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Ausgabe: | 1966 |
Spalte: | 233-234 |
Kategorie: | Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift |
Autor/Hrsg.: | Wendelborn, Gert |
Titel/Untertitel: | Gottes Wort und die Gesellschaft 1966 |
Rezensent: | Wendelborn, Gert |
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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 3
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rdii""8 gegenüber aller Kreatur. Darum impliziert die Gottesebenbild-
ichkeit indirekt Eigenschaften, die dafür notwendig sind: den personalen
Geist, das Bewußtsein apriorischer Werte, auch den Gerechtigkeits-
*frt' so den naturrechtlichen Gehalt der Willkürfreiheit und Person-
. tung. ~ Der Schöpfungsbegriff will nicht nur im prä-, sondern auch
J? Postlapsarischcn Sinne gedeutet sein. Die creatio continua begründet
as Wirken des göttlichen Schöpfergeistes, der auch im ebcnbildlichen
Menschengeschöpf wirkt, auch im Bewußtsein des Gerechtigkeitswertes.
£"e Deutung des Menschen als Geschöpf und Sünder betrifft Akt und
£otcnz des Menschscins, was die Quantifizierung des Verhältnisses von
•>unde und Geschöpflichkcit ausschließt. Das Bewußtsein sittlicher Werte
ur|d also der Gerechtigkeitswert will darum stets in jenem alogischen
und akatcgorialcn Doppelaspekt gesehen sein. Das naturrechtliche Prin-
Z,P (Freiheit. Personachtung) ist folglich einerseits eine Schöpfungsordnung
, andererseits eine Ordnung in der Sündcnwelt.
Wendelborn. Gert: Das Verhältnis von Schrift und Vernunft im
Werk John Wiclifs. Diss. Rostock 1964. V, 640 S.
Obgleich sich in den Werken Wiclifs eine deutlich erkennbare
Akzentverschiebung von einem rein philosophisch-erkenntnistheoretischen
jnteresse in den philosophischen Schriften über die vorrangige Behand-
'ung des Naturgesetzes in ,,De civili domini" und ,,De mandatis divinis"
^r Kon zentration des Interesses auf das Gesetz Christi in den folgenden
'neologischen Schriften findet, erfolgte die Gliederung der Arbeit nicht
nach chronologischen, sondern nach systematischen Gesichtspunkten, da
sich diese Methode als die fruchtbarste erwies. Um die Gnindintention
der Theologie Wiclifs herauszuarbeiten, machte es sich erforderlich,
neben seinen direkten Aussagen über die Bedeutung von Schrift und Vernunft
auch seinen philosophischen Standort, seine Erkenntnistheorie,
^ernicneutik, Christologie, Soteriologie und Ethik, aber auoh seine
^'ellung zum Alten Testament und zur kirchlichen Tradition, soweit sie
*8 diesem Zusammenhang relevant sind, darzustellen. Das geschieht in
'olgenden Teilen: I. Wiclifs Biblizismus (S. 1—10). II. Die Bedeutung der
Vernunft für die Theologie Wiclifs (S. 10—121) mit den Unterteilen:
l.Dic Vernunft als Norm. Die Bcdcutune des Naturgesetzes (S. 10—22).
* Die philosophischen Voraussetzungen Wiclifs: Wiclifs philosophischer
Realismus in Verbindung mit seiner Gottesanschauung (S. 22—54). 3. Die
von Wiclif aus seiner philosophischen Grundanschauung gezogenen
Folgerungen (S. 54—89). 4. Der Begriff der Heiligen Schrift in der Thco-
'°gie Wiclifs (S. 89—108). 5. Die Einheit der Schrift als des Wortes
Gottes und die Notwendigkeit der Beachtung dieser inneren Enheit
(S. los—115). 6. Die philosophische Lehre von der Äquivokation als
Schlüssel für eine rechte biblische Hermeneutik (S. 115—121). III. Das
Gesetz Christi als Mitte und Inhalt der Heiligen Schrift (S. 121—168).
'V. Wiclifs Stellung zum Alten Testament (S. 168-217). V. Wiclifs hcr-
•neneutische Grundregeln (S. 217—241). VI. Wiclifs Stellung zur Tradition
(S. 241—288).
Grundlegend ist die Feststellung, daß sowohl die Schrift als auch die
Vernunft auf Grund ihres göttlichen Ursprungs Wiclif als dem Menschen
gesetzte unverbrüchliche Norm gelten. Der göttliche Charakter der Schrift
w,rd einmal mit Hife der Inspirationslehrc. vor allem aber christologisch
aufgewiesen, der göttliche Charakter der Vernunft mit Hilfe des plato-
n,sch-augustinischcn Realismus behauptet. Da beide Größen also den
gleichen Ursprung haben, ist ein Gegensatz beider ausgeschlossen. Wiclif
"lacht die Einheit von recht verstandener Schrift und recht gebrauchter
vernunft zum Axiom aller seiner Überlegungen. Das gibt seiner Theologie
aiJf der einen Seite einen rationalen Grundzug. läßt ihn den Glauben.
Verstanden als gehorsame Hinnahme der biblischen Wahrheit, aber zugleich
als unbedingte Voraussetzung rechten Erkennens verstehen. Wiclif
fordert ein prägnantes Denken, das doch zugleich die von der Schrift
Besetzten G renzen nie überschreitet.
Wiclif postuliert aber nicht nur die Einheit von Schrift und Vernunft
, sondern auch die Einheit der Schrift in allen ihren Teilen, woraus
s'di die hermeneutische Grundregel ergibt, jeden biblischen Text von
feinem Kontext und von der Mitte der Schrift her auszulegen. Diese
■^rundregel sucht Wiclif durch seine Lehre von den fünf Sinnen oder
Traden der Schrift, durch die Äquivokationslehre. der Wiclif eine fundamentale
Bedeutung für seine Hermeneutik beimißt, und durch die tradi-
t'onclle Unterscheidung des historischen und der mystischen Schriftsinne
*u verifizieren.
Inhaltlich gesehen, ist die Einheit der Schrift in Christus bzw. seinem
^■esetz gegeben. Christus ist für Wiclif relevant als der Bringer des vollkommenen
Gesetzes, dessen Beachtung die Erfüllung menschlicher Existenz
verbürgt. Dieses Gesetz findet seinen adäquatesten Ausdruck im Gebot
Qer Liebe, verstanden als sozial akzentuierte Mitmenschlichkeit. Somit
er*eist sich die Autorität der Schrift als die Autorität der den Menschen
UQbedingt in Pflicht nehmenden Liebesforderung. Die Arbeit möchte
.^'gen. wie Wiclif dem Aufweis der Autorität des Liebesgebotes letzt-
alle zur Erörterung stehenden theologischen Aussagen dienstbar
mneht. So hat seine Erkenntnistheorie im tiefsten die Aufgabe, die
Liebesforderung vor jeder Relativierung zu schützen. Dem dient auch
die Hervorhebung der „mystischen" Schriftsinne, die dem Hörer die drei
theologischen Kardinaltugendcn im allgemeinen und die Liebe als deren
Mitte im besonderen nahebringen und die Texte aus historischer Distanz
und Unverbindlichkeit herausreißen wollen. Aber auch die Einheit von
Schrift und Vernunft selbst erweist sich als Einheit der gleichen Forderung
nach Liebe, ist doch die Bergpredigt mit dem Liebesgebot als ihrer
Mitte adäquater Ausdruck des Gesetzes Christi wie auch des Naturgesetzes
und verkörpert das Naturgesetz doch die rechte Vernunft ebenso wie das
Gesetz Christi die Heilige Schrift. Das bedeuttt aber, daß Schrift und
Vernunft im Verständnis Wiclifs auf die menschliche Existenz zielende
und den Menschen im Gewissen treffende Größen sind.
Dieser zentralen Intention ordnet Wiclif auch die Interpretation des
Alten Testaments unter, wobei er sich zugleich bemüht, dieses als geschichtliche
LIrkundc zu verstehen. Von den alttestamentlichcn Geboten
ist im wörtlichen Sinne ständig gültig der Dckalog mit seinen Erläuterungen
als Explikation des Liebesgebotes, während die spezifisch gesetzlichen
und kultischen Bestandteile des alttestamentlichcn Gesetzes heute
nur noch in ihrem tieferen Sinn als geheimnisvolle Hinweise auf Christus
und sein Liebesgebot gültig sind. Dem Liebesgebot unterwirft Wiclif
aber schließlich auch die kirchliche Tradition und übt von hier aus scharfe
Kritik an der Kirche seiner Zeit. Er sieht die Kirche seiner Zeit in
absolutem Gegensatz zur ecclesia primitiva, da sie sich eigenmächtig von
ihrem Haupt Christus gelöst hat, Herrschaft statt des Dienstes und Reichtum
statt der gottgewollten Armut erstrebt. Daß Wiclif die kirchliche
Tradition dem alleinigen Kriterium des Gesetzes Christi unterwirft, zeigt
auch seine Neuinterpretation der Begriffe „heilig", „katholisch" und
„häretisch": Heilig ist ihm die Praktizierung der Mitmenschlichkeit,
katholisch die klare Explikation des Liebesgebotes, häretisch jede Art der
Unmenschlichkeit. Deshalb sieht Wiclif auch die Kirchengeschichte wohl
unter dem Abfallsgcdanken, verzichtet aber auf jede apokalyptische Ausgestaltung
der Abfallsidee und konfrontiert den Hörer einzig mit der
ständig neu erklingenden Forderung des Gesetzes Christi.
Teil VII: Wiclif und die Scholastik (S. 288-31?) wirft die Frage
auf, wodurch Wiclifs Theologie, deren Gedanken doch fast ausschließlich
der patristisch-scholastischen Tradition entnommen wurden und die durch
eine dezidiert konservative Erkenntnistheorie gekennzeichnet ist. dennoch
so revolutionär wirken konnte, und beantwortet diese Frage mit der
Feststellung: Die revolutionäre Gewalt der Gedanken Wiclifs ergab sich
aus dem wirklichen Ernstnehmen der tiefsten Intentionen patristisch-
scholastischer Theologie und aus einer genialen Reduktion der Theologie
auf diese ihre Mitte samt der konkreten Zuspitzung auf die Kirche seiner
Zeit.
Teil VITT: Wiclif und Luther (S. 313—320) überprüft kritisch die
Behauptung der Wiclif-Forschung des 19. Jahrhunderts, Wiclif sei ein
Vorläufer der Reformation Luthers gewesen, und kommt zu dem Ergebnis
, daß diese Behauptung nicht zutreffend sei, da Wiclif gerade als
Reformator ein eminent scholastischer Theologe war. Die Unterschiedlichkeit
der theologischen Entwürfe Wiclifs und Luthers ist bedingt durch
die gesetzliche bzw. evangelische Interpretation der zentralen biblischen
Botschaft. Beide Theologen waren aber darin zutiefst verbunden, daß es
ihnen um den Gehorsam der Tat und also um die Eingliederung in den
Leib Christi als die Schar der zur Liebe befreiten Menschen ging.
Dem Darstellungsteil schließt sich der ausführliche Anmerkungsteil
(S. 321—636) an.
Wendt, Hans: Die portugiesische Bibelübersetzung, ihre Geschichte
und ihre Aufgaben mit besonderer Berücksichtigung des Alten Testamentes
. Diss. Heidelberg 1963. XLI, 533 S„ 60Taf.
Eingangs bietet die Arbeit einen Quellen- und Literaturnachweis,
u. zw. geordnet nach:
I. Bibliographien: II. Nachschlagewerken; III. Allgemeine Sprachwissenschaft
: IV. Romanische Sprachwissenschaft: V. Portugiesische
Sprache und Literatur: VI. Allgemeine Geschichte; VII. Geschichte Portugals
; VIII. Judentum; IX. Spanien; X. Niederlande; XL Brasilien;
XII. Politik und Gegenwartsfragen; XIII. Kirchen- und Missionsgeschichte;
XIV. Bibel — allgemein; XV. Hebräische Sprache; XVI. Altes Testament;
XVII. Periodica.
Alle nur erreichbare Literatur aus dem deutschen, portugiesischen,
französischen, spanischen, englischen, niederländischen, italienischen,
hebräischen Sprachraum, sofern diese Literatur zur Geschichte und Problematik
der portugiesischen Bibelübersetzung einen Bezug hatte, ist in
diesem Quellen- und Literaturverzeichnis genannt, wie auch alle Bibeln
in den romanischen Sprachen, außer Rumänisch.
Die Einleitung „Die Sprache und die Probleme der Übersetzung in
ihrer Bedeutung für die Verkündigung der Kirche unter besonderer