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Ausgabe:

1966

Spalte:

192-195

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Bauer, Walter

Titel/Untertitel:

Rechtglaeubigkeit und Ketzerei im aeltesten Christentum 1966

Rezensent:

Altendorf, Hans-Dietrich

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 3

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Zuletzt führen die Überlegungen B.s zu der entscheidenden. Daube, David: Collaboration with Tyranny in Rabbinic Law. London,

bereits in der Diskussion mit J. Schniewind verhandelten Frage New York, Toronto: Oxford University Press 1965. VII, 104 S. 8°.

nach dem „ein für allemal" dieses Handelns Gottes in Jesus Chri- = Thc Ridde11 Memorial Lecturcs, 37. University of Newcastle upon

stus (92 ff). B. grenzt sehr eindeutig ab: „Dieses lebendige Gottes- Tync Publ'eati°ns. Lw. 15 s.

wort ist nicht von Menschengeist und Menschenklugheit erfunden; Dion' Hyacinthe-M.: La notion paulinienne de „Richesse de Dieu"

es entsteht in der Geschichte. Sein Ursprung ist ein geschichtliches et ses sources (Scienees Ecclesiastiques 18, 1966 S. 139-148).

Ereignis, durch welches das Sprechen dieses Wortes, die Predigt, Fürst, Heinrich, O. F. M.: Die göttliche Heimsuchung. Semasiologische

autoritativ und legitim wiedergegeben wird. Dieses Ereignis ist Untersuchung eines biblisdien Begriffes. Rom: Scuola Tipografica „Pax

Jesus Christus." (94) Ebenso klar wird diese Feststellung als ct Bonum 1965. 77 S. gr. 8 .

Interpretation der „mythologischen Beschreibung Jesu Christi im Valley Klaus: Altes und neues Heilsgeschehen bei Paulus. Berlin:

NT" erwiesen. Das „Ein für allemal" ist von daher in seinem Evang. Verlagsansta t, u. Stuttgart: Calwer-Verlag [1965] 6» S gr-

. r- i c i t , i • i i ^ 8" — Aufsätze u. Vortrage zur Theologie u. Religionswissenschart,

wahren Sinn bezogen auf den eschatologischen Charakter jenes hrsg v E gchott u. H. Urner, 31.

bestimmten historischen Geschehens (Jesus) zu verstehen. ,« i „ tu c c Ii i « r in

v ' Marlow, Ransom: The Son of Man in Rccent Journal Literature

Die sich von daher für die weitere Diskussion stellende ent- (CBQ 28, 1966 S. 20—30).

scheidende Frage dürfte sich daraus ergeben: Wie ist dieser escha- P r ii m m , Karl: Zur neutestanientlichen Gnosis-Problematik (Sdiluß)

tologische Charakter eines bestimmten historischen Geschehens (ZKTh 88, 1966 S. 1—50).

zureichend auszusagen? Ist er auszusagen ohne den notwendig fest- Rausch, Jerome: The Principle of Nonresistance and Love of EnefflV

zuhaltenden Bezug auf dieses Geschehen? Aber auch dieses histo- in Mt 5, 38—48 (CBQ 28, 1966 S. 31—41).
rische Geschehen ist näher zu umschreiben. Ist es das Faktum der

Predigt Jesu, oder ist es der Osterglaube der Jünger, wie man i/iaruvini7Qrutf"UT17 A I T IT UlunilV

nach dem Schluß des Aufsatzes „NT und Mythologie" annehmen ft 1H L H Ci Lr/ifc G «I L J1 I ü: AHE
müßte? Wäre zu dieser Bestimmung die Erwägung von M. Dibelius

über den historischen Kern der Ostergeschichten (Jesus, Göschen- Bauer, Walter f, Prof. D. Dr. phil. h. c: Rechtgläubigkeit und Ketzc-

Band 1130, S. 118) nützlich? D. h. kann die Verkündigung und f im *[tescten Ch!istent™: 2., durchges. Aufl. ,n. einem Nachtrag.

kann der auf die Verkündigung antwortende Glaube auf die Kon- Rhr.f..v' G-,S ' ' e c,k e rT,TuI?mgen; Mohr Tt nft l -i

... i ti. > Beitrage z. historischen Theologie, hrsg. v. G. Ebeling, 10. DM 24.— '

kretisierung an der Historie verzichten? Lw 2g._

Die gleiche Frage muß sich ebenfalls angesichts der Inter- Dreißig Jahre nach seinem Erscheinen erfähit das berühmte

pretation der mythologischen Eschatologie erheben. Es dürfte bc- ßudi Walter Bauers eine Neuauflage, die sehr zu begrüßen

zeichnend sein, daß z. B. diese Interpretation nur gelingt, indem denn das seit einigen Jahren vergriffene Werk verdient wie

B. aus dem Johannesevangelium litcrarkritisch die Partien mvtho- wenige, wieder leicht zugänglich zu sein. Leider durfte der im

logischer Eschatologie ausscheidet, obwohl sich dafür kein objek- November 1960 verstorbene Verfasser nur noch von dem Plane

tivcs Kriterium findet, wie J. Jeremias zuerst nachgewiesen hat der zweiten Auflage erfahren, der ihr Herausgeber Georg Strecker

(Theol. Blätter 1941, Sp. 39 ff, bis. 43 f). Und ebenso ist es ein pietätvoll die Widmung an die Gattin Walter Bauers erhalten

Vorurteil, daß n 11 e Bilder der zukünftigen Seligkeit in der Predigt und erneuert hat. Außer einem kurzen Vorwort des Herausgebers

Jesu fehlen (26). Gesteht man Jesus die Verwendung von Bildern und dem Neusatz des Inhaltsverzeichnisses ist die zweite Auflage

für die Schrecken der Endzeit zu, dürfte man ihm kaum das Bild mit der ersten identisch; die alte Seitenzählung ist beibehalten-

von dem eschatologischen Freudenmahl absprechen. Entscheidender Nach dem Vorwort sind Druckfehler und andere geringfügige Ver-

jedoch ist die Frage, ob man B. zustimmen kann, wenn er sagt, sehen korrigiert und Verbesserungen nach dem Handexempk'

Jesus „verkündet nicht den Willen Gottes, weil er ein .Escha- des Verfassers eingetragen. Solche Eintragungen sind mir aur

tologe' ist. Im Gegenteil, er ist ein Eschatologe, weil er den Willen den Seiten 5 5 (Anm. 3), 63 (Anm. 3), 156 (Anm. l) begegnet; es

Gottes verkündet." Für das Gegenteil würde sprechen, daß das sjnd lediglich Verweise auf zwei veranschaulichende Quellenstellerj

Evangelium nur darum die Forderung des Willens Gottes aus- und eine Literaturangabe l. Doch ist das Register erweitert und

spricht, weil der Glaubende in solchem Verhalten sich unter der jn gach- und Autorenregister unterteilt. Dem somit bis a»»

bereits hereinwirkenden nahen Gottesherrschaft verstehen darf. Kleinigkeiten unverändert abgedruckten Texte Bauers ist ein

Wie das Zeugnis von dem eschatologischen Handeln Gottes nicht Nachtrag Streckers hinzugefügt, der in seinem ersten Teil (S. 245

auf die Konkretisierung an der Historie verzichten kann, kann die -287): „Zum Problem des Judenchristentums" Bauers Geschichts-

eschatologische Botschaft selbst nicht auf das Bezeugen des konkret betrachtung für das von diesem nur gestreifte Judenchristentu"1

hereinbrechenden Gottesreiches verzichten, mögen auch alle dies- fruchtbar machen will; der zweite Teil (S. 288-306) berichtet

bezüglichen Aussagen mythologischen Charakter tragen. Ein Eli- üt)er die Aufnahme des Buches, indem er einmal die Rezensionen

minieren der konkreten Eschatologie, wie es in der Konsequenz durchgeht, wobei auch von der Gattin des Verfassers zur Ver-

B.s liegt, läßt die präsentischen Aussagen der paulinischen und fügung gestellte briefliche Mitteilungen an Bauer herangezogen

johanneischen Eschatologie abstrakt und kraftlos werden. B. zeigt werden; zum anderen werden drei Arbeiten besprochen, die

an ausdrücklichen Beispielen, wie das Johannesevangelium und den Themenkreis des Buches fallen: das umfangreiche Wer*

Paulus die Entmythologisierung der mythologischen Eschatologie H. E. W. Turners, The Pattern of Christian Truth (1954), el"

betreiben, aber beide tun es ausgesprochen nicht auf dem Wege Aufsatz A. Ehrhardts, Christianity before the Apostlcs' Cree«3

einer Eliminierung der konkreten Vorstellungen, sondern durch (Harvard Theological Review 1962) und E. Käsemanns Göttingef

den Aufweis ihrer Bedeutung für den gegenwärtigen Lebensvoll- Antrittsvorlesung von 1951, Ketzer und Zeuge (jetzt in: Exege'

zug. Wir können selbstverständlich nicht die Vorstellungen der tische Versuche und Besinnungen I, 1960).

neutestamentlichen Zeit übernehmen. Das kann aber nicht heißen, £s hieße Eulen naA Athen tragen wollte man das vorliege»^

daß wir das „Daß" der Konkretisierung nicht übernehmen können. Bu<4, des einstigen Göttinger Neutestamentiers noch ausdrücklich «BP

Wie für die frühe Christenheit nur von daher der konkrete glau- fehlen. Sein Verfasser ist unter Theologen, Philologen und Althist0Jt

bende Lebensvollzug bis zur Hingabe möglich war, so wird auch kern vor allem wegen seines neutestamentlichen Wörterbuches «*

für den modernen Menschen glaubender Lebensvollzug nur mög- bekannt geworden, einer lexikographischen Leistung ersten Rangzür

lieh sein, wenn die eschatologische Erwartung konkret als Erwar- Aber auch seine übrigen Veröffentlichungen tragen Beachtliches

ii -7 i lL i -„J~4. ,.„J „»«U„U<. ,„;,J w;. antiken paganen und christlichen Religionsgcschichtc bei. fcs ist am

tung einer konkreten Zukunft verkündigt und geglaubt wird. Wie ,,,£... ■ j , „ •* ,f ~____ , cj,„ic nie"'

,. 6 , . . . i . i ki i r i j in i. £..i lebhafteste zu bedauern, daß dieser exquisite Kenner alter bcnuie

dies zu geschehen hat, wird in der Nachfolge und Weiterfuhrung noch mchr jn Drud< gegeben hat So müsscn wir unl mlt dem Gespe"

der Arbeit B.s zu diskutieren sein. deten begnügen. „Rechtgläubigkeit und Ketzerei" ist eine Monog"Pn

LUh/Oberhesscn Hans-Werner B a r t s c h - . „.

- ') Auf S. 75 und 135 sind die Druckfehler der 1. Auflage ste"^

Bieder, Werner: Gottes Sendung und der missionarische Auftrag der geblieben, ebenfalls auf S. 194,201,204 die drucktechnischen Verse ^

Kirche nach Matthäus, Lukas, Paulus und Johannes. Zürich: EVZ- S. 250, Anm. ist Band 11 des Journ. of theol. stud. gemeint.

Verlag o. J. 52 S. 8° = Theologische Studien, hrsg. v. K. Barth u. unten muß es nlvvr.iv heißen, S. 284 erscheint der unausro

M.Geiger, 82. DM 6.40. ..Origines".