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Ausgabe:

1966

Spalte:

181-185

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Zimmerli, Walther

Titel/Untertitel:

Gottes Offenbarung 1966

Rezensent:

Westermann, Claus

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 3

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2 i m m e r 1 i, Walther: Gottes Offenbarung. Gesammelte Aufsätze zum Einheitsformel für das Wesen Gottes nicht geben kann; wer er ist, läßt

Alten Testament. München: Kaiser 1963. 336 S. 8° = Theologische Jahwe in derFolge der großen Geschichtsentscheidungen erkennen.
Bücherei, Neudrucke u. Berichte a. d. 20. Jh., Bd. 19: Altes Testament. Die Bedeutung des hier untersuchten Erkenntnis-Begriffes bei

ar . UM 15.—. £z nicht nur sondern auch in seiner Vorgeschichte hat die vor-

Die zwischen 1950 und 1963 erschienenen und hier zu- liegende Arbeit erwiesen. Es wäre zu wünschen, daß die Ergebnisse

sammengefaßten Aufsätze W. Zimmcrlis können hier nicht alle dieser Arbeit mit denen der Untersuchung H. W. Wolffs und G. J.

besprochen werden, so werden besonders die schon mehrfach dis- Botterwecks (vgl. Anm. 1, S. 41 bei Z.) konfrontiert und nach

kurierten wie der erste „Ich bin Jahwe" (1953) weggelassen. inrcm gegenseitigen Verhältnis befragt würden.

..... . , . j Einige Bemerkungen zur Weiterführung der Untersuchung

1. Aufsatze zum Buche Ezechiel Zimmeriis seien angefügt: Die Erkenntnisaussage im Buche Eze-
„ErkenntnisGottes nach demBucheEzechicl" chiel, Von der Z. ausgeht, ist keine Worteinheit in sich, sondern
954^ Bestandteil des Prophetenspruches. Beim „Aufweis ihrer Zuord-
Z. stellt in diesem Aufsatz einen Tatbestand heraus, der für die ""ig zum umgebenden Textzusammenhang" (45) wäre weiter zu
biblische Theologie als ganze eine große Bedeutung hat und so bisher fragen: Was bedeutet, von der Geschichte des prophetischen Ge-
n°ch nicht gesehen worden ist: die umfassendste und gewichtigste Aus- richtswortes her gesehen, die so häufige, fast durchgängige Hinzu-
*age des AT, das menschliche Erkennen betreffend, da wo es sich auf fügung einer Zielangabe im Prophetenwort Ezechiels bei gleichet
richtet, ist nicht das .Erkennen Gottes', also ein Erkenntnisvorgang. bleibender Grundstruktur? Warum begegnet die bei Ez in solcher

tst ?An f'Y r™ GegcTnd hat' .sondcrn einu *tCT"i • !" Füllc auftretende Zielangabe vorher so nie? Fragt man so nach der
'« oder daß Gott tut, also ein mit einem Objektsatz konstruiertes .... , r i • c I , _ ...

Erkennen Vorgeschichte der fcrkenntnisformcl als Glied eines größeren

Ganzen, wird das Einsetzen bei 1 Kön 20 nicht mehr so sicher

Z. geht aus von dem Wortbestand im Buche Ez: 54 mal begegnet sein Die Erkenntnisaussage ist hier an beiden Stellen der ,Über-

wer der Satz: Und du wirst (ihr werdet, sie werden) erkennen daß ich gabcformel' angefügt (s. o.). Nun zeigt aber der Gesamtbestand

Junwe bin. (S. 43) Dazu kommt: von den 86 Belegen für das Verb jada j. r i j u • • i i >y."i . .j. , . ., , ,

m n-,1 u„- c • i ,« c n. u l j „ • t • dieser Formel, daß sie eine solche Zielangabc nicht bei sich hat.

™> qal bei Ez sind 78 formelhaft gebunden, nur 8 zeigen einen freien . . , . , „ ... in. ..... ..

Gebrauch. Die Formel findet sich bei Ez in mehr als der Hälfte der Man ,wirf keinesfalls sagen können, daß sie Ursprung ich zu ihr,

feilen am Ende eines Wortes, und zwar in Gerichts- und Hcilswortcn und das ncißt zur Formensprache des Jahwekrieges gehört. Dann

flbcr Israel wie auch in Völkerworten. Immer wurzelt sie in einem Text- muß wenigstens mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die

Kefüge, in dem vorher Jahwe Subjekt des Handelns war (46 f). Hieraus beiden Formeln in 1 Kön 20, die ja ganz verschiedene Unspriinge

fRibt sich eine widitige sachliche Bestimmung: „Erkenntnis Jahwes haben, erst in der erzählenden Formulierung relativ spät zu-

r*'- ein Geschehen im Gegenüber zu einem Handeln Jahwes..., nie sammengekommen sind. Wenn bei den Erkenntnisaussagen in

kLVe.gtnüb5 zu eincm ruhenden Sein Jahwes... Immer geht es um ein dcr Moseübcrliefcrung - worauf Z. hinweist - die .strenge

,jnciclndcs Eingreifen Janwcs in die Geschichte (49). — Wie verhä t es r _ i- > 1__t n irt. ■ ^ j. c • r Ii j

sich j r i . • ... . at, u- t Formulierung bei P uberwiegt, die freieren Formulierungen da-

"y mit der Erkenntnisaussage im übrigen AT? Hier geht Z. aus von . , * . , , . , ... . ..... .

IKön 20, wo in der Ankündigung eines Propheten an Ahab zweimal 8e8cn brei wlrd ,m3" nicr ™& trad.tionsgcschichtlich das

d,e .Übcrgabcformcl' verbunden ist mit der Erkcnntnisnussage in der frühere Stadium in den .freieren Formulierungen sehen,
"fangen Form: „Siehe, ich gebe ihn dir heute in deine Hand. Und du Mir scheint der Nachweis Z.s sicher gelungen, daß der Llr-

sMhS!erkJ!,nen; daß Jahwc bini," .^f handelt sich hier um eine eigen- der Erkenntnisaussage „im Bereich des Zeichengeschch-

and,ge Gestaltung die zwei, vielleicht drei Jahrhunderte vor Ez anzu- ,. , Hierin sehe ich ein besonders wertvolles Ergebnis

«Ucn ist. Einen weiteren Komplex der Erkenntnisaussage findet Z. in , ,, 6 , t- ,, . V., »»w»»««« u|wu»

jen Mosetraditionen (56 ff), in denen sie in der erzählenden Literatur feT Untersuchung. Es sollte weitergeführt werden in einer um-

dcs AT am häufigsten begegnet. Bei P herrscht die strenge Erkenntnis- fassenden Untersuchung der Redeformen, die es mit dem

aussage vor (61), in den älteren Quellen dagegen freiere Aussagen. Sic .Zeichengeschehnis' zu tun haben, vor allem der Bitte um ein

smd besonders häufig im Beridit über die Zeichen und Plagen beim Aus- Zeichen und der Ankündigung eines Zeichens. — Setzt man mit

ZUR: diese Beobachtung wird dann für die Frage nach der Herkunft der dieser sicher erkennbaren frühesten Schicht ein, nämlich der

'Kenntnisaussage wichtig. - Ein anderer wichtiger Komplex ist das B;ttc um ein Zeichen oder der Ankündigung eines Zeichens mit

orkommen bei Deuterojesaja. und zwar in den Redeformen des Er- dcm £id dnes Funnens, dann wird man einfacher und ein-

^ungsorakels und der Gerichtsrcdc. Hierin sieht Z. eine eigene, von tz . .__ , i_ i e l / i j ei ■ v

"nabnn« • -r j- • ii . • . j. j uiiii x Ji . j j n deutiger den verbalen fcrkcnntnissatz (erkennen, daß ein be-

"•iDtiangigc Traditionslimc; es zeigt sich der auffällige Tatbestand, daß " _ , . ■ .. . . . , _ .

dle,^kenntnisaussage bei beiden Propheten des Exils begegnet, und zwar stimmtet Tatbestand vorliegt) von dem nominalen Erkenntnis-
^brschcinlich unabhängig voneinander; dagegen „bei keinem der vor- (erkennen, daß ich Jahwe bin) unterscheiden. Zimmeriis

*x,'isdien Schriftpropheten tritt die Erkenntnisaussage in ihrer strengen Unterscheidung geht von dem Bestand bei Ez aus, und hier ist

orTn sonst auf (107). sie berechtigt. Sic scheint audi für die Vorgeschichte berechtigt,

. Die Wurzeln der Erkenntnisaussage (88 ff) weisen auf einen ver- sofern dic,sc 1 K°n 2° ci"s=tzt w° * •strIen«c Bckennt-

P'edenen Ursprung ihrer beiden Grundclcmente. Die Struktur der Er- nisaussage vorliegt. Ist die Selbständigkeit der Linie des ver-

Kenntnisaussage im engeren Sinn (das einen mit ki eingeleiteten Objekt- balen Erkenntnissatzes gesehen, dann wird viel einleuchtender

S^z Agierende j.lda') findet Z. im profanen Bereich in Gen 42, 33 f: und überzeugender, was Z. von der Entstehung der anderen Form
^.aran werde ich erkennen, ob ihr zuverlässige Leute seid.... bringt sagt, die aus einer Fusion zweier verschiedener Formeln ent-
* curc" jüngsten Bruder, so will ich erkennen, daß ihr..." (90). So standen ist (s. o.). Es ist nicht anzunehmen, daß diese Kombina-
BestL ein. Mcnsdl Gott um cin Zcichcn bincn' f d,em " ctwas tion zweier wurzelvcrschiedcner Formeln sich schon sehr früh

d''e Ank "/ ■ (R'v ■3Z)- Zjr 1HC "mrn "7' T vollzog. - Damit bekäme die zu Anfang gestellte Frage, warum

""Kündigung eines Zeichens durch einen Gottesmann. So kommt Z. jr> v. j. ^u-rj- j_ j i l

Zu dem $A,],,n im c i . • • j. u,».„ w.c„« „r der Prophctcnsprucn erst bei tz diesen Zuwachs der Zielangabe

,„... Schluß: „Die Erkenntnisaussage steht... nach ihrem Wesen in ur- r r _ ., I . . r<« , , A

Pru"8lid,em Zusammenhang mit dem Phänomen des Beweiszeichens" (98). bekommt und wir Ähnliches nur noch bei Deuterojesaja finden,
rvi. .„ _, . , . „ , ..... eine jedenfalls mögliche Antwort: Könnte der Grund dafür nicht

,,1Jle strenge Erkenntnisaussage (98 ff) dagegen stellt in sich eine j c-^ ^ i- j c-^ j r j n..-

Nonipositir,r. i j ^ t i . • . ^ .. c i j m der Situation liegen, der Situation der tz und Dtjes gcmcin-

»s»»i-V n dar- der strengen Erkenntnisaussage ist die Formel der _ , . . . . . .. ,^ .

^ Hieben Sclbstvorstellung (die aus dem Kult stammt) in die Erkenntnis- ,samen Epoche? Sie ist bestimmt von der durch die Katastrophe

d Sa*c dm engeren Sinn) eingeschmolzen worden." (103). Die Verbin- bedingten Auflösung der nationalen und kultischen Bindungen, die
denf Wj'St "auf dic NaIlc der 8roßen gottesdienstlichen Ereignisse, in plötzlich für die Übriggebliebenen eine Entscheidung für oder
g^ ." das 'Idi. lahwe' durch den Mund eines legitimierten Sprechers gegen Jahwe ermöglicht, die es so vorher nicht gab. In dieser
Ö*«TW 5v?r^e" (I03)- Da die strenge Erkenntnisaussagc schon in der Situation bekommt auf einmal das .erkennen, daß . . .' (Jahwe
dun» cT "'iefcrllnS von Mose begegnet, ist eine sehr frühe Verbin- handelt oder Jahwe ist), welches vorher nur partielle, begrenzte
zicbt 7CSjr E'cmcnte wahrscheinlich. - In den beiden letzten Abschnitten Bedeutung hatte, eine umfassende, totale Bedeutung (vgl. Z.
St** l^tK^S^^L2^ZT!!^^.t:¥f & S.H7). Die .strenge Form' der Erkenntnisaussage bei Ez, die

"c'intnis Iah«.. ' , . „ , n i r • c- 3. 11/;. Die .srrenge rorm aer crKenntnisaussagc Dei cz, aie

entck l Jahwes zeigt sich als zentrales Anliegen der Prophctic Ez. Sie v , : j r i ^ • * j t: l ij. i • . i

Be 'te,lt ni*t auf dem Weg begrifflicher Erwägung, sondern in der Kombination des Erkenntn.ssatzcs mit der Formel .Ich bin Jahwe
l^n«ng mit dem in der Geschichte handelnden Gott. Wenn der Satz der Ziclaussage konnte dann in Anlehnung an den Abschluß

J"™1 Werdet erkennen ...' bei grundverschiedenen Weisen des Han- so vieler Einzelsatzungen in Lev 18 ff mit diesem Satz .Ich bin

'ahwes stehen kann, so weist das darauf, daß es für Ez eine Jahwe' entstanden sein; sie wäre dann cin besonders eindrück-