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Ausgabe:

1966

Spalte:

357-359

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Jahrbuch für Antike und Christentum Jg. 6, 1963 1966

Rezensent:

Campenhausen, Hans

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 5

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(2) Daß die angeblichen Semitismen ausgerechnet in von Lukas Am Anfang stehen wie üblich eine Reihe von materialreichen Beikonzipierten
Reden auftauchen, hätte den Vf. bedenklich machen sollen. trägen Franz Joseph Dölgers als sechste Fortsetzung „zur Geschichte
Lukas will die Apostel so feierlich und biblisch wie möglich sprechen des Kreuzeszeichens" (S. 11—16). Sie behandeln verschiedene Verwen-
lassen. Berichte über die Apostelredcn lagen sicherlich nicht vor; sie düngen des (geschlagenen) Kreuzzeichens sowie den im vierten Jahrhundert
haben nicht — wie Petrus in 1,16—22 — von der LXX aus argumentiert, einsetzenden Übergang zu den greifbaren Kreuzen und Symbolen. Ob
zumal wenn der hebräische Text den Beweis nicht hergab, sondern nur der Prudentiustext apoth. 491 ff wirklich beweist, „daß der Ausdruck
der griechische. Auch die Petrusrede Apg 15 stammt von Lukas. Das wird signum Christi ferre sich nicht immer auf die einmalige oder erstmalige
gerade an l$sXi$ato ev 15, 7 deutlich, das der Vf. 92 f als Semitismus kultische Signierung bei der Aufnahme in das Christentum beziehen
ansieht. Gewiß besagt 3 II-Q „jemanden erwählen", und so hat es auch muß, sondern auch die tägliche Bekreuzung in der Volksfrömmigkeit
die LXX verstanden, wie in l.Sam 16, 8 ff deutlich wird. Aber Lukas bedeuten kann" (S. 13), erscheint mir nicht ganz sicher. — Ebenfalls in
hat diese aus der LXX entlehnte Redeweise nicht nach ihrem wirklichen Fortsetzung der „Studien zur Entstehungsgeschichte der christlichen
Sinn verstanden, sondern hat das 5 als „in", „unter" gefaßt: „Brüder, Kunst" untersucht Theodor Kl aus er ein viel behandeltes und viel-
ihr wißt, daß von Alters her Gott unter euch auserwählt hat, daß durch umstrittenes Thema der spätantiken Grabkunst: das Sirenenabenteuer
meinen Mund die Heiden das Wort des Evangeliums hören". Es handelt des Odysseus (S. 71—100). Die Darstellung ist heidnisch, und eine um-
sich also hier doch um einen Septuagintalismus.' Daß solche Fälle über deutende Übernahme in den christlichen Bereich erscheint bei der häu-
die Authentizität einer Rede nichts aussagen, liegt auf der Hand. fjgcn Verwendung des Motivs durch die Kirchenväter zwar denkbar, ist

(3) Auch was der Vf. über die Pronomina in der Apg und die bei aber — gegen W i I p e r t — bis jetzt schlechterdings unerweislich. Die
ihrem Gebrauch anscheinend auftretenden Semitismen schreibt, trifft Szene erscheint auf den Sarkophagdeckeln in der Regel in Korrespondenz
nicht zu. Wie Black selber (AAGA 71) will auch der Vf. Apg 3,2 (D) zur Darstellung einer philosophischen Unterhaltung, die nicht als Kate-
nur als einen Schreibfehler werten, aber den Parallelfall 7, 52 (D) hat diese verstanden werden kann, und besagt, daß der Verstorbene „im
Black (a. a. O. 74) für einen echten Aramaismus gehalten, und der Vf. Sinne der von den Meistern der Lebensweisheit begründeten Lehren auf
scheint ihm (128) zu folgen. Dabei ereignet sich hier wie in Apg 14,2 seiner Lebensreise gleich Odysseus allen Sirenenklängen, d.h. allen Ver-
(D) nur, was schon B.Weiß 1897 erkannt hatte: „Es kommt... vielfach lockungen niederer Art, aus dem Wege gegangen" sei (S. 96). Die ähn-
vor, daß der Abschreiber von D ein Wort, das er erwartet, bereits ge- liehe Deutung M a r r o u s wird damit bewußt ins volkstümlich Alltäg-
schrieben hat, und dann doch, wenn in seiner Vorlage etwas anderes lichere gewandt. Die Bezugnahme auf neuplatonische oder neupythago-
folgt, als er erwartet, dies aufnimmt, ohne das irrtümlich Geschriebene reischc Lehren bei Courcelle bzw. C u m o n t erweist sich als
zu tilgen". Nur in 7, 7 (D) hat er (oder ein Späterer?) durch Rasur gänzlich unhaltbar. Klausers überzeugende Darlegungen haben mit ihrer
korrigiert. ebenso vorsichtigen wie entschlossenen Kritik ..die Entstehungsgeschichte

Es wäre schön, wenn eine zweite Auflage dieses Buches, die der christlichen Kunst" in ikonographischer Hinsicht wieder ein Stück

hoffentlich nötig wird, nicht einen bloßen Wiederabdruck brachte, weiter gebracht, und das Gesamtbild beginnt sich zu runden; vgl. jetzt

sondern einen neu durchdachten und verbesserten Text. Die Acta- seine „Erwägungen zur Entstehung der altchristlichen Kunst" In der ZKG

forschung würde dem Vf. dafür Dank wissen. "£*"> 1 ~'" „An K1ausers Forschungen zum Ursprung der Orans

6 schließt sich Alfr. H c r m a n n mit einer Untersuchung der (heidnischen)

MUns,er/w- Ernst Haonchen „Beter-Stelen von Terenuthis in Ägypten" an (S. 112-128). Aber dieser

_ . _ Beitrag „zur Vorgeschidite der christlichen Oransdarstellung" zeigt, daß

Ce.stliche Schiiftlesung. Erläuterungen zum Seucn Tcsta- dje Arist.litJ,en Oranten-Steine Ägyptens an eine andere, reiner „griechi-

ment für die Geistliche Lesung i. Zusammenhang m K. H. Schelkle u. sche« Kunsttradition anschließen, als sie in Terenuthis zu Tage tritt.

H. Schürmann hrsg. v. W. T r i 11 i n g. Leipzig: St. Benno-Verlag. 8 . Theodor Klauser zum siebzigsten Geburtstag widmet Helga v. H e i n t z e

Bd. 15: Reu ss, J.: Der erste Brief an Timotheus. [1963]. 101 S. ejnc stilkritische Untersuchung zu dem von ihm für sein Institut erwor-

Bd. 3,1: Stöger, A.: Das Evangelium nach Lukas. [1963]. 378 S. bcncn Bildniskopf eines Philosophen aus dem letzten Drittel des dritten

Bd. 8: S c h e 1 k 1 e , K. H.: Der zweiteBrief an die Korinther. [1964]. Jahrhunderts (S. 3 5—53) und Leo Eizenhöfer einen Beitrag zur

244 S. richtigen Übersetzung der bekannten Bemerkung über das Siegelbild des

Bd. 12,1: Mussner, F.: Der Brief an die Kolosser. [1964]. 107 S. Fischers bei Klemens von Alexandrien (S. 173 f). Die große Festschrift

Bd. 19- K n o c h O • Der Brief des Apostels Jakobus. [1964]. 123 S. („Mullus" 1964) hat also noch nicht ausgereicht, alle literarischen Ehrun-

Bd. 9: Schneider, G.: Der Brief an die Galater. [1964]. 164 S. g™ des Jubilars zu umschließen. -

Die in ThLZ 89, 1964, Sp. 705 bereits angezeigte „Geistliche O. Nussbaum bespricht unter dem Titel „Die große Traube

Schriftlesung" hat inzwischen rasche Fortschritte gemacht. Christus" ein sehr merkwürdiges und m. W. einzigartiges koptisches

r n .(. j. _« __i__amImm«, » Monument, angeblich des vierten Jahrhunderts, das 1961 von den Staat-

Der Rezensent: greift gern aus dieser umfassenden Auslegung ^ Museengjn Ber]jn för dje F^chri.tüch-Bvzantini.ch« Sammlung
^s neutcstamcntlichcn Wortes beispielhaft etwa den zwe.ten Brief 3us dcm Kunstnandcl erworben wurde (S. 136-143). Einem nackten
an die Korinther von Karl Hermann Schelkle heraus, den er selbst jungijngi der eine Traube mittleren Formates hält, wendet sich eine
W seiner „Bibelhilfe für die Gemeinde" bearbeitet hat und der größere, bekleidete Gestalt, die eine Schriftrolle trägt, mit erhobener
s'ch deshalb für eine stichprobenartige Auslegung anbietet. Hier Hand zu. Rechts hält eine weitere ein Stabkreuz über eine riesige
ergibt sich dann etwa in bezug auf die Problematik dieses Briefes Traube, die ihr ein anders bekleideter Mann entgegenhält. Möglicherauch
bei schwierigen Fragen eine große Nähe, aber auch jene weise lief die friesartige Darstellung nach rechts hin noch weiter. Wie
Dunkelheit, bei der die Erklärungen der Ausleger zum Teil aus- sind die zwei Szenen zu deuten? Der Verfasser belegt zunädist, daß
einandergehen. Ohne daß hier auf das Einzelne eingegangen Christus als große Traube bezeichnet werden konnte, und bringt für
WpivI~_ n .i inj j- Ca. ii L diese Vorstellung auch Beispiele aus der bildenden Kunst. Doch ist er
»«den muß sei unterstrichen, daß auch an d.eser Stelle also ^ jj verfahren: cine eindeutige Darstellung der Person
m Blick auf die bibellcscndc Gemeinde, ein fast völliger Einklang chrjsti a,s Traube „cgt m £ nirgends vor. Die primär eucharistischen,
nter den Konfessionen gerade auf neutestamentlichcm Gebiet arso bestenfalls mittelbar christologischen Beziehungen werden viel zu
«tzustellen ist und die Annäherung der Konfessionen (wie auch wenig beachtet. Die Deutung des Reliefs selbst — links eine Kate-
*°nst im exegetischen Gebiet) bald zu erwarten steht. chumenenunterweisung, deren geistiger Inhalt „Christus und niemand
Kassel Erich Stange sonst ist die große Traube" rechts noch einmal symbolisch wiedergegeben

sei — erscheint mir ganz unhaltbar. Ich finde schon dies Neben- und
Kl Ii C II I? 1 r< VC f 111 f Ii T V J f TP Ullif^lATi Ineinander zweier Szenen wenig überzeugend und die doppelte Dar-
'"^nC/MjrltMiHJLi/lin. /iL 1 Lj A I n /7 ß ste\mg Christi in zwei verschieden großen Trauben noch unwahrschein-
,a,hrbuch für Antike und Christentum. Jg. 6, 1963. Hrsg. v. Franz- Vor allem aber: wenn es sich um eine solche halbsymbolische
Joseph-Dölger-Institut a. d. Universität Bonn. Schriftleitung: Th. Unterweisungsszene handeln sollte, so mußte die Traube doch zweifellos
K|auscr, A. Stuiber, A. Hermann. Münster: Aschendorff [1964]. 194 S. vom Katecheten und nicht vom nackten Katechumenen - dazu noch m
m-26 Abb., lKte, 22Taf 4° Kart DM 30-; Lw DM 33.-. rcdlt gleichgültiger Haltung - getragen werden. Ich mochte m.r die
' ' ' ... • . Frage erlauben, ob die beiden Szenen nicht vielmehr kontrastierend Verdes
I b u u'd dcs Berichterstatters kommt der sechste Band standen werden können: der „gesegnete Kelch" der wahren, großen
Jahrbuchs für Antike und Christentum (1963) mit erheblicher Traube steht im Gegensatz zum abgewiesenen, dionysischen Weingenuß.
erspätung zur Anzeige. Es ist von gewohnter Reichhaltigkeit und _ , . _ . .... , ,, .
£gt wieder in der bewährten Weise die ganze Vielfalt und den £" Glanz.tudc des Bandes b.lde der zur Jahrestagung des „Vereins

'nneren 7u«a~~._1. j .j j. - i • j. v- • • . zur Forderung des F. J. Dolger-Instituts gehaltene Vortrag Albr.

"nd nh,lZ u r''8 ,dcr rC',chcn a^aologischcn historischen d . h , ( , , neues zur thornas.frage" (s. ,4_70). Hier wird - gewiß

hat Er °,e'scncn Forschung, die sich um das „RAC gesammelt „hypothetisch", aber doch höchst einleuchtend und mit großer Wahr-

gewid Andenken von Ernst Kantorowicz (f 1963) scheinlichkeit - die frühe Missionsgeschichtc Indiens geklärt. Auf Grund

* einer genauen Kenntnis der politischen, handelspolitischen und historisch-