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Ausgabe:

1966

Spalte:

272-273

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Allegro, John Marco

Titel/Untertitel:

The Dead Sea Scrolls 1966

Rezensent:

Meyer, Rudolf

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 4

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wendet sich der Verfasser den oben skizzierten Einzelfragen, denen Gattungen der gefundenen Fragmente, wobei die Sammlung von

er noch das Problem des Rhythmus und die textgeschichtliche Hymnen aus 4 Q besondere Aufmerksamkeit erregt. Sie sind

Frage beiordnet, zu. Reiche Literaturangaben stützen seine Aus- inzwischen vom Verfasser in Rev Bibl 1961, 195—250 veröffent-

führungen, die eine Art Kompendium der modernen Psalmen- licht worden. M. Dekor, „Le Docteur de Justice, nouveau Moise,

forschung darstellen und mit Dankbarkeit entgegengenommen dans les Hymnes de Qumrän" (S. 407—423) geht der bisher wenig

werden dürfen. Der zweite große Beitrag stammt von E. Lipinski, beobachteten Parallelisierung des Lehrers der Gerechtigkeit mit

„Les psaumes de la royaute de Jahwe dans I'exegese moderne" Mose in den Hodajoth nach und vermag tatsächlich überzeugend

(S. 13 3—272). Auch hier ist eine ausführliche kritische Zusammen- unter den Gesichtspunkten Mose / Lehrer d. G. — Mittler der

Stellung der geäußerten Ansichten erfolgt, unterbaut von zahl- Lehre, Mann des Gesetzes, Gründer, Führer, Vater der Gemeinde,

reichen Angaben auch entlegener Literatur. Aber das Ergebnis läuft Knecht Gottes bis hin zur Verfolgung Parallelen aufzuweisen,

auf die Feststellung heraus, daß die Frage nach dem Sitz im Leben auch wenn er dabei Texte mit Konjekturallesungen z. B. lQH 6,10

für die Jahwe-König-Psalmen noch offen bleiben muß, jedenfalls verwenden muß. Zweifellos ist er hier auf der richtigen Fährte,

noch keine wirklich befriedigende Beantwortung gefunden hat. wie auch die Wertschätzung des Mose im geistesgeschichtlichen

Der drittgrößte Beitrag ist der von A. Rose, „L'influence des Jp>n*ext. es ^cist Mi} Teinem ,B^traS von ^ Mart!n' "Th*
psaumes sur les annonces et les recits de la Passion et de la Resur- ^'iT3" ^"u^ T,argUmD S< 425-451> ™A dcr BJand
rection dans les Evangiles" (S. 297-3 56). Die gründliche Unter- abgeschlossen. Obwohl der letzte Beitrag nur mittelbar mit dem
suchung will den Einfluß des Psalters auf die Evangelienberichte Generalthema des Bandes zu tun hat. darf doch che kntisch-.n-
untersuchen und daraus Erkenntnis gewinnen, wie die Urkirche f/"^1™ ™e"ldlt »b.er dle Forschungen von P. Kahle, A. Diez
diese Psalmen selbst interpretierte. Da beabsichtigte und unab- Madl0' Sperber und anderen mit Dank und Anerkennung aufsichtliche
Zitierungen des Psalters in den Evangelienberichten vor- ^nomme" W"ien.'(hat dodl der Vc!*asscr,iur* se"1,^°Lßes Wer.k
liegen, muß das Vokabular der Evangelisten untersucht werden. d,e Handschriften vom Toten Meer (The Scr.bal Character I.
Dabei entdeckt der Verfasser die starke Wirkung der Septuaginta- i°"va|" 195c8) "* als ExPerte der textkritischen und text-
Übersetzer, die dem hebräischen Text eine neue Form gegeben gerichtlichen Forschung erwiesen. ^ ^
haben, so daß diese die Einheit zwischen beiden Testamenten spür- eipzig
bar werden läßt und als eine „praeparatio evangelica" angesehen

werden kann. Der Verfasser spricht daher den Wunsch aus, daß Allegro, John M.: The Dead Sea Scrolls. The story of the famous
mehr als bisher die modernen Übersetzer sich nicht nur auf den TT^-u', di'coveriej and their momentous significance for students
i v ... i .i -r n . .... .... . or the Bible. Harmondsworth. Middlescx: Penguin Books Ltd. 1961 •

hebraisch-masoretischen lext allein stutzen mochten, sondern .... c , -,. ,,, T , .. „0 „ ,. s _ . . Vn,,

, tri t t" ti. -i i i, c • 204 S., 2 Ktn, 42 Abb. a. Taf. kl. 8" = Pelican Books, A ?76. Kart-

ebenso sehr auf den LXX-Iext. Hier rührt der Verfasser an ein 3 6 sh

sehr wichtiges Problem, das auch von Kraus gesehen worden ist,

bisher aber noch keine ausschließliche Bearbeitung gefunden hat, Obwohl an Literatur, die allgemeinverständlich in die Handnämlich
die „Eigenart der LXX-Aussagen im Psalter hinsichtlich schriftenfunde aus der Wüste Juda einführt, kein Mangel ist, wird
ihres besonderen Sachgehalts und ihrer eigentümlichen Aussage- man das von h M- Allegro für die Taschenbuchreihe der Pelican
tendenz zu erarbeiten" (Kraus, Psalmen S. XIII). Interessant und B°oks abgefaßte und 1956 erstmals erschienene Werk keineswegs
wichtig ist der Beitrag von A. Arens, „Hat der Psalter seinen ,Sitz a,s überflüssig bezeichnen dürfen. Im Gegenteil, in seiner an-
im Leben* in der synagogalen Leseordnung des Pentateuch?" regenden und weithin spannenden Schilderung nimmt der Verf.
(S. 107-131). Die Themafrage wird bejaht und von der Zuordnung den Leser sofort gefangen, regt zum Nachdenken an und fordert
von Pentateuch und Psalter eine Reihe von Fragen beantwortet, auch nicht selten zur Kritik heraus, wie er denn selbst nicht an
die die Endredaktion des Psalters betreffen. Da der Beitrag aus kritischen Äußerungen etwa über den Erwerb der Fragmente
einem Kapitel eines 1961 erschienenen Buches stammt, soll der spart.

Gesamtbesprechung hier nicht durch Auseinandersetzung mit Da das Büchlein, das lediglich allgemein informieren will.

Einzelheiten vorgegriffen werden. Weitere Beiträge, die sich aus- auf jeden gelehrten Apparat verzichtet, sei hier nur kurz der

schließlich dem biblischen Psalter widmen, sind A. Descamps, „Les Inhalt angegeben. Die Darstellung setzt ein mit der Entdeckung

genres litteraires du Psautier. Un etat de la question" (S. 73—88), und dem Erwerb der großen Rollen aus Höhle 1 von Qumran

J. de Fraine, ,,'Entmythologisierung' dans les Psaumes" (S. 89—106), (S. 13—32); anschließend werden die weiteren Entdeckungen —

ein Beitrag, in dem sich der Verfasser mit großem Recht wehrt erwähnt seien Wadi Murraba'ät sowie die Höhlen 4 und 11 von

gegen Vergleichungen, die alles, was gemeinsame Züge trägt, auf Qumran — beschrieben (S. 3 3—40). Der Herausgabe der Rollen

eine Ebene stellen wollen (S. 105), P. van den Berghe, „äni et und Fragmente ist das nächste Kapitel gewidmet, wobei Verf.

änaw dans les psaumes" (S. 273—295), ein sehr instruktiver Auf- mancherlei interessante Einblicke in das Entzifferungsverfahren

satz, der vor allem wissenschaftsgeschichtlich das Problem der vermittelt (S. 41—49).

beiden Termini abhandelt und in kritischer Auseinandersetzung In Kapitel IV gelingt es Verf., mit wenigen Strichen die Be-

methodologische Vorschläge für eine weitergehende Forschung in deutung der biblischen Fragmente für die vormasoretische Ge-

diesem Problemkreis gibt; Dom Jacques Dupont, „L'interpretation scnichte des alttcstamentlichen Textes herauszuarbeiten. Z"r

des psaumes dans les actes des Apötres" (S. 357-388); die sehr Verdeutlichung der durch Qumran völlig neugewonnenen teXt'

theologisch ausgerichtete Untersuchung wendet sich etwa fünfzehn kritischen Perspektiven, die sich auch für eine wirklich moderne

Zitatstellen in der Ap. Gesch. zu, von denen zwölf eine messia- Übersetzung des Bibeltextes auswirken dürften, ist u. a. 4 Q Sam-"

mschc Deutung der Psalmen enthalten, wahrend andere, ca. drei, x 22_2 6 jm Vergleich mit © und der Revised Version ange'

sich einfach auf die Geschichte Davids beziehen. Die messianische fuhrt ($' 50_74). Im folgenden Kapitel, das die Ausgrabungen Ü»

Deutung ist für den Verfasser die allein legitime. Gebiet yon Qumran behandelt, werden Höhle 1, die Siedlung

Zwei Beiträge sind dem großen Problemkreis von Qumrän von Qumran, die etwas unglücklich als monastery bezeichne

gewidmet. M. Baillet, ein Mitglied des Jerusalemer Teams für die wird, und abschließend die Höhlen am Steilhang besproene

Handschriftenforschung von Qumrän, schreibt über „Psaumes, (S. 75—93). Das Problem des Ursprungs der „Sekte", wie Ve^-

Hymnes, Cantiques et prieres dans les manuscrits de Qumrän" die Gemeinschaft von Qumran nennt, ist etwas sehr summaris

(S. 389-405). Der Verfasser gibt einen sehr dankenswerten Über- im sechsten Kapitel behandelt (S. 94-100). Ausführlicher wcrd£s

blick über die verschiedenen Handschriften, die gefunden worden in Kapitel VII das tägliche Leben und die Disziplin des Verban

sind, einmal aus Höhle 1 Q, wobei auf S. 389 bei Ps 119 ausge- dargestellt, wobei einige Texte in Übersetzung dem Leser «

lassen ist V. 31—34, die nach der Originalpublikation (ibid. S. 69 gute Anschauung vom Charakter der spezifischen Qumran-U

und Tafel XIII) jedenfalls fragmentarisch erhalten sind. Über die ratur geben (S. 101-118). Weitere Fragmente werden im f°lgJn(j

psalmenähnlichen Stücke aus Höhle 4Q wird ebenfalls ein sehr den Kapitel besprochen, angefangen von den Apokryphen n

willkommener Überblick geboten, wobei auf S. 393 Anm. 18 es Pseudcpigraphen bis hin zur „Kriegsrolle" (S. 119—123). Kapjti

heißen muß 35,4—20 statt .1—20 (vgl. Biblica 38, 1957, 245—268). ist den Lehren der „Sekte" gewidmet, wobei er von dem GrUI»

Nach der Übersicht folgt eine Ausführung über die verschiedenen satz ausgeht: „The basic philosophical and religious conception