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Ausgabe: | 1966 |
Spalte: | 259-261 |
Kategorie: | Allgemeines |
Autor/Hrsg.: | Moser, Hugo |
Titel/Untertitel: | Sprache und Religion 1966 |
Rezensent: | Melzer, Friso |
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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 4
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profiliert voneinander ab. Über die Autoren erfährt der Leser in Da bisher der christliche Wortschatz nur im Zug der allge-
einem Anhang das Nötige. meinen Wortgeschichte beachtet worden ist, merken wir es als
Ernst Wolfs Einführung in die Kirchengeschichte und die Ein- besonderes Verdienst von Prof. Hugo Moser an, daß er ihn in
führung in die Missionswissenschaft und Ökumenik von Manfred der vorliegenden Studie zu einem Gegenstand eigener Betrach-
Linz verraten in besonderem Maße, daß evangelische Theologie tung erhoben hat. Dabei ist diese Studie nur ein Vorläufer einer
eine kritische Wissenschaft ist und daß Kritik in der Theo- im Vorwort angekündigten „ausführlichen Untersuchung". Diese
logie vor allem eine kritische Einstellung zu den eigenen wird sicn wohl in geschichtlicher Ordnung bewegen und uns
Voraussetzungen und Traditionen bedeutet. - Jürgen Möllmann damit einen großen Dienst leisten.
bringt den Leser geschickt und unversehens in den Horizont dog- Hugo Moser ist uns bereits in der allgemeinen Sprach- und Wort-
matischen Denkens. Dabei erweist sich die lockere, sehr meta- geschickte begegnet. In dem dreibändigen Sammelwerk „Deutsche
phorische Sprache dem Anfänger sicherlich als besonders nützlich. Philf'igie m Aufri6'' hat " ? B/"d ' (1952) die »Deutsche Sprach-
- Robert Bach führt mit seinem Beitrag zum Alten Testament in gesdlld;te d"ä w , t.(Sp' ^Ü^V u f n °i Tl
... . . , i i. i t- t- i genannten „Deutschen Wortgeschichte von Maurer-Stroh in Band II
die hermeneutischen und methodischen Fragen seines Faches so die Neuer£ und neueste Zeit/Von dcn g0er Jahren des 19.iahrnun-
trefflich ein, daß der neutestamentliche Beitrag von Georg Eichholz <jerts zur Gegenwart" (S 445—560)
weithin daran anknüpfen und sich dem hermeneutischen Problem Hugo Moser weiß: man kann das Thema seiner Schrift von
unter dem Gesichtspunkt der Einheit des Neuen Testaments im 2wd Seiten betrachterii von dcr Re]i ion hin zur Sprachc wie
Besonderen zuwenden kann. Eichholz verschweigt dem Anfanger m<h ekehrt. Er hat diesen 2Weiten w ah]t und „„
durchaus nicht daß es auch a n d e r e Ansätze zur Bewältigung änzf damjt ^ Gcrrnanist unsere ci Bemühungen, die (um
der theologischen Probleme ncutestamentlicher Exegese gibt Der dnc Wort a Karl Kindts zu gebrauchen) theo-philologischer
Student darf eben auch suchen und finden. — Daß von Karl Gerhard
Steck im Rahmen einer Einführung in das Studium der
evangelischen Theologie auf Hauptprobleme der Philo-
Art sind, aufs beste.
Moser beschränkt sich in seiner Schrift, die das Wort „Reli-
sophie hingewiesen wird, verdient besondere Anerkennung. *!on ^ T?tel fuh7',"a"f d,,e chnstl'*e Auffassung des reli-
Wer diese Hinweise mit Verstand liest, wird sich vom Verfasser g'osen Glaubens und der Bindung wie der Verbindung mit dem
mitunter auch von dessen Urteil wegweisen und eben so auf den Persönlich verstandenen Gott (7). Er wird es uns aber nicht
Weg in das Philosophieren bringen lassen. Die hier besonders verargen, wenn wir hier anmerken: diese Formulierung spricht
reichlich angegebene Literatur ist eine dafür vorzüglich ausge- «• ciner humanistischen Siebt des christlichen Glaubens, der wir
wählte Hilfe. - Am Anfang des Buches steht die Einführung in n,cht stimmen können. Um so mehr hat er aber unser Ja und
die Praktische Theologie von Rudolf Bohren. Stellung und Inhalt u"sere ^ A«fmerksarnkeit, wenn er nun ,m ersten Hauptte.I
des Beitrages sollen deutlich machen, daß die evangelische Theo- "|um geschichtlichen Werden des deutschen religiösen Wort-
logie als Funktion der Kirche (Karl Barth) zum Amt der Ver- sdla.tzes. d/s Wort nimmt (11-43). Doch warum auch b«
kündigung hinzuführen hat. In diesem Sinn ist die ganze hier ge- ™e£de,r in. der Überschrift die Scheu vor dem Wort dinsthch
botene Einführung in das Studium der evangelischen Theologie *r Mf den bekannten vier Höhepunkten und handelt von der
der erste Schritt einer Hinführung zum Pfarramt. Zum Ge- Christianisierung („Grundlegung ,m frühen Mittel-
i •___ _ a^..„ ;,.<• j™ Ci.„j„„i.„„ „,„.„ uii(„ „„.j, ;„ a'tcr . 11—27), betrachtet das ganze Mittelalter („Ausbau im
lingen dieses Schrittes ist dem Studenten gute Milte auch in . , , '' ... , , . _ ■ , . ,. .. ..
dem Beitrag von Bohren angeboten. Der Anfänger wird über ge- h.ollen *"£ ^atT. ^^S*?.' V~^i w°beiDd'e M^t,k m
legentliche Naivitäten dieses Beitrages zur Praktischen Theologie f e,n Tci1 f***6^' fa^ S'* t"" abccr be! Deformation und
, , _„. .. i it_ • ii ix. i j. "fl Pietismus entschieden zu kurz („Weitere Entwicklung in der Neu-
kaum stolpern, und spater mögen sie ihm vielleicht als sachgemäß „ . _ „ , , , - f . , C(.
erscheinen 2 ' m gefragt werden, ob die Sprachwissenschaft
hier — angesichts des betont christlichen Wortschatzes — wirklich
Kritisch darf angemerkt werden, daß eine Einführung in das mjt allgemeinen sprach- und geistesgeschichtlichen Einteilungen
wissenschaftliche Studium alle Zitate wissenschaftlich exakt belegen auskommen kann; ob sie nicht, wie wir meinen, richtiger der
sollte, um auch darin für den Studenten wegweisend zu sein. Kirchengeschichte folgen oder zumindesten deren Gliederung mit
Übrigens: Wenn der Anfänger die zur E i n f ü h r u n g empfoh- jn ihre Sicht hineinwirken lassen müsse.
lene Literatur wirklich gelesen haben wird dürfte er auf den Der zwejte Ha , behandek „Wesenszugc der dcutschen
Anfang seines Studiums von ferne zurückblicken. - Daß eine s ^ der Re]i ion« (44_61) unter den Untcrtiteln: Bcwah-
Rezension nicht ihrerseits eine Einführung in.eine (siebenfältige!) und Gemäßhdt _ Wechselwirkungen zwischen Religion
Einführung geben kann, .st klar. Hier genügt eine Empfehlung und deutsdier g ^ _ Lejs der ^ Re,. jon Er
dieses gelungenen Unternehmens. zejgt u g den ||überzeitlichen Charakter" und die „Neigung zur
Berlin Eberhard Jüngel Beharrung" auf (44), bedenkt die „fortschreitende Rationalisierung
der Sprache" und ihren Einfluß auf den Bereich der
Moser, Hugo: Sprache und Religion. Zur muttersprachlichen Er- Religion (50) und behandelt schließlich die Frage der Säkulare
Schließung des religiösen Bereichs. Düsseldorf: Schwann [1964]. 82 S. sierung (52). Als besondere Leistung der religiösen Sprache wird
gr. 8° = Beihefte zur Zeitschrift „Wirkendes Wort", 7. Kart. ihre „gemeinschaftsstützende Kraft" anerkannt (59).
DM 10.80. rja Moscr seine Schrift — trotz seiner Rede von „Religion" — aur
Die Germanistik hatte sich bisher (abgesehen von R. v. de" christlichen Wortschatz beschrankt hat hätte er nicht mit einem
n -a a l ii -l j- t:- • i j cl ■ i Rilke-Gedicht (wenn auch aus dem „Stundenbuch ) enden dürfen:
Raumers größerer Arbeit über die Einwirkung des Christentums ^ ^ ^ ^ ^ cy s adlrneistcr wie Rudolf A]ex-
auf die althochdeutsche Sprache , Stuttgart 1845) nur in Einzel- ander sdirödcr mjt handwerklidlcr Genauigkeit neue Choraldichtung
Untersuchungen mit dem christlichen Wortschatz der deutschen versucht hat.
Sprache befaßt. Die Schrift s<JiIießt mit ausführlichen Litcraturhinwcisen
Was erforscht und entdeckt worden ist, das findet sich sorg- (63—66) und einem umfangreichen Wortverzeichnis (67—82)-
fältig aufgezeichnet und ausgewertet in „Deutsche Wortgeschichte" von Als Nadltrag sei nodl ein Zukunfts-Traum mitgeteilt, der bereits
Maurer-Stroh („Grundriß der Germanischen Philologie' Band 17/1-111. 1938 aus der Erfahrung des indischen Missionsfeldes in der Beilage z"r
1959/60) an den entsprechenden Stellen innerhalb der geschichtlichen 5 Lfg von Band IV des „Theol. Wörterbuches zum Neuen Testament
Gesamtdarstellung (so z.B. Band I 78-91, 110-116, 201-203, 232- veröffentlicht wurde und in des Rezensenten Buch „Unsere Sprach«
234, 241-242, 246-267, 439-492; Band II 55-59 und öfter, jm Ljdltc der Christus-Offenbarung" '1952 S. 258/59 wiederholt
472—473)- worden ist (ob ihn aber jemand bedacht hat?): Wenn das umfassende
Wir erwähnen diese Einzelheiten, weil wir meinen, ein Werk über Theol. Wörterbuch zum Neuen Testament beendet sein wird, ctan"
die deutsche Wortgeschichte gehöre in Zukunft auch in die Bibliothek sollten Theologen beider Kirchen zusammen mit Germanisten die
eines Theologischen Seminars, denn wir werden doch eines Tages dahin schichte des biblisch-christlichen Wortschatzes deutscher Sprache '
gelangen müssen, daß sich die Theologie der „Kirche des Wortes" auch Gestalt eines mehrbändigen Wörterbuches darstellen. Dazu rni'^tlV
für die Wörter der Muttersprache interessiert, in denen „das Wort" allerdings als Vorarbeiten vorliegen: ein althochdeutsches Wörtcrbu
verkündigt wird. (gegenwärtig im Erscheinen: auf 120 Lfg. berechnet, jährlich e'n