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Ausgabe:

1965

Spalte:

100-103

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Arbeiter in Gottes Ernte 1965

Rezensent:

Knospe, Gottfried

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99

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 2

100

Im fünften Abschnitt teilt Schoeps Forschungsergebnisse
über Gestalten und Entwicklungen seit dem achtzehnten Jahrhundert
mit, die bislang zu Unrecht weithin unbeachtet geblieben
sind. Lediglich erwähnt seien hier wenigstens die
Namen Gumpertz Levison, Ernst Brandes, Eduard Gans, Heinrich
Leo, Carl von Fechenbach, Rudolf Meyer. Besonders instruktiv
ist der Aufsatz über die außerchristlichen Religionen bei
Hegel.

Die in dem Buch vereinigten Aufsätze aus den letzten
anderthalb Dezennien (z. T. auch in der ThLZ erschienen) ergeben
, so verschiedenartig auch ihre Thematik ist, doch ein
geschlossenes und harmonisches Ganzes. Man muß dankbar
sein, daß die teilweise nur schwer zugänglichen Arbeiten nun
in dieser schönen Sammelausgabe der Öffentlichkeit vorliegen.

Saarbrücken Ulrich Mann

[James, E. O.:] The Saviour God. Comparative Studies in the
Concept of Salvation presented to Edwin Oliver James by Colleagues
and Friends to commemorate his seventy-fifth birthday, ed. by
S. G. F. Brand on. Manchester: University Press [1963]. XXII,
242 S., 1 Titelb. gr. 8°. Lw. 37 s. 6 d.

Fünfzehn namhafte Fachgenossen haben sich zusammengetan
, um den verdienten Religionswissenschaftler und Theologen
E. O. James in einer Festschrift zum 75. Geburtstag zu
ehren. Es gehört zu den Vorzügen dieser Festschrift, daß sie
unter einem Thema steht. Die Beiträge gehen auch im strengen
Sinne alle diesem zentralen Thema nach: ob und in welcher
Weise in den verschiedenen Religionen von Erlösung und von
Erlöser-Gestalten gesprochen werden kann. Da hier Spezialisten
schreiben, ist ein (mehrsprachiges) Werk entstanden, dem der
Wert eines repräsentativen Symposiums, freilich bei zu spärlicher
Vertretung der indischen Religionswelt, zugesprochen
werden darf.

Der heute mehr denn je naheliegenden Sorge, es könnte bei
der Behandlung des Themas zu Verschleifungen in Richtung
Einheitsreligion kommen, wird der Leser enthoben, sobald er
sich in die sauberen wissenschaftlichen Arbeiten vertieft. Die
Mitarbeiter wissen und sagen das auch, daß man „Erlösung" im
allerweitesten Sinne fassen muß, um allgemein von Erlösungsreligionen
und Erlösergestalten reden zu können. Tatsächlich
sind es „allerlei Übel" und, wie es zutreffend vom Hinduismus
gesagt wird, „natürlich nicht Erlösung von Sünde", wovon man
Erlösung erhofft, zu denen selbst die menschliche Existenz als
solche gehören kann, „das ganze aktive Leben, das wir in Raum
und Zeit führen". Von dem in der ganzen Geschichte Chinas
wahrnehmbaren „Erlösungs"-Bedürfnis wird gesagt, daß es oft
ein Wunsch nach Befreiung von den Übeln, Schmerzen, Kümmernissen
und Gefahren dieses Lebens gewesen und als eine starke
Sehnsucht nach einem besseren Leben in einer zukünftigen Welt
erkennbar geworden sei. Von einer Periode der islamischen
Geschichte wird gesagt, es habe da ein tiefes religiöses Verlangen
bestanden nach einem Erlöser — um politische Ziele zu
erreichen.

Das Buch beginnt mit einer kurzen Würdigung der wissenschaftlichen
Leistungen des mit der Festschrift Geehrten, der sich
auf neun Seiten eine Bibliographie (bis zum Jahre 1962) anschließt
, die aber nur die bedeutendsten Arbeiten umfaßt.

Wollte man vom Inhalt der fünfzehn Beiträge einen zuverlässigen
Eindruck geben, so müßte man notwendig einige Spalten
füllen. Und eine kritische Würdigung dürfte kaum einer Einzelperson
möglich sein, weil wohl kein Einzelner die Quellen in den
Sprachen der ägyptischen und afrikanischen Religion, des Islams,
des Buddhismus und des Hinduismus zu übersehen und zu beherrschen
vermag; der gegenwärtige Rezensent jedenfalls vermag
es nicht.

Es muß genügen, daß hier die Themenkreise genannt werden
. In den ägyptischen Bereich führen zwei Abhandlungen ein:
über Isis als Erlösergöttin und über die Rituelle Technik der
alten Zeit im Nahen Osten (Brandon). G. Parrinder berichtet
von einem afrikanischen Erlösergott, und von dem Pantheon
unzählbarer Erlöser-Götter in der chinesischen Religion schreibt
D. A. Smith. Allgemeine Studien liegen vor über Politeismo e

Soteriologia (Angelo Breiich), über die Aussage „Unser Gott und
Heiland" (F.Bruce), über den Anthropomorphismus (J.Duchesne-
Guillemin), über Schöpfung und Erlösungsvorstellungen (H. D.
Lewis), Remarques sur la soteriologie du Nouveau Testament
(Marcel Simon) wie über die Taufe und Erhöhung (enthrone-
ment) in einigen jüdisch-christlichen Gnosis-Dokumenten (Geo
Widengren). Vom islamischen Bereich handeln zwei Beiträge
(Annemarie Schimmel, W. Montgomery Watt), und ebenso auch
über den Buddhismus (Edward Conze: Buddhist Saviours; und
Ninian Smart: The work of the Buddha and the work of Christ).
Entgegen allen Erwartungen findet sich über den Hinduismus
nur eine Arbeit, die vorzüglich ist, aber eben doch nur „Salvation
in the Mahäbhärata" behandelt. Immerhin haben gleich die
ersten Zeilen allgemeine Gültigkeit: Von Erlösung im Hinduismus
zu reden sei doch wohl irreführend, weil dieses Wort eine
spezifisch christliche Sinnfülle habe und eine Reihe von christlichen
Lehren berühre, die für den Hinduismus keinerlei Relevanz
haben.

Jeder Aufsatz schließt mit einem Anhang für Anmerkungen
und erwünschten Literaturangaben. Es fehlt auch nicht der Index.

Eine Reihe von Druckfehlern zeigt sich besonders in deutschen
Titeln und Zitaten, z. B. S. 33 in Anm. 5 und 7; S. 34, Anm. 12, 23, 24;
S. 35, Anm. 28, 43; S. 47, Anm. 5 und 7; S. 96, Anm. 10, und S. 188,
1. Zeile. Bedauerlich ist der Gebrauch der Vokabel „Kirche" auf S. 179,
sehr im Gegensatz zu E. Conzes Ausführungen auf S. 68, in der Abhandlung
über die chinesische Religionswelt.

Halle/Saale Arno Leb mann

[R c n d t o r f f, H.:] Arbeiter in Gottes Ernte. Heinrich Rendtorff.

Leben und Werk, hrsg. v. P. Toaspern. Berlin: Christi. Zcit-

schriftenverlag [1963]. 171 S., 2 Taf. 8°.

Im Jahre 1958 hatte der Christliche Zeitschriftenverlag
Berlin anläßlich des 70. Geburtstages von Heinrich Rendtorff den
Band „Sammlung und Sendung" als Festgabe für ihn vorgelegt.
Zwei Jahre später, wenige Tage nach Vollendung seines 72. Lebensjahres
, wurde Heinrich Rendtorff heimgerufen. Nun ist in
demselben Verlag dieses biographische Werk erschienen. Herausgeber
ist der Schüler und Schwiegersohn Rendtorffs, Paul
Toaspern. Es ist ein glücklicher Gedanke gewesen, in dem Buch
die Menschen zu Worte kommen zu lassen, die dem Verewigten
am nächsten gestanden haben, die Glieder seiner Familie, seine
Freunde, Weggenossen und Mitarbeiter. So entsteht ein Bild
seines Lebens und Wirkens von großer Anschaulichkeit und Geschlossenheit
. Damit hängt auch der andere Vorzug des Buches
zusammen. Es hat nicht nur biographischen, sondern auch dokumentarischen
Wert. Viele Vorgänge werden von solchen geschildert
, die sie miterlebt haben oder an ihnen beteiligt waren, so
die Entstehung der Bibelwochen in Deutschland, die Gründung
der Arbeitsgemeinschaft für Volksmission, der sogenannte Inselkonvent
des Kirchentages, aber auch anderes, wie die Ereignisse,
die Rendtorff dazu veranlaßt haben, 1934 sein Amt als Landesbischof
der mecklenburgischen Landeskirche niederzulegen, und
seine Mitgliedschaft und Mitarbeit in der Bekennenden Kirche
seit 1934. Es ist ein Stück Zeit- und Kirchengeschichte zwischen
den beiden Weltkriegen und nach 1945, das, aufs engste verknüpft
mit den Daten dieses erfüllten Lebens, am Leser vorüberzieht
.

Die Schwester Emma Rendtorff und die Lebensgefährtin
Hedwig Rendtorff schildern Kindheit und Jugend des Bruders
und Gatten im Preetzer Stift und Predigerseminar, wo schon der
Großvater Klosterprediger und der Vater Franz Rendtorff außerdem
Leiter des Seminars waren, und die schweren Anfänge im
Gemeindepfarramt in Hamwarde/Worth unmittelbar nach dem
Ende des ersten Weltkrieges. Die Unkirchlichkeit dieser Gemeinde
, die damals einsetzende kirchenfeindliche Propaganda und
die geistige und wirtschaftliche Not jener Jahre legten in dem
jungen Pastor schon damals den Grund für die missionarische
Einstellung, die ihn sein ganzes Leben und in allen seinen Ämtern
ausgezeichnet hat. Mt. 9, 36 f. wurde für Rendtorff zum Leitgedanken
seines kirchlichen Dienstes. Er nahm an dem ersten Kursus
für Volksmission teil, den D. Füllkrug veranstaltete, und erhielt
dort das Rüstzeug für seine weitere Arbeit, die ihn bald