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Ausgabe:

1966

Spalte:

216-217

Kategorie:

Psychologie, Religionspsychologie

Autor/Hrsg.:

Bergmann, Hermann

Titel/Untertitel:

Auf dem Wege zur Persönlichkeit 1966

Rezensent:

Holtz, Gottfried

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 3

216

G e r e s t, Claude: Une querelle de plusieurs siecles: le Filioque (Verbum
Caro 19, 1965 S. 39—56).

Haible, Eberhard: Der Kanon des Neuen Testamentes als Modellfall
einer kirchlichen Wiedervereinigung (TThZ 75, 1966 S. 11—27).

Kaufmann, Hans-Bernhard: Der Mensdi im Bann des Vorurteils.
Eine anthropologisch-theologische Untersuchung. Wuppertal: Brodehaus
[1965]. 64 S. 8° = Neue Studienreihe, hrsg. v. H. Bürki, H.-B.
Kaufmann u. G. Ewald, 6. Kart. DM 3.80.

Latourelle, Rene: La Revelation et sa transmission selon la Constitution
„Dei verbum" (Gregorianum 47, 1966 S. 5—40).

Meyer, Hans Bernhard: Die Sakramente und ihre Symbolik als Antwort
auf Grundfragen menschlicher Existenz (Theol. Akademie IL,
Hrsg. K. Rahner u. O. Semmelroth, Frankfurt/M.: Joseph Knecht 1965,
S. 57—78).

N i s s i o t i s , Nikos A.: Die Einheit von Schrift und Tradition

(ÖR 14, 1965 S. 271—292).
P o 11 e r i e , Ign. de la: La verite de la Sainte Ecriture et l'Histoire du

salut d'apres la Constitution dogmatique „Dei Verbum" (Nouv. Revue

Theologique 98, 1966 S. 149—169).
Quarello, Eraldo: Per una chiarifieazione della realtä dei sacrificio

(Salesianum 27, 1965 S. 355—381).
Schüller, Bruno: Religionsfreiheit und Toleranz (Theol. Akademie 1,

Hrsg. K. Rahner u. O. Semmelroth, Frankfurt/M.: Joseph Knecht 1965,

S. 99-116).

Semmelroth, Otto: Glaube als Gnade (Theol. Akademie II, Hrsg.
K. Rahner u. O. Semmelroth, Frankfurt/M.: Joseph Knecht 1965,
S. 100—118).

Sheehan, John: Melchisedech in Christian Consciousness (Sciences

Ecclesiastiques 18, 1966 S. 127—138).
Voigt, Gottfried: Rechtfertigung (ZdZ 20, 1966 S. 58—59).

PSYCHOLOGIE UND RELIGIONSPSYCHOLOGIE

Archiv für Religionspsychologie. In Verb, mit A. Bolley, H. Dumou-
lin, A. Godin, V. Grönbaek, P. E. Johnson u. K. Thomas hrsg. v.
Wilhelm Keilbach. VIII. Bd. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
[1964]. 288 S., 1 Portrait gr. 8°. DM 30.—.

Der VII. Band des Archivs für Religionspsychologie war 1962
erschienen und hatte nach einer Pause von 26 Jahren für das deutsche
Sprachgebiet die Arbeit an diesem Zweige der Religionswissenschaft
wieder aufgenommen. Ich habe den Band in dieser
Zeitschrift 1963, Sp. 454 ff angezeigt. Nunmehr liegt der VIII. Band
vor, Wilhelm Stählin zur Vollendung seines 80. Lebensjahres
(geb. 24. 9. 1883) gewidmet und mit dem Bilde des Jubilars geziert
. Auch des 80jährigen S. Behn (geb. 3. 6. 18 84) wird in einer
Adresse glückwünschend gedacht. Der neue Band enthält 14 Aufsätze
, von denen die ersten elf (S. 13—200) der vom 22.-26. April
1963 in Berlin abgehaltenen Zweiten Arbeitstagung der Internationalen
Gesellschaft für Religionspsychologie entstammen.
Ihnen ist jeweils eine Wiedergabe der anschließenden Diskussion
beigegeben. Die Gestaltung des Bandes zeigt gegenüber dem
vorausgegangenen insofern einen Fortschritt, als er durch einen
Anhang „Aus Wissen und Leben" erweitert ist, der Mitteilungen
und Miszellen enthält. Außerdem ist ein Rezensionsteil hinzugekommen
, der gründlich hergestellt ist und belehrt. Ein Verzeichnis
der Mitarbeiter sowie ein Personenregister zu sämtlichen
Beiträgen des Bandes erhöht dessen Brauchbarkeit.

Der reiche Inhalt des Bandes scheint mir dadurch charakterisiert
zu sein, daß die religionspsychologischen Interessen in ganz
verschiedene Richtungen weisen. Einleitend handelt W. Keilbach
von dem „immer noch umstrittenen Gegenstand der Religionspsychologie
". Es ist eine Bestätigung, daß sich das Fach der fortlaufenden
Klärung über Gegenstand und Methode nicht entzieht,
wie denn auch Keilbachs Auseinandersetzung mit meiner schon
weiter zurückliegenden Kritik nobel und förderlich ist. Auch in
dem Beitrag von D. H. Salman, ebenso bei A. Godin und vor
allem in der eigenwilligen Äußerung von H. Sunden über die
Rollenpsychologie als heutige Aufgabe der Religionspsychologie
ist die Methodenfrage lebendig. Demgegenüber stellen die Aufsätze
mit praktischer Abzweckung eine eigene Gruppe dar.
V. Grönbaek handelt über das religiöse Bilderlebnis bei 4- bis
7jährigen Kindern, K. Gins über Glaubensaussagen im Konfirmandenalter
und O. Kietzig über ein Problem der schlesischen

Volksfrömmigkeit. Die Tiefenpsychologie kommt nur in einem
einzigen Artikel von J. Rudin zu Wort, J. Hasenfuß ist bemüht
um die Klärung des Verhältnisses von „Psychologie bzw. Religionspsychologie
und Soziologie in Eigenständigkeit und Wechselwirkung
". Auf der Spur Schelerscher Anregungen handelt A. Bolley
von der Bedeutung von Einsfühlungs- und Einfühlungserlebnissen,
m. E. ein schönes Beispiel für die „empirische" Verfahrensweise
phänomenologischer Forschung auf dem Gebiete der Religionspsychologie
. W. Stählins Beitrag über „die Aussage in der Evangelischen
Theologie", eine Würzburger Vorlesung zum goldenen
Doktorjubiläum, greift von ferne noch einmal eine Interessenrichtung
seiner Dissertation auf, die auf der Grenze von Psychologie
und Sprachphilosophie lag. Auch V. Rüfner stellt sich in
seinem Artikel über „Das Personsein im Lichte gestalthaft-genetischer
Betrachtungsweise" auf die fruchtbare Schwelle zwischen
Psychologie und Philosophie.

Möchte auch die weitere Arbeit der Religionspsychologie-
wie sie sich hier präsentiert, durch die fruchtbare Offenheit nach
den beiden Seiten ausgezeichnet bleiben: zum „Experiment" und
zur philosophischen Betrachtung hin; denn Analyse und Intuition
sind im letzten keine Gegensätze, sondern aufeinander angewiesen.

CöttingeD Wolfgang T r i 11 h aa s

Bergmann, Hermann: Auf dem Wege zur Persönlichkeit. Wesen
Wert und Recht der Individualität. Eine anthropologische Studie-
Limburg: Lahn-Verlag 1964. 3 54 S. 8° = Werdende Welt. Analysen
und Aspekte zur Orientierung des Christen, Bd. 1. Kart. DM 14.80.

Das Buch erscheint als Band 1 einer Reihe „Werdende Welt;
Analysen und Aspekte zur Orientierung der Christen". Es stellt
volle wissenschaftliche Ansprüche, wie der umfängliche Apparat
verrät. Der 1926 geborene Verfasser studierte laut Verlagsmitteilung
zunächst Physik, später katholische Theologie. Er wendet sich,
wie schon der Titel verrät, gegen die kollektivistische Versuchung.
„Wesen, Wert und Recht der Individualität" sollen geklärt werden
. Das Thema ist aktuell. Am wertvollsten ist nach unserem
Urteil der Abschnitt „Das Recht der Individualität". Ph. Lersch,
H. Remplein und andere führende Psychologen, vor allem C. G.
Jung, sind gründlich verarbeitet, so daß der Leser einen lebendigen
Eindruck von der psychologischen Forschung der Gegenwart und
ihrem Menschenbild erhält. Der katholische Theologe steuert
selbstverständlich das Ziel der „übernatürlichen Individualität" an,
wofür — ebenso selbstverständlich! — die neuthomistische Anthropologie
die Grundlage liefert; wir nennen nur Th. Steinbüchel und
P. Lippert. Daß dann von den Psychotherapeuten V. E. Frankl und
die von ihm angestrebten Logotherapie an die Spitze tritt, entspricht
der Erwartung. So wird für katholische Theologen ein
brauchbares Studienbuch entstanden sein, das auch den Vorzug der
leichten Lesbarkeit hat. Unbefriedigend ist u. E. die weitschweifige
philosophische Einbettung des Ganzen, die trotz ihres Umfangs
nicht selten viel zu fragmentarisch wirkt. Man vermißt oft die
Feinarbeit und bedauert zu grobes Zurechthauen der Probleme.
Vom anorganischen Leben wird Individualität behauptet, womit
die philosophische und ontologisch-biologische Ausgangsposition
gewonnen ist. Gewiß wird einige Male statt Individualität Indi-
viduation gesagt, aber ohne daß eine begriffliche und phänomenologische
Differenzierung erfolgt. Wer führt denn sonst das Seins-
gefüge der anorganischen Welt unbeschwert auf Individualitäten
zurück! Hier wäre eine gründliche Verarbeitung von N. Hartmann,
Der Aufbau der realen Welt, 19492, fruchtbar gewesen. Der Neu-
thomist, der ßeine theologische Ontologie stützen will, bemüht
sich wohl um Hilfsstellung aus der philosophischen Ontologie-
Dabei fällt auch relativ oft der Name Nicolai Hartmann. Wir sind
aber überzeugt, daß niemand, der sich um das Lebenswerk dieses
Philosophen müht, hier dem Verfasser unseres Buches ein befriedigendes
Zeugnis ausstellen kann. Die Begegung bleibt vordergründig
und flach und kommt über dielettierendes Zitieren und
Verweisen nicht hinaus. Es wäre wohl besser gewesen, die gequälte
ontologische Diskussion wäre ganz vermieden, schon deshalb, weil
nicht wenige Leser bei ihr abspringen und nicht zum Kern der
Darlegungen vordringen werden. Merkwürdig ist die Praxis der Anmerkungen
, die natürlich oft schlecht und recht die literarischen
Nachweise bringen, oft aber den Gedankenzug des Haupttextes