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Ausgabe:

1965

Spalte:

131-132

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Steck, Karl Gerhard

Titel/Untertitel:

Kritik des politischen Katholizismus 1965

Rezensent:

Loewenich, Walther

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Seite 1

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131

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 2

132

niederdeutschen Bekenntnisgemeinschaften (Mitte 1934) wird
kaum behandelt. (Vgl. G. Niemöller, Barmen I [AKG 5],
S. 193 ff., aber auch Stoevesandt, S. 37 f.)

Der Darstellung ist ein Dokumentenanhang (Dokument
1—8) angefügt, der das im Text verarbeitete Material für einige
wichtige Vorgänge ergänzt.

Die Darstellung ist zum Gesamtverständnis des Kirchenkampfes
unentbehrlich.

Hannover Eberhard K Iiige 1

G i 1 g, Otto: Ein« zeitgenössische Veröffentlichung des Döllingerschen
Briefwechsels (IKZ 54, 1964 S. 97—107).

Hartmann, Arnulf: The Augustinians in Seventeenth Century Japan
(Augustiniana 14, 1964 S. 315—377).

Helsztynski, Stanislaw: Einfluß polnischer Brüder in England (Polnische
Oekumenische Rundschau 3, 1964 H. 2 S. 7 f.).

Herklots, H. G. G.: Mandell Creighton Bishop of Peterborough
1891—1897 (AThR 46, 1964 S. 21—34).

Kahle, Wilhelm: Gottfried Arnold. Zur 250. Wiederkehr seines
Todestages (KidZ 19, 1964 S. 205—209).

Kantzenbach, Friedrich Wilhelm: Die Barmer Theologische Erklärung
von 1934 im gegenwärtigen Bekenntnisgespräch (LM 3, 1964
S. 402—415).

Kupisch, Karl: Sarajewo 1914 (KidZ 19, 1964 S. 304—309).

Müller, Gotthold: Theologischer Liberalismus und österreichischer
Protestantismus im 19. Jahrhundert (ThZ 19, 1964 S. 172—191).

Müller, Johannes: Ebrards Wirken in der Pfalz. Ein Kapitel des
Kampfes um das Erbe der Reformation in der Pfälzischen Unionskirche
(KidZ 19, 1964 S. 301—303).

P e t r y, Gerhard: In memoriam Paul Schneider (KidZ 19, 1964 S. 310
—312).

R a a c k, R. C.: A new Schleiermacher Letter on the Conspiracy of

1808 (ZRGG 16, 1964 S. 209—223).
S c h o e p s, Hans-Joachim: Unveröffentlichte Briefe von Stahl und

Bismarck (ZRGG 16, 1964 S. 275—278).

KIRCHEN- UND KONFESSIONSKUNDE

Steck, Karl Gerhard: Kritik des politischen Katholizismus. Frankfurt
/Main: Stimme-Verlag [1963]. 109 S. 8° = Antworten 1. Kart.
DM 6.80.

K. G. Steck, der sich in seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen
mehrfach mit dem modernen Katholizismus beschäftigt
hat, setzt sich hier mit dem politischen Katholizismus
kritisch auseinander. Der erste Teil behandelt grundsätzlich den
Katholizismus als politische Kraft, der zweite Teil wendet sich
im besonderen der neuen Sozialenzyklika ,,Mater et magistra"
zu. Die geschichtlichen Voraussetzungen des modernen politischen
Katholizismus werden in der „Enterbung" durch die französische
Revolution und die Säkularisation sowie im Kölner
Kirchenstreit und im Kulturkampf gesehen. Daneben treten als
äußere Voraussetzungen das Vereinswesen des 19. Jahrhunderts
und die Möglichkeiten für die Freiheit der Kirche in der modernen
Demokratie. Die geistigen Grundlagen sind in der dogmatisch
fixierten Glaubensanschauung gegeben. Dabei spielt vor
allem das Naturrecht eine Rolle, dem Steck äußerst kritisch
gegenübersteht, während er gleichzeitig eine tragfähige biblische
Begründung des politischen Katholizismus vermißt. Man kann
das Programm des politischen Katholizismus formulieren, „ohne
vom Evangelium auch nur mit einer Silbe zu sprechen" (48).
Auch die Forderung nach Mündigkeit der Laien und das Recht
auf Gewissensfreiheit gegenüber dem kirchlichen Lehramt haben
sich bisher nicht durchgesetzt. Das kirchliche Selbstbewußtsein
läßt es nicht zu echter Partnerschaft mit der „Welt" kommen.
Diese Grundzüge des politischen Katholizismus sind zwar in der
neuen Sozialenzyklika in ihrer Schärfe gemildert, aber nicht
preisgegeben. Die kritischen Überlegungen Steeles, die übrigens
mit der steten Bereitschaft zu evangelischer Selbstkritik verbunden
sind, erscheinen in der heutigen Situation als notwendig
und dankenswert. Sie sind alles andere als billige Polemik, vielmehr
ein ernstes Bemühen um echtes Verstehen. Stecks Kritik
setzt nie ein, ohne vorher die positiven Züge hervorzuheben.
Sie vergleicht in sachlicher Weise die Theorien des politischen
Katholizismus mit der geschichtlichen Wirklichkeit und führt

damit ihre Bedeutung auf das rechte Maß zurück. Sie legt aber
vor allem den Maßstab des biblischen Evangeliums an sie an,
das anti-ideologisch verstanden wird. Für das heutige interkonfessionelle
Gespräch liefert die kritische Besinnung Stecks
einen wesentlichen Beitrag, selbst wenn man dem Verfasser
nicht in allen Punkten theologisch zustimmt. Sie ist wissenschaftlich
fundiert und zugleich allgemeinverständlich gehalten.

Erlangen Wnlther von Loewenich

D e r o o, Andre Abbe: Encycliques, messages et discours de Pie IX.
Leon XIII, Pie X, BenoJt XV, Pie XI, Pie XII et Jean XXIII Sur
les questions civiques et politiques. Lille (Nord, 19, rue Pharaon de
Winter): Selbstvlg. d. Verfs. [1961]. 536 S. 8°. NF 20.—.

Dieses Werk bietet in französischer Übersetzung, in
chronologischer Ordnung und ohne Kommentar, in vollem Text
oder in Auszügen, Verlautbarungen des päpstlichen Stuhles von
1846 bis 1961 über die Fragen des staatsbürgerlichen und
politischen Lebens. Es ist der vierte, abschließende Band einer
Reihe, in der schon die sozialen Fragen, die Fragen der Familie
und diejenigen der Erziehung behandelt wurden. In diesen vorhergehenden
Bänden sind schon viele päpstliche Äußerungen
über das Thema des vorliegenden Werkes mitgeteilt worden,
sie werden hier nicht wiederholt, so die Enzyklika „Rerum
Novarum" von 1891 und die zu deren 40. Jahrestag veröffentlichte
Enzyklika „Quadragesimo Anno" von 1931. Aber
„Mater et Magistra" Johanns XXI1L, die zum 70. Jahrestag
von „Rerum Novarum" erschien, ist in unverkürztem Text
und als Abschluß des Ganzen wiedergegeben. Von diesem
Höhepunkt zurückblickend sieht man eine Entwicklung sich
abzeichnen, Johann XXIII. redet ausdrücklich davon. Die
Kirche, sagt Verf. in seinem kurzen Vorwort, paßt ihre
Weisungen an die wandelbaren Bedürfnisse der Zeiten und der
Völker an und steht doch über allem Wandel als Künderin und
Wahrerin einer überlegenen Lehre: „une doctrine dont eile est
gardienne et maitresse". Bei näherem Zusehen merkt man, daß
die katholische Naturrechtslehre dabei zugleich Hilfe und
Hemmnis ist.

Ein ausführliches Sachregister erschließt den Reichtum der
behandelten Gegenstände. Wir heben wahllos hervor: Vaterlandsliebe
, Autorität, Kultur, Gewissen, Verfassung, Kriegsverbrechen
, Demokratie, Pflicht, Tugend, Recht, Naturrecht,
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Staat, Mensch, Wahlen,
Gerechtigkeit, Gesetz, Moral, Gehorsam, göttliche Ordnung,
Friede, Parteien, unterentwickelte Länder (erst seit 19561),
Macht, Eigentum, Politik und Religion, Verantwortung, Sozialismus
, Gesellschaft, Totalitarismus Arbeit, geistige Werte. Das
Stichwort „Frankreich" verweist auf eine größere Anzahl von
Stellen, zum Zeichen, daß diese Auswahl für französische Leser
zugeschnitten ist. Andererseits ist auch das Thema „Europa"
vertreten, mit wenigen Beiträgen das Problem des Kolonialismus
. Die Judenfrage finden wir nicht erwähnt.

Ein Vorwort von Kardinal Lienart, Bischof von Lille,
Unterstreicht den Wert dieser Veröffentlichung und wünscht
ihr Leser, die ihre Lehren in die Tat umzusetzen vermögen:
„La science pour l'action!"

Rittershoffen Theobald Süss

N e i 11, Stephen: Anglikanisches Bewußtsein. Würzburg: Editcr-Verlag
1962. 251 S. gr. 8° = Christliche Konfessionen in Selbstdarstelhin-
gen, hrsg. v. G. Stachel, Bd. II. , > »

Diese ruhig ausgewogene Selbstdarstellung eines anglikanischen
Christen erscheint mit katholisch-bischöflichem Imprimatur
in der Reihe, die durch Eugen Walter als Katholikert
mit „Alle meine Quellen sind in Dir" eröffnet wurde. Für dtfe
„evangelische" und „Orthodoxe Position" sind hier Darlegungen
von L. Bartning und Panagiotis Bratsiotis vorgesehen.
Dr. h. c. Stephen Neill M. A. ist aus der Südindischen Unionskirche
als Bischof gesundheitshalber nach London zurückgekehrt,
hat längere Zeit an der Oekumenischen Gründungsarbeit vor
Amsterdam 1948 und kurz danach teilgenommen und gibt als
Wohnsitz heute außer Genf Hamburg an. Nach seinen Vorlesungen
in Honkong über Sommer 1963 hat er in Hamburg an