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Ausgabe:

1966

Spalte:

282-283

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Von den Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters 1966

Rezensent:

Guggisberg, Kurt

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 4

282

empfunden. Ein gebildeter Engländer würde auch nicht schreiben:
..Augustus ordered a census taken" (Lk 2, 2), sondern to be taken. Nur
als amerikanisches Idiom kann ,,to figure out" (Lk 1, 29) toleriert
werden, die Verwendung des Wortes „hörne" statt house, „right" statt
just oder close (Actis, 7; 21,36), „Bible discussion" (Act 17, 3) statt
discussions about the Bible oder discussing the Bible. Der Tempusgebrauch
von Beck muß einem Engländer als unzulässige Vereinfachung
erscheinen, wenn er Act 9, 27 übersetzt „Barnabas told them how Saul
saw (statt: had Seen) the Lord on the road and the Lord spoke (statt:
had spoken) to him."

Ein besonderes Kapitel ist das Vorwort. Dort heißt es u.a.:
„Wir brauchen eine geistliche Rakete. Und das nun ist das Schwert
des Wortes in seiner enthüllten Kraft. Ebenso wie wir im Atom eine
Art reine Gotteskraft finden, so erhalten wir in Seinem unverfälschten
Wort eine reine Kraft, die das Leben läutert und schafft.

Laß Seine volle Kraft an dir wirken und dich ergreifen, und du
wirst dich geborgen fühlen, bereit, für dich selbst einzutreten, wie Jesus,
der jede Herausforderung mit seinem ,Es steht geschrieben' beantwortete."

Verglichen mit deutschen offiziellen und privaten Bibelübersetzungen
könnte die vorgelegte amerikanische uns in eine ganz
bestimmte Richtung weisen. Sie selbst liegt etwa zwischen Menge
oder Zürcher und Pfäfflin und ist insofern ein wichtiges Dokument
, als uns ungleich mehr als im englischen Sprachgebiet eine
ebenso zuverlässige, d. h. textkritisch gesicherte wie sprachlich
möglichst einfache Neuübersetzung fehlt. Wir sind im Revidierten
Text von 1956 bei Lk 2, 14 immer noch nicht zur textlich allein
richtigen Zwcigliedrigkeit des Gloria in excelsis übergegangen.
Beck hat hier — bestechend einfach — who have His good will.

Munster/W. Heinz Hanger

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KIRCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES
UND TERRITORIALMRCHENGESCHICHTE

Pf ist er, Rudolf: Kirdiengesdiichte der Schweiz. I. Bd.: Von den Anfängen
bis zum Ausgang des Mittelalters. Zürich: Zwingli Verlag
[1964]. XXII, 573 S., 77 Abb. a. Taf. gr. 8°. Lw. DM 48.-.

Pfister stellt einen programmatischen geschichtstheologischen
Satz an den Anfang seines großangelegten Werks: „Die Geschichte
der christlichen Kirche ist eine solche göttlichen Handelns, aber
zugleich menschlichen Irrens und Versagens", wobei allerdings in
der Darstellung dann doch auch ausgiebig von menschlicher
Glaubensgröße und Liebeskraft die Rede ist. Das auf drei Bände
berechnete Werk will eine Gesamtdarstellung der „Ausdrucksformen
christlichen Glaubens in der Lehre, der Liturgie, in der
Liebestätigkeit und im Institutionellen" bieten, und es ist verdienstlich
, daß der Verfasser unter Vermeidung eines allzu differenzierten
Spezialistentums das Wagnis unternommen hat, die
zum Teil recht disparate Einzelforschung zu einer gründlichen und
ausführlichen Bestandesaufnahme zusammenzustellen. Er weiß
natürlich um die Problematik, das heutige staatspolitische Gebilde
„Schweiz" zur geographischen Grundlage für die mittelalterliche
Lokalkirchengeschichte zu machen, was aber auch den Vorteil in
sich schließt, Vergleiche zwischen deutschem und französischem
Sprach- und Kulturbereich ziehen zu können. Der Verfasser weiß
auch, daß Patrozinienforschung und Liturgiegeschichte noch große
Lücken aufweisen, und daß Rechtsgeschichte und religiöse Volkskunde
noch manches beizutragen hätten.

Das Werk gliedert sich in drei Abschnitte: Christentum und
Kirche von den Anfängen der späten Römerzeit bis zum Aufkommen
der Bcnediktinerregel (S. 1—66); von den ersten Benediktinerklöstern
bis zu den Kreuzzügen (S. 67—199); von der
Niederlassung der geistlichen Ritterorden bis zum Frühhumanismus
(S. 201—462). Die ersten Zeugnisse christlichen Glaubens heben
sich ab von der keltischen, rätischen und römischen Religionsgeschichte
, später bildet ihren Hintergrund das germanische religiöse
Brauchtum. Behutsam werden das archäologische Material
gesichtet und der historische Kern oder frömmigkeitsgeschichtliche
Gehalt der legendären Heiligen- und Märtyrerviten herauszuheben
versucht. Im zweiten Abschnitt tritt fast überdeutlich hervor, daß
auf dem Boden der Schweiz sich noch wenig Eigenständiges zu entfalten
vermag. Die mittelalterliche Kirche hat ja immer eindringlicher
das Einheitliche, allen Gemeinsame, „Internationale" herausgehoben
, nicht das Besondere, und der Verfasser scheint dieser
Tendenz zu folgen, wenn er darauf verzichtet, in größerer Menge
charakteristische Zitate schweizerischer Herkunft in das allgemeine
Geschehen einzuflechten. Immerhin erfahren doch etwa die geprägte
St. Galler Klosterkultur und die Mystik in der Schweiz gebührende
Beachtung. Eine Hauptleistung des Werkes besteht in
der gewissermaßen lexikographisch zusammengestellten Ordensund
Klostergeschichte der mittelalterlichen Schweiz. Es fehlt,
soweit ich sehe, nur ein Hinweis auf das Klösterlein Rüegsau. Der
Reichhaltigkeit der Quellen entsprechend, ist der dritte Teil der
weitaus ausführlichste. Hier ist die Rede vom Aufkommen der
Städte als kirchlicher Zentren, vom spätmittelalterlichen Staats-
kirchentum, einer wichtigen Voraussetzung für die Verbreitung
der Reformation, von Kirche und Schule, von Beginen und Begar-
den, Klausnerinnen und Klausnern, Ketzern und Hexen, von Juden
und religiösen Bruderschaften, von der religiösen Kunst der Gotik,
der kirchlichen Reformbewegung und von den spätscholastischen
und frühhumanistischen Strömungen. Einzelne Kurzbiographien
beleben das Bild. Hervorgehoben seien die Lebensskizzen von
Nikolaus von Flüe, Kardinal Schiner, Johann Hcynlin de Lapide,
Albrecht von Bonstetten und Heinrich Wölflin (Lupulus).