Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1966

Spalte:

363-364

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Dittrich, Zdenek R.

Titel/Untertitel:

Christianity in Great-Moravia 1966

Rezensent:

Onasch, Konrad

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

363

Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 5

364

Dittrich, Zdenek R.: Christianity in Great-Moravia. Groningen: adopted it. . ." (S. 133). In diesem Zusammenhang (Verehrung
Wolters 1962. VIII, 316 S. gr. 8° = Bijdragen van het Instituut voor dcs Petrus durch die Iroschotten sowie deren direkte Unterstellung
Middeleeuwse geschiedenis der Rijksuniversiteit te Utrecht, uitg. v. unter den rornischen Stuh]< a. S. 47) bringt Verf. neue und über-
F.W.N.HugenhoItz u. W. J. Alberts, XXXIII. hfl. 25.50. raschende Perspektiven zur umstrittenen Frage der sog. „Petrus-
Die cyrillo-methodianische Forschung erlebt seit den letzten Kturgie". Das 3. Kap. behandelt „The Slavonic Archbishopric of
Jahren eine erfreuliche Blüte. Kirchengeschichte und Mediävistik, St. Methodius" (870-885) (S. 161-269), den D. als „object of
slavische Philologie, Archäologie, Liturgieforschung u. a. For- international and ecclesiastical controversies" bezeichnet und
schungsgebiete haben im Laufe der Jahre, vor allem aber seit dem deshalb den ganzen komplizierten Gegenstand politischer und
letzten Weltkriege, eine Fülle von neuem Material beigebracht, kirchenpolitischer Zusammenhänge gründlich untersucht. Nicht
das z. T. noch mitten in der Auswertung und Diskussion steht nur die Auseinandersetzungen zwischen dem Papst Johannes VIII-
Nachdem Franz Grivec (Konstantin und Method. Lehrer der und der fränkischen Kirche und der Kampf Sventoppluks gegen die
Slaven, Wiesbaden i960) Leben und Wirken der Slavenlehrer auf Franken, sondern auch das Verhältnis des letzteren zu seinem ErzGrund
aller bisherigen Untersuchungen und Ergebnisse zusammen- bischof Method, die Fragen der Bedeutung der Eigenkirchen, das
fassend dargestellt hat, gibt Dittrich in seinem angezeigten P.rol:'lern des Ritus' nadl dem die Liturgie vollzogen wurde (nach
Werk eine kritische Frühgeschichte Mährens, die als Ergänzung Meinung D.s war es die Petrusliturgie, wofür m. E. keine über-
und kritische Beleuchtung auch der Arbeit von Grivec gelten darf. zeugenden Beweise geliefert werden. Ich halte diese Liturgie vor-
Verf. hat in seine Darstellung alle angeführten Spezialforschungen läu% noch für eine abstrakte Angelegenheit), die letzten litcra-
einbezogen, so daß der Leser eine fast lückenlose Bibliographie "sehen Arbeiten und die praktisch-seelsorgerliche Tätigkeit
der anstehenden Probleme in die Hand bekommt. Überdies ist Methods, dieses u. a. m. wird vom Verf. ausführlich dargestellt.
„Christianity in Great-Moravia" seitenlang bei ausgewogener Verf- erwägt ferner (S. 204 f) ernsthaft die Möglichkeiten einer
wissenschaftlicher Darstellung geradezu „spannend" geschrieben. Ausbreitung der cyrillo-methodianischen Mission nach Polen und
, r, .„ , , . ., c in die Lausitz. K. Lanckororiska, Studies on the Roman-Slavonic

/c Im x1' KuP'rT J: Ki uM°,raVla,n i! Rite to Poland' Rom 1961 (= OrChrAn, 161) war dem Verf. bei

(S. 1-91) gibt D. zunächst einer» Überbhck über die slavischen Abfa des Malluskriptes woh, noch nicht bekannt Erstaunlich

Stamme und kommt danach auf die bohmisch-mahrische rrun- , t i ß n , ,;„ui„ ;___„i. ui •< u j. j- a ,.

, r ....^ , , i j. • l j. j n ist> da" u- es als „nighly improbable bezeichnet, diese Ausgeschichte
zu sprechen. Er halt es für durchaus wahrscheinlich, dais „,;.!,„_„„„ ,„j, „,,c j„„ v;___ d ui j j l tj. t- a„

... t a j j Wirkungen auch auf das Kiever Rußland auszudehnen. Ich finde

die Miss.onstat.gkeit eines Martin von Tours, Amandus und kdne ^ Literaturangabe (Istririi Jschizevskij, Paszkiewicz,

Rupert bereits in den westungar.schen Raum ubergegriffen habe. u a } dk entgcgcngesetztcr Meinung ist> und mit der'siA Verf hatte

In diesem Zusammenhang stellt Verf. auch den sagenhaften Samo, auseinandersetzcn müssen (zu Paszkiewicz s. nur Anm. t auf

den er ke tischen Ursprungs und ein Christ sein laßt (S. 27). Im s no) Untgr dem Tite, Jhc therj mist (g85_907)" (S. 270

Mittelpunkt des ganzen Kaps steht aber die Mission der iro- _m) zieht D dje Summe sejncr Arbdt ^ Archbjsh jc 0f

schottischen Mönche (S. 32 ff). D.s Argumentationen sind von St. Mcthodius cmbodied> as it wcre> thc strivi toward/a syn-

außerster Zurückhaltung. Trotzdem gelingt es ihm, ein lebendiges thesis of Wesfem and ^ ^ J ^ ,

Bild dieser Mission zu entwerfen so schwer faßbar und in ihren new kjnd of peop,c,s chm^ whjch sed to ^ revo-

Nachwirkungen feststellbar sie auch' gewesen sein mag. Sehr toter- ,utionary importance for tbe Christianization of Eastcrn Europe"

essant sind D.s Rückschlüsse auf die Iroschotten aus den Viten ,Q 11n w „ -j. n j.... j i_ i_ -j j,»

v „ . it . r» i i . -,7 r j u i ^- 310—11). Wenn ich D. richtig verstanden habe, mochte er die

Konstantins und Methods. Deshalb begegnet Verf. den bekannten , ■ i „« M„ , f.. . , cl . . ..

it .t ,1 / i j j. . . ry ■ „„ „irenischen Möglichkeiten der Mission der Slavenlehrer vor allem

Hypothesen Cibulkas (vgl. dagegen die positive Rezension von a„{„„„ ,„ T „u, •,. ^ v -n l -i i M

i i • i ~*. c -r ■■ i u u i! j „ am Anfang, zu Lebzeiten Konstantin-Kynlls, sehen, wahrend sich

L. Muller hier, 89. Jg., 1964, Sp. 42) mit Zurückhaltung. Bedeut- m„(i . i • m j- t , c

. ^ r, . , £ j i? j. • j. i Li- ■ „„•„ unter Method der Gegensatz zwischen diesem „champion of the

sam ist D.s Hinweis darauf, daß die lroschottische Mission, wie .^„u^^li^ r-„„k ^,^u„j„ « j j c •• t ■ j. m .1

, CI , , , . ■ . c ^ j i j- l,a„ implacable Oreek orthodoxy und der fränkischen „National-

die der Slavenlehrer, friedlich gewesen ist. Erst durch die fran- kirche„ (Frankjsh natjona, chw^ ^ Möglich-

kische Kirche begann die problematische Schwertmsis.on bzw. kdten wirkt habe Der u cinfaI1 bradlte mjt dcm £rofl.

wurde die Christianisierung Mährens machtpol.tischen Gesichts- mährische„ Rcich audl dje Reste ^ cyri„0.mcthodia-

punkten untergeordnet. Von dieser Situation her beleuchtet D. im njschen zu m J Moravian

^^Kap. „The Byzantme Mission in Morav.a and Pannonia du«„ dje wh complctcly modcllcd

(S. 92—160) die Tätigkeit der S avenlehrer. Verf. beherrscht „t," D.__ru j. • r . - * ,V ' ,, ,

ii ■ 7i» • r • u c i .. . ji.. „„( "pon the Roman Church arosc in Eastern Central Europe. Althougn

alle einschlägigen Spezialfragen. So hört er endlich auf, , . r, , , ... , ,. . . , ~

i it j-j -i j__„ i j . i__j Ci____i i^____ this Church respected thc existing pohtical division and, to 3

den Unterschied zwischen dem makedonischen, den blavenlenrern i„.„. - i u ■ * jT. ^. ji j

r^. j. . , , . , . . n. ,,, „. r ^-1 r;cj,„„ 'esser extent, national religious traditions, yet is adhered essen-

von Kindheit an bekannten slavischen Dialekt und dem mahrischen h-xl- . ? i- ■ .. . tM

If Y . ... , . . , , „ p. tially to lts supra-national universalism and centralism and its

S avisch gering einzuschätzen, sondern zeigt, welche Schwierig- i /C , , „ ., .„ . , , . • ,

i • , ... , „ „c i». „^„„.„o- Latinity (S. 311). Verf. wollte sich gewiß kurz fassen, aber hier

ke.ten „came to use a language which because of its comparati- ^ ^ Anmerkung u. a/auf paulova> L.jd^e Cyrillo-

velT articifial (wohl art.fic.al? O.) structure, numerou South M-thodjenne dans ,a politiqucgde charlcs ,v et ,a fondatiyon du

Slavonic and Greek borrow.ngs and newly created words was monast,re slaye dg pra ßyzantinoslavica XI, 1950, 174

difficult for the averagc Moravian to understand (S. 125). Aller- . Lin„. .„m _ ' j*

,. . i.i i. n i i -i j i^.. —i»o; ningewicscn werden können. —
dings zeigt er auch nicht, wie die Problematik der „Kunsthchkeit

des Altkirchenslavischen auf die Weiterentwicklung der slavischen Unsere Rezension konnte nur einen ersten Überblick geben

Sprachen hemmend gewirkt hat. Abgesehen von schwierigen her- und einige wenige kritische Bemerkungen zu dieser Arbeit D-s

meneutischen Fragen unterschätzt m. E. D. den konservativen machen, von der wir noch einmal betonen möchten, daß ihr Platz

Charakter des Altkirchenslavischen als „ L i t u r g i e spräche" unmittelbar neben das eingangs erwähnte Werk von Grivec über

sowie deren kultischen Funktionalimus (vgl. K. Onasch: Der die Slavenlehrer gehört?
Funktionalismus der orthodoxen Liturgie. Grundzüge einer Kritik,

in: Jahrb. f. Liturgik u. Hymnologie, 6. Bd., 1961). Einer ein- — ; ■ . „

gehenden Diskussion ist D.s Auffassung wert: „Early on I men- r > Es s" fhler "och hingewiesen auf d,e „Prolegomena ad1 Act

gcucuucii ^i»ixu»»i^n s ri^„ i ij Congressus hisronac Slavicae Salisburgensis in memoriam SS. Cyrill' e

tioned that the great veneration in which St. Peter was held, a Methodii anno 1963 celcbr3ti«, Wiesbaden 1964 (= Annnies Instim»

legaey of the Iroscotian mission, was apparently taken Over and Siavici Veröffentlichungen des Institutum Slavicum Salisburgo-Rat'S-

carried on by them. The very complicated System of penances bonense, des Internationalen Forschungszentrums für Grundfragen der

worked out to the minutest detail, which was in vogue in Western Wissenschaften, Salzburg, im Verein mit der Österreichischen UNESCy'

missionary countries, must have appeared very Strange to the Kommission, Wien, hrsg. von Franz Zagiba, Bd. I/l), denen in 3 °

Byzantines. Instead of rejecting it completely, however, they die Kongreßakten folgen sollen. Wir hoffen, die Leser der ThLZ zu?

gebencr Zeit über diese Akten informieren zu können. In den „Proi g

. 2

Hallo (Saale) " Konrad Onasch

mena" befindet sich, von Ansprachen, Festpredigten u. a. abgesehen,

*) Ich verweise im übrigen auf meinen Aufsatz „Denkwürdigkeit wissenschaftlicher Beitrag der Vortrag von Fr. Dvornik, „Die "cc!e!', «
und Problematik der byzantinischen Slavenmisison" in dieser Zcitschr., der Brüder Cyrill und Method für die Slaven- und Kirchengescni
88. Jg., 1963, Sp. 641—656. (S. 17—32).