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Ausgabe:

1966

Spalte:

350

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Shunami, Shlomo

Titel/Untertitel:

Bibliography of Jewish bibliographies 1966

Rezensent:

Rengstorf, Karl Heinrich

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 5

350

was „Lüge" ist und was nicht, muß doch einem mehr oder weniger
subjektiven Urteil anheimfallen, wenn die charakteristische Terminologie
fehlt, die die Meinung des Textes selbst angibt.
Andererseits ist verständlich, daß das Thema nach einer solchen
Abrundung verlangte, wenn die Ziele, die sich der Verfasser in
der Einleitung selbst setzt (VII), angestrebt werden sollten: er
bekennt dort, daß sein eigenstes Interesse nicht auf dem philologischen
, historischen oder rcligionsgeschichtlichen Gebiet liege,
sondern bei den theologischen Fragen (er geht dabei von dem in
Deutschland schon fast vergessenen H. Hellbardt aus). Über den
Kreis einer bloßen Wortuntersuchung hinaus möchte er mit seiner
Arbeit einen Beitrag zur Frage nach dem Wesen der Lüge leisten,
der er bis in die heutige politische Weltlage hinein eine besondere
Aktualität zumißt. Vielleicht hätte er sich gleichwohl auf die
Begriffsuntersuchungen beschränken sollen, denn diese bilden ein in
sich abgeschlossenes, und man kann wohl sagen, vollkommenes
Ganzes. Begriffsuntersuchungen dieser Art sind noch immer selten
genug, und auf der anderen Seite gibt es kaum etwas, was nötiger
wäre, um der terminologischen Unklarheit zu steuern, unter der
die alttcstamcntlichc Fachexegese nicht wenig leidet. Theologische
Folgerungen brauchen dabei gar nicht ausdrücklich gezogen zu
Werden, sie ergeben sich ganz von selber. Die Exegese, und zwar
gerade die Einzelexegcsc spezieller Aussagen des Alten Testaments,
bleibt die Basis jeder alttestamentlichen Theologie.

Dieses Buch enthält eine Fülle von Einzelexegesen, indem
sich der Verfasser bemüht, jede Aussage, in der die charakteristischen
Begriffe für „Lüge" auftauchen, in ihrem Zusammenhang zu
Verstehen. Natürlich konnte er dabei nicht auf allen Gebieten
gleichmäßig originell sein, aber er bildet sich zu jeder Stelle ein
eigenes Lirteil. Nicht selten ergeben sich dabei auch Folgerungen
für die Gesatntauslegung eines Bereiches, in dem derartige Aussagen
auftauchen. Als Beispiel sei die Auseinandersetzung genannt,
die am Rande bei der Behandlung der Stellen, in denen saeqaer in
den Psalmen vorkommt, mit dem Verständnis Birkelands zum
Problem des Individuums in den Psalmen geführt wird, wo die
•.außenpolitische Deutung" Birkelands, der in dem Individuum
regelmäßig einen König, in den Feinden seine äußeren Staatsfeinde
sieht, mit dem Nachweis zurückgewiesen wird, daß der Gebrauch
des Wortes saeqaer auf einen Sitz im Leben eines innerhalb des
Gottesvolkes selbst geführten Prozesses hinweist, es sich also nach
bl- Schmidt um „Gebete des Angeklagten" handelt, in denen das
Wort vorkommt (vgl. die Zusammenfassung, 80). Oder auch die
Behandlung des Problems der „falschen Propheten" (95 ff), die,
w'eder von dem Gebrauch des Wortes sa:qa:r in diesem Bereich
ausgehend, zu einem grundsätzlichen Lirteil in dieser schwierigen
"age überhaupt gelangt (129), das allgemein beachtet zu werden
Verdient.

Als Gesamtergebnis über die Bedeutung der „Lüge" verdient
hervorgehoben zu werden (3 53), daß alle entsprechenden Begriffe
an der Gemeinschaft orientiert sind, die im umfassenden Sinne als
"Gemeinschaft zwischen Gott und seinem Volk, zwischen Mensch
und Mensch" definiert wird. „Lüge ist gemeinschaftswidrig."
uamit ordnet sich der Begriff der Lüge in ein Koordinatensystem
e'n, in dem ihr auf der anderen Seite zedaqa „Gerechtigkeit" als
"gemeinschaftstreues Verhalten" gegenübersteht.

Man wird das Erscheinen dieser mit großem Fleiß erarbeiteten
Untersuchung warm begrüßen, die sich weithin geradezu wie ein
Kommentar der behandelten Stellen gebrauchen läßt. Dazu tragen
auch die ausführlichen Register bei, die nach Abkürzungs- und

'tcraturverzeichnis ein Namensregister und den ausführlichen
Nachweis aller behandelten biblischen und außerbiblischen Stellen

'eten, so daß man bequem nachschlagen kann. Dadurch wird auch

as notwendig etwas Unzusammenhängende mancher Abschnitte
™jt vielen Einzclcxcgesen gemildert. Die Lesbarkeit des Buches

arte noch gefördert, wenn die Anmerkungen nicht in einem gesonderten
Teil (mit der enorm hohen Endsumme von 1638),

ondern jeweils als Fußnoten gedruckt worden wären. Doch war
w°bl eine Kostenfrage bei der Drucklegung. Gerühmt sei

0ch die auffallende Freiheit von Druckfehlern.

Bo*u>n Henning Graf RcTentlow

JUDA1CA

Shunimi, Shlomo: Bibliography of Jewish Bibliographie!. Second
Edition enlarged. Jerusalem: The Magnes Press. The Hebrew Uni-
versity [1965]. XXIV, 992, XXIII* (hebr.) S. gr. 8°. Lw. $25.00.

Die erste Ausgabe dieses bibliographischen Handbuchs erschien
1936 in Jerusalem, schon damals ein starker Band von
XII+399 +IX' (hebr.) Seiten und doch nun bescheiden wirkend
gegen das Werk in seiner neuen Gestalt. An der ursprünglichen
Anlage ist grundsätzlich nichts geändert worden; die einzelnen
Abteilungen, damals XXVI, sind allerdings nun viel reicher gegliedert
, und eine, damals XXI: Palestine, Zionism and Nationa-
lism, hat geteilt werden müssen, um dem Staat Israel neben der
Zionistischen Bewegung den gebührenden Rahmen und den angemessenen
Raum zu schaffen. Ist das ein Zeichen dessen, was sich
seit dem ersten Erscheinen des Werkes geändert hat, so gilt das
nicht weniger davon, daß nun unter XXIII: History eine eigene
Unterabteilung The Holokaust erscheint, durch die das unter dem
Regime des Dritten Reiches dem Judentum Angetane auch in
diesem Werk unübersehbar wird. Mitgeteilt werden im ganzen
4727 bibliographische Daten, mit denen der Stand von April 1965
erreicht ist. Aufgenommen sind in die Gruppe der persönlichen
Bibliographien auch z. B. die Bibliographien solcher Autoren, die
sich auf dem Felde der Beschäftigung mit Problemen des Judentums
, die Bibel eingeschlossen, betätigt haben, ohne selbst Juden
zu sein, während jüdische Autoren, die das nicht getan haben,
nicht berücksichtigt sind; man findet deshalb in dieser Abteilung
des Buches auch eine ganze Reihe von bibliographischen Angaben
über bekannte christliche Forscher, besonders Bibelwissenschaftlcr.
Natürlich ist ein solches Werk im Augenblick seines Erscheinens
„veraltet", da die bibliographische Arbeit weitergeht (so bringt
gerade eben Kirjath Sepher XLI 1 von Dezember 1965 eine Zusammenstellung
der Veröffentlichungen des Jerusalemer Historikers
Joseph Klausner aus den Jahren 1937—1959). Indes kann dem
Verfasser angesichts dessen, was er hier in vielen Jahren und auf
weiten und mühsamen Bibliotheksreisen in der alten und in der
neuen Welt zusammengetragen und in der übersichtlichsten Weise
bereitgestellt sowie durch umfassende Register in vorbildlicher
Weise auch eiligen Benutzern zugänglich gemacht hat, nur hohe
Anerkennung, verbunden mit wärmsten Dank, ausgesprochen
werden. Sein Werk ist für jeden, der auf dem Gebiet der jüdischen
Wissenschaften bibliographisch zu arbeiten hat, ein unentbehrliches
Handbuch. Er würde sich einen zusätzlichen Dank erwerben, wenn
er von nun an für regelmäßige Nachträge, etwa je im Abstand von
zwei Jahren, sorgen würde, und zwar möglichst so, daß die Besitzer
auf die Nachträge subskribieren können. Die ideale Lösung
wäre es, wenn die bibliographische Viertcljahrsschrift der Hebräischen
Universität in Jerusalem (Kirjath Sepher) solche Nachträge
in ihre Obhut nehmen würde, etwa in der Form von Beiheften.
Auf diese Weise würden sie mit Sicherheit alle Interessenten
erreichen.

MUnsler/W. Karl Heinrich Rengstorf

Dugmore, C. W., Prof., D.D.: The Influcncc of the Synagogue
upon the Divine Office. (Reprint). London: The Faith Press [1964].
VIII, 153 S. 8° = Alcuin Club Collections, No. XLV. Lw. 30 s.

Professor Dugmore's work was written in 1939, but not
published until 1944. In his original Preface he said he feit that
the whole book ought to be rewritten and that he would certainly
have expanded parts of it considerably, if they had not already
been set up in type. The present edition, however, is a reprint of
the first edition, with no more change than the Substitution of
a new Preface for the original one and the Omission of the brief
Introduction to the original edition. This new edition is included
by the editors of the Alcuin Club in their collection. whereas
the first edition was published by the Oxford University Press.
The call for a reprint is evidence that the study is still of consi-
derable value, though it has been out of print for many years.
The present reviewer wrote a brief review of the original edition
in the Book List of the British Society for Old Testament
Study, and this appeared in German translation in ThLZ 1948.
474.