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Ausgabe: | 1966 |
Spalte: | 441-443 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Reformationszeit |
Autor/Hrsg.: | Müller-Streisand, Rosemarie |
Titel/Untertitel: | Luthers Weg von der Reformation zur Restauration 1966 |
Rezensent: | Löfgren, David |
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441 Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 6 442
lischen Kirche vor Augustin, über das hier nicht referiert wurde, Als der junge Luther Gedanken aus der deutschen Mystik
da sich die wesentliche Selbständigkeit Augustins ergibt. Es sei aufnimmt und sie in seiner theologica crucis radikalisiert, gibt er
nur erwähnt daß der Verfasser einen gewissen Einfluß des Nicetas angeblich dadurch auch Anlaß zu einer Massenbewegung revo-
von Remcsiana auf Augustin für möglich hält (S. 72). lutionärer Art, in die die verschiedenen Klasseninteressen der Zeit
Mainz Rudolf Lorenz sich einbezogen fühlten. Bald entdecken aber die verschiedenen
- Gruppen, daß sie im Kampf gegen den gemeinsamen Gegner durch
Doutreleau, Louis: A propos d'Irenee. Adversus Haercses, livre IV verschiedene materiellen Interessen getrennt waren: die Terri-
RechSR 53, 1965 S. 589—599). torialfürsten hatten ihre Gründe, Papst und Kaiser zu bekämpfen,
die Bürger und die Bauern hatten die ihren. Im Bauernaufstand
K1UCHENGESCH1CHTE: REFORMATIONSZEIT wurde Luther gezwungen, Stellung zu nehmen. Seine Stellungnahme
für die Fürsten hatte eine Revision seiner ursprünglichen
Luther Deutsch. Die Werke Martin Luthers in neuer Auswahl Kirchenauffassung zur Folge. Luthers Weg geht von der Refor-
für die Gegenwart, hrsg. v. K. Aland. mation zur Restauration.
Bd. 3 : Der neue Glaube. 3., erweit. u. neubeark Aufl. »7 S. schon vorbereitet durdl Luthers SOzialethische
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Lw DM18 - und DM 20.-. der katholischen Kirche bekämpft - ihre theologia glor.ae -,
n -i n, j u • „„„oltort„„ ,.„j „„„UparVipi- indem Luther seine theologica crucis entwickelt: der Christ muß
Beide Bande hegen in neuen, .erwarten undJ^taAd, gegenüber frei stehen. Diese Freiheit verwirklicht
teten Auf aeen vor, Band 3 in dritter, Band 5 in zweiter Aurlage , , f k. u j u j.,..,..... j„u.„. !„;,!„„ AKicio
m- d rtun^L" j ' ' A„fl,„„ u„iA~T > in dieser Zeitschrift 5 * im Inneren des Menschen und bedeutet daher leiden. Ab 1519
Die Besprechung der ersten Auflage beider s ,n ^e^e.ts*r,tt ^ G£setz ^ ^ ^ ^ aufzufassen und aus.
1951, 1 bzw. 1956, 1). Band 3 bringt jetzt zu dem Großen Kate- g entwickelt die Lehre von den verschiedenen Gebräuchismus
auch die zu ihm gehörige „Kurze Vermahnung zu der ™ legen- br ent Regimentslehre wird entfaltet. Die
Beichte" Vor allem aber ist in der neuen *f*'/<^£™ Set wirf Je« ^ein rational verstanden, und die Ethik erhält
Ü^tSttSttttXätt eine ausschlief innenweltlid.e Begründung
Schrift erscheint nunmehr mit ihrem wesentlichen Gesamtinhalt; In den folgenden Jahren wird die Zweireichelehre nicht nur
es bleiben nur noch kleinere Abschnitte exegetischer Ausführun- eine Waffe der Befreiung im Kampf gegen den Papst und den
gen fort deren Inhalt in den Anmerkungen jeweils kurz zu- Kaiser, die gemeinsamen Feinde der Reformation und der Fürsten,
sammengefaßt wird So hat sich die Seitenzahl des Bandes von sondern auch eine Waffe gegen die Ansprüche der aufständischen
280 auf 357 erhöht. Schwärmer und Bauern, eine vermeintlich christliche Ethik zu beBand
5 ist erweitert durch Luthers Vorrede zu den Prophe- sitzen. ^
ten und durch das Magnificat, außerdem durch den Abschnitt der Luther behauptet jetzt gegen die Schwärmer, daß die Kritik
S*rift ,An die Ratsherren...", der für die Schriftauslegung des Evangeliums sich mitten in der sichtbaren Kirche vollziehen
widitig ist (das Hauptstück dieser Schrift bleibt Band 7, „Der muß. Diese sichtbare Kirche ist aber eine Kirche, die es nun doch
Christ in der Welt" vorbehalten). Dafür sind in der neuen Auf- verstanden hat, der Kreuzigung durch die Pharisäerkirche des
lage die „Summarien zu den Psalmen" von Psalm 32 an fort- Papstes zu entgehen, eine Kirche, die ihr substaculum vitae in
gelassen, als nicht mehr sonderlich ergiebig, ebenso die ..kurze der Gunst des Kurfürsten findet.
Und gute Auslegung des Vaterunsers vor sich und hinter sich Damit beginnt der Aufbau einer festen Organisation der
v°n 1519, als Dublette zu der großen „Auslegung des Vaterunsers reformatorischen Kirche, und ihre volkspädagogische Aufgabe
für die einfältigen Laien" aus dem gleichen Jahr. Dadurch ist in ^ in den yordergrund. Jetzt treten auch Gedanken der Mystik
dem Band Raum geschaffen für die erwähnten neu aufgenommenen der tiven Theologie zurück. Die kirchenkritische Phase
Stücke. Man kann diesen Tausch nur begrüßen. Die Anmerkungen ^ Reformation wird von einer positiven Phase des Aufbaus
s>nd vermehrt, darunter vor allem auch die Hinweise auf den abgejost £)er Riß geht nun für Luther nicht mehr durch die Ge-
0riginalcn Wortlaut frei wiedergegebener Stellen. meinde, sondern wird zur territorialen Kirchenspaltung. Friede
Der Text ist in beiden Bänden durchgesehen und vielfach und Sicherheit sind nicht mehr die größten Gefahren für die
im Sinn der Richtlinien für die ganze Ausgabe überarbeitet. Kirche, sondern eine Voraussetzung für die Verkündigung des
PaPier, Schrift und Satzbild sind gegenüber der ersten Auflage Evangeliums.
Wesentlich gebessert. Man nimmt die schmucken Bände gern in die Dje yerfasserin meint auch, einen Zusammenhang zwischen
Hand. dieser neuen phase und Luthers Mahnung zum Kampf gegen die
Paul Althaui t Türken zu finden, sowie auch eine Schärfung des Tones gegen die
Juden Luthers Bündnis mit der weltlichen Macht hat die Folge,
Müller.Streisand, Rosemarie: Luthers Weg von der Reforma- daß dje ^ KreuzeSethik der Selbstaufgabe durch die Weltethik
«on zur Restauration. Die kirchenkritische Theologie des frühen Luther Selbstverteidigung ersetzt wird.
u"d die Grundlagen ihrer Wandlung. Halle/Saale: Niemcyer 1964. ZZZTL- „J, TnrWnf*- für Ketzer er sieht in
192 S 8° Hlw MONI 19- Luther gestattet nun auch lodesstrate rur Ketzer, er sieru in
na* dem Verhältnis der Kirche zur weltlichen Macht. Es bietet rend dem Volke jedes ^f^^^f^^^'V gegen den
a"ch oft den Hintergrund für heutige Geschichtsschreiber. untersagt wird, gibt er den Fürsten das Recht, sich gegen
Das Buch Luthers Wee von der Reformation zur Restaura- Kaiser zu behaupten.
«°n" ist nSit nur il Beitragzum Verständnis von Luthers Wenn man, wie die Verfasserin, eine Gesch.chtsauffas ung,
5:i^riX^rTLa5efdl^« einleuchtende Illustration die moderner als Luther ist, an das Luthermatenal apphziert, er-
dafür, wie 1 gC Th"ö ogen n de DDR das Problem erleben hält der Leser gewiß viele interessante Ausblicke. Offenbar wird
A°nnen. UÄSÄ" * Bauernaufstand wird als ein aber daß die Verfasserin
Ahfa.1 von seinen ursprüglichen Intentionen betraget. SÄgeÄ SÄZeS
. Das Grundthema der Verfasserin ist, daß die Gedanken des Fragestc'lun^n Milieu gefärbt. Gleich selbstverständlich
JAu"gen Luther, mit Wurzeln in der mystischen Frömmigkeit, zum wird dann von unseremMU*U* Dcmokratisierungsbe-
a>angspunkt einer politischen Freiheitsbewegung wurde vor wk e. ur ^n gütigen Chn c ^ S ^
der katholischen Kirche, ^ j£ s* von fe nen Voraussetzungen her - zu verneinen.
BÄ Di,C Vcrfasscrin Tnt '?ffcnb?r' dll Lu herä Stellungnahme im Bauernaufstand enthielt außerdem
"«'ich ihre Inspiration aus dem Evangelium hole. Luinei» ^ s