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Ausgabe:

1965

Spalte:

177-189

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Buis, Pierre

Titel/Untertitel:

Le Deutéronome 1965

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 3

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Der Leser des Bandes erhält also persönlich geprägte und
dabei sachlich gut fundierte Information über Ereignisse und
Entwicklungen unseres Jahrhunderts, die nicht vergessen werden
dürfen; er wird auch dankbar sein für die guten Bilder, die dem
Buch beigegeben sind. Aber er wird darüber hinaus den Gewissensappell
nicht überhören, den dieser Lebensrückblick für alle
Nachfolgenden bedeutet.

Leipzig Norbert Mülle r

Brinke), Karl, und Herbert von Hintzenstern (Bearb.): Des
Herren Name steht uns bei. Luthers Freunde und Schüler in Thüringen
. I. Bd. 174 S. m. Illustr. 8°. Lw. MDN 6.60.

— Ach, Herr Gott, wie reich tröstest du. Luthers Freunde und Schüler
in Thüringen. DL Bd. 172 S. m. Illustr. 8°. Lw. MDN 6.80.
Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1961/1962].

Die beiden Bände, von denen der erste Herrn Landesbischof
D. Mitzenheim zum 70. und der zweite Frau Professor D. Jursch
zum 60. Geburtstag gewidmet wurde, bringen sechsundzwanzig
Lebensbilder und Episoden aus der thüringischen Reformationsgeschichte
. Die Verfasser sind Wissenschaftler und Männer des
praktischen Amts. Ihnen lag daran, das Gedächtnis wachzuhalten
von Persönlichkeiten, die oft über Luther und Melandithon vergessen
werden, und von den bewegten und spannungsreichen
Geschehnissen der ersten Jahrzehnte der evangelischen Kirche in
Thüringen. Sie wollten die geschichtliche Wirklichkeit darstellen
, aber darüberhinaus zeigen, wie damals Gottes Botschaft
trotz irdischer Unzulänglichkeiten ihren Weg gegangen ist. Die
zahlreichen Abbildungen wurden von Hanns Bock gezeichnet,
was die Einheitlichkeit garantiert.

Leipzig Ingetraut Lu do lp h y

Borowsky, Wolf gang: Evangelische Kirche — wohin? Schwenningen
a. N., Kronenstr. 7: Selbstverlag. 200 S. 8°.

ALTES TESTAMENT

Weiser, Artur: Einleitung in das Alte Testament. 5., verb. u. vermehrte
Aufl. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt (Lizenzausg. d. Verlages
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen) [1963], 420 S. gr. 8°.
Die 4., 1957 erschienene Auflage dieses Werkes ist von
mir in ThLZ 1959, Sp. 282 f. angezeigt worden. Dort wurde
aufgeführt, was diese von den früheren Auflagen unterscheidet.
Gegenüber dem beträchtlichen Schritt, der von der 2. (und 3.)
Auflage zur 4. führt, ist der von dieser zur vorliegenden 5. nur
klein. So weit ich sehe, ist am wichtigsten die überall am
Eingang der einzelnen Paragraphen berücksichtigte neuere Literatur
, die bis 1962 herangezogen ist.

Im Text selber gibt es dagegen nur wenig Änderungen. Zu
ihnen gehören die S. 85, 99 und 112 eingefügten Hinweise auf
Beyerlin, Herkunft und Geschichte der ältesten Sinaitraditionen,
1961, ferner die S. HO1 gebuchte Datierung des Mose-Liedes
durch Eißfeldt und das kuhdramatische Verständnis des Debora-
Liedes (S. 88), das Weiser selber in dem Aufsatz in ZAW 71, 1959,
gewonnen hat. Am wichtigsten ist aber ohne Zweifel die S. 214 f.
neu aufgenommene Auseinandersetzung mit Reventlow, Das
Amt des Propheten bei Arnos, 1962. Gewiß mit Recht sieht
Weiser die Gefahr „einer institutionellen Verengung des Amos-
bildes, das der besonderen Eigenart dieses Propheten kaum ganz
gerecht wird". Daß gerade Weiser dieses Urteil abgibt, fällt besonders
ins Gewicht.

Seine „Einleitung" hat ihren Platz bei Lehrern und Schülern
des Alten Testaments längst gefunden, und wir zweifeln nicht,
daß sie diesen auch weiterhin behalten wird.

Bern Johann Jakob Sta m m

Buis, Pierre, et Jacques Leclercq: Le deuteronome. Paris: Gabalda
1963. 217 S., 2 Ktn. gr. 8° = Sources Bibliques.

Dieser Kommentar zum Deuteronomium (Dtn) eröffnet zusammen
mit dem etwa gleichzeitig erscheinenden zu den Sprüchen
Salomos von Andre Barucq eine neue Reihe, die in Ausstattung
und Art gewiß dem vorliegenden ähnliche Kommentare zu allen
Büchern des AT und des NT bringen soll. Dieser bietet auf der

oberen Hälfte oder den oberen zwei Dritteln der linken Seiten
die mit ganz knappen textkritischen Noten versehene Übersetzung
des hebräischen Textes und fügt ihr auf den Resten der
linken und auf den rechten Seiten die Sacherklärung hinzu
(S. 31—215). Vorausgeschickt ist eine Einleitung (S. 5—30), die
zuerst daran erinnert, daß das Dtn im 19. Jahrhundert ein
Schlachtfeld literarkritischer Auseinandersetzungen gewesen sei,
die aber schließlich nur zur Entdeckung oder Wiederentdeckung
seiner literarischen Schönheiten und seines reichen Lehrgehalts
geführt hätten, und daraus die Folgerung zieht, daß das Hauptanliegen
jedes Dtn-Kommentars neben der Aufzeigung seiner
literarischen Werte die Herausstellung seines theologischen Gehaltes
sei, und dann diese sechs Themata behandelt: 1) Literarische
Art; 2) Entstehung, Quellen und Autor; 3) Theologie;
4) Einfluß; 5) Text-Überlieferung und Kommentare; 6) Bibliographie
. Einleitung und Kommentar geben dabei als Schlüssel zur
Erfassung der Eigenart des Dtn die Erkenntnis aus, daß es in
der Hauptsache Predigten enthalte, wie sie von Leviten an den
zur Erneuerung der Bundesschlüsse Jahwes mit Israel regelmäßig
stattfindenden Feiern gehalten worden seien. Zum Stil dieser
Bundeserneuerungspredigten gehört die Anrede der Hörer, die
bald das pluralische „Ihr", bald das singularische „Du" gebraucht
. Es war also ein Irrtum, wenn man früher diesen Wechsel
zwischen „Ihr" und „Du" als Quellenscheidungs-Kriterium
glaubte benutzen zu können. Auch sonst ist von Iiterarkritischen
Dingen in der Einleitung wie im Kommentar verhältnismäßig
wenig die Rede. Das hat seinen Grund nicht etwa in apologetisch
-dogmatischer Gebundenheit. Denn mit der inzwischen Allgemeingut
gewordenen Unterscheidung zwischen „Authentizität
und Inspiration" ist die Nötigung, Mose als den Verfasser des
Dtn zu betrachten, weggefallen: „Seitdem man erkannt hat, daß
das Dtn Wort Gottes sein kann, ohne Wort Moses zu sein, hat
das Problem viel von seiner Dringlichkeit verloren" (S. 12).
Immerhin wird über Heimat, Entstehungszeit und Komposition
des Dtn doch das Nötigste gesagt. Darnach ist es, wie seine
Verwandtschaft mit Hosea und mit dem Elohisten zeigt, im
Nordstaat Israel entstanden. In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts
v. Chr. hat hier ein außerhalb der Heiligtümer als
Prediger tätiger Levit, der „Deuteronomist", den Grundstock des
Buches geschaffen, der — von ein paar Versen abgesehen — jedenfalls
4,1-28; 5,1-9, 10; 12,1—28, 46; 30,11-20; 31,9-13
enthielt. Unter Josia, also etwa ein Jahrhundert nach seiner Entstehung
, gefunden und veröffentlicht, hat dieses Dtn die Bildung
einer deuteronomistischen Schule veranlaßt. Dieser ist eine
zweite Ausgabe des Buches zu danken, die historische (1—3;
4,41—43; 9,11-10, 5; 31,1-8), theologische (10,12-11, 32;
29, 1—28) und einige aus älteren Quellen entnommene Stücke
(27; 32; 33) hinzugefügt hat. Diese zweite Ausgabe, die dem
Dtn im übrigen seine endgültige Gestalt gegeben hat, ist im
Exil noch etwas vermehrt worden (4,29—40; 28,47—69; 30,
1—10), und schließlich hat die Einfügung des Dtn in den
Pentateuch noch einige Änderungen mit sich gebracht, indem
die Erzählungen des Elohisten und des Priesterkodex über den
Tod Moses (31,14-23 und 1,3; 32,48-52) im Buche Platz
fanden oder mit der entsprechenden deuteronomistischen Erzählung
verschmolzen wurden (34).

Da die in der Einleitung mitgeteilten Iiterarkritischen Bemerkungen
hin und her im Kommentar wiederaufgenommen
werden, läßt sich schon sagen, daß B. und L. diese Seite der
Sache keineswegs vernachlässigt haben. Aber ein anschauliches
Bild vom Werdegang des Dtn haben sie doch nicht vorgelegt.
Das wollten sie auch gar nicht, wie denn S. 12 ausdrücklich
festgestellt wird, daß bei der Unsicherheit der zur Erklärung
der Komposition des Dtn verwendeten Hypothesen nur ein
paar solcher Beobachtungen berücksichtigt werden sollten, die
einigermaßen gesichert sind und zum Verständnis der literarischen
Formen und der Lehre beitragen könnten. Mit veranlaßt
ist die Zurückhaltung der Literarkritik gegenüber gewiß aber
auch durch die im Zusammenhang mit der schon erwähnten Erörterung
über „Authentizität und Inspiration" geltend gemachte
Tatsache, daß die Meinung, die Pentateudikritik drohe den
Glauben zu untergraben, die früher dieser Kritik ihre Aktuali-