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Ausgabe:

1966

Spalte:

313-314

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Wallis, Ethel Emily

Titel/Untertitel:

Noch 2000 Sprachen 1966

Rezensent:

Lehmann, Theo

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Seite 1

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313

Theologische Litcraturzcitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 4

314

die Erscheinungen der neueren Missionsliteratur bereitet das
zweite Kapitel vor, das die neuere Missionstheologie unter sachlichen
Gesichtspunkten als „eine Erinnerung an die Aufgabe der
Kirche" behandelt, die das eigentliche Anliegen des Vf.s ist und
ihn am Schluß „Erste Folgerungen" skizzieren läßt. Dabei ergibt
sich nicht nur, wie selbstverständlich, eine Kritik an der Kirche
bzw. der Aufruf zur Selbstkritik der Kirche, sondern auch die
Kritik an manchen Tendenzen der Missionsthcologic, der Tendenz
zur Anpassung an die Welt anstatt Abhebung von der Welt
und der Tendenz zur gesellschaftlichen Diakonie anstatt des Aufrufes
zur persönlichen Jüngerschaft. Mit Recht sieht B. auch durch
„Begegnung mit dem Missionsauftrag" der Kirche die Möglichkeit
gegeben, wirklich Kirche zu werden, und sieht er die Mission als
eine „positive Rebellion innerhalb der Kirche", als „das entscheidende
Kriterium für das wahre Leben der Kirche" und als Heilung
der Schäden der Kirche. Dabei wird die Einsicht klar durchgehalten
, daß der Adressat der Verkündigung der Einzelne ist, und
Wird aus der These von der „Geisteslcitung" die Folgerung gezogen
, daß wir „nicht mehr verantwortlich für den Erfolg, aber
verantwortlich für den Gehorsam" sind und daß es um die Predigt
von Jesus Christus und nicht von der Frömmigkeit des Missionars
geht. Diesen begrüßenswerten Einsichten stehen einige Unklarheiten
gegenüber, etwa die tragende Rolle, die, wie es scheint,
ausschließlich der Einzelgemcinde zugeschrieben wird, oder die
Meinung, daß die Verkündigung der Herrschaft Jesu Christi „die
Forderung auf Hcrrschaftswechsel" bedeutet, über der die besondere
Art des geschehenen Herrschaftswechsels zu kurz kommt,
wie auch die Forderung der Einheit von Reden und Leben die
Tatsache außer acht läßt, das diese Einheit völlig nur in Jesus
Christus da ist. LInvcrständlich ist, daß unbedingte sittliche Maßstäbe
„unsinnig" seien „unter dem Aspekt der Rechtfertigung des
Menschen vor Gott", aber eine schlichte Notwendigkeit der
Mission, unschön das Wort von der „Borniertheit" einiger
Missionare.

Mainz Walter H ol s t e n

Wallis, Ethel E., u. Mary A. Bennett: Noch 2000 Sprachen. Geschichte
einer modernen Pionicrmission. Wuppertal: Brockhaus [1964].
165 S. 8°. Pp. DM 11.80.

Dieses Buch ist der im lockeren Erzählton geschriebene Bericht
über eine Respekt gebietende wissenschaftliche Leistung der
Mission: Die Erforschung von Sprachen und die Bibelübersetzung
W den verschiedensten Gebieten der Welt von den Tropen bis
2ur Arktis. Während über Erkenntnisse, „die für die Linguisten

der ganzen Welt wertvoll werden sollten" (51), ganz bescheiden
im Vorbeigehen gesprochen wird, erhält der Leser einen ernüchternden
Einblick in die beschwerlichen Anmarschwege, die vor der
Fertigstellung einer Bibelübersetzung zu überwinden sind. Es ist
da viel die Rede von verschlammten Wegen, Läusen, dem Kampf
mit dem Klima und lebensgefährlichen Situationen, von auf den
Knien durchbeteten Nächten und fleißigem Studium — mit einem
Wort: vom Leben moderner Pioniermissionare, die nur das eine
Ziel kennen: das Evangelium in die Muttersprache der von ihnen
besuchten Stämme zu übersetzen. Wohltuend ist das Fehlen aufgebauschter
Theorien über das „Abholen" des „Gegenüber", wie
sie heute allenthalben vom Schreibtischsessel aus entworfen werden
, sondern hier wird schlicht und ohne Aufhebens gehandelt.
Angesichts dieses tatkräftigen Glaubenseifers der Wycliff Bibelübersetzer
sollte man sich weniger über die (an sich berechtigte)
Frage beunruhigen, ob sich der Einsatz an Zeit, Arbeitskräften
und Geld lohnt, Stämmen von durchschnittlich 1000 Gliedern
eine eigene Übersetzung des Neuen Testamentes zu schaffen. Viel
beunruhigender ist der Satz auf der letzten Seite dieses empfehlenswerten
Buches: „Das Zeitalter der Sprachenforschung und
Bibelübersetzung hat erst begonnen ..."

Karl-Marx-Sladt Theo L c h m a n I

A a g a a r d , Johannes: Some Main Trends in Modern Protestant Missio-
logy (Studia Theologica 19, 1965 S. 238—259).

Barot, Madeleine: Die Frauen und die ökumenische Bewegung

(ÖR 14, 1965 S. 210—222).
Benz, Ernst: Die Überwindung der konfessionellen Schwierigkeiten in

der Ökumene (ÖR 14, 1965 S. 190—211).

Coisson, R.: Fine del colonialismo e missioni (Protestantesimo XX,
1965 S. 220—223).

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Schaeder, Hildegard: Addis-Abeba, das vierte Rom ? Der Zusammenschluß
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Slenczka, Reinhard: ökumenische Bewegung im christlichen Osten
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ZEITSCHRIFTEN SCHAU: TERRITORIALHIRCH EN GESCHICHTE

Blätter für württembergische Kirchengeschichte

63, 1963:

'fecht, Martin: Die. Entwicklung der Alten Bibliothek des Tübinger
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'önig, Hans-Joachim: Aus dem Leben des Schwaben Paul Speratus.
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n,erer, Fritz: Zum 450. Geburtstag von Hieronymus Gunz. S. 290.
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'"«Her, Bernd: Nachträge zum Blarer-Briefwechsel 1523—1548.
^um 400. Todestag von Ambrosius Blarer am 6. Dez. 1964. S. 3—52.

Brecht, Martin: Die Chronologie von Brenzens Schriftauslegungen
und Predigten. S. 53—74.

Brecht, Martin: Der Stand der Brenzforschung. S. 75—78.

H e i m a n n . Christoph: Eine Fragment gebliebene Rhetorik von
Johannes Brenz. S. 79—103.

Ulshöfer, Fritz: Das Kirchenregiment in der Grafschaft Hohenlohe
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Schümm, Kail: Zerstörung kirchlicher Kunst in Hohenlohe durch
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Ludwig, Wilhelm Th.: Eberhard Nestle: Leben und Werk.

S. 141—175.

Irtenkauf, Wolfgang: Das Bopfinger Mirakclbuch. S. 176—201.

Ammon, Friedrich von: Von alten Pfarrerfamilien in Württembergisch
Franken. S. 202—204.

Petri, Hans: Kaiser Alexander I. von Rußland und die Württembergische
Bibelanstalt in Stuttgart. S. 205—210.

Rapp, Adolf: Gedanken zur Haering-Biographie. S. 210—214.

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kirchcngeschiditlicher Archivalien. Der Tintenfraß. S. 215—220.