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1966

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 4

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Lfg.!) — ein Wörterbuch der Mystik — ein Wörterbuch der Luther- nichtung strafen können. Auch die Skepsis macht sich laut. Das Bild des

Sprache — ein Wörterbuch des Pietismus (zu dem August Langen bereits Hirten und seiner Herde paßt zu einem transzendenten Gott. Dieser

mit seinem „Wortschatz des deutschen Pietismus", 1954, entscheidend Gott ist den Menschen nicht verfügbar.

vorgearbeitet hat). Solch ein Fernziel sollte aber jetzt schon in den ,m Mittleren Reich ist der Köni ebenfalls der Gottheit subordi-

ßlick genommen werden, damit gemeinsames Forschen den Weg dahin nim £r emprangt das Amt aus den Händen des Gottes und gehorcht

bahnen kann. dessen BcfehIen.

Geislinpen/Steige FrisoMelzer j . . .... . , ,. ... ,

_ Wahrend der Herrschaft der Hyksos werden die Ägypter mehr auf

Altner, Günter: Zweitstudienausbildung für Theologen. Eine Auf- ^Ausland atlfmerkiam. Nur ein solcher transzendenter Gott kann

gäbe der Kirche für die Welt (KidZ 21, 1966 S. 69-72). Weltgott werden, der sich auch um die Fremde kümmert. Im Neuen Reich

. , kommt die persönliche Frömmigkeit auf. Der transzendente Gott wird

Autorenkollektiv: Was erwarten unsere Theologiestudenten? a]s Nothelfer angerufen. Deshalb lassen sich syrische Götter wie Baal

(ThGl 56, 1966 S. 36—48). und Astarte in dieser Zeit leicht assimilieren. Es wird ein Unterschied

Drewermann, Eugen: Hat das Philosophiestudium für die theo- gemacht zwisdien dem Gott und seinem Kultbild. Man stellt sich nicht

logische Ausbildung heute überhaupt noch Sinn? (ThGl 56, 1966 mehr den Gott als dem Bilde innewohnend vor wie vorher. Wenn nun

S- 19—24). der König als Bild des Gottes konzipiert wird, bedeutet das für ihn eine

Fazekas, Ludovit: Wilhelm Bousset und sein „Kyrios Christos" weitere Degradation und für den Gott eine erhöhte Transzendenz.
(ZdZ 20, 1966 S. 81—90). Audi in der Totcnliteratur macht der Begriff der Transzendenz

l o n g a r d , M., G ö d d e k e , W., u. E. Drewermann : Rückblick Fortschritte. Der Sonnengott, der in Büchern wie Amduat und dem

auf das Theologiestudiuni aus der Perspektive eines Seminaristen Pfortenbuch das Totenreich besucht, ist klar von seiner Umgebung untcr-

(ThGl 56, 1966 S. 48—53). schieden. In der späteren Weishcitsliteratur (Amcnemope) ist Maat, die

Marsch, Wolf-Dieter: Zum Gedenken an Paul Tillich (MPTh 54, kosmische Ordnung, dem Gotte untergeben. „Der Mensch ist Lehm und

1965 S. 517—522). Stroh, der Gott ist sein Baumeister". Gott steht über dem Schicksal. Die

p„i , i t t-i tvu j j tl i • Haltung des Menschen diesem Gott gegenüber ist die des Schweigenden,

r o h I m c y c r , Josef: Der zweite Bildungsweg und die Theologie ,. . 6 , r , „ KA • ~ . V. ... * ,. '

(ThGl 56 1966 S 53—57) * die einer demutigen Ergebung. Der Konig verfugt nicht über göttliche

b ' j Kräfte. Er bringt nicht selber die Überschwemmung des Nils, sondern

Kaab- St raube, Albrccht von: Vergleichende Bemerkungen zur erf|ehr djese von Gott Das Heranwachsen der Magie in der Spätzeit

Reform des Theologiestudiums (ThGl 56, 1966 S. 57-62). bedeutet einen Rückfall. Im Gegensatz zu der religiösen Elite der Weisse
form des Theologiestudiums aus der Sicht des Professors (ThGl 56, heitslehrer bedurften weite Kreise der Bevölkerung des Verfügens über

1966 S. 24—36). die Gottheit durch Zauber. Das läßt sich herleiten aus dem ritualistischen
(Reformiertes Convict Halle:] Festschrift anläßlich des Grundcharakter der ägyptischen Religion. Weil der transzendente Gott

75jährigen Bestehens des Reformierten Studentcnkonvikts in Halle sehr weit über den Menschen erhoben war, brauchte man „Mittler"
(Saale). Hrsg. vom Evangclisch-reformiertcn Senior d. Kirchenprovinz (whmw), um den Abstand zu überbrücken. Man näherte sich der Gott-
Sachsen, Dr. Fritz Schröter. Halle: Akademischer Verlag [1965]. 38 S., heit durch vergöttlichte Heroen (Imhotep, Amcnophis, den Sohn des
1 Taf. 8°. MDN 2.80. Hapu) und heilige Tiere (Apis, Mnevis).

Schal ück, Hermann: Die Reform des theologischen Studiums aus Nach dieser Übersicht des Inhalts zu einer Beurteilung

der Sicht der Orden (ThGl 56, 1966 S. 62—67). kommend, sieht der Rezensent, der sonst sehr weit mit dem Verfasser
übereinstimmt, sich leider genötigt, die unangenehme Rolle

Ii Ii i I G I 0 N S WIS S E N S C H A FT eines Advocatus Diaholi zu spielen. Mit einer gewissen Einseitigkeit
will er gerade die entgegengesetzten Möglichkeiten ins Auge

Lorenz, Siegfried: Die Hcraufkunft des transzendenten Gottes in fassen. „Du choc des opinions jaillit Ia veriti". Um zur Erkenntnis

Ägypten. Berlin: Akademie-Verlag 1964. 57 S., 2 Taf. 8° = Sitzungs- der Wahrheit zu kommen, kann es gewisse Vorteile haben, die

berichte d. Sachs. Akademie d. Wissenschaften zu Leipzig, Philol.-hist. Materie bewußt von der anderen Seite her zu betrachten.
Klasse, Bd. 109, H. 2. Kart. MDN 4.-. Zuerst so], hingewiesen werden, daß es keine einfache

In dieser Studie handelt es sich nicht um eine phänomeno- Sache ist, sich der ägyptischen Religion mit unseren modernen

ogische Untersuchung über das Wesen der Erscheinungsformen der Begriffen wie Transzendenz und Immanenz zu nähern. Der alte

ägyptischen Religion, sondern um die Skizze einer geschichtlichen Ägypter denkt nicht im Schema des Entweder-Oder, sondern des

Entwicklung. Sie betrifft den Begriff der Transzendenz Gottes. Sowohl-als-Auch. Sein nichtdifferenziertes Denken faßt in einem

Nach der Meinung des Autors sind die Ägypter im Laufe der Gc- System zusammen, was für uns einen Gegensatz darstellt.
Richte sich immer mehr dieser Transzendenz bewußt geworden. , . k, - ,, ^ a , ... <

Dipc»,. d,„,„/i • j u t. ■■ Lliu. o j j i- im a r In Sonnenhymnen des Neuen Reiches finden sich nebeneinan-

"ieser Frozcß wird hauptsachlich an Hand der religiösen Auf- , , . . , ,. . „ - , . . , , .« . ,. ,

fassimr, f •• • _ u i • l der hinsichtlich desselben Gottes pantheistische und tneistiscne

"«ung des Königtums beschrieben. - , , „ . , . c r , ., u. , . . .

, , _ ... ,,,,,,, „, > , Gedanken. Re, die sichtbare Sonncnscheibe am Himmel, ist in die

die ££. FruhT.(LJSnd. ": ?yn" 1 3000 v ,Chr ) stcIlt mf Ganzheit des kosmischen Geschehens aufgenommen. Im Papyrus

,c Gottheit vor als im Konig inkorporiert, also als immanent, oder der %m i • i • j • . ... n j

König und der Gott Horns werden einfach identisch. d °rbincy aber w,rd er. ™"? beeinträchtigten jüngeren Bruder

U/--L j j ni n • ,t->. . , ■ ~ , , , , angerufen wie eine uberirdische Macht und handhabt er die Ge-

„ Wahrend der III. Dynastie (Djoscr) wird der Gedanke ird scher j • i iw o-.i J f____*_ t_ J„ u w * •

Götterdynastien entwickelt. Die Urzeit wird „die Zeit des Osiris" oder «duigkcit (m3 t) zu dessen Gunsten. In der Hymnenliteratur ,s

"d'e Zeit des Re" genannt. Man stellt sich aber vor, daß diese Zeit es dcr transzendente Gott, der Gotter und Menschen, Himmel

!*°n vorüber ist. Der König kann nur noch mit Osiris und dessen Sohn ""d Erde geschaffen hat; es wird aber auch gesagt, daß der Nil aus

0ruf verbunden werden in der Form mythischer Präzedenz, und solches seinem Körper herausströmt, ja daß er selber die Überschwemmung

geschieht auf rituelle Weise. Der Abstand zwischen König und Gott ist, und daß das Korn aus ihm herauswächst. Die Ägypter haben

lrd größer. Der König ist nicht länger von selbst Gott, sondern er hier offensichtlich keine Antithese gesehen zwischen Immanenz

u" zum Gott gemacht werden. Auch in der Königstitulatur der IV. Dyn. und Transzendenz
" °hn des Re" liegt eine weitere Rangminderung. Der König wird von „, , . i ,

^■nem Vater Re unterschieden und ist ihm verantwortlich. Die Konzep- , Wen" der Kon'g das Bl,d des Gottes genannt wird, so kann

tlon eines Totengerichtes, dem auch der König unterstellt ist, die Idee aas auf zweierlei Weise ausgelegt werden. Man kann betonen, daß

^0n Gott als souveränem Schöpfer (Denkmal mephitischer Theologie) er nur das Abbild des Gottes ist im Linterschied vom Gott

^"d der Gedanke einer Prädestination Einzelner zur Verdammnis durch im Himmel. Man kann jedoch auch damit meinen, daß er das Bild

p'e willkürliche Gottheit, zur Entwicklung gebracht während der letzten Gottes ist und wie ein Gott auf Erden fungiert. Der König als

. eriode des Alten Reiches (IV. bis VI. Dyn.), ordnen den Menschen p,^ Gottes wird an einer Stelle „Vertreter" ('idnw, Wörterbuch

RitlH n.'chr dcm Go" unter' Die pyrfamidcntcx,te, sind ein magisches iA54.6) genannt. Er ist also unserem Ambassadeur vergleichbar,

fögt3er ,aSidCm u6n% SCi"u H,T'Ä 'iS**UiSiAEt V"' der im Ausland auftritt, als ob er das Haupt des Staates selber
sl er nicht mehr selber über die erforderliche göttliche Kraft. .. .j^j. l-j-* v- ■

w 6 wäre und der nichtsdestoweniger zu unterscheiden ist vom Konig

wird a „nd dcr erstcn Zwis*cnzcit - in einer chaotischen Periode - oder vom Präsidenten, den er vertritt.

. « der Begriff des Abstandcs zwischen Gott und Mensch verstärkt. _ , ,r . . ... , ... .....

giften wie die Lehre für Merikare und die Mahnwortc eines Pro- Posencr und Kees (S. 55) haben beide recht mit ihrer Wur-

"Mjten (Admonltioni) drücken die Stimmung dieses Zeitraums aus. Gott digung des Pharao. In der Schlacht bei Kadesch ruft Ramses II.

ent über seiner Schöpfung, und er hätte die sündige Welt mit Ver- Amon-Re um Hilfe an, ganz im Stile der persönlichen Frömmig-