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Ausgabe:

1966

Spalte:

424-428

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Wolff, Hans Walter

Titel/Untertitel:

Amos' geistige Heimat 1966

Rezensent:

Reventlow, Henning

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 6

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sein Universalismus eingehend interpretiert und im Rahmen der der Polemik um R.Jonathan Eibenschütz)" (S. 25 5—273) bringt in
Fragestellung dieser Untersuchung verwertet. Eingebaut in den Fortsezung seiner Arbeit in Band XXXIV dieses Jahrbuchs (ThLZ
Untersuchungsgang ist die Hypothese des Verfassers von der 89, 1964, 908 f) die Familiengeschichte des R. J. Eibenschütz in Gegroßen
nationalen Katastrophe Judas und Jerusalems 48 5 v. Chr. stalt einer Nachfahrenliste. Eine Fülle schwer erreichbaren Materials
(vgl. ThLZ 8 8, 1963, 266). So sehr man diesen Hypothesen des jüdischer Familiengeschichte ist hier in subtiler Form und Verläß-
Verfassers kritisch gegenüberstehen wird, so sehr muß man auch lichkeit zusammengetragen. — Nehemiah Allony, „sdr hsjmnjm
anerkennen, daß seine Aufstellungen sehr anregend wirken und (hjbwr kr'j bdkdwk hmswrh mtkwpt msh bn 'sr)" (hebr. Seiten
manche Fragestellung und manche Lösung zur erneuten Über- 1-3 5). Veröffentlichung eines Manuskripts aus der Sammlung
Prüfung anheimgeben. - Ben Zion Wacholder, "How long did Taylor-Schechter in der Universitätsbibliothek Cambridge (T-S
Abram stay in Egypt? A study in Hellenistic, Qumran, und Arab. 9/5) mit Kommentar und fünf Facsimile-Tafeln, ein wich-
Rabbinic Chronography" (S. 43-56). Diese Studie ist Problemen tiger Beitrag zur Geschichte der masoretischen Punktation und der
der Geschichte der biblischen Chronography gewidmet, wobei der hebräischen Sprachgeschichte.

Verfasser verschiedene Schulen unterscheidet. Im Seder 'öläm Leipzig HansBardike
und im Genesis-Apokryphon werden zwei Schulen der Pentateuch- •
Chronography erkennbar. Hinzu kommt eine dritte griechischjüdische
Schule. Das Verhältnis der einzelnen Schulmeinungen Wollt. Hanl Walter: Arnos' geistige Heimat. NeukirAen-Vluyn:

zueinander wird dargelegt. Das chronologische Schema des Genesis- w '^"m J g des,Erz,ehun/1sverein9'964' VI1- 70 S- Bf- 8° =
* f , , , ,r , , . , , i Wissenscham. Monographien z. Alten u. Neuen Testament, hrsg. v.

Apokryphen halt der Verfasser für alter als das des Jubi aen- G Bornkamm „, q » Rad> 18. Kart DM 5.80; Lw. DM 8.50.
buches, das von ersterem abhängen soll. Der Aufenthalt Abrahams

in Ägypten soll für die hellenistisch-jüdische Geschichtsschreibung Verfasser und Kritiker einer Arbeit sind in einer gemeinähnliche
Bedeutung gehabt haben wie der Fall Trojas für die samen Aufgabe verbunden: in Für und Wider, in Zustimmung und
Griechen. - Harry M. Orlinsky, "Studies in the Septuagint of the Ablehnung der Sache näherzukommen, die zu erkennen gemein-
Book of Job" (S. 57-78) gibt an 21 Stellen des Hiobbuches Ver- sames Ziel aller wissenschaftlichen Forschung ist. Doch wird selten
gleiche des griechischen mit dem hebräischen Text unter Heran- wie hier der Kritiker vom Verfasser im Vorwort geradezu ermun-
ziehung der Ketib-Qere-Lesarten des MT sowie unter Berücksich- tert, sein Werk zu tun; um so dankbarer tritt man in ein Gespräch
tigung der Schrift, in der die hebräische Vorlage geschrieben war. ein, das mit dieser Studie als Vorbereitung auf den Arnos-Band
Für das Verständnis des LXX-Textes des Hiobbuches ist hier ein der Reihe »Biblischer Kommentar", den wir von dem Verfasser zu
wesentlicher Beitrag geleistet worden, nicht nur in den Ergeb- erhoffen haben, eingeleitet wird.

nissen, sondern auch in der Methode. — Leon J. Liebreich, "The Dieses Bändchen ist, wie es ein Programm sein will, zugleich

Insertions in the Third Benediction of the Holy Day 'Amidoth" ein Symptom: dem aufmerksamen Beobachter der Situation in der

(S. 79—101) gibt eine materialreiche liturgiegeschichtliche Unter- alttestamentlichen, besonders der deutschen protestantischen

suchung für bestimmte Einfügungen in das 'Amidah-Gebet am Wissenschaft wird nicht entgehen, daß auf die Periode der großen

Neujahrstag und am Versöhnungstag und kommt auf eine relativ Setzungen, die nahe an eine überschauende Einheit von Formen

frühe zeitliche Ansetzung dieser Einfügungen, etwa 1. Jahrhundert und Inhalt der alttestamentlichen Botschaft heranzuführen

n. Chr. — Eugene Mihaly, "A Rabbinic Defense of the Election of schienen, eine Reaktion der Infragestellungen gefolgt ist, in der

Israel. An Analysis of Sifre Deuteronomy 32, 9, Pisqa 312" (S. plötzlich sogar längst überwunden geglaubte Positionen der Ver-

103—143), führt unter Heranziehung christlichen literarischen gangenheit wieder eine Rolle zu spielen beginnen. Daß diese Studie

Materials eine Exegese rabbinischer Ausdrucksweise unter Beach- dafür ein Symptom ist, erkennt man an der scharfen polemischen

tung streng methodischer Gesichtspunkte durch, kraft deren der Zuspitzung, die schon in der Einleitung (1 ff) auftritt, aber auch

angewandte exegetische Syllogismus eindrücklich heraustritt. Ein durch alle weiteren Ausführungen hindurchläuft. Mit der von

Appendix bringt noch eine Auseinandersetzung mit Midrasch E- Würthwein erbrachten Erkenntnis, daß Arnos in seinen Anklagen

Tannain zu Deut. 14, 2 mit dem Ergebnis, daß die letztgenannte vom israelitischen Bundesrecht abhängig ist1 und dem vom

Stelle keine Bedeutung für das Verständnis von Sifre Deut. 32, 9 Rezensenten versuchten Nachweis, daß auch wesentliche andere

hat. - Sholom A. Singer, "An Introduction to Sefer Hasidim" Gattungen der Verkündigung des Propheten mit Formen des

(S. 145-155) bringt wichtige Einzelheiten über Judah ben Samuel Bundeskultes im Zusammenhang stehen1', schien auch dieser schein-

von Regensburg (1140—1217), auf den zahlreiche Traditionen des bar so eigenwillige Prophet seinen Platz in den Institutionen des

Sefer Hasidim zurückgehen, doch muß nach Ansicht des Verfassers Bundesglaubens gefunden zu haben, dessen Ordnungen von For-

mit weiteren Traditionsströmen und auch mit einer durch Gene- Schern wie Mowinckel, Alt, Noth, von Rad aufgezeigt worden

rationen währenden Weiterarbeit gerechnet werden. Der Text des waren.

Buches ist in zwei Ausgaben, eine aus Bologna 1538 und eine Nun geht der Verfasser freilich nicht den radikal-rationa-
andere aus den Jahren 1891—1893, die auf einem Manuskript aus Iistischen Weg der Verneinung aller solcher Bindungen für den
Parma beruht, vorhanden. Urteile über die Priorität eines der Propheten, wie ihn unlängst R. Smend gegangen ist'1, obwohl er
beiden zugrundeliegenden Texte sind nicht eindeutig zu fällen. — von diesem die zentrale These übernimmt, „daß Arnos in seiner
Martin A. Cohen, "Reflections on the Text and Context of the wesentlichen Botschaft ein einsamer Neinsager war" (60), sondern
Disputation of Barcelona" (S. 157—192) führt die Untersuchung betont, „daß aber auch er selbstverständlich seine angestammte
über das Streitgespräch zwischen Moses ben Nahman und dem geistige Heimat hatte". Aber mit diesem Thema „geistige Heimat
ehemals vom Judentum übergetretenen Mönch Paul zu dem Ergeb- ist schon der Weg angedeutet, der hier (der Kritiker muß glei*
nis, daß es sich in diesem Streitgespräch um eine Demonstration sagen: trotz der Bedenklichkeit der bisher schon reichlich in dieser
zugunsten des Königs Jakob I von Aragon zwecks Stärkung seiner Richtung angestellten Versuche) wieder einmal von der Biographie
Machtposition handelte. Der Aufsatz vollzieht eine Reihe ge- des Propheten her (Ausgangspunkt ist die Selbstaussage in 7, U/'
schickter, glaubhaft erscheinender Verknüpfungen historischer von Herkunftsort und Herkunftsmilieu in der dem Propheten
Details. Nahmanides, der jüdische Wortführer, hat bald nach der eigenen Denk- und Vorstellungswelt den Schlüssel für seine VerDisputation
Spanien verlassen und ist kurz nach 1267 im Heiligen kündigung zu rinden gegangen wird (1).

Land verstorben. - Abraham Cronbach, "Manner for Manner in Die Hauptthesc des Verfassers, die der von ihm scharf ang£

Dante" (S. 193-212). Die Themenstellung greift ein Problem der griffenel1 Position, die Arnos in Bundesordnung und Bundesrcd*

Dante-Forschung auf und macht die Übernahme des Gedankens j,jneinstentj entgegengestellt wird, lautet, daß die Redeweise de«

der im Thema enthaltenen Formel aus dem Neuen Testament und Amos a^weg dem Bereich der Weisheit entstammt, und zwar

den jüdischen Apokryphen wahrscheinlich. — Alvin J. Reines, -

"Abrabanel on Prophecy in the Moreh Nebhukhim" (S. 213—254) 1) E. Würthwein, Amos-Studicn. ZAW 62, 1950, S. 10—52.

setzt seine umfassenden Ausführungen über das gleiche Thema =) H. Graf Reventlow, Das Amt des Propheten bei Amos. FRLAN

(vgl HUCA XXXI. XXXIII, XXXIV, siehe ThLZ 88, 1963, 266; 80, 1962. - Zu Am 4,4-13 vgl. neuerdings auch W. BrueggejH»»£

89, 1964, 907 f) fort. — Bernhard Brilling, „Eibenschütziana (Die Amos IV, 4—13 and Israel's Covenant Worship. VT XV, 1965, S. 1-
zwei Ausgaben des Toledoth bne Jehonathan in ihrer Beziehung zu n) R. Smend, das Nein des Amos. EvTh 23, 1963, S. 404—423-