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Ausgabe:

1966

Spalte:

348-349

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Klopfenstein, Martin A.

Titel/Untertitel:

Die Lüge nach dem Alten Testament 1966

Rezensent:

Reventlow, Henning

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 5

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State in the DPD the moral law was inscribed within his being)". Klopfenstein, Martin A.: Die Lüge nach dem Alten Testament.

Ägyptische, hethitische und mesopotamische Parallelen, die trotz ^r Begriff, ihre Bedeutung und ihre Beurteilung. Zürich: Gotthelf-

aller Differenzen frappierend sind, folgen in großer Zahl zu diesem Verlag 119641 XVI' 517 S' 8 ■ DM 35—

Psalmabschnitt. Grundlegend für sein von ihm entwickeltes Ver- Die vorliegende Arbeit, die als Berner theologische Disser-
ständnis des Psalms ist V. 13, den er als einen der bestimmtesten tation entstanden ist unter Anregung von J. J. Stamm, bietet eine
Hinweise auf den Sitz im Leben für diesen Psalm bezeichnet, näm- umfassende Begriffsuntersuchung des gesamten Bereichs der „Lüge"
lieh die Wendung tf&Tfl n<n (S. 157). Er meint, daß diese Psalm- im Alten Testament im weitesten Sinn. In ausführlicher Einzelbitte
nur im Mund' eines" Königs verständlich ist. Auch hierzu ««B«c aller dafür in Frage kommender Stellen schreitet sie in
werden zahlreiche altorientalische Parallelen beigebracht. Aus ™clter. t t™M?- t*A 8 u"nte" Bfrei* dcs A'te" Testaments
sprachlichen und sachlichen Beobachtungen erschließt er als Ab- ab «nd berucks.cht.gt daneben noch benachbarte Gebiete, wie die
fassungszeit etwa die Periode des Jeremia. Im folgenden Abschnitt Ubersetzungen der Begriffe in der Septuag.nta, die Texte von
"The Setting of Psalm Fifty-One" (S. 209-232) stützt er seine die ^ " ?' w v*Tl f ara™isdie
gewonnene Überzeugung von der Abfassungszeit mit weiteren Inschrlften und talmudische Werke (vgl. das Register, 490 ff).
Gründen, etwa daß die "profound spirituality" (S. 222) nicht zu f.1" erstes Kapitel behandelt zunächst das „Wortmaterial", d. h. die
den religiösen Anschauungen der Davidszeit passe, während die «Pezielle Teminologie für unwahres Reden und Handeln (1 ff). Dabei
religiösen Überzeugungen der spät-vorexilischen Periode und der W"de" folgende Hauptbegnffe besprochen:

frühexilischen Zeit die Ansetzung des Psalms in diese Zeiträume , , ^iVj und ™ar LJaa Verhum ^r (3 ff> und 11 das Nomcn

ratsam erscheinen lassen, z. B. Opferpolemik, Verinnerlichung der 8,*«*L £?{f)A(,daZAU JJ d,f Übersetzungen von iqrund saeqacx in der

c.. , , .., j j j i i • j. ii , . . Septuagmta). Als Anhang das Wort sikarum in der Mari-Sprache (175).

Sundenanschauung wahrend das medikologische Motiv (crushed Daran, daß dies dcr bei weitem umfangreidiste Abschnitt ist ersieht man

bones V. 10) auf Jesaja und Jeremia hinweise. Andere Hinweise die große Häufigkeit und Bedeutungsbreite gerade dieses Stammes,

können hier übergangen werden. Da aber der Hinweis auf den Es folgt

König, den er in V. 13 findet, vorhanden ist, neigt der Verfasser ß. kzb (176 ff), und zwar L das Verbum kzb (176 ff), II. das

zur Ansetzung in die Zeit des Josia, wobei V. 13 "an intercessory Nomen kazab (211 ff), III. 'äkzab (243 ff) und IV. Nomina loci von der

prayer" des Königs für die Nation darstellt. Wurzel kzb (252). (Dazu V. die Übersetzungen von kzb und seiner Derivate
in der Scptuaginta, 253.)

Kap. 8 (S 233-248) beschäftigt sich mit der Überschrift des C. khs, und zwar j. das Verbum khs (254 ff), II. das Nomen

Psalms und stellt unter anderem die dreizehn Psalmen zusammen, kähäs (297 ff)> m. das Adjektiv kaehas. (IV. die Übersetzungen von

in deren Überschrift David erscheint, und von denen 11 Klage- khs und seiner Derivate in der Septuaginta, 308.)

psalmen und zwei Danklieder sind. Verfasser entwickelt daraus D. rmh und sw'(31 o ff), zwei verhältnismäßig seltenere Ausdrücke,

die These, daß diese Psalmen ein spezielles Gebetbuch für Fasten- E bringt; hier könnte man fast safjeni ein wenig zu kurz eine

gottesdienstc gebildet haben mögen in wahrcndexihscher und Zusammenfassung der Ergebnisse der Begriffsanalysen (321 f). Ein

nachexilischer Zeit. David erschien hier als "a type of patron Anhang: „Lüge" im Ugaritischen (323 f) macht als Parallele zu 2. Kön

saint and cultic hero" (S. 245). So ergibt sich für den Psalm eine 4,16 auf die Stelle Aqht II D Kol. VI, Z. 34 f aufmerksam (mit dem

dreifache Verwendung innerhalb verschiedener Zeiten. Zuerst war Wort ärg für „belügen/Lüge").

er Bestandteil einer für den König bestimmten Bußliturgie, dann Das Ergebnis, das sich bei der Untersuchung dieser vergehörte
er den Klagefasten des Volkes an und wurde später durch schiedenen Begriffe für „Lüge" herausschält, stimmt insofern mit
die liturgische Zufügung in den beiden letzten Versen Gebrauchs- dem allgemeinen Stand der hebräischen Semasiologie überein. als
stück innerhalb des Opferkultus im Tempel. wir aUch für den Bereich der Lüge wieder zu der Erkenntnis ge-
Kap. 9 (S. 249-276) wendet sich noch einmal dem Verhält- rührt werden, daß die hebräische Terminologie nicht abstrakt-ver-
nis des Psalms 51 zu den nahöstlichen Parallelen zu. Der Zu- allgemeinen^, sondern konkret, im Hinblick auf ganz bestimmte
sammenhang zwischen beiden Größen wird deutlich gesehen und Lebenssituationen, geformt ist. Ein ganz anderes Weltverhältnis
die Übernahme durch den direkten kulturellen Einfluß von Meso- und Denken als in der abendländischen Geistesweit steht hier im
potamien her oder durch Vermittlung der Kanaanäer erklärt. Hintergrund. Von den fünf untersuchten Hauptbegriffen wurzeln
Dann aber bleibt die Frage nach der wesensmäßigen Originalität zwel lm rechtlichen Bereich, nämlich sqr (und saeqcer) im Vertrag»"
des Psalms 51, wenn soviele Parallelen aufgedeckt werden können. redtt. khs (und kähäs) im profanen und sakralen Strafrecht (sehr
Der Verfasser beantwortet diese Frage im letzten Kapitel 10 (S. richtig' daß d'ese beiden Bereiche hier nebeneinander voraus-
277-281) "The Significance of Psalm Fifty-One". Er sieht die gesetzt werden!), während saw' zur primitiven Magie, besonders
schöpferische Tat des hebräischen Geistes in einer Weglassung der zu Beschwörungen und Analogiezauber, gehört. Die Heimat von
oft wiederholten Formeln der sumero-akkadischen Psalmen. ZWC1 besonders häufigen Ausdrücken für „Luge" im Bereich des
Mythologie und Magie verschwinden oder werden zu Rede- Rechtes sollte zu denken geben, denn sie beweist einmal wieder,
figuren. Dann tritt eine in Mesopotamien nicht erreichte Gefühls- eine wie wichtige Rolle rechtliches Handeln und Denken für die
tiefe (profundity of feeling S. 278) auf. Zum Schluß entfaltet der Vorstellungswelt des Alten Testaments besitzt, eine Tatsache, die
Verfasser zusammenhängend die theologischen Aussagen unter sich auch für die Theologie des Alten Testaments auswirken mun.
den Gesichtspunkten der Theologie, der Hamartologie und der Auch die beiden anderen Begriffe für Luge, nämlich kzb'k.iza
Soteriologie. Dieser Abschnitt ist bewußt kurz gehalten, da zahl- und die Gruppe rmh/mirma/r'mijja, die in den Bereich des tag
reiche Aussagen im Rahmen der exegetischen Untersuchungen liehen Lebens weisen, besonders im Guteraustausch (rmh usw.;
bereits gemacht worden waren. Ein Abkürzungsverzeichnis (S. 281 und mündlichen Bezeugen (kzb), sind, indem sie „sich nach a
-284) und ein 21 Seiten umfassendes Literaturverzeichnis (S. 285 Bedürfnissen des Gemeinwohles richten, das seinerseits nach ve
-305) bilden den Schluß des Buches. Im Ganzen wird man der bindlichen Forderungen des Gottesrechts ausgerichtet ist , ae
gründlichen und weitgespannten Untersuchung zustimmen können, gleichen Bezirk zugeordnet. Eine innere Einheit des Denkens wi
auch in der herausgestellten Beziehung auf den König. Über- so sichtbar, die sich in vielen Einzelheiten zeigt,
raschend ist das Ergebnis, daß der Psalm in den Fastenanlässen Während dieser erste Teil den Bereich einer normalen begebraucht
worden sein soll, ehe er dem Tempelkult inkorporiert griffsuntersuchung nicht verläßt, möchte das 2. Kapitel (325 rr)c
wurde. In der zeitgeschichtlichen Festlegung auf die spätvorexi- Stück darüber hinausgehen und auch solche Stellen bespreche ^
lische Zeit hat mich der Verfasser vielleicht am wenigsten über- die, ohne diese Begrifflichkeit zu bieten, doch den Tatbestand
zeugt, aber er weiß selbst um die geringe Schlüssigkeit solcher Lüge zum Inhalt haben (325). Hier werden aber auch noch eimg
zeitgeschichtlichen Ansetzungen (S. 247). So kann man das Buch Stellen hineingenommen, in denen zwar der Stamm rmh y°
nur mit Dankbarkeit begrüßen und es als einen äußerst förder- kommt, die dem Verfasser aber einer noch etwas ausführliche

fällt

liehen Beitrag zur Psalmenexegese und Psalmenforschung über- Betrachtung wert erscheinen.

haupt — vor allem dank seiner reichen Materialsammlung aus den p.s jst verständlich, daß dieses Kapitel recht kurz aus

außerbiblischen altorientalischen Parallelen — anerkennen. und gegenüber dem ersten fast wie ein bloßer Anhang ersehen •

Leipzig HansBardtke Hjer müssen auch notwendig die Grenzen fließend bleiben, de