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1965

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 2

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Wechsel geführt und dann von beiden gemeinsam in dieser Buchform
veröffentlicht. Ausgehend von dem Gedanken, daß das
evangelisch-katholische Gespräch auf die Dauer nicht im Privaten
bleiben dürfe, sondern einmal offiziell und verbindlich werden
müsse, werden in von selbst sich ergebender Folge die Fragen der
Vollmacht der Bischöfe, des Verhältnisses von Kirche und Heiliger
Schrift usw. je in römisch-katholischer und evangelischer
Sicht erörtert und von da aus, im 4. und 5. Briefwechsel, die
beiderseitige grundsätzliche Auffassung des Wesens der Kirche.
In den letzten Briefwechseln geht es um die Bedeutung der
Taufe und des hl. Abendmahls sowie um die Fragen des rechten
Sichtbarwerdens des wesenhaften Einsseins der Kirche. Wird man
auch vielleicht Meinhold nicht in allen Einzelpunkten zustimmen
können, so muß man in dem ganzen doch ein gutes Musterbeispiel
dafür sehen, wie das evangelisch-katholische Gespräch
heute zu führen ist, sowohl was den Geist dieses Gesprächs als
auch was seine Thematik betrifft.

Münster/Westfalen Ernst Kinder

Affemann, Rudolf: Die Frage der Tiefenpsychologie nach der Echtheit
des christlichen Glaubens (EvTh 24, 1964 S. 311—323).

Beckmann, Joachim: Abendmahlsgemcinschaft und Kirchengcincin-
schaft (KidZ 19, 1964 S. 313—316).

Bultraann, Rudolf: Der Gottesgedanke und der moderne Mensch
(Universitas 19, 1964 S. 1023—1036).

Diem, Hermann: Glaube und Überlieferung als Problem des Ver-
stehens (KidZ 19, 1964 S. 351—359).

Duensing, Friedrich: Fragen zu Ebelings Glaubens- und Gottesbegriff
(EvTh 24, 1964 S. 34—45).

Frankel, Hans-Joadiim: Dreißig Jahre Barmen. — Zur gegenwärtigen
Deutung der Barmer Theologischen Erklärung (KidZ 19, 1964 S. 197
—201).

Hall, Richard C: Is There a Special Religious Language? (AThR 46,
1964 S.. 88—94).

Jacobs, Paul: Bibelautorität und Bibelkritik (KidZ 19, 1964 S. 360

—362).

Moltmann, Jürgen: Anfrage und Kritik. Zu G. Ebelings „Theologie

und Verkündigung" (EvTh 24, 1964 S. 25—34).
Moritz. Hans: Der Brudi im Denken des 19. Jahrhunderts und unsere

gegenwärtige theologische Situation (Evangelisches Pfarrerblatt 1964

S. 220—224).

Oden, Thomas C: The Alleged Structural Inconsistency In Bultmann

(The Journal of Theology 44, 1964 S. 193—200).
Schmaus, Michael: Wahrheit als Heilsbcgegnung. München: Huebcr

1964. 155 S. kl. 8° = Theologische Fragen heute, hrsg. von M.

Schmaus u. E. Gössmann, I. Kart. DM 5.80.
Vogel, Heinrich: Die Kirche und ihr Auftrag heute (KidZ 19, 1964

S. 321—328).

PSYCHOLOGIE UND RELIGIONSPSYCHOLOGIE

Zwingmann, Charles IHrsg.]: Zur Psychologie der Lebenskrisen.

Frankfurt/M.: Akademische Verlagsgesellschaft 1962. XVII, 374 S.
8° = Akademische Reihe, Auswahl repräsentativer Originaltexte,
Psychologie, hrsg. v. Ch. Zwingmann. Kart. DM 10.90.

Die Psychologie der Lebenskrisen ist ein Thema, das jeden
Menschen existentiell angeht, denn er wächst und reift in
Krisen. Wie Hrsg. einführend darlegt, wird die Krise jedoch
auch als Existenzbedrohung erlebt, die unbewältigt bleiben kann.
Das ist mitbedingt durch kulturanthropologische Faktoren. In
unserer komplizierten und an Überforderungssituationen reichen
Welt sind „Konflikte, Neurosen . . . Termini, die den modernen
Menschen geradezu definieren". Darum ist es das Anliegen des
Hrsg.s, dem Menschen zu einem Selbstverständnis zu helfen, das
ihn befähigt, in seinen Krisen zu reifen. Im Hinblick darauf ist
es dankenswert, daß der Sammelband Spezialerfahrungen von
Sachkennern auf medizinischem, psychologischem und soziologischem
Gebiet vereint. Es ist dem Herausgeber dadurch gelungen,
das Phänomen der Krise unter verschiedenen Gesichtspunkten
zu beleuchten und dem Leser zugleich einen Einblick in die
Mannigfaltigkeit der Aspekte und Richtungen der Psychologie,
einschließlich der Tiefenpsychologie, zu geben, ohne auf eine
gewisse Einheitlichkeit im — vorherrschend personalen — Sinnverständnis
der Krise und damit des Menschen zu verzichten.

Als glücklich gewählt erweist sich die Gliederung der Krisen
nach drei großen Phasen des Lebensverlaufes, denn die im ersten
Teil behandelten „Krisen des Wachstums" und des
Werdens im Kindheits- und Jugendalter bilden in vieler Hinsicht
die Grundlage zum Verständnis der „Krisen der mittleren
Lebensjahre" wie auch der „Krisen der Lebenswende und des
Alters". Bestätigen doch die Ergebnisse der Aufsätze die allgemeine
tiefenpsychologische Erfahrung, daß Krisen der späteren
Lebensjahre oft ihre Wurzel in unbewältigten Konflikten der
Kindheits- und Jugendschicksale haben.

Die konzentrierte Darstellung „pathogenetischer Milieu -
einwirkungen auf die Entwicklung des Kindes" von G. Destunis
ist eine ausgezeichnete Ausgangsbasis für die weitere Entfaltung
des Problems. — E. Kretschmer macht Pubertätsprobleme aus
verschiedenen Strukturen der Reifungsprozesse verständlich.
Nicht nur Reifungshemmungen und -beschleunigungen, sondern
vor allem die Asynchronie möglicher Reifungslinien bedingen
Krisen. — Während wir durch F. G. v. Stockerts Aufsatz Einblick
erhalten in die „soziologischen Auswirkungen" „biologischer
Krisenphasen", zeigt C. Bondy Schwierigkeiten und Leiden der
Pubertät als sozialkulturelles Phänomen auf. — Ein hochaktuelles
Problem behandelt K. Mierke in den „Entwicklungsanomalien
als Folgeerscheinung seelischer Überforderung". Er macht verständlich
, daß seelisch-geistige Überforderungen zu einer Verlaufsfolge
von aggressiven, regressiven und restitutiven Tendenzen
führt. Die Möglichkeit, daß die Entwicklung in einer dieser
Phasen verharrt oder daß die verschiedenen Tendenzen auf
andere Strukturbereiche irradiieren, führt insbesondere zu Fehlentwicklungen
. — Bei dem wichtigen Thema der „Einführung
Jugendlicher in die Berufsaufgaben der industriellen Gesellschaft"
gibt H. Dirks eine ebenso gute Diagnose der Wirtschafts- und
Gesellschaftsstruktur wie der psychischen Eigenart des heutigen
Jugendlichen und zeigt die aus ihrem Zusammenwirken erwachsenden
Gefahren wie die positiven Ansätze zu helfender
Erziehung auf. — Mit der Ausweitung der Krisenproblematik
auf das Phänomen der „jugendlichen Gewaltverbrechen"
(H. Stutte) und der „Selbstmordhandlungen junger Menschen"
(L. Zumpe) werden die Krisen des Wachstums in sehr interessanten
Beiträgen abgeschlossen.

Als Einleitung und Grundlegung für die „Krisen der
mittleren Lebensjahre läßt sich kein Aufsatz geeigneter
denken als der von A. Mayer über die „seelischen Krisen
im Leben der Frau", denn hier werden mit medizinisch-psychologischer
Sachkenntnis und großem sittlichen Ernst alle Krisen
der Frau von der Pubertät bis ins Alter kritisch beleuchtet:
Krisen, die aus der Sexualmoral und Gattenwahl erwachsen, aus
der Ehe und Ehezerrüttung, der Schwangerschaft, Spätehe und
Berufstätigkeit, der Ehelosigkeit. Eine gute Ergänzung hierzu
bildet E. Sterns Beitrag über „die Unverheirateten". Die in
vielen Hinsichten sehr richtig dargestellte Motivation und Auswirkung
der Ehelosigkeit ist jedoch andererseits zu negativ beurteilt
. Es ist nicht beachtet, daß es eine bewußte Entscheidung
für die Ehelosigkeit wie auch ein nachträgliches Ja-sagen zu diesem
Schicksal gibt, das von Frauen wie Männern als befriedigend
und ihrer Bestimmung gemäß empfunden, darum auch reif gestaltet
wird.

Die in den mittleren Jahren nicht seltenen Krisen, die
Grund und Folge gestörter geschlechtlicher Funktionen sind,
werden von V. E. Frankl und L Marksteiner („Die psychische
Impotenz") und von A. Mayer („seelisch bedingte Sterilität")
behandelt, wobei die ärztliche Sachkenntnis sich in erfreulicher
Weise mit dem personalen Verständnis der Geschlechtlichkeit
vereint und zu Deutungen und Wegweisungen führen, die der
christlichen Sexualethik nahekommen. Das Gleiche gilt von dem
personalen Verständnis der Liebe und Ehe in Frhr. F. v. Gagerns
Aufsatz über „Ehekrisen", in dem zugleich die analytische
Psychologie C. G. Jungs fruchtbar einbezogen wird.

Eine notwendige Ergänzung zu den Aufsätzen über Krisen
im Erlebnisbereich der mann-weiblichen Beziehungen bringt
E. C. Hau in seinen Darlegungen über „Die Arbeitseinstellung
als neurotisches Symptom" mit einer gründlichen, viele tiefenpsychologische
Aspekte einschließenden Diagnose.