche nicht

^"»einschattsbcwegung. Verf. zeigt zunächst, wie bestimmte hie- . ... , * .... , ,. _

Hente in a„. t u t l m i r .arz~„„„„ a»? -„f~- zu kontrollierenden Kommentare fuhrt, was auf die Erwartun-

"te in der Lehre John Wesleys zu einer Verdrängung des retor- , , ... ...

matoricrl,»„ n j.i£ .. i • j a. ■ gen, die die Synoden mit ihren Worten verbinden, seine Ruck-

«lorischen Rechtfertiungsverstandnisses durch ein einseitiges 6 . . , , ' „ . , . , ' ... '. , „ ...

'nteresco__j ii >ii i "i .iL j<ij- j.,.1 Wirkung haben muli. Ich stimme mit M. dann uberein, daß es für

presse an der Heiligung gefuhrt haben, so daß die eschatolo- ,. , , , ^. .^ , _

g'sche c.___ . f /- • i hTj. i j r>- i die Christen darauf ankommt, „die Kriterien ihres eigenen

° >ne Spannung zwischen Geist und Fleisch in der Diesseitigkeit _ . . ... ,. ., .. ... *,

aiifeehrvKo„ • j ta- i^ j- r- i •<. Bekenntnisses zurückzugewinnen, die es ihnen möglich machen,

. Stoben wird. Die Konsequenzen dieser Einseitigkeit zeigen . , ,. w6, , , . 6. ., ££

s'di in a„„ , ni. ii ml. » rt.i j x i ns „ zugleich in dieser Welt, doch nicht von ihr, als ihr Affe,
■in den von Oberlin (Ohio), Oslo und Topeka (Kansas) aus- 6, , , „ ,c . „ ... , , ..' . . '

8ehendf-n c^u • • j. n j- j- t i,,i____a zu handeln (S. 26). Dazu gehört es, das Verhältnis von Amt

<= iaen schwärmerischen Bewegungen, die um die Jahrhundert- , n . / u j i a j. j • l j. m

wende nn^u l i:ii, i-, ji 5 r n l n. und Gemeinde neu zu bedenken. Auch darin gehe ich mit M.
uc auch sehr bald in Deutschland Fuß faßten. , fi ,. . £ , , Ci c,6r,, , . .

_ einig, daß die Aufnahme des Stuttgarter Schuldbekenntnisses

£ Es ist das besondere Verdienst des Verfassers, der selbst der ein Test dafür ist, ob wir Barmen als Ruf nach vorn hören. „Das

wie(?.einsc^1aftsbewcgung verbunden ist, daß nicht allein die Ent- Barmer Bekenntnis ruft nach vorwärts in das offene kirchliche

u»g und die Erscheinungsformen der pfingstlerischen Strö- Schuldgeständnis und seine Folgen" (S. 3 3). Meine Fragen setzen

^ "gen aufgezeigt werden. Die Einheit und Verschiedenheit von bei dem ein, was M. über die Welt als Bindung ausführt. Es geht

gel°rt "l^ ^eist' Rechtfertigung und Heiligung, Gesetz und Evan- M. um einen „Umgang mit der Welt, ... der nicht mehr von

ni .l'm D'lden den Maßstab für eine „Scheidung der Geister", die kirchlicher Überlegenheit oder Unterlegenheit. . . diktiert ist"

z'eU Vcrurtcilung' sondern auf ein brüderliches Verstehen (S. 36). Gewiß wandelt die in Jesus Christus erfahrene Befreiung

Hoch ^6n ^eg 2ur ^u"e der evangelischen Botschaft öffnen mein Verhältnis zur Welt, aber ist das dasselbe wie jener „neue

th ,te uie schlichte und nüchterne Klarheit der Sprache und der (rationale) Begriff der Welt als Bindung" (S. 3 5), der nun doch

man °8ischcn Gedankenfüljrung ist vorbildlich und hilfreich, wo trotz aller gegenteiligen Versicherung auf eine Nivellierung des

Verb hi'fos oder nur mit verständnislosem Abscheu den weit- Unterschiedes von Kirche und Welt hinauszulaufen scheint?

übe/r.l^611 schwärmerischen Gruppen und Tendenzen gegen- Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man die Ausführungen des

U j ■ letzten Abschnittes: „Jesus Christus unter den Gottlosen" liest.

Idelberg Reinhard Slenczka Nimmt man ernst, daß sich in der Unterwerfung der Kreatur