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Ausgabe:

1966

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 5

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rüttelt werden. Katholische Theologie „ist in jedem ihrer Akte Krahl, Wolfgang: Altkirchliche Katholizität und päpstlicher Primat,

irgendwie an das Dogma der Kirche gebunden" (26). „Die Kirche Eine alt-katholische Dokumentation zu den Vatikanischen Konzils-

steht (heute) deutlicher denn je im Mittelpunkt, sie ist der zeit- erklärungen (Alt-Katholisches Jahrbuch 1966, S. 47—94).

liehe ,Ort' des Christen. Kirchenfreies Christentum scheint keine R a h n e r , Karl: Das Konzil — ein neuer Beginn. Vortrag beim Festakt

Chance zu haben." (329). Mit dieser Polarität zwischen theologi- zum Abschluß des IL Vatikanischen Konzils im Herkulessaal der

«ehern Neuansatz und kirchlichem Denken ist die Problematik Residenz in München am 12. Dezember 1965. Freiburg-Basel-Wien:

nicht nur der katholischen Theologie anvisiert. Es ist vielleicht Herder [19661. 26 S. 8°.

der nachhaltigste Eindruck, den das Buch von K. hinterläßt, wie — Unveränderlichkeit und Wandel im Glaubensverständnis in der Zeit

verwandt trotz aller Unterschiede und Gegensätze heute die dcs Konzils (Theol. Akademie I, Hrsg. K. Rahner u. O. Semmelroth,

Strukturlage der deutschen Theologie in beiden Konfessionen ist. Frankfurt a. M.: Joseph Knecht 1965, S. 74-98).

Erlangen Walther v. Loe wen i ch Semmelroth, Otto: Die Selbstdarstellung der Kirche auf dem

Zweiten Vatikanischen Konzil (Theol. Akademie I, Hrsg. K. Rahner u.

Ai. , „j. „_. „ .4 _ _ - _ ,, , _ . O. Semmelroth, Frankfurt a. M.: Joseph Knecht 1965, S. 53—73).

Ä|onso, Joachim Maria, CM. F.: De Corpore seu „Collegio Episco- _, . _ ,

pali". Rom: Studium Theologicum „Claretianum" 1964. 117 S. gr. 8° r h u r l a n , Max: Un acte oecumenique du Concile: le vote de la

Lire 1 200— Constitution dogmatique Sur Ia revelation (Verbum Caro 19, 1965

' " S. 6—10).

Es ist eine ganz natürliche Erscheinung, daß während der Vinay, Valdo: Rom und die anderen. Das Verhältnis der römischen

Diskussionen des Zweiten Vatikanischen Konzils eine große Zahl Kir&e zur nichtrömischen Christenheit an Hand der Konstitution

von Veröffentlichungen erschien, die den Gang der weiteren „De Ecclesia" und des Dekrets „De Oecumenismo". Göttingen:

Verhandlungen so oder so beeinflussen wollten, solange dazu Vandenhoeck Sc Ruprecht [1965]. 41 S. 8° = Bensheimer Hefte, hrsf.

noch die Möglichkeit bestand. Zu diesen gehört auch die vor- v. Evangelischen Bund, 29. Kart. DM 3.—.

liegende Studie des spanischen Claretiners Alonso, die zwischen —Dem Ende des II. Vatikanums entgegen (KidZ 20, 1965 S. 543—549).

der zweiten und dritten Konzilsperiode herausgegeben und als —Die vierte Session des II. Vatikanischen Konzils (KidZ 20, 1965

Beitrag zur Frage der bischöflichen Kollegialität verstanden ist. S. 510—516).
Inzwischen hat diese Frage im dritten Kapitel der Kirchenkonsti-

tution ihre endgültige Fixierung erfahren. GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Der Verfasser zeigt sich aufs höchste besorgt, es könnte durch

die Konzilserklärung das Dogma des Ersten Vatikanums vom Nonnenmacher, G.: Christliche Sinnbilder. Neue Entwürfe. Mit

Päpstlichen Primat dadurch angetastet werden, daß die Gesamt- einer Abhandlung von R. W i s s e r. München: Callwey [1964]. 91 S.

ncit der Bischöfe in der Leitung der Kirche allzu umfassende m- 100 Abb- 4° Kart- DM 19-50-

Vollmachten bekäme. Seine Grundaiischauung ließe sich wohl Das mit Vorworten von Altbischof Professor Dr. W. Stählin
dahin zusammenfassen, daß mit der Lehre über die Stellung des und Weihbischof Walther Kampe eingeleitete Buch enthält eine
Papstes alles für das Kirchenregiment Wesentliche gesagt ist. Da Zusammenstellung von Symboldarstellungen des Wormser Bildes
aber offenbar unvermeidlich sei, die Befugnisse der Bischöfe zu hauers Gustav Nonnenmacher, die in Zusammenhang mit
beschreiben, solle man den modernen, jeglicher Tradition ent- Werken des Kirchenbaues und der kirchlichen Kunst, vor allem
kehrenden Begriff der Kollegialität durch ordo, corpus oder coetus an Altären, Kanzeln, Glocken, Grabsteinen und Gedenkmalcn,
episcoporum ersetzen. Sollte dieser Wunsch unerfüllbar sein, so entstanden sind. Die christliche Kunst unseres Jahrhunderts hat
müsse der problematische Ausdruck wenigstens eingeschränkt und sich mehr und mehr von einer illustrativen Verifizierung der Heils-
an den seltenen Stellen seiner Verwendung jeweils mit ausdrück- geschehnisse ab- und einer Symboldarstellung zugewandt. Sie
liehen Erklärungen über die unbedingte Unterstellung der Bischöfe sucht ihre Vorbilder vor allem in der Zeit der frühen Christen-
Unter den Papst abgesichert werden. So hat die Schrift eine ausge- heit, in der byzantinischen und frühmittelalterlichen Kunst. Vier-
sprochen papalistische Tendenz. zehn Beispiele aus diesen Zeiten sind auch den Abbildungen der
Die Methode, nach der gearbeitet wird, ist die einer etwas Symboldarstellungen Nonnenmachers beigegeben. Sie zeigen deut-
verstaubten römischen Schultheologie: Die Begrifflichkeit ist starr, den Kontrast zwischen der modernen Bild- und Vorstellungs-
<|ie entfalteten Gedanken bilden weniger einen fortlaufenden weise und den Darstellungen aus Zeiten, in denen das Symbol
Gang, als vielmehr eine Reihe von gelegentlich etwas knöchern selbstverständlicher Ausdruck des Glaubens war. Unsere Zeit
wirkendcn Thesen, die sich in den seltensten Fällen sehr weit von offenbart ihre eigene Schwäche, wenn sie sich anempfindend diese
den reichlich zitierten Texten entfernen können, welche ihrer- Leitbilder wieder zu eigen macht und ins „Moderne" zu überdies
nach der Grundkonzeption des Verfassers recht einseitig aus- setzen versucht, denn „das Überwiegen des rational-zweckhaften
gewählt sind. Denkens in unserer Zeit hat zwangsläufig eine Verkümmerung des
. Der hauptsächliche Einwand, der zu erheben ist, besteht Symbolverständnisses zur Folge gehabt" (Bischof Kampe in seinem
«rin, daß der Verfasser nicht nur das Papstdogma selbst als voll- Vorwort)-

Sandigen katholischen Beitrag zur Frage der kirchlichen Leitungs- So geschickt und versiert die alten Symbole im Werk Nonnen-
Rewalt versteht, sondern auch für dessen engste und exklusivste machers gehandhabt werden, so irritiert doch gerade diese gestal-
'"terpretation die gleiche Dignität beansprucht, wohingegen ein terische Geschicklichkeit. Die Symbole werden wie Bildchiffren
erheblichcr Teil des Konzils gerade diese Interpretation zu unter- verwendet und mit offenbar leichter Hand in eine Bildsprache versuchen
und gegebenenfalls zu ergänzen beabsichtigte. wandelt, die dem vielschichtigen Inhalt der alten Symbole sichtlich

rv,. ;„ ■ t. ri._ v___ii. Ii-, , ix„n _j W". nicht gerecht wird. Besonders auffallend geschieht es da, wo die

, Die inzwischen erfolgte Konzilserklarung zur Kollegialitats- , , . .. „ ,. , j t- j

fra8e mit ihrer nota explicativa praevia dürfte Alonsos Besorg- ?TrmJboleAin el"er ganz äußerlichen Weise ineinandergefügt werden

n'sse jedenfalls der Sache nach völlig zerstreut haben. Für den 1" der allegorischer Zusammenstellungen. Dennoch ist der

evancT^lic^i,« tu l i j Li- * -i • j- c j- Versuch Nonnenmachers, alte Symbole zu verwenden, bezeichnend

, ■""Renschen IhcoloRcn (und Historiker) ist die Studie eine f.. ,. , .. , . , _ JT_ ' ~ ,~ , ... ». .

DetrühllA» n -..••<.• j t- j u j- jl v j. j- für die künstlerischen Bemühungen unserer Zeit, und es durfte in

'UDiichc Bestätigung dafür, daß die romische Kirche die ver- , ,. ni.- j j.,.- .. a c u j

nanc»iiic,,«iu c , / -i 10,„ • i • Hi . , f der Tat an diesem Punkte eine der wichtigsten Autgaben der

. 'Miisvolle Entscheidung von 1870 in keiner Weise mehr auf- , . ... v . ,. ,. w ■ u .. / u .i u" , tj_ .

lockern kann christlichen Kunst liegen: die Wahrheiten der Heilsbotschaft in

Fri ' , '. ... ., . , ... zurückhaltender, andeutender Zeichensetzung so aufzuzeigen, daß

«■■rbendorf Wolfgang Diclzfßl binger ., . . , . j j i ,

- ihre Gestaltung nicht zu einem hemmenden, sondern helfenden

artn'ng, Gerhard: Gefäß des Worts. Vom evangelischen Christen- ""d deutenden Element neben und mit dem Verkündigungswort

um. Würzburg: Echter-Verlag [1964]. 220S. 8° = Christliche Kon- wird. So wenig das Symbol dem Wort etwas hinzufügen kann, was

, essionen in Sclbstdarstellungen, hrsg v. G. Stachel, III. Lw. DM 14.80. nicht schon in ihm enthalten ist, so sehr kann es auf die verbor-

°*u c k i, Joseph: „Veterum Sapientia" und ihre Gegner (Salesianum genen Tiefenschichten des Wortes verweisen, die gerade durch das

^ • 1965 S. 443—455). Sprachwort verdeckt werden können. Insofern ist es — worauf

TV'ifve' G': Vatican 1 a l'heure des vendanges (Nouvelle Revue Stählin in seinem Vorwort hinweist — der Christenheit in allen

neologique 98, 1966 S. 113—131). Zeiten selbstverständlich gewesen, daß die Geheimnisse des christ-